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Ent-Täuschungs-Versuch.

15 Aug

Ich muss zugeben, ich bin enttäuscht.

Als ich am Samstag um kurz nach 18 Uhr den Mönchengladbacher Wellblechpalast betrat, tat ich das in der einigermaßen sicheren Überzeugung, dass ich diesen Ort rund 2 Stunden später als Fan des alleinigen Tabellenführers wieder verlassen würde.

Das neu gewonnene Selbstvertrauen hatte unter Umständen auch mit der Zahl der vorab beim Gladbacher „Stamm“-Griechen (zweimal ist Tradition, oder?) verzehrten Kölsch zu tun, aber eben auch damit, dass keines der Teams mit weißer Weste eine mit uns konkurrierende Tordifferenz aufweisen konnte, nach den Samstagnachmittagspielen. Denn ich rechnete durchaus mit einem Sieg gegen Gladbach, keinem deutlichen, aber einem Sieg. Und der hätte schon gereicht für Platz 1. Aber leider reichte es am Ende dann doch nur zu einem Remis und damit „nur“ zu Platz 4, bzw. relevanter: zu 4 Punkten insgesamt.

Dabei ließ es sich eigentlich gar nicht so sehr schlecht an. Bis auf eine sehr gute Gelegenheit von Reus wenige Sekunden nach Anpfiff, hatte der VfB die Gladbacher Borussia sehr gut im Griff und ließ ihnen in der eigenen Hälfte kaum Raum, um zu ernsthaften Torchancen zu kommen. Die hatte, wie schon vor Wochenfrist überwiegend der VfB für sich zu verzeichnen – leider aber auch mit der selben Schlampigkeit im Abschluss wie vor Wochenfrist.

Allerdings waren die Chancen für den VfB auch weder quantitativ wie qualitativ so stark vorhanden wie  noch gegen Schalke. Denn die Borussia bestätigte ihre starke Defensivleistung aus dem Auftaktspiel mit einer ähnlich konzentrierten und ruhigen Leistung, die es dem VfB eben selten erlaubte seinerseits zu guten Gelegenheiten zu kommen, da die Abseitsfalle der Gladbacher hervorragend funktionierte (bzw. teilweise die Stuttgarter Mittelfeldspieler den Pass einfach zu spät spielten).
Und da auch der VfB, wie erwähnt, defensiv sehr aufmerksam agierte, entwickelte sich im Laufe der ersten 45 Minuten ein zwar gut anzuschauendes Spiel, aber eben auch eines mit eher überschaubarem Unterhaltungswert.

Das änderte sich, obwohl keiner der Trainer wechselte, dann allerdings in der zweiten Hälfte, da der VfB nach dem Wiederanpfiff wesentlich offensiver eingestellt agierte und die Gladbacher schon früher unter Druck setzte, wodurch sich einige gute Gelegenheiten ergaben, vor allem über die linke Seite mit Molinaro und Gentner, sowie später Traoré (insgesamt 9 Flanken versus 4 über rechts). Aber trotz einer Steigerung der Chancenzahl konnte der VfB auch hier wieder nichts zählbares für sich herausholen und lief stattdessen in einen Konter, der zum nicht ganz verdienten Führungstreffer der Gladbacher führte.

Von meinem Platz auf der anderen Seite des Stadions aus habe ich im laufenden Spiel den Elfmeter als richtige Entscheidung so hingenommen. Nach Studium der Bilder im Fernsehen später am Abend sah das schon deutlich anders aus. Marco Reus möchte ich dabei nichtmal einen bewussten Täuschungsversuch unterstellen, da der Zweikampf von Kvist durchaus robust geführt wurde – aber wie es in den Regeln so schön heisst: Im Kampf um den Ball und mit angelegtem Arm.
Wenn man sich die Szene allerdings die Konterszene komplett anschaut, dann gibt es einige Sekunden vorher, so rund 5 Meter vor der Strafraumgrenze ein erstes Zusammentreffen zwischen beiden Spielern, aus dem Reus als Gewinner hervorgeht, weil er in fast identischer Manier Kvist wegrempelt – allerdings mit dem kleinen, feinen Unterschied, dass Reus dabei den Ellenbogen/Arm weit deutlicher nutzt als es der Däne wenige Sekunden darauf tut.

Ich will mich nicht an Schiedsrichterentscheidungen aufhängen, das ist hier bekanntermaßen wirklich selten der Fall, aber die Gesamtszene bietet für mich eben ein perfektes Beispiel für Schiedsrichterschulungen um innerhalb weniger Sekunden den Unterschied zwischen korrektem und inkorrektem Rempeln zu zeigen.
So bleibt es eben als Beispiel haften, wie unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe bei ähnlichen Situationen innerhalb und außerhalb des Strafraums angelegt werden.

Erfreut habe ich dann allerdings die Reaktion des Teams wahrgenommen, die sich nicht von dem unglücklichen Rückstand hat aus der Bahn werfen lassen, sondern in den folgenden Minuten wieder verstärkt angriff und schon kurz darauf im Nachgang einer eigentlich geklärten Ecke aufgrund eines guten Nachsetzens von Kvist gegen  Hanke zum Ausgleichstreffer durch Cacau kam. Nach den durchaus actionreichen Minuten um die 70. herum verflachte das Spiel dann wieder ein wenig, wobei beide Teams zu vereinzelten Gelegenheiten kamen. Auch die gelb-rote Karte für Brouwers veränderte die Dynamik nicht mehr entscheidend, da Gladbach ohnehin ja weit mehr Wert auf die Defensive legte und weitestgehend Offensivaktionen nur in Form von Kontern vornahm.

Unter dem Strich geht das Unentschieden trotz des unglücklichen Zustandekommens sicherlich aber in Ordnung.

Zwar schmerzen die zwei Punkte weniger, aber in Anbetracht der Gesamtsituation kann man zum jetzigen Zeitpunkt mit vier Punkten aus den ersten zwei Saisonspielen durchaus leben. Die „Zufriedenheit“ meinerseits liegt vor allem in den bisherigen Auftritten des Teams begründet.
Mit den Leistungen der vergangenen Spielzeit im Hinterkopf, sowie den zahlreichen Verletzungsfällen der letzten Wochen, musste man schließlich ein großes Fragezeichen hinter die Defensivabteilung stellen. Doch diese hat sich in den beiden Spielen gegen Schalke und Gladbach bisher als erstaunlich zuverlässig präsentiert und deutet an, dass die beiden Verpflichtungen von Maza und Kvist hier zwei Volltreffer gewesen sein könnten. (Rechnet man noch Hajnal und Okazaki dazu, dann wären 4 der letzten 5 Transfers von Bobic Treffer – Traoré noch ausgeklammert – wann hatte ein VfB-Manager das letzte Mal eine solche Quote?).
Zumindest hat man den Eindruck, dass Tasci neben Maza seine Souveränität früherer Jahre wiedergefunden hat und auch Kvist scheint seinen Nebenmann Kuzmanovic in defensiver Hinsicht ganz gut zu ergänzen. Und auch die beiden anderen Puzzlestücke der Defensive, die Aussenverteidiger, zeigen sich bislang mit sehr soliden Leistungen und lassen hinten wenig zu.

Dementsprechend verschiebt sich das Fragezeichen derzeit eher in Richtung Offensive. Im Spiel gegen Schalke waren viele gefährlichere Offensivaktionen aus Standards oder sehr weit aufgerückten Schalkern entstanden, zwei Dinge, die der VfB am Samstag nicht so regelmäßig vorgesetzt bekam, wie noch die Woche zuvor. Dementsprechend stand der VfB zumeist vor der Aufgabe, aus dem Spiel gegen zwei tiefstehende Viererketten Chancen zu erarbeiten – eine Aufgabe, die eventuell noch zu schwierig für dieses Team sein könnte. Nicht umsonst entstand das Tor aus einer Situation, als die Gladbacher Mannschaft gerade im Begriff war, nach einem abgewehrten Eckball auf Konter umzuschalten, und dann aprupt durch Kvists Ballgewinn wieder zurückschalten musste, was die Defensivstruktur lang genug irritierte, um Gentner ausreichend Platz für eine unbedrängte Kopfballvorlage zu geben.
Es wirkte allerdings am Samstag auch so, dass zentrale Offensivspieler wie Hajnal und vor allem Harnik, die Länderspieltripps unter der Woche nicht ganz so gut verkraftet hatten und dementsprechend nicht auf der Höhe ihres Leistungsvermögens waren. Vor allem bei Harnik aber kein Wunder, nachdem er eine Schulterverletzung aus dem Länderspiel mitbrachte. Bringen diese beiden Spieler wieder stärkere Leistungen auf den Platz, dann sollte auch ein Spiel gegen ein so defensivorientiertes Team wie Gladbach mit einem Sieg beendet werden können.

Wenn man aus zwei (mit Pokalspiel drei) Spielen halbwegs seriöse Rückschlüsse ziehen kann, dann erwarte ich in dieser Saison eine Platzierung im oberen Mittelfeld der Liga. Aufgrund der stabil erscheinenden Defensive, sollte man in diesem Jahr mit mehr Siegen gegen Teams rechnen können, gegen die man im letzten Jahr noch verloren oder Remis gespielt hat. Auch weil die Standardsituationen in dieser Saison zu einer ernst zu nehmenderen Waffe geworden sind und so vermutlich die eine oder andere defensivstarke Mannschaft vielleicht knacken kann.
Ob man auch gegen Mannschaften mit viel Klasse in der Offensive mithalten können wird, darüber wird man sicherlich am kommenden Wochenende gegen Leverkusen schon einige Aufschlüsse bekommen. Durch die eher offensive Ausrichtung von Leverkusen könnten sich sicherlich einige Räume für entsprechende Konter ergeben, zumal die Abwehr vor allem gegen Mainz nicht den sattelfestesten Eindruck gemacht hat. Mit Spielern wie Derdiyok, Kießling, Schürrle und Renato Augusto wird vor allem aber die Defensive des VfB zeigen müssen, ob sie die guten Eindrücke bestätigen kann oder ob der solide Auftritt gegen Schalke (immerhin mit Huntelaar, Raul und Holtby mindestens so prominent besetzt) eher dem schwachen Teamspiel der Gelesenkirchener geschuldet war, die sich erst in Halbzeit 2 gegen Köln wirklich freispielen konnten.
Die spannendste Geschichte für die Medien (und zugegeben ein bisschen auch für uns Fans) wird natürlich die „Rückkehr“ von Bernd Leno sein, der ja seit vergangener Woche für einige Monate nach Leverkusen ausgeliehen ist. Es wird interessant zu sehen sein, wie stark er wirklich ist und ob er neben dem für ihn neuen Druck eines Bundesligastammtorhüters auch mit der speziellen Situation eines Spiels bei seinem langjährigen Verein umgehen kann. Gestern wurde er ja von Bremen leider noch überhaupt gar nicht gefordert, so dass man sich noch kein wirkliches Urteil bilden konnte. Aber gut, wir werden es bald sehen.

Unabhängig von der kurzfristigen Aufgabe bin sehr gespannt, wo der Weg in den nächsten 5-6 Wochen genau hinführen wird, aber sicher bin ich mir doch sehr, dass dieser Weg nicht wieder im frühzeitigen Abstiegskampf mündet. Dazu macht das Team momentan einen zu gefestigten Eindruck. Und ich hoffe, dass ich mich diesbezüglich nicht selbst täusche…

 

Tschubby-Tschubby

1 Okt

Bitte was? Gut, da sollte ich wohl etwas weiter ausholen…..ist noch gar nicht so lange her, da musste ich diesen Begriff ständig hören. Mein damaliger Coach benutze ihn geradezu inflationär. Es war sein ganz persönliches Synonym für „HackeSpitze123“ oder besser gesagt „Schönspielerei“. Mit dieser nämlich, so seine Meinung, gewänne man keinen Blumentopf. So weit, so korrekt.  Auch wir hatten damals eine Mannschaft, die man ganz gut mit dem VfB dieser Tage vergleichen konnte. Der Kader war ausgewogen und gut zusammengestellt, die Mischung aus jung und alt passte und wir waren in der Lage, einen gepflegten Ball zu spielen. Doch sehr zum Leidwesen unseres Coaches verließen wir uns zu oft eben genau darauf. Vernachlässigten Grundsätzliches, wie hohe Einsatz-und Laufbereitschaft, Zweikampfhärte, taktische Disziplin. Und verloren. Verloren Spiele gegen Gegner, die wir noch eine Saison zuvor vom Allerfeinsten zerlegt hatten. Und der Trainer tobte…..“Hört endlich auf mit Tschubby-Tschubby, verdammt nochmal!“ – die Kabinenwände wackelten, ich denke, das muss ich nicht weiter ausführen.  Nun denn – es kam der Tag, an dem der Schalter umgelegt wurde.

Auch beim Verein für Schönspielerei Bewegungsspiele  1893 e. V. scheint dieser Tage etwas Ähnliches passiert zu sein. Keine Ahnung was da am Montag gesprochen wurde oder ob der Koch im Vivaldi noch etwas von Alberto Contadors Fleischlieferung übrig hatte – der Mannschaftsabend scheint gefruchtet zu haben. Wenn Mauro Camoranesi plötzlich seine Position hält und in 90 Minuten nicht einmal den Ball mit der Hacke spielt; wenn Christian Molinaro trotz bösem Tritt auf die Zähne beißt und sich ohne zu Murren für die Truppe reinhaut; wenn Christian Gentner auf dem Flügel sein mMn bisher bestes Spiel seit seiner Rückkehr aus der Autostadt macht; wenn Cacau endlich mal gegenüber dem Unparteiischen und seinen Mitspielern die Schnauze hält und versucht sein Spiel zu spielen; wenn Ciprian Marica einem vertändelten Ball hinterher wetzt und ihn sich in der eigenen Hälfte wieder zurückholt; wenn Neuzugänge bei ihrer Premiere aufspielen, als wären sie schon immer da gewesen; wenn die ganze Mannschaft mit dem Siegtorschützen an der Seitenline jubelt – dann darf man mit Fug und Recht behaupten, dass es „Klick“ gemacht zu haben scheint.

Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey!

Der VfB festigte gestern die Tabellenführung in der Europa League, er baute sie dank der Berner Schützenhilfe sogar aus. Sicher, das ist immer eine Momentaufnahme und ja, der Gegner war nicht der Stärkste – aber das zählt heute alles nicht. Denn die hochbezahlten Kicker haben sich – imho erstmals in dieser Saison – auf das Wesentliche beschränkt/konzentriert. Unter hohem Druck, wohlgemerkt. Solide Hausmannskost, wenn man so will. Die Positionen wurden gehalten, jeder hat sich auf seine Aufgabe konzentriert und beschränkt, Wille, Biss, Teamgeist  – all das wurde abgerufen.  Klar, ein kleiner Wackler war dabei, als man sich nach einem Einwurf wie eine Schülermannschaft hat überrumpeln lassen und den Ausgleich hinnehmen musste. Liegt momentan einfach drin, muss man so hinnehmen. Aber die Moral stimmte und schlussendlich hat man das Spiel hochverdient gewonnen. Wenn (ja, ich weiß, der gute alte Konjunktiv) es die Mannschaft nun endlich schafft, dies alles Spiel für Spiel auf den Platz zu bringen, dann wird es peu á peu aufwärts gehen. Man wird nicht vor Rückschlägen gefeit sein, das kann und vor allem darf man nicht erwarten. Aber diese werden die Mannschaft nicht mehr aus der Bahn werfen.

Vor einige Wochen schrieb ich in einem Forum, Frankfurt werde die Initialzündung. Der eigentliche Saisonstart. Gestern (so hoffe ich, sonst muss ich [erneut] zu Kreuze kriechen) wurde ich eines Besseren belehrt.

El Pibe

Die Neuen 2010/2011 (2): Martin Harnik

29 Jul

Wesentlich kürzer als die doch sehr ausführliche Biografie von Marc Ziegler liest sich die Vita unseres zweiten Transfers. Kein Wunder, ist Martin Harnik ja mal eben schlanke 11 Jahre jünger als der neue Ersatztorhüter des VfB.

Gemeinsam haben beide allerdings, dass sie mit sehr großer Wahrscheinlichkeit erst einmal auf der Ersatzbank Platz nehmen dürften. Denn dass Martin Harnik auf Anhieb den Sprung in die Startelf vorbei an den teuren Spielern Cacau, Marica und Pogrebnyak schafft, ist dann doch eher unwahrscheinlich, auch wenn Harnik unbestrittenes Potential hat und in den ersten Testspielen auch schon mehrfach zum Einsatz kam und treffen konnte.

Eine gewisse Treffsicherheit konnte man ihm zumindest bei seiner letzten Station in Düsseldorf beim Zweitligaverein Fortuna durchaus unterstellen, da erzielte er schließlich immerhin 13 Tore in 30 Einsätzen. Kurioserweise immerhin 12 davon innerhalb von 16 Partien am Stück Mitte der Saison.

Martin Harnik war in dieser Spielzeit allerdings nicht „Eigentum“ der Fortuna, sondern war dort nur ausgeliehen von Werder Bremen, wo er seit 2006 unter Vertrag stand, aber in zwei Jahren der Profikaderzugehörigkeit (ab 2007) nur auf relativ magere 17 Bundesligaeinsätze und einen Ligatreffer kam.

Dies hing allerdings nicht unbedingt mit mangelnder Qualität zusammen, sondern auch mit mehreren Verletzungs- und Krankheitsunterbrechungen, die ihm besonders die Saison 2008/09 verhagelten. Erst stoppte ihn ein Aussenbandanriss im Knie mitten in der heissen Phase der Vorbereitung zum Saisonauftakt, dann erlitt er eine weitere Bänderverletzung, die dafür sorgte dass er nicht nur weite Teile der Hinrunde sondern auch die Winterpausenvorbereitung weitestgehend verpasste, was ihn entsprechend zurückwarf.

Kam er in der ersten Mannschaft nicht zum Zug, so durfte er währenddessen allerdings zumindest meistens im Regionalligateam zum Einsatz, so dass er regelmäßige Spielpraxis bekam, bis sich Allofs und Schaaf dann eben dazu entschieden ihn an Düsseldorf zu verleihen.

Neben der bislang nicht überragenden aber doch schon überdurchschnittlichen Vereinskarriere, konnte der 23jährige auch auf Nationalmannschaftsebene schon einige Erfolge verzeichnen und war unter anderem Stammspieler der allerdings nicht sonderlich erfolgreichen österreichischen Nationalmannschaft bei der Heim-EM 2008.

Harnik besitzt zwar auch die deutsche Staatsbürgerschaft (er ist schließlich in Hamburg geboren und aufgewachsen), hat sich aber frühzeitig dazu entschieden für den ÖFB anzutreten und ist dort diverse Jugendauswahlmannschaften durchlaufen, bevor er 2007 sein Debüt für die A-Nationalmannschaft geben durfte. Zwei Länderspieltore in 16 Spielen darf er sich bisher auf seine Vita schreiben.

Um noch einen etwas besseren Eindruck von dem jungen Nachwuchsstürmer zu bekommen, der eine der schlechtesten Internetpräsenzen eines Bundesligaprofis hat, die ich je gesehen habe, habe ich auch dieses Mal erfreulicherweise einen Interviewpartner finden können, der ihn bei seinem Ex-Verein ausführlich beobachten konnte.

Dirk vom Fortuna Düsseldorf-Blog F95inside stand mir hierfür erfreulicherweise Rede und Antwort.

Martin Harnik hatte während seines einjährigen Leihauftritts bei der Fortuna einen etwas eigenwilligen Saisonverlauf: Zu Beginn schien er bei Trainer Norbert Meier keine Rolle zu spielen, bis er dann vom 8. bis zum 24. Spieltag 12 Tore erzielte und in mehreren Partien der Matchwinner für Düsseldorf war. Danach allerdings dauerte es bis zum 34. und letzten Spieltag bis Harnik den 13. Saisontreffer erzielen konnte. Das Fazit der Leihe fällt daher vermutlich eher gemischt aus – oder vermute ich da falsch?

Dadurch das Martin nicht die ganze Vorbereitung mitgemacht hat und Norbert Meier erstmal auf Jovanovic und Bulykin gesetzt hatte kam Martin am Anfang nur sporadisch zum Einsatz. Da aber Bulykin nicht überzeugen konnte und Martin sich super in das Spielsystem integriert hatte wurde er zum Stammspieler.  Die Durststrecke zwischen dem 24. und dem letzten Spieltag erkläre ich mir, dass Martin sich einfach vom Kopf her zuviele Gedanken gemacht hat wo er in der neuen Saison spielen soll. Es war ja nicht so das er nicht kämpferisch und spielerisch völlig enttäuscht hat, aber er hat einfach die Bude nicht mehr getroffen. Als Zusammenfassung ist zu sagen: Danke Martin!!! Er hat sich bei Fortuna in die Herzen der Fans gespielt und immer Topleistung gebracht. Da ich bei Fortuna arbeite kann ich Dir noch sagen, dass er menschlich eine super Persönlichkeit ist. Er hat sich innerhalb der Mannschaft und auch im ganzen Verein super integriert.

Was für ein Stürmertyp ist Martin Harnik denn? Welche Stärken zeichnen ihn aus?

Martin ist ein Offensive Allrounder, der eigentlich alle offensiven Postionen spielen kann. Er ist schnell, technisch gut und hat ein gutes Spielverständniss. Er holt sich auch oft die Bälle im Mittelfeld. Dies allerdings kreide ich ihm manchmal, dass er sich zu sehr um andere Aufgaben kümmert und dann das Tore schießen vergisst. Aber man weiß ja nie, was der Trainer von Ihm verlangt hat.

Und wo siehst Du bei dem jungen Stürmer noch Verbesserungspotenzial?

Er muss auf jedenfall noch robuster werden, kaltschnäuziger vor dem Tor agieren und manchmal auch ein bißchen egoistischer spielen. Gerade das zeichnet Topstürmer aus.

Die Schlüsselfrage natürlich zuletzt: Traust Du es Martin Harnik zu, sich in der ersten Bundesliga, bei einem Verein mit Ambitionen auf das internationale Geschäft auf Anhieb durchzusetzen? Gerade in Konkurrenz zum etablierten Cacau und den hochbezahlten Pogrebnyak und Marica?

Die Frage ist wirklich schwer zu beantworten. Würde er bei z.B. einem Aufsteiger wie St. Pauli spielen würde er seine Einsätze bekommen. Ob er sich gegen so starke Konkurrenz wie Cacau, Marica und Progrebnyak durchsetzen kann muss die Zeit zeigen. Es ist ja auch die Frage was Gross für ein System spielen möchte. Es könnte ja auch sein, dass Martin über rechts spielen soll, dies wäre auch eine Position für ihn. Alles weitere wird die Saison zeigen, in Bremen hat er sich nicht wirklich durchgesetzt, aber da hatte er auch eine riesen Konkurrenz.

Ich wünsche Ihm auf jedenfall alles Gute im Schwabenlande und hoffe ihr habt viel Freude an ihm.

Vielen Dank für das aufschlussreiche Interview, Dirk. Ich wünsche Euch jedenfalls viel Erfolg für den Aufstiegskampf und würde mich freuen, Euch in naher Zukunft mal wieder in der ersten Liga zu sehen.

Martin Harnik wird in der kommenden Saison beim VfB das Trikot mit der Nummer 7 tragen.

Kurzer Faktencheck

8 Jul

Okay, ganz kurz muss ich mich doch nochmal aus der Sommerpause melden.  Denn nachdem ich mich -wider besseren Wissens- kurz in die Niederungen der VfB-Forenwelt und Artikelkommentare gestürzt habe, gibt es dann doch leider etwas, was ich kurz loswerden muss.

Denn aus irgendwelchen mir nicht erklärlichen Gründen wird in den Niederungen des Internets schon wieder akute Panik auf Seiten diverser VfB-Fans geschoben, weil wir noch nicht Messi, Robben und Cristiano Ronaldo verpflichtet haben. So werfen nicht wenige dieser Fans den Vereinsoberen einmal mehr Untätigkeit auf dem Transfermarkt vor und befürchten, dass wir am Ende der Transferphase mal wieder nur das abkriegen, was so liegen geblieben ist.

Aber schauen wir uns das doch mal genauer an – auch wenn ich weiß, dass man Hysterie meistens nur schlecht mit Fakten begegnen kann. Versuchen wir es trotzdem mit einer kleinen Bestandsaufnahme:

Der VfB Stuttgart hat bislang mit mit Christian Gentner einen Mann verpflichtet, der gute Chancen auf regelmäßige Einsätze in der ersten Mannschaft hat, sowie mit Marc Ziegler einen Ersatztorwart und mit Martin Harnik einen talentierten Nachwuchsmann für den Sturm, der wohl vorwiegend als Einwechselspieler seine Gelegnheiten bekommen wird.

Macht unter dem Strich 3 echte Neuzugänge, zu denen sich dann noch mit Cristiano Molinaro und Georg Niedermeier zwei nun fest verpflichtete Leihspieler gesellen, so dass man durchaus von 5 Neueinkäufen für die Profimannschaft sprechen kann, ohne rot werden zu müssen.

Wie sieht es nun aber bei der Konkurrenz aus?

Bayern hat bisher keinen einzigen richtigen Neuzugang, ausser man mag Kroos als einzig wirklich Guten von den zurückkehrenden Leihspielern so bezeichnen.

Der HSV hat bislang einen Kauf auf der Habenseite mit Drobny, sonst ebenfalls nur zurückgekehrte Leihspieler.

Die tollen Hoffenheimer haben bisher mit Mlapa und Starke auch erst zwei Transfers auf ihrem Konto.

Bremen hat bis heute mit Arnautovic und Felix Kroos lediglich zwei Perspektivspieler verpflichtet.

Wie wir steht der VfL Wolfsburg momentan bei drei verpflichteten Spielern (wenn auch ziemlich guten mit Arne Friedrich, Ben Khalifa und seit gestern Simon Kjaer).

Rechnet man Molinaro und Niedermeier nicht zu den Neueinkäufen, dann wäre Borussia Dortmund in der Zahl der Neuverpflichtungen noch „vor“ uns, da sie neben dem viel diskutierten Lewandowski mit Pisczek vom Berliner Grabbeltisch sowie dem neuen Ersatztorwart Mitchell Langerak und Shinji Kagawa auf insgesamt 4 Zugänge kommen.

Von den Topclubs bzw. denen die sich dafür halten, haben also lediglich Schalke und Leverkusen (je 6 Einkäufe) effektiv MEHR Zukäufe getan als der VfB.

Deswegen, liebe VfB-Fans, hört mal bitte auf mit dieser peinlichen Hysterie, der VfB würde nix tun, während alle anderen Vereine dauernd einkaufen.
In Wahrheit sind es bisher lediglich die Vereine der unteren Hälfte (und eben Bayer, sowie die Magath-Schalker mit der großen Geldbörse) die richtig aktiv auf dem Transfermarkt sind.

Aber der Schwabe muss ja bruddeln.

Davon unbelassen bin ich natürlich auch absolut dafür, dass wir noch eine qualitativ hochwertige Verstärkung im linken, offensiven Mittelfeld holen und darüber können wir dann auch gerne reden – aber bitte, wir haben die WM noch nicht einmal zu Ende gespielt, von daher gibt es eben noch überhaupt keinen Anlass jetzt schon wieder in Panik auszubrechen.

Auf der anderen Seite, wir hatten das Thema letztes Jahr ja schon…