Schiedsrichter zu sein ist ein Scheiss-Job. Machst Du alles richtig, dann wird das als selbstverständlich erachtet und nicht weiter beachtet. Gesprochen wird über Dich lediglich dann, wenn Du was falsch gemacht hast. Und dann kommt noch hinzu, dass Du in einer Vielzahl von Situationen eben nicht alleine verantwortlich bist, sondern Dich auf deine Kollegen, die Schiedsrichterassistenten verlassen musst – den Ärger kriegst aber in der Regel dann Du als Schiedsrichter ab. Auch „schiedsen“ ist aber eben unter dem Strich ein Teamsport.
Dass an dieser Stelle (und auch bei eigentlich allen anderen Berichten zu diesem Spiel) über das Schiedsrichtergespann gesprochen wird, kann also kein gutes Zeichen sein – und ist es auch nicht, denn das Team um Schiri Fleischer hatte am gestrigen Samstag einfach keinen guten Tag erwischt. SRA1 hatte in der ersten Halbzeit doch erhebliche Probleme bei seinen Abeitsentscheidungen und zeigte zwei Mal Dortmunder im Abseits an, obwohl es keines war. SRA2 hätte auf der anderen Seite seinem „Chef“ eigentlich einen Elfmeter für Gebhart anzeigen müssen, tat dies aber nicht. Und auch Fleischer selbst zeigte an diesem Tag kein glückliches Händchen bei der Zweikampfbewertung, was zwei Mal größere Konsequenzen gehabt hätte (Elfmeter nach Foul von Santana, Rot/Elfmeter nach Foul an Kuba von Magnin), aber es gab auch viele eher unscheinbare Situationen, die unglücklich entschieden wurden (aus meiner VfB-Fan-Sicht natürlich mit einem stärkeren Verhältnis zu Ungunsten meines Teams).
Im medialen Fokus stand zudem eine Szene, die ich dem Schiedsrichtergespann noch am wenigsten zum Vorwurf machen möchte. Relativ weit abseits des Geschehens gab es ein Aufeinandertreffen von Lehmann und Subotic, bei denen sich beide nicht sonderlich sportsmanlike verhalten haben. Subotic stellt sich direkt vor Lehmann in den Fünfmeterraum, der Keeper haut ihm den Unterarm/Ellenbogen auf den Hinterkopf und Subotic revanchiert sich mit einem relativ leichten aber doch nicht gänzlich ungefährlichen Ellenbogenschlag ins Gesicht von Lehmann.
Das kann man als Schiedsrichtergespann sehen, muss man aber nicht, da es sich wie gesagt eher am Rande der Szenerie abspielte. Hätte er es gesehen, dann hätte es wohl von Doppelgelb über Gelb bzw. Rot bis hin zu Doppelrot wohl alles geben können. Da Fleischer zu Protokoll gab lediglich auf Verdacht hin Torwartbehinderung gepfiffen zu haben, eventuelle Tätlichkeiten aber nicht gesehen zu haben, liegt es nun in den Händen des DFB-Kontrollausschusses zu ermitteln.
Aus eigenem Interesse kann ich nur hoffen, dass es zu keiner Bestrafung kommt, da sowohl Lehmann als auch Subotic zu meinem kicker Managerspiel-Team (Pro) gehören und das meine Champions League-Ambitionen doch etwas unterlaufen würde…
Aber auch aus Sicht des VfB wäre eine Sperre des zumindest sportlich unumstrittenen Lehmann als doch eher suboptimal zu bewerten, da sicherlich auf dieser Position nun wirklich keine Rotation geplant war. Wenngleich es andererseits im Sinne der Nachfolgeregelung schon nicht allzu verkehrt wäre, wenn Stolz und/oder Ulreich in dieser Saison schon ein paar Einsätze bekommen würden, um unter Beweis stellen zu können, dass sie es wirklich drauf haben, oder ob man sich für kommende Saison um einen Enke oder jemand anders bemühen sollte…
Ohnehin die Geschichte mit der Rotation. Klar, im Optimalfall ist das für ein Team, das in drei Wettbewerben steht, eine sehr gute Lösung. Einerseits „überspielt“ sich niemand so leicht, andererseits weiß jeder Spieler, dass er immer wieder Einsätze erhält bzw. dass ein „Bankeinsatz“ nicht direkt eine Bestrafung bedeutet. Dadurch können sowohl Fitness als auch Stimmung in der Mannschaft positiv beeinflusst werden.
Allerdings muss dafür aber eben auch jeder Spieler die Laufwege aus dem Effeff beherrschen, so dass nicht bei jeder neuen Aufstellung immer wieder neu die Abstimmung gesucht werden muss. Ausserdem sollte natürlich im Pool der eingesetzten Spieler eine gewisse Leistungsdichte existieren, damit auf den Positionen nicht je nach Besetzung ein zu extremes Gefälle entsteht, was dann im Gegenzug wieder die Stimmung innerhalb des Teams belasten kann.
Und zu guter Letzt müssen eben die Ergebnisse stimmen, sonst wird einem Trainer, gerade einem jungen Coach wie Babbel, dieser Ansatz ganz schnell um die Ohren gehauen werden.
Ich bin noch eher skeptisch was diese neue Marschroute angeht, denn bei allem Vertrauen, dass ich in die jetzige Mannschaft habe, glaube ich eben noch nicht wirklich daran, dass wir eine Leistungsdichte garantieren können, egal, wen wir einsetzen. Da sind wir halt eben nicht so bis zu den Positionen 16-20 so dicht besetzt, wie es die damaligen Bayern waren.
Aber gut, ich bin durchaus bereit Babbel und der Mannschaft die Zeit zu geben, sich hier zu finden. Denn Zeit wird nötig sein, um die Rädchen weitestgehend unabhängig vom Personal ineinandergreifen zu lassen. Das hat man nicht zuletzt beim gestrigen Spiel in der Abwehr gesehen, die beim fünften Pflichtspiel in dieser Saison mit der vierten Formation an den Start gingen (zugegebenermaßen auch bedingt durch die Verletzung von Träsch).
Zwar hat Niedermeier sein erstes Tor erzielt und auch ansonsten einen gewohnt soliden Eindruck hinterlassen, aber speziell in Halbzeit Eins merkte man doch mehrmals, dass es an der Abstimmung mit seinen Nebenleuten noch haperte. Besonders augenfällig wurde das bei den beiden Valdez-Situationen, von denen eines zu einem regulären Tor führte und wo der Paraguyaner jeweils sehr unbehelligt durch die Schnittstelle der IV stoßen konnte.
Ich nehme es mal als positives Zeichen, dass dies in der zweiten Hälfte dann so gut wie gar nicht mehr vorkam, sondern Gefahr dann meist nur noch über die Außenpositionen zustande kam – und das sind wir ja schließlich schon gewohnt. Wobei man auch hier etwas Positives finden kann: Ich hatte beim Duell Magnin gegen Kuba ehrlich gesagt wesentlich Schlimmeres befürchtet.
Auch in Mittelfeld und Sturm entschied sich Babbel für ein fröhliches Durcheinandermischen, so dass man auch dort mit sehr ungewohnten Formationen antrat: Rudy ersetzte auf Rechts den zuletzt gut aufgelegten Gebhart und im Sturm bekam zum ersten Mal Julian Schieber an der Seite von Cacau eine Bewährungschance von Beginn an.
Vermutlich lag es an diesen vielen Umstellungen, dass die ersten 20 Minuten zwar ein grundsätzliches Übergewicht zugunsten der Stuttgarter zu sehen war, aber man zu keiner Zeit die augenscheinliche Verunsicherung der Dortmunder ausnutzen konnte. Aber ob das mit einer „Stammformation“ zu Beginn anders gewesen wäre, das ist halt leider reine Spekulation. So begab es sich dann, dass die Dortmunder eben jene fehlende Abstimmung in der Abwehr ausnutzten und etwas überraschend in Führung gingen. Danach begegneten sich beide Teams insgesamt auf Augenhöhe, hatten beide ihre Chancen, auch wenn es kein Spiel auf hohem Niveau war.
Nach der Pause gab es dann, beinahe wie in der letzten Saison, wieder mal einen Blitzstart mit dem Ausgleich, der dem VfB dann erst mal Auftrieb gab, aber auch den BVB weiter wachrüttelte, so dass sich dann insgesamt ein relativ munteres Spielchen entwickelte, wo beide Teams hätten in Führung gehen können. Bei beiden Mannschaften aber auch immer wieder Fehler im Aufbauspiel und in der Defensive zu sehen waren.
So waren dann am Ende alle Beteiligten irgendwie doch zufrieden, aufgrund des reinen Resultats mit dem beide leben können, aber auch irgendwie leicht grummelig aufgrund der zahlreichen Fehlentscheidungen des Schiedsrichtergespanns und der Mängelleistungen in den eigenen Reihen.
Für den VfB ist das 1:1 sicherlich schon okay, vor allem im Vergleich zur vergangenen Saison, wo man zwar nicht wesentlich schlechter spielte, aber eben am Ende mit 0:3 deftig nach Hause geschickt wurde. Somit hat man sich schon zum zweiten Mal ergebnistechnisch im Vergleich zum letzten Jahr verbessert, nachdem man in Wolfsburg dieses Jahr nur 0:2 statt 1:4 verlor…
Am Mittwoch steht nun das Rückspiel gegen Timisoara an, wo man unter normalen Umständen den Einzug in die CL klar machen muss und am kommenden Wochenende ist dann ein Heimsieg gegen offensivschwache Nürnberger eigentlich genauso ein Muss. Den nächsten wirklichen Prüfstein gibt es dann allerdings beim nächsten Auswärtsspiel, wenn man sich in Hamburg mit dem dortigen Sportverein messen darf. Und die Hamburger sind ja nach der Demontage von Dortmund wieder ganz weit oben im Meisterschaftsrennen – oder so ähnlich. (Das wird aber, genauso wie bei Schalke, auch bald wieder vorbei sein mit der Herrlichkeit – vermutlich schon heute Abend gegen Wolfsburg wieder)
Neueste Kommentare