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VfB Kaderplanung – Saison 2010/11 (Teil 2)

1 Apr

Wie angekündigt kommt nun heute abend der zweite Teil meiner kleinen Vorausschau auf die Kaderplanung für kommende Saison mit den entsprechenden Gedanken zur anstehenden Transferperiode.

Nachdem ich mich gestern vorwiegend mit Torwartposition und Abwehr auseinandergesetzt habe, werde ich mich heute etwas ausführlicher mit Mittelfeld und Sturm befassen – wenngleich natürlich vor allem in den Kommentaren von gestern schon viel über die Sturmposition geredet wurde, bedingt durch Cacaus gestrige Ankündigung den Verein in diesem Sommer zu verlassen.

Aber zuerst noch einmal die Übersicht über die Vertragssituationen mit einer kleinen Einschätzung, wer sicher beim VfB bleiben wird und wer nicht. Ich möchte an dieser Stelle auch nochmal explizit festhalten, dass die folgende Einstufung kein Spiegelbild meiner persönlichen Meinung ist, wer gehen und wer bleiben soll.


Bleibt Fraglich Geht

TOR Ulreich (2011) Stolz (2012) Lehmann (Karriereende)

ABWEHR Niedermeier (2014) Boulahrouz (2012) Osorio (Vertragsende)

Boka (2012) Tasci (2014)

Delpierre (2012) Molinaro (2010)

Celozzi (2012)

MITTELFELD Didavi (2012) Hilbert (2010) Hleb (Leihende)

Funk (2012) Mandjeck (2011)

Gebhart (2013) Elson (2011)

Gentner (2014)

Khedira (2011)

Kuzmanovic (2013)

Lanig (2011)

Rudy (2012)

Schwarz (2011)

Träsch (2012)

Walch (2011)

STURM Marica (2012) Pogrebnyak (2012) Cacau (Vertragsende)

Schieber (2012)

Riedle (2011)

Vielleicht fällt es dem einen oder anderen auf, im Vergleich zur Tabelle von gestern, stehen dieses Mal noch zwei weitere Namen drin, die ich dort ursprünglich vergessen hatte: Georges Mandjeck und Elson, die beiden Spieler, die derzeit vom VfB an andere Vereine verliehen sind und im Sommer zurückkehren müssten.

Also, eigentlich. Denn da gibt es natürlich diverse Variablen, die es zu klären gilt: Will der VfB den Spieler zurückhaben? Will der Spieler zurückkehren? Was wollen FCK und Hannover?

Bei Georges Mandjeck vermute ich mal, dass die Tendenz relativ deutlich Richtung Abschied gehen dürfte. Zum einen hat er sich in Kaiserslautern sehr gut etabliert mit mittlerweile 26 Saisoneinsätzen, zumeist über 90 Minuten. Zum anderen spielt er eben auf einer Position, die beim VfB wohl am stärksten besetzt ist. Es würde mich daher nicht überraschen, wenn er im Sommer endgültig nach Hannover Kaiserslautern gehen würde.

Bei Elsón ist die Gemengelage sicherlich etwas komplizierter. Anläßlich der feststehenden Leihe in dieser Winterpause hatte ich hier im Blog ja schon mal meine Meinung zu ihm dargelegt, die weitaus weniger uneingeschränkt positiv ist, als es bei zahlreichen anderen VfB-Fans der Fall ist. Und so richtig hat er mich bisher auch in Hannover nicht davon überzeugen können, dass er tatsächlich die Verstärkung wäre, die sich so einige von ihm erhoffen.
Zwar hat auch er sich bei seinem Leihverein etablieren können, aber er glänzte bislang auch nicht derart, als dass er sich wirklich aufzwingen würde. Das viel Schwerwiegendere Problem ist aber, dass es Elsons Position im zentralen Mittelfeld eigentlich gar nicht im Stuttgarter System gibt. Da aber zudem Hannover vermutlich den Gang in die zweite Liga antreten wird, bin ich wirklich sehr gespannt, was mit Elson passieren wird. Eine Prognose wage ich hier nicht abzugeben.

Eine weitere recht spannende Personalie dürfte Roberto Hilbert werden. Sein Vertrag läuft zum 30. Juni diesen Jahres aus und bislang ist über weiter fortgeschrittene Vertragsverhandlungen meines Wissens noch nicht wirklich etwas bekannt geworden. Ich sag mal, ich würde mich über eine Vertragsverlängerung freuen, da er eigentlich eine gute Option für die Aussen ist, rechts wie links. Ich weiss, er bringt uns Fans durchaus gerne mal zu Verzweiflung, aber er hat das Potential ein sehr guter Bundesligaspieler zu sein.

Es stellt sich natürlich auch hier mal wieder die Frage, ob er weiter Lust hat, eher nur zweite Geige zu spielen, da Gebhart auf der rechten Seite die Nase vorn hat, und auf links vermutlich Neueinkauf Gentner gesetzt sein dürfte. So dieser denn für die linke Aussenbahn gedacht ist.

Ohnehin wird es mit dem Personal sehr spannend sein, wie sich das System im Mittelfeld in der kommenden Saison darstellen wird. Mit Khedira, Kuzmanovic, Träsch, Gentner und Lanig, sowie Youngster Patrick Funk, wird man gleich 6 Leute haben, die sich um eigentlich 2 Positionen im zentralen Mittelfeld schlagen. Und ja, ich glaube nach wie vor daran, dass Sami Khedira nächste Saison weiter für den VfB auflaufen wird. Ich hatte gestern ja schon auf das entsprechende Interview verlinkt, indem sich unser Ersatzkapitän sehr eindeutig pro VfB 2010/2011 geäussert hat. Und ich glaube ihm.

Sicher gehen wird hingegen Aliaksandr Hleb. Das hatte sich ja im Laufe der letzten Wochen und Monate recht klar abgezeichnet und wird von vielen sicherlich auch begrüßt werden. Klar ist sicherlich, dass er sich mit seinem Auftreten und seinen Aussagen keine großen Freunde gemacht hat, nichtsdestotrotz bin ich nach wie vor davon überzeugt, dass er für unser Offensivspiel sehr wichtig war bzw. ist, wie ich ja schon mal hier analysiert habe.
So als Gesamtpaket, denke ich aber, dass es besser ist wenn man ab dem Sommer wieder getrennte Wege geht, da er unter dem Strich für das was er gezeigt hat und wie er sich dem Team gegenüber verhalten hat, einfach zu teuer ist.

Und wenn ich mir so insgesamt das Personal ansehe, wie es sich derzeit darstellt, dann lasse ich mich an dieser Stelle dazu verleiten, eine Prognose rauszuhauen:
Sollte Khedira nicht doch noch wechseln, dann wird es im Mittelfeld in diesem Sommer keine weitere Neuverpflichtung neben Christian Gentner mehr geben!

Es sei denn: Christian Gross entscheided sich im kommenden Jahr ein anderes System zu spielen und auf 4-3-3  umzustellen, mit Pogrebnyak als Target Player und zwei schnellen Offensivspielern auf Außen, sowie einer Kombination aus Gentner, Khedira und Kuzmanovic im Mittelfeld.

In diesem Fall würde es vermutlich Sinn machen, als Alternative zu Hilbert noch einen Mann für die linke Aussenbahn zu holen, den man so gesehen auch als Mittelfeldspieler einstufen könnte.

[Vergessen sollte man natürlich nicht, dass man mit Rudy für zentral oder rechts, Funk für zentral, Walch für offensiv, Didavi für links, sowie Schwarz für rechts oder zentral noch diverse Youngsters als Optionen hat.]

Ob Systemumstellung oder nicht, es sollte auf jeden Fall klar sein, dass es auf jeden Fall im Sturm einen Transfer geben muss, in diesem Sommer. In den Augen vieler Fans (und im Grunde auch meiner), war der Sturm diese Saison ohnehin schon zu dünn besetzt mit gerade einmal drei Stürmern für zwei Positionen, die mit viel gutem Willen wirklich höheres Niveau vorweisen können, sowie ein bis zwei Talenten in der Hinterhand.

Nun wird im Sommer mit Cacau auch noch der in dieser Saison bislang erfolgreichste Torschütze wegfallen, wodurch die Personaldecke im Angriff dann doch ein wenig besorgniserregend wirkt.

Klar ist aus meiner Sicht, dass Ciprian Marica auch in der kommenden Saison bleiben wird und ein weiteres Jahr die Gelegenheit bekommen wird, endlich zu rechtfertigen, warum er damals so verdammt viel Geld gekostet hat.
Bei Pavel Pogrebnyak kann ich es ehrlich gesagt relativ schwer einschätzen, da ihn doch verhältnismäßig viele Wechselgerüchte über weite Teile dieser Saison begleitet haben. Aber nüchtern betrachtet ist es eigentlich Quatsch, dass ich ihn in die „Fraglich“-Kategorie eingestuft habe, denn ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass die Vereinsführung gleich zwei von drei Stürmern in diesem Sommer ziehen lassen würde. So gesehen könnte ich ihn vermutlich doch eher in die „Bleibt“-Kategorie umsortieren, zumal ich doch einige Hoffnungen in ihn für nächstes Jahr setze, da ich mir relativ sicher bin, dass er dann ein 10+-Tore-Stürmer sein wird.

Wer nun kommen wird?

Da habe ich natürlich keine Ahnung und vor allem auch keine große Lust, jetzt Namedropping zu betreiben (was natürlich niemanden hier hindern soll, Tipps/Wünsche/Vermutungen in den Kommentaren rauszuhauen).

Aber zumindest möchte ich zum Abschluss noch mal kurz die Liste der Positionen zusammenfassen, von denen ich denke, dass wir sie brauchen und dass sie realistisch auch passieren werden:

  • ein Ersatztorhüter mit Erfahrung
  • ein rechter Verteidiger (sofern Träsch nicht wieder nach hinten rückt)
  • ein Stürmer (bevorzugt mit eingebauter Knipsergarantie)

Je nach dem, wie die anderen Personalien laufen könnten zusätzlich natürlich weitere Transfers notwendig werden, wie ich ja in diesem und dem vergangenen Text schon dargestellt habe.
Und natürlich noch die Frage, ob man noch einen weiteren Spieler für das linke offensive Mittelfeld benötigt.

Gedanken, Kritik und Widerspruch sind natürlich in den Kommentaren wie immer sehr willkommen.

Frohe Ostern!

Hätte, hätte, Fahrradkette.

23 Feb

Ehrlich gesagt liegt meine Motivation, einen Spielnachbericht zu schreiben, irgendwie gerade etwas darnieder.

Natürlich gibt es viele Ansätze, über die man einen solchen Text irgendwie aufziehen könnte. Zum Beispiel mit einem beherzten „Seht her, Welt!“, schließlich wurde vom VfB vorab von eigentlich niemandem mehr erwartet, als sich ordentlich abschlachten zu lassen. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass nicht wenige Nicht-VfB-Fans heute vor dem Fernseher saßen, in der Hoffnung anschließend herzlich über den VfB ablachen zu können – nicht großartig anders habe ich es in der vergangenen Saison schließlich selbst gemacht, als das Champions League Viertelfinalspiel von Barcelona im letzten Jahr anschaut.
Dass jetzt viele sagen, gegen ein Barca in der Verfassung, hätten wir die geschlagen – geschenkt, nicht der Aufregung wert.

Ebenfalls könnte ich als VfB-Fan natürlich hadern.
Hadern einerseits, mit der Chancenverwertung, vor allem in der ersten Hälfte, als man zahlreiche, teils hochkarätige Chancen hatte, aus denen man normalerweise mindestens ein zweites Tor mitnehmen muss. Dann denke ich mir aber wiederum, dass ich vor dem Spiel jeden, der mir sagen würde, dass ich mich einzig über die mangelhafte Chancenverwertung der Stuttgarter aufregen würde, vermutlich für verrückt oder zumindest übertrieben optimistisch erklärt.
Hadern könnte man natürlich auch damit, dass die früher so großartige Innenverteidigung, schon wieder eine Szene hatte in der sie im Grunde komplett gepatzt hat – was dann eben wieder ein spielentscheidendes Tor hervorbrachte (Remis statt Sieg). Aber dann muss man eben auch wieder konstatieren, dass Du auch unabhängig vom Zustandekommen des Tores die individuelle Klasse eines Messi, Iniesta oder eben Ibrahimovic nicht gänzlich über 90 Minuten ausschalten kannst. Mal davon abgesehen, dass da sowohl eine Abseitsstellung wie auch ein Foulspiel als Verdachtsmoment im Raum stehen blieben.

Als weiteren Ansatz könnte man natürlich auch wiederum insgesamt ein bisschen (oder ein bisschen mehr) über die Schiedsrichterleistung lamentieren – allerdings bin ich, trotz einiger unglücklicher und tendentiell zu unseren Ungunsten ausgefallenen Entscheidungen, dass dies letztlich nicht viel am Spielausgang geändert hätte. Wenngleich ein Elfmeter bei dem vermeintlichen Handspiel von Piqué natürlich mit einem daraus resultierenden 2:0 die Dynamik des Spiels schon verändert hätte. Aber ob man den geben muss? Dunno…

Nein, irgendwie habe ich keine Lust, all diese Themen möchte ich eigentlich weiter ausführen und hier besprechen.

Denn das einzige, was ich gerade will, ist, mich einfach zu freuen, still und leise, ganz für mich.

Freuen, über eine wirklich, wirklich geniale Leistung des VfB in den ersten 45 Minuten. Denn es war ja nicht so, dass man gegen lässig aufspielende Topfavoriten aus Spanien einfach mitgehalten hätte und das mit einem Führungstreffer krönte. Nein, man dominierte die Spanier über fast die komplette Spieldauer der ersten Halbzeit, spielte sie phasenweise derart an die Wand, dass die Barca-Spieler kaum einen Fuß auf den Boden bekamen, geschweige denn eine gefährliche Torchance bekamen, mit Ausnahme eines Distanzschusses von Messi. Ich mein, was ist das bitte? Die weltbeste Mannschaft erreicht einzig Torgefahr durch einen Schuss aus 20 Metern!

Freuen auch darüber, dass man trotz des Gegentreffers nicht einbrach. Klar, danach war die Luft schon raus und es fehlte die absolute Aggressivität und der vollkommene Wille dagegenzuhalten, aber dennoch geriet man trotz zunehmender Überlegenheit der Katalanen auch nach der 50. Minute nie so unter Druck, dass das Remis ernsthaft gefährdet erschien.  Im Gegenzug gelangen aber nach vorne dafür einige Vorstöße, aus denen man durchaus hätte mehr machen können.
Ob das nun damit zusammenhängt, dass Barca einfach etwas zurückschaltete und selbst nicht den unbedingten Willen zum Sieg hatte, weil es ja noch das Rückspiel zuhause gibt oder vielleicht eben doch damit, dass Barca nach den Erfahrungen der ersten Hälfte nicht zu offensiv spielen wollte, um nicht doch nochmal Gefahr zu laufen einen weiteren Konter zu fangen – wer weiss das schon zu beurteilen.

Freuen möchte ich auch sehr über unsere beiden Aussenverteidiger. Während zwar Molinaro insgesamt das spektakulärere Spiel gemacht hat, durch ein sehr tolles Offensivspiel gemeinsam mit dem viel gescholtenen Hleb, hat es mich persönlich über die Maßen gefreut, dass Celozzi so überragend sicher stand. Denn ich hatte ernsthaft die Befürchtung, dass seine Seite die Sollbruchstelle der Stuttgarter Verteidigung werden wird und er gegen so klasse Leute wie Iniesta und Henry nicht einen Hauch Land sehen würde. Er strafte mich Lügen und konnte im Gegenteil auch offensiv sogar noch einige kleinere Akzente setzen.

Freuen kann man sich natürlich auch schon auf das Rückspiel, aber das ist einfach noch sehr weit weg – und wird mit Sicherheit ein komplett anderes Spiel sein. Mit Sicherheit? Naja, sagen wir besser vermutlich, schließlich könnte dieses 1:1 auswärts durchaus die Gefahr bergen, dass man dies wieder als äußerst komfortables Polster empfindet. Und wenn dann der VfB wieder so auftritt wie über weite Strecken heute… Und wenn dann noch ein unzufriedenes Barca-Publikum anfängt unruhig zu werden, dann… aber gut, jetzt bewegen wir uns dann doch schon wieder in den extrem spekulativen Bereich.

Dabei will ich mich doch eigentlich erst einmal nur freuen.

Wie der Coach vor dem Spiel schon sagte, gilt es die Duelle mit Barca einfach nur als „Bonbon“ zu betrachten und ein solches war es heute auch. Und das ist schön.

Am Samstag geht es dann weiter mit dem wirklichen Geschäft und ich kann nur hoffen, dass der VfB dieses Spiel ebenfalls mit dem geboten Ernst und Willen angeht. Mit Frankfurt kommt schließlich ein Team, das derzeit auch einiges an Momentum auf dem eigenen Karmakonto verfügbar hat. Wäre natürlich schön, wenn es den Hessen so erginge, wie der letzten Momentummannschaft, die uns in der Mercedes-Benz-Arena in der Bundesliga gegenüberstand.

Aber jetzt erstmal weiter freuen.

Danke VfB!

Eine heisse Trinkschokolade…

21 Feb

…hätte ich mir gestern so gegen Ende der zweiten Halbzeit gewünscht, denn es war -trotz zeitweilig strahlendem Sonnenschein- doch sehr frisch im Kölner RheinEnergie-Stadion. Zumal ich dann irgendwann auch nicht mehr so windgeschützt saß, wie noch zu Beginn des Spiels, da sich mit zunehmender Spieldauer auch die Zuschauerreihen um mich rum zusehends lichteten.

Da ich aber nur Kölsch zur Verfügung hatte, musste ich mich halt darauf konzentrieren, mich am Ergebnis des Spiels zu erwärmen – und das klappte dann doch ziemlich gut, fuhr der VfB an diesem Nachmittag doch tatsächlich den höchsten Sieg dieser Saison ein.

Und -damit halte ich nicht hinter dem Berg- das tat richtig, richtig gut!

Denn nach den Erfahrungen aus dem Hinspiel, die einen der absoluten Tiefpunkte der Hinrunde markierten (sportlich wie persönlich) und vielleicht auch sowas wie den Beginn des kompletten Zerfalls, an dessen Ende die Demission Babbels stand, war am gestrigen Tag definitiv Wiedergutmachung dringend notwendig.

Dementsprechend freute es mich doch auch sehr, dass ausgerechnet ein Mann spielentscheidend war, der beim Hinspiel noch eine eher unglückliche Rolle gespielt hatte: Jens Lehmann.

Natürlich ist Toreschiessen insgesamt sehr wichtig und bei einem so hohen Sieg konzentriert sich die Berichterstattung naturgemäß auf etwas anderes als den Torhüter. Dennoch wird mir in der allgemeinen Berichterstattung über das Duell mit den Kölnern die exzellente Leistung unseres Keepers viel zu wenig gewürdigt. Denn wäre Lehmann gestern nicht so hervorragend aufgelegt gewesen, dann hätte das Spiel in Köln doch ein ganzes Stück anders laufen können, schließlich muss man sagen, dass der FC an diesem Nachmittag nämlich eigentlich nicht so viel schlechter war, wie es das Endergebnis aussagt.

So gab es locker drei wirklich gute Phasen der Kölner, in denen sie auf einen Treffer drängten, in denen aber jeweils entweder ein Abwehrbein rettete, häufiger aber noch der Nationaltorhüter a.D. blendend reagierte und Gegentreffer vereitelte. So war es unmittelbar vor dem 0:1, als Novakovic sich (per Foul, wenn ich es richtig gesehen habe) gegen Delpierre durchsetzte und Lehmann mit einem genialen Reflex parierte. So war es auch kurz vor dem 0:3, als wiederum Lehmann der Sieger im direkten Duell mit Novakovic blieb. Und so war es dann eben auch in den 5-10 Minuten nach der Halbzeitpause, als die Kölner mit etwas Aufwind durch das 1:3 kurz vor der Pause aus der Kabine kamen, aber dem zarten Optimismus doch eben auch durch Lehmanns Paraden schnell der Zahn gezogen wurde.

Das merkte man auch an den Reaktionen der in meiner Nähe sitzenden Köln-Fans, die mit dem 1:3 noch leicht versöhnt werden konnten, aber schon kurz nach der Pause zunehmend verzweifelter wurden. Und als dann auch noch Pogrebnyak nach schöner Flanke von Hilbert den wirklichen Knockout mit dem 4:1 für Stuttgart erzielte, verließen sehr viele der besten Fans der Welt doch schon beinahe fluchtartig das Stadion.

Ganz im Gegensatz natürlich zu den Fans im VfB-Fanblock, wo das einzige was ging die Oberkörperbekleidung einiger Vorsänger war. Die Freude über das tolle Spiel des VfB wollte schließlich gebührend gefeiert werden und das tat man im Gästeblock wie auch in den angrenzenden Blöcken sehr lautstark und sehr andauernd – wie ohnehin die Stimmung durch die VfB-Fans während des ganzen Spiels doch ziemlich erstklassig war. Hat mir gut gefallen.

[Vorsicht: Jetzt kommt ein Delling!]

Sehr gut gefallen hat mir im Übrigen auch Matthieu Delpierre nach seinem doch sehr kritisch beurteilten Comeback im HSV-Spiel vergangene Woche. Zwar hatte er in Halbzeit eins zwei Situationen, in denen er gegen Novakovic nicht ganz glücklich aussah, aber er hatte eben bestimmt 5x soviele Situationen, in denen er sich absolut souverän und oftmals unspektakulär behauptete, und entweder durch geschicktes Stellungsspiel oder aber clevere Antizipation, den Ball vom Gegner ablaufen konnte. Das war hervorragend, zumal auch sein Nebenmann Tasci gestern wieder eine blitzsaubere Leistung abliefern konnte.

Einziger Schwachpunkt in der Defensive, da auch Molinaro auf Links wieder eine einwandfreie Leistung defensiv wie offensiv (toll vor dem 0:1 im Zusammenspiel mit Hleb) ablieferte -den einen Stockfehler bei der Ballannahme vernachlässigen wir mal-, war hingegen einmal mehr Stefano Celozzi auf der Rechtsverteidigerposition. Zwar ist er sehr bemüht in der Vorwärtsbewegung und auch hinten durchaus engagiert, aber er lässt sich eben einfach zu häufig überlaufen, da sein Stellungsspiel noch nicht so sitzt. Deswegen sah eben auch Delpierre nicht immer so glücklich aus, da er eben in den angesprochenen Situationen gegen Novakovic darunter zu leiden hatte, dass der FC über rechts durchbrechen konnte, weil Celozzi nicht optimal stand bzw. etwas zu fahrlässig agierte.

Unser Mittelfeld war heute insgesamt, trotz des Kantersiegs relativ unauffällig wie ich fand, was vor allem für die Zentrale, bestehend aus Träsch und Kuzmanovic gilt, der den verletzten Khedira ersetzte. Hleb auf links zeigte seinen einen obligatorischen Sahnepass, der Molinaro die Möglichkeit gab, das 0:1 aufzulegen. Darüber hinaus bemüht, aber an manchen Stellen leider auch wieder zu verspielt, gerade nach dem Seitenwechsel, was dann unvermeidlich zum obligatorischen Wechsel nach der Stundenmarke gegen Hilbert führte.
Wie üblich verspielt war auch Gebhart, allerdings doch mit durchaus ordentlicher Konsequenz in seinem Spiel, so dass es mich gestern nicht sonderlich zur Verzweiflung vertrieb. Erst im Schlussviertel des Spiels wurde es etwas viel für meinen Geschmack, wie auch das Team insgesamt nach dem 4:1 etwas sehr verspielt wurde – aber immerhin hatte man nach wie vor den Drang zum Tor, was mir gut gefiel.

Sehr zufrieden war ich übrigens auch insgesamt mit den Wechseln von Gross an diesem Tag. Hatte mir in der Halbzeit noch überlegt, dass ich mir wünschen würde, dass Gross sowohl Rudy als auch Schieber die Gelegenheit gibt, noch ein paar Minuten Spielzeit bekommen. Nach der oben schon angesprochenen Einwechslung von Hilbert kamen dann diese beiden jungen Spieler mit den Sprechchorkompatiblen Namen tatsächlich und vor allem Rudy konnte sich in einigen Szenen wieder ganz gut einsetzen, wenn auch letzten Endes keine seiner Flanken oder Torschussversuche fruchteten. Schieber hingegen fiel vor allem durch seine hässliche Goldmetallic-Haarfarbe auf, sowie dadurch, dass er sehr abseitsverdächtig spielte – allerdings hatte er effektiv auch nur 7 Minuten auf dem Platz, von daher wäre es ungerecht hier ein weitreichenderes Urteil zu fällen.

Ein positiver Nebenaspekt ist, dass, auch wenn das schon in den Bereich der Spekulation abgleitet, Gross tatsächlich von vorheherein und auch nach dem Wechsel von Schieber für Pogrebnyak beim 4-4-2-System blieb. Ich würde daher vermuten, dass das Experiment mit dem 4-5-1 erst einmal für gescheitert erklärt worden ist und damit für das Barcelona-Spiel hoffentlich tatsächlich nicht mehr in Erwägung gezogen wird.

Die Frage ist natürlich, wie Gross in Sachen Personal verfahren wird und ob Marica wieder den Weg zurück in die Startelf finden wird, oder ob sich unser Coach doch dafür entscheidet mit dem gleichen Personal wie in Köln anzutreten. Dass er sich an Osorio als Rechtsverteidiger probiert, daran glaube ich zumindest nicht. Es erscheint mir dann doch eher so, als ob Gross an Celozzi mehr glaubt, als wir Fans es tun. Vertrauen wir ihm diesbezüglich einfach mal.

Zu guter Letzt noch ein liebes Dankeschön an Alexis von my life. my love. my blog. für das nette Mittagessen im Vorfeld des Spiels. Hat mich sehr gefreut, ein weiteres Mitglied der kleinen VfB-Bloggergemeinde kennenzulernen!

Damit bin ich dann auch am Ende meiner Spielbesprechung, auch wenn ich irgendwie das Gefühl habe, irgendetwas relevantes vergessen habe zu erwähnen…

Der Hinrunden-Rückrunden-Vergleich: +10 Punkte, +13 Tore

Rückrunde – Glückrunde

17 Jan

Nachdem heinzkamke schon mit einer gewohnt fundierten Analyse im Rahmen von dogfoods Rückrundenvorschau selbige in der letzten Woche quasi eingeläutet hat, ging es für den VfB gestern auch endlich sportlich wieder los.

Und erfreulicherweise ist mit dem Rückrundenstart auch endlich wieder das lang vermisste sprichwörtliche „Quäntchen Glück“ zurückgekehrt, das uns in weiten Strecken der ersten Saisonhälfte abging. Klar, sehr viel war auch durch eigene Fehlleistungen begründet, aber manche Spiele, wie das Hinspiel gegen Wolfsburg hat man eben auch unglücklich bzw. unverdient verloren.

Am Samstagabend sah das dann aber eben anders aus, mit einem VfB der zwar Mitte der zweiten Halbzeit mal wackelte, dann aber doch im richtigen Moment das Glück des Tüchtigen hatte: Einmal den Pfosten auf seiner Seite und dann gelingt der entscheidende Treffer in einer Drangphase des Gegners.

Ich will jetzt hier nicht ins Träumen verfallen und jetzt schon wieder Chancen auf internationale Plätze ausrufen. Was ich aber ganz bestimmt glaube ist, dass wir nun in der Rückrunde mit einem zumindest kleinen Lauf rechnen dürfen und mit Sicherheit mit einer punktemäßig stärkeren Halbserie. Schließlich ist Fußball letzten Endes zu einem nicht unbedeutenden Teil Kopfsache und ich kann mir mehr als lebhaft vorstellen, dass sich mit den Erfolgen vor der Winterpause und dem größtenteils guten Auftritt gegen Wolfsburg und vor allem vor dem Hintergrund der VfB-Rückrunden der vergangenen Jahre eine positive Dynamik in der Mannschaft einstellen wird, die das Selbstvertrauen stärken wird. Zumal man jetzt mit Platz 12 so „gut“ steht wie seit dem siebten Spieltag nicht mehr und wenn auch die Hertha den Aufwärtstrend am nächsten Spieltag bestätigt, könnte man mit einem nicht komplett aus der Luft gegriffenen Sieg in Freiburg nächste Woche schon auf Platz 11 stehen.

Aber genug im Kaffeesatz gelesen und zurück zu den Fakten und damit zum gestrigen Spiel.

Mit Neuzugang Molinaro auf der Linksverteidigerposition, sowie Niedermeier als Ersatz für den verletzten Kapitän Delpierre gab es direkt zwei Veränderungen in der Abwehr des VfB, was sich zu Beginn dann auch direkt bemerkbar machte. Zwei, drei Mal zeigte man sich in den ersten Minuten nicht sonderlich gut sortiert, was in der dritten Minute direkt zu einer Großchance für die Wolfsburger führte, als Niedermeier und Hilbert sich mehr oder weniger gegenseitig über den Haufen rannten. Glücklicherweise ist allerdings auch Grafite derzeit nicht mit sonderlich viel Selbstvertrauen gesegnet und zudem war Ulreich direkt auf dem Posten. Ohnehin hat mir Ulreich insgesamt sehr gut gefallen. Während in der ersten Halbzeit nur wenig auf sein Tor kam, bekam er in der zweiten Hälfte doch einiges zu tun und sah eigentlich immer gut aus – mit Ausnahme einer Ecke. Dennoch vielversprechend.

Vielversprechend war zudem auch der Auftritt von Molinaro, der sich erstaunlich stark in das Offensivspiel des VfB auf der linken Seite einschaltete und dabei durchaus für einigen Wirbel sorgte. Das hätte ich nun nicht unbedingt erwartet nach diversen eher negativen Meinungen über Fußballkünste und Offensivdrang des Italieners. Zugegeben, einmal sah er gar nicht gut aus – als er gegen Ende des Spiels den Ball einmal dem Gegner vorlegte. Aber schieben wir das einfach mal auf Pech (und nicht auf ein grundsätzliches Defizit).
Generell machte er nämlich ziemlich viel Betrieb über links, gemeinsam mit einem ordentlich spielenden Hleb und bildete so insgesamt in der ersten Hälfte eine wirklich wirkungsvolle Waffe, zumal auch Hilbert über rechts sehr agil wirkte und viel Gefahr erzeugte. Da auch durch die Mitte abwechselnd Khedira und auch der überraschend als defensivere Alternative für Kuz im DM aufgebotene Träsch (saustark!) immer wieder nach vorne stießen, bekam das Offensivspiel des VfB einen in dieser Saison selten gesehenen Variantenreichtum. Das sah über weite Strecken wirklich beeindruckend gut aus, krankte letzten Endes aber wieder einmal am schon chronisch gewordenen Problem des VfB: Der Chancenauswertung.

Geht man aus der ersten Halbzeit nicht nur mit einem 1:0 heraus, dann wäre es wohl nicht mehr zu einer derartigen Zitterpartie Mitte der zweiten Hälfte gekommen – und ein 2 oder gar 3-Tore-Vorsprung wäre durchaus möglich gewesen, wenn man die hochkarätigen Chancen von Hilbert (der dann letztlich doch traf, was mich sehr freute), Niedermeier und vor allem Pogrebnyak betrachtet. Letzterer zeigte sich aber zumindest wieder äusserst engangiert und mit einer enormen Einsatzbereitschaft, die dann letztlich auch mit seinem Tor zum zwischenzeitlichen 2:0 belohnt wurde. Ich glaube, selbst wenn er kein Knipser werden sollte, werden wir an unserem Pogrebnytank zumindest noch sehr viel Freude haben. Mit dem Kampfeswillen wird er mit Sicherheit am Ende zweistellig werden in seiner Torausbeute.

Auch sein Sturmpartner zeichnete sich am Samstag durch hohe Laufbereitschaft aus, aber eben auch die bekannte Glücklosigkeit. Immerhin lief über ihn der Angriff, der zum 1:0 führte, wo er sich mit viel Willen durchwurschtelte und den Ball gegen drei Gegenspieler behauptete und dennoch die Flanke in die Mitte brachte.

In der zweiten Hälfte konnte sich der VfL Wolfsburg dann doch etwas vom Druck des VfB befreien und fand mit zunehmender Spieldauer mehr zu ihrem Spiel, weil auch unsere Jungs etwas nachließen und nicht mehr ganz so viel Laufaufwand betreiben konnten. Nichtsdestotrotz gelang aber dennoch das 2:0 nach einem Freistoß vom für Hleb eingewechselten Kuzmanovic (der dann auf dem rechten Flügel spielte) in der 58. Minute.

Mit einem Traumtor von Dzeko waren die Wolfsburger dann aber sieben Minuten später schon wieder dran und da schien es sich dann zu rächen, dass in der ersten Hälfte viel Chancen liegengelassen wurden. Denn auf einmal begann wieder ein altbekanntes Zittern innerhalb der VfB-Reihen. Und während bei den Wolfsburgern auf einmal wieder die Zuspiele klappten, die vorher nicht gelangen, konnten unsere Jungs die enge Defensivarbeit nicht mehr aufrecht erhalten, so dass man phasenweise schwer ins Wanken geriet und sich bei Ulreich, dem Pfosten und der Pechsträhne der Wolfsburger Offensivkräfte bedanken konnte, dass nichts Schlimmeres passierte.

Mit dem Wechsel von Gebhart für Hilbert, der sich in Halbzeit eins extrem aufgerieben hatte, nahm Gross dann einen aus meiner Sicht richtigen Wechsel vor, da Gebhart mit seiner Schnelligkeit und Dribbelstärke ein wirklich guter Konterspieler ist, und sich gut dafür geeignet, um ein bisschen für Entlastung zu sorgen. In der 87. Minute sollte sich das dann sogar in Form eines Tors auszahlen, dass dann endgültig für die Entscheidung sorgte. So sehr es mich für ihn freute, hat er dann ärgerlicherweise das direkt zum Anlass genommen in einer vergleichbaren Situation wenige Augenblicke später wieder selbst die Entscheidung zu suchen, statt den diesmal besser postierten Nebenmann zu suchen. Da muss er einfach noch lernen!

Dennoch: Ich bin erst einmal rundum zufrieden. Trotz Schwächephase, trotz mangelnder Chancenverwertung, trotz einiger Schnitzer.

Denn insgesamt stimmte die Offensiv- wie die Defensivleistung und vor allem Einsatzwille und Laufbereitschaft, so dass es Anlass zur Hoffnung für den weiteren Saisonverlauf gibt. Mit einer vergleichbaren Leistung sollte, nein, muss der Sieg gegen Freiburg eigentlich Pflicht sein! Hoffen wir, dass dies auch so kommt, schließlich ist Fußball nun mal keine Mathematik.

Der Hinrunden-Rückrundenvergleich: +3 Punkte, +4 Tore

PS: Ein kleiner Wermutstropfen ist auf jeden Fall die Gehirnerschütterung, die sich Sven Ulreich gestern zugezogen hat und die aller Voraussicht nach dazu führen wird, dass er nicht gegen Freiburg spielen wird. Hätte es sehr gerne gesehen, dass er sich auch im dritten Spiel ohne Lehmann als potentieller Nachfolger empfehlen kann. So aber wird nun wohl Stolz seine Chance bekommen – was uns auch leider nicht entscheidend in Sachen Lehmann-Nachfolge weiterbringen wird.

Notwendigkeiten

14 Dez

In einem meiner früheren Leben war ich, für ca. 5 Jahre, mal als Schiedsrichter aktiv, durchaus erfolgreich und überwiegend hat dies auch recht viel Spaß gemacht. Die meiste Zeit davon war ich natürlich dank meines eigenen, jugendlichen Alters im Jugendbereich unterwegs.
Einer dieser Einsätze führte mich damals zu einer Begegnung zwischen den beiden C-Jugend-Mannschaften des VfL Leverkusen und dem entsprechenden Nachwuchs des 1. FC Köln und blieb in meiner Erinnerung deswegen haften, weil ich dort den unfassbarsten, weil unnötigsten Elfmeter zu sehen bekam (und diesen dann natürlich auch pfeifen musste).
Leider kann ich nicht mehr mit Bestimmtheit sagen welche Mannschaft es genau war, aber auf jeden Fall war es ein Eckball, der von der linken Seite in den Strafraum geschlagen wurde. Dieser Eckball gelangte allerdings direkt zu einem Abwehrspieler der ihn daraufhin in Richtung Mittelfeld klärte. Plötzlich allerdings stieg aus dem Gewühl kurz vor der Strafraumgrenze ein anderer Spieler hoch und gab dem Ball mit der Hand einen zusätzlichen Stoß. Blöd nur eben, dass der Spieler zur verteidigenden Mannschaft gehörte. Ich war dermaßen perplex, dass es noch so zwei, drei Sekunden gedauert haben dürfte, bis ich selbst realisierte, was da geschehen war, um dann eben zu pfeifen und auf Strafstoß zu entscheiden. Der Elfmeter wurde dann natürlich verwandet, aber ob es tatsächlich einen entscheidenden Einfluss auf den Ausgang des Spiels hatte, daran kann ich mich leider nicht mehr wirklich erinnern. Es blieb eben lediglich diese unfassbar unnötige Aktion hängen, die zu dem Elfmeter führte.

Zum heutigen Bundesligaspiel des VfB Stuttgart in Mainz lassen sich für mich nun gleich zwei Brücken schlagen.

Die eine Brücke ist eine eher persönliche. Denn während meiner Zeit als Jungschiedsrichter war ich natürlich auch an der Linie bei Seniorenspielen aktiv und dort unter anderem auch zwei Saisons in der Verbandsliga bei einem sehr talentierten Schiedsrichter – der heute nachmittag beim Spiel in Mainz an der Seitenauslinie vor der Gegentribüne im Einsatz war und bis auf eine große Fehlentscheidung in Sachen Abseits in Halbzeit 2 alles richtig gemacht hat.

Die zweite Brücke ist natürlich leichter zu schlagen und geht natürlich über die offensichtliche, weil spielentscheidende Szene, über die jetzt die ganze Bundesligawelt spricht: Lehmanns Tätlichkeit gegen Bancé, die zum Elfmeter geführt hat, der dann den Ausgleich und zwei verlorene Punkte bedeuteten. Und für mich einen dicken Hals der von hier bis nach London reicht.

Tatsächlich war ich in dieser Saison, glaube ich, noch bei keiner unserer zahlreichen Niederlagen und Remis derart sauer, wie es heute abend der Fall war. Klar, frustriert, enttäuscht und verärgert war ich in dieser Hinrunde schon zuhauf nach dem Schlusspfiff in VfB-Spielen – aber derart wütend und sickig war ich tatsächlich noch nicht. Denn es ist mir einfach vollständig unbegreiflich, wie ein Spieler, der die Erfahrung von fast 400 Bundesligaspielen sowie zahlreichen internationalen Einsätzen auf dem Buckel hat, sich derart verhalten und den -unfassbar wichtigen- Sieg der eigenen Mannschaft aufs Spiel setzen kann.

Wenn Lehmann als Torwart einen Spieler foult, der gerade aufs Tor zuläuft, foulen muss, dann kann ich das ja noch nachvollziehen, aber wenn er in einer Situation, wo er selbst den Ball sicher hat und einen Gegenangriff einleiten könnte, dann eine persönliche Rache an Bancé vollziehen muss, dann ist das einfach nur unsagbar dämlich und aus meiner Sicht auch für den Verein, der einen Sieg heute dringend nötig gehabt hätte, eigentlich nicht hinnehmbar.

Bislang habe ich mich ja doch meistens aus sportlicher Sicht vor Lehmann gestellt und ihn selbst heute während des Spiels noch meinen Eltern gegenüber verteidigt mit den Worten: „Er ist zwar sicherlich ein Arschloch, aber er ist eben unser Arschloch.“
Das war nach der Szene, in der er sich die Schulter hielt, nachdem ihn Ivanschitz im Vorbeilaufen leicht touchierte.

Circa 20 Minuten später will und kann ich das so nicht mehr sehen, sondern würde jetzt vielmehr dafür plädieren, Lehmann gar nicht mehr einzusetzen. Ich mein, die Saison ist eh fürs Klo und mit den internationalen Plätzen werden wir dieses Jahr wohl kaum noch etwas zu tun haben. Von daher können wir jetzt ruhig mal experimentieren und schauen, ob es mit Ulreich vielleicht hinhaut. Für den Klassenerhalt sollte es auch mit ihm sicherlich reichen, schließlich kann er uns auch nicht viel mehr Punkte kosten, als ein Lehmann in dieser derzeitigen Gemütsverfassung, bei der man fast vermuten muss, dass er in dieser Woche ganz schwer an seinem Karriereende bastelt. Denn schon seine Aussagen unter der Woche (die mit Sicherheit nicht ganz ohne einen wahren Kern waren, aber doch eben für einen Arbeitgeber auch nicht hinnehmbar) waren alles andere als fördernd für eine weitere gemeinsame Zukunft – von seiner Weigerung die Geldstrafe zu bezahlen, mal ganz zu schweigen.

Aber, eben, ich habe mittlerweile doch auch kein Problem mehr damit, wenn Lehmann sich nun aufs Altenteil begibt und ein paar Hubschrauberflugstunden nimmt oder was auch immer er so gerne machen möchte.

Tja, und nun haben wir fast 800 Wörter geschrieben, aber so gut wie noch gar nichts über das Spiel an sich.

Aber das Problem ist halt leider, dass die Riesenkrawatte, die ich jetzt habe, alles andere überschattet. Und zudem das Spiel an sich eben leider auch kein so richtig gutes war. Und zudem leider auch wieder so ablief, wie sonst fast immer und es dementsprechend auch nicht viel mehr zu beschreiben gibt, als ich es ohnehin schon zu Dutzenden Spielen in diesem Halbjahr geschrieben habe: Gut begonnen, diesmal sogar wieder mit einem frühen Tor, und dann im Laufe der Spieldauer immer weiter nachgelassen bis es dann eben zum Lehmannschen Fallout kam.

Abgesehen von diesem bekannten, generellen Nachlassen hatte ich aber heute eigentlich nicht das Gefühl, dass es schief gehen würde. Zwar stand der VfB in der zweiten Halbzeit nicht mehr ganz so stark in der Defensive, wie noch im ersten Durchgang, wo man eine wirklich konzentrierte Defensivleistung ablieferte, aber man hatte dann doch auch nicht direkt das Gefühl, dass die Mainzer Offensive genügend Gefährlichkeit besitzen, um das Tor tatsächlich zu machen. Dann gab es aber eben erst die Aktion, wo Bancé in überflüssigem Maße Lehmann attackierte (und dafür nicht mal Gelb bekam) und dann halt leider das andere doofe Ding, was zum Elfmeter führte.

Eine negative Erwähnung muss zum Abschluss leider auch noch Pogrebnyak bekommen. Schön, dass er das Tor mal wieder getroffen hat (nach toller Vorarbeit von Boka, der insgesamt wieder eine gute Leistung ablieferte), aber in der zweiten Halbzeit schien er irgendwie erschreckend unmotiviert. Trottete weitestgehend herum und erhielt dann als Höhepunkt noch beinahe einen Platzverweis für ein sehr unnötiges, überhartetes Einsteigen gegen Polanski. Da hätte aus meiner Sicht Gross eigentlich früher reagieren müssen und ihn gegen Cacau oder Schieber austauschen.

Zum Schluss noch ein Wort zu Bancé:
Oscarverdächtig!