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Fischköppe vs. Spätzlefresser – Dem Interview

5 Mär

Nach der kurzen Länderspielunterbrechung geht es in der Bundesliga schon am Samstag für den VfB wieder weiter mit dem nächsten Spiel gegen Werder Bremen. Die Bremer sind dabei sicherlich in die Kategorie der schwereren Gegner zu packen, schon allgemein und auch gerade im Moment, wo sie durchaus einen kleinen Lauf haben.

Anhand dieser Prüfung gegen ein Team mit ähnlichen Ambitionen und leicht besserer Tabellensituation werden wir einen guten Eindruck davon bekommen, zu was die Mannschaft momentan tatsächlich in der Lage ist. Mit einem Sieg würden wir den Grünweißen ordentlich auf die Pelle rücken und aller Voraussicht nach den Rückstand auf Platz 5 zumindest stabil halten.

Im Hinspiel gab es eine satte 0:2-Niederlage, die ich doch durchaus gerne wiedergutgemacht sehen würde. Weniger, weil es mich gegen Bremen wirklich wurmt, zu denen hab ich ein halbwegs sympathisierendes Verhältnis – aber zum einen möchte ich gegen nicht mehr als ein Team mit einer 0-Punkte-Bilanz aus der Saison gehen. Zum anderen würde ich einfach aus Prinzip in Direktvergleich gerne weiter besser als Bremen bleiben. Ein Sieg für Bremen wäre der 26. in der Historie und damit würden sie an Siegen mit uns gleichziehen. Muss ja nicht sein.

Achja, einen Grund gibts noch warum ich Bremen sehr gerne schlagen würde: Torsten Frings. Den Lutscher mag ich nämlicht auch nicht.

Um Euch aber ein bisschen mehr Einblick zu geben als nur persönliche Sym- und Antipathien gibt es heute mal wieder ein schnuckeliges Interview mit einem Blogger des Gegners. Für dieses Mal hat sich freundlicherweise der sehr geschätzte Kollege Tobias vom Blog Meine Saison mit dem SVW bereitgestellt, Antwort auf meine depperten Fragen zu stehen.

[Kleiner Werbebreak: Tobias hat vor kurzem auch einen eigenen Onlineshop gegründet, wo man sich wirklich sehr, sehr leckeren TrailMix selbst zusammen- und dann bestellen kann. Hatte ich schon gesagt, dass das Zeug lecker ist?]

Und damit wieder zurück zum Geschehen und hier das Interview.

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Hallo Tobias, erst einmal verspätet Herzlichen Glückwunsch zum Einzug in das Achtelfinale der EuropaLeague. Das war ja zumindest phasenweise ein sehr beeindruckender Auftritt – auch wenn es „nur“ Enschede war. Wie weit wird es für Werder dieses Jahr gehen? Ist das Finale wieder oder diesmal gar der Sieg drin?

Hallo Marcel, danke! Die Spiele in der Europa League sind bislang wirklich sehr erfreulich. Auch das Hinspiel in Enschede war so schlecht nicht, das ist eine wirklich gute Mannschaft, die in Bremen zum Glück einen schlechten Tag erwischt hat. Der Wettbewerb ist dieses Jahr außergewöhnlich stark besetzt. Liverpool, Juventus oder auch unser nächster Gegner Valencia sind um diese Jahreszeit normalerweise in der K.O.-Runde der Champions League vertreten. Einfacher als letztes Jahr wird es deshalb bestimmt nicht. Dennoch traue ich Werder den Finaleinzug und auch den Sieg zu, denn die Mannschaft hat in den letzten Jahren viel Erfahrung auf diesem Niveau gesammelt und kann sich auf den Punkt konzentrieren und in den wichtigen Spielen große Leistungen bringen. Es ist aber schwierig, in Pokalwettbewerben Prognosen abzugeben, denn einen schlechten Tag kann jeder mal erwischen und es sind kaum noch Mannschaften dabei, gegen die sich Werder das erlauben kann.

Auch im DFB-Pokal sieht es ja mehr als gut für Euch. Wenn man ehrlich ist, dann ist das Finale und der damit im Grunde verbundene Einzug in die EuropaLeague für kommende Saison schon gebucht. Als Werder-Fan lässt es sich da momentan doch sehr gut leben, oder nicht?

In diesem Jahr hatten wir wirklich Glück bei der Auslosung, nachdem wir im letzten Jahr ausnahmslos Auswärtsspiele hatten und auch im UEFA-Cup in jeder Runde auswärts zum Rückspiel antreten mussten. Gegen Augsburg sollte es eigentlich einen klaren Sieg geben, aber ganz ungefährlich ist die Situation nicht, wenn schon vor dem Spiel jeder von einem Finaleinzug ausgeht. Für Augsburg ist es das Spiel des Jahrzehnts und wenn Werders Spieler überheblich oder unkonzentriert an die Sache herangehen, kann es schnell nach hinten losgehen. Ich bin deshalb lieber pessimistisch und gehe nicht von einer sicheren Qualifikation für die Europa League aus. Zum Glück ist die in der Liga ja nun auch wieder in greifbare Nähe gerückt.

Wenn ich mich recht entsinne gab es ja im Verlaufe dieser Saison doch aber auch zeitweise größere Dissonanzen im „Biotop Bremen“ und gerade als es zu Beginn der Rückrunde nicht so rund lief, wurde ja beispielsweise auch vom abgeschobenen Vranjes Kritik am Trainer geübt. War das pures Nachtreten oder wird der Dauerbrenner Schaaf, den ich persönlich nur so mittelsympathisch finde, auch bei Euch etwas ambivalent betrachtet – trotz seiner unbestrittenen Erfolge?

Kritik von unzufriedenen Spielern gibt es immer. Wenn es zu dem Zeitpunkt nicht so schlecht gelaufen wäre, hätte wohl niemand Vranjes Worten große Beachtung geschenkt. Die Zeitung mit den vier Buchstaben, die zur selben Zeit titelte „Schaaf und Allofs machen Werder kaputt“, nahm den Ball so aber natürlich gerne auf. Thomas Schaaf ist im Großen und Ganzen im Umfeld des Vereins unumstritten. Der einzige Kritikpunkt, den er sich seit Jahren gefallen lassen muss, ist die Anfälligkeit seiner Mannschaft für Gegentore. Manchmal ist es schon zum aus der Haut fahren, dass Werder Gegentore kassiert, die jeder Drittligist verhindern würde. Das Risiko, das mit der offensiven Spielweise verbunden ist, bringt auf der anderen Seite aber auch viele eigene Tore und viele begeisternde Spiele mit sich. Wenn ich die Wahl hätte, Spielweise und Platzierung in dieser Saison mit dem FC Schalke zu tauschen, würde ich lieber auf Platz 6 bleiben.
Ganz allgemein halte ich Thomas Schaaf außerhalb Bremens für unterschätzt. Es ist halt „nur“ Bremen und mit den Jahren verliert die Personalie für die Medien eben auch an Reiz. Sicher ist es für die Arbeit eines Trainers gut, wenn sich die Vereinsführung aus dem sportlichen Bereich weitgehend raushält, aber Thomas Schaaf ist vor allem deshalb unumstritten, weil er seit Jahren sehr erfolgreich ist. Welcher Trainer hat es außerhalb Münchens schon geschafft, mit seiner Mannschaft fünf Mal in Folge die Champions League zu erreichen? Dazu hat er letzte Saison den größten internationalen Erfolg des deutschen Vereinsfußballs seit sieben Jahren erreicht und schafft er es jedes Jahr aufs neue, mit seiner Mannschaft die Abgänge der besten Spieler zu kompensieren.

Ein anderes Rahmenthema in dieser Saison war ja Torsten Frings und dessen „Ausbootung“ bei der Nationalelf. Als Beobachter aus der Distanz würde ich ja sagen „Gut so, der bringts eh nicht mehr“. Was spricht aus Deiner Sicht dagegen-also für Frings? Ist er tatsächlich so wichtig im Mittelfeld neben den vielen jungen Offensiven?

Bei Werder ist Torsten Frings immens wichtig im Mittelfeld, auch wenn er nicht mehr so stark ist, wie vor drei, vier Jahren. Er spielt eine gute Saison, hatte aber ein paar Probleme mit der neuen Situation im Mittelfeld. Was immer wieder vergessen wird: Werder hat in Frank Baumann den Spieler verloren, der viele Jahre vor der Abwehr Staubsauger gespielt hat und so auch für Frings eine wichtige Entlastung war. Seit dieser Saison spielt Frings selbst vor der Abwehr und musste seine Spielweise entsprechend anpassen. Mit einem Kampfschwein Phillip Bargfrede an seiner Seite klappte das auch gut, mit einem lethargischen Tim Borowski nicht. Seitdem Peter Niemeyer in der Startformation steht, läuft es wieder besser. Fazit: Frings hat nicht mehr die Dynamik, um ganz alleine das defensive Mittelfeld zu kontrollieren, aber ist immer noch ein sehr guter Spieler, von dem die jungen Nebenmänner vieles lernen können.
Was die Nationalmannschaft angeht, ist eine Nominierung Frings nicht mehr zwingend, aber für gut genug halte ich ihn schon noch. Gerade wenn man sich anschaut, an wem Löw sonst so festhält, finde ich die Entscheidung schon etwas merkwürdig, auch wenn ich sie prinzipiell nachvollziehen kann. Mit Ballack und Frings hätte man ein ziemlich altes Mittelfeld. Manchmal braucht eine Mannschaft dann einfach einen harten Bruch, um neue Dynamik reinzubekommen. Die Art und Weise fand ich aber wenig stilvoll und das hat bei Löw (der zu seiner Stuttgarter Zeit einer meiner Lieblingstrainer war) leider System. Erwartet Löw von einem jahrelangen Leistungsträger und Führungsspieler wirklich, dass er sich 1 1/2 Jahre Nichtberücksichtigung gefallen lässt und dabei nie den Mund aufmacht? Das war bestenfalls naiv, aber ich glaube eher, dass er darauf gewartet hat, dass Frings ihm eine Vorlage für seinen Abgang liefert, ähnlich wie bei Kuranyi.

Kurzer provokanter Einschub: Geht einem als Werder-Fan die Fallerei von Marin, der natürlich unbestritten einzigartige fußballerische Qualitäten hat, eigentlich auch so auf den Keks?

Schwalben gehen mir immer auf den Keks, also auch und gerade bei Marin, denn da sehe ich es ja regelmäßig. Es ärgert mich auch, weil sich so ein gewisser Eindruck bei den Schiedsrichtern verfestigt und Marin dann auch bei wirklichen Fouls häufiger mal keinen Freistoß bekommt. Dass ein Spieler von seiner Statur im Zweikampf leichter mal hinfällt, dürfte klar sein, da braucht es dieses übertriebene Fallen nicht. Zumal Marin am Ball so stark ist, dass er auch so genügend Freistöße rausholen würde.

Auch wenn Allofs eigentlich immer ein sehr gutes Händchen bei Transfers nachgesagt wird, gibt es da ja eine Schwachstelle bei Euch (beim VfB auch nur zu gut bekannt), die er nun schon lange nicht beheben konnte. Nun darf sich auf der Linksverteidigerposition Ayman Abdennour versuchen – und erscheint dabei als größter Schwachpunkt im Defensivkonstrukt von Werder. Hat er doch was drauf oder wird er bald schon wieder ersetzt? Oder ist das Wurscht, weil Eure Offensive die Abwehrschwächen ohnehin immer überdeckt?

Wurscht sind die Abwehrschwächen sicherlich nicht. Man kann nicht gegen jeden Gegner fünf Tore schießen und muss zumindest gegen stärkere Mannschaften in der Lage sein, diszipliniert und geordnet gegen den Ball zu arbeiten. Bei Abdennour darf man nicht vergessen, dass er nicht als Nummer 1 auf der Position geholt wurde, sondern als Ersatz für Sebastian Boenisch, der inzwischen einen ordentlichen Part auf der Position spielt bzw. bis zu seiner Verletzung gespielt hat. Abdennour hat großes technisches Potential, ist schnell und kann gute Flanken schlagen. Was auf seiner Position aber tödlich ist, ist fehlende Ruhe in den Aktionen und Ruhe hat Abdennour bislang nicht gerade ausgestrahlt. Seine Hyperaktivität erinnert mich an Boenischs erste Spiele für Werder. Die Position könnte also sicherlich besser besetzt sein. Man sollte aber nicht erwarten, dass man da mal eben schnell jemanden kauft, der die Position tadellos ausfüllt. Die Auswahl an guten Linksverteidigern ist begrenzt, nicht nur in Deutschland. Die Anforderungen an Außenverteidiger sind sehr hoch und besonders in Werders System mit einer sehr hoch stehenden Viererkette sind Fehler der Außenverteidiger meistens gleichbedeutend mit guten Torchancen für den Gegner. Eine Alternative bei vielen Mannschaften ist es daher, Innenverteidiger auf die Außenbahnen zu stellen, die nach vorne stark limitiert sind, aber wenigstens gut stehen und ihre Zweikämpfe gewinnen. Bei Werder wäre das Petri Pasanen, der am Samstag aber vermutlich auf der rechten Seite gebraucht wird, falls Clemens Fritz nicht rechtzeitig fit wird.

In den vergangenen drei Saisons war das Duell zwischen unseren beiden Teams eigentlich immer ein Toregarant mit mindestens 4, meistens sogar 5 Toren und i.d.R. einem klaren Sieg für die jeweilige Heimmannschaft. Einzige Ausnahme war das Hinspiel diese Saison, wo ihr 2:0 in Stuttgart gewinnen konntet. Wird es am Samstag wieder Tore hageln? Wie lautet Dein Tipp?

Gegen ein torreiches Spiel hätte ich natürlich nichts, deshalb tippe ich auf ein 4:3 für uns mit einem Hattrick von Cacau und einem entscheidenden Eigentor von Lehmann in der letzten Minute.
Vielen Dank für das sehr interessante Interview und auf ein schönes Spiel!
Wie fast schon üblich gibt es auch bei Tobias im Blog ein Interview mit einigen Fragen zum VfB.

Bundesliga 09/10, ST08: SV Werder Bremen.

4 Okt

Wenn der VfB selbst Heimspiele gegen Werder Bremen nicht mehr gewinnt, dann muss wirklich etwas im Argen liegen. Schließlich waren die Hansekicker von der Weser in den letzten Jahren, selbst wenn es insgesamt nicht so gut lief, eigentlich immer sehr gerne gesehene Gäste und wurden mit zahlreichen Gastgeschenken im Gepäck nach Hause geschickt.

Das aber ist Vergangenheit. Die Realität… die triste, graue Realität sieht leider ganz anders aus und bestand am heutigen Sonntag im Wesentlichen aus einer konsternierenden Lehrstunde im heimischen Oval Hufeisen.

Denn wie man tollen Offensivfußball mit displinierter, konzentrierter und leidenschaftlicher Defensivarbeit kombiniert und so einen Gegner nahezu über das komplette Spiel wirkungslos und überfordert aussehen lässt, das haben leider an diesem Tag nur die Mannen in den grünen Trikots gezeigt. Die Spieler mit dem roten Brustring auf dem Leibchen waren hingegen bis auf ganz wenige Situationen einfach nur schlecht und eines Teams, das höhere Ambitionen hat, nicht würdig.

Dementsprechend bin ich heute einfach nur gefrustet und habe keine große Lust mich ein weiteres Mal mit den Schwächen des VfBs in der Saison 2009/2010 auseinanderzusetzen, denn wir haben all dies, was heute zu sehen war, schon in beinahe jedem Spiel dieser Saison immer wieder zu Gesicht bekommen: Die individuellen Fehler in der Abwehr, die unmittelbar zu Gegentoren führen, die aber auch immer wieder kollektive Fehler sind (Boka gegen Pizarro im Kopfballduell? Hunt völlig frei nach einem schnell ausgeführten Freistoß?). Die mangelnde Dominanz und Aggressivität im defensiven Mittelfeld bei Hitz und Khedira, die das Spiel nie in den Griff bekommen. Das schlampige Ausführen und das Verschleppen des Tempos im zentralen Mittelfeld (also auch im Wesentlichen Hitz und Khedira). Die unpräzisen Flanken von den Aussen, die schon seit Wochen ungefähr so häufig einen Mitspieler finden, wie Hertha eine Saison ohne Trainerwechsel übersteht. Die Stürmer, die sich ständig nach hinten fallen lassen müssen, um Bälle zu erkämpfen und wenigstens ein bisschen am Spiel teilzuhaben, dadurch aber in der Spitze fehlen (Pogrebnyak hat da heute sehr interessant nach seiner Einwechslung gegengearbeitet, indem er sich immer nach vorne bewegt hat – weg von den Pässen).

Das paart sich dann noch mit zaghaften Reaktionen seitens des Trainerteams, deren Auswechslung von Celozzi gegen Träsch durchaus korrekt war. Nur hätte man dann auch offensiv schneller reagieren müssen, und schon zur Pause Elson bringen sollen, der zwar kein absoluter Lichtblick war, aber doch zumindest ein gewisses Maß an Belebung brachte (was andererseits natürlich auch damit zu tun haben könnte, dass die Bremer zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr ganz so intensiv nachgingen, wie es sonst im Spiel taten).

Grün ist ja eigentlich die Farbe der Hoffnung. Heute ist sie für mich die Farbe der Depression.
Deswegen suhle ich mich nun erstmal weiter in meinen herbstlichen Gefühlen und versuche den Schmerz mit ein wenig Musik zu lindern. Eine lange nicht mehr gehörte Waise. Die Älteren unter ihnen werden sich vielleicht noch erinnern.