Dem VfB zuzuschauen ist diese Saison wirklich ein Kreuz. (Halbe) Woche für (halbe) Woche spielt sich das gleiche Geschehen auf den Fußballplätzen in Deutschland und europaweit ab, wenn die Mannen mit dem Brustring mit am Ball sind. Erst startet der VfB Stuttgart gut in die Begegnung und hat innerhalb der ersten 20-25 Minuten alles im Griff und mal 2-3, mal 6-8 gute bis sehr gute Torchancen, von denen nur leider keine reingeht. Nach und nach beginnt dann das Spiel so allmählich aus den Händen zu gleiten, so das irgendwann zwischen 10 Minuten vor und 10 Minuten nach der Pause mit einer der ersten Chance der Gegner zum Torerfolg gelangt, gerne auch mal begünstigt durch einen kapitalen Fehler eines Stuttgarter Abwehrspielers. In der Folge zeigt sich der VfB dann erst mal geschockt, bevor er sich dann in den letzten 15, 20 Minuten wieder etwas berappelt und wieder zu einigen Chancen kommt, von denen dann gerne auch noch mal ein Ding an den Pfosten oder die Latte geht, oder sonstige lustige Sachen.
Und auch heute im entscheidenden Champions League Gruppenspiel ging es wieder genauso vonstatten. Der VfB legt los wie die Feuerwehr und hat in den ersten 15 Minuten gleich vier hochkarätige Chancen. Erst bekommt der Vollflop Marica aus rund 5 Metern in der 5. Minute seinen Kopfball nach schöner Flanke von Khedira nicht im rumänischen Kasten unter. Dann wird der Distanzschuss von Träsch noch eben so durch einen Abwehrspieler abgefälscht, dass er links an den Pfosten klatscht. Und in der 11. Minute wird dann unser neuer Stürmerflop Pogrebnyak toll von Khedira eingesetzt, tankt sich wie schon sonst recht häufig sehenswert durch die gegnerische Abwehr, aber wie eben auch sonst so häufig scheitert er dann wieder mal am Abschluss und versucht den Ball durch die Beine des Torwarts zu spielen, der aber diesen durchsichtigen Versuch schnell vereiteln kann. Und auch die weiteren Schussversuche in der 14. und 19. verpassen jeweils ihr Ziel, bevor es dann wieder unvermeidlich abwärts geht und die Rumänen etwas mehr Luft für ihr Spiel bekommen. Und wie es dann eben immer ist, direkt nach der Halbzeitpause die erste Chance für die Rumänen, Boka begeht einen haarsträubenden Fehler und kann Semedo nicht halten, der dann leichtes Spiel hat an Lehmann vorbei einzunetzen. Wie üblich verflacht dann erstmal die Begegnung, bevor dann rund um die 60. Minute die unvermeidlichen zwei Pseudoeinwechslungen in Mittelfeld und Sturm kommen, um zumindest noch was zu retten. Aber die beste Chance geht dann rund 20 Minuten vor Schluss von Gebhart mit einem gefühlvollen Schlenzer nur an das Lattenkreuz und auch Cacau hat bei seinen beiden Versuchen kurz vor dem Abpfiff kein Glück, so dass die Begegnung endet wie fast immer in dieser Saison.
Naja, okay, einen klitzekleinen Unterschied gab es dann heute eben doch. Die erste Torchance wurde direkt verwertet von Marica (Marica!). Die zweite zudem auch von Träsch. Und zu allem Überfluss wurde sogar auch noch die dritte Torchance von Pogrebnyak (Pogrebnyak!) eingenetzt.
Ich mein, es ist wirklich unfassbar absurd. Du schmeisst den Trainer raus, holst nen Neuen und es ändert sich quasi nix, ausser dass dieses kleine, beschissene Quäntchen Glück, das Dir wochen-, nein monatelang abging, plötzlich so mir nichts, dir nichts einfach mal wieder da ist. Klar, insgesamt war einfach mehr Selbstvertrauen, mehr Drive und Leidenschaft im ganzen Spiel, aber ob man das allein auf den Trainerwechsel führen kann oder darauf, dass eben die ersten drei Torschüsse allesamt IM gegnerischen Kasten landeten, kann man eben nicht genau festhalten.
Natürlich freue mich sehr, dass wir gewonnen haben, das Achtelfinale der Champions League erreicht und die Mannschaft endlich mal wieder ansehnlichen Tempofussball gespielt hat und eine Partie weitestgehend unter Kontrolle hatte. Aber es bleibt doch auch irgendwie ein bitterer Beigeschmack an der ganzen Sache.
Klar, das Spiel heute hatte nix mit der Bundesliga zu tun, aber so wie man heute aufgetreten ist, denke ich, dass eine Trendwende in der Liga definitiv in erreichbarer Nähe ist. Doch das alles lässt mich auch ein wenig nachdenklich zurück, wenn man darüber nachdenkt, dass zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres ein zuvor erfolgreich mit der Mannschaft arbeitender Trainer rausgeschmissen werden musste, damit eben jenes nahezu identische Spielermaterial wieder kämpfen, beissen, kratzen, laufen und verdammt nochmal Fußball spielen. Das kann doch eigentlich nicht sein.
Nun ja, in ein paar Wochen hat sich dieses Gefühl vielleicht wieder gelegt und ich kann der Mannschaft wieder unbelastet zujubeln. Jetzt aber bin ich doch insgesamt ein wenig irritiert.
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