Tag Archives: Christian Gentner

So-ist-es-Haltung

5 Mär

Die asiatische Gelassenheit lernt man schnell als Fan des VfB.

Da hilft auch kein brauner Mercedes, der früher bei den VfB-Spielern gefürchtet war, da Mayer-Vorfelder – das dieser Mann schillernd-mondän-zwielicht ist, habe ich sogar bereits als Kind erkasnnt – in seiner Funktion als Präsident des VfB damit vorfuhr, um seinen Spielern persönlich die Leviten zu lesen (Quelle: Seite Drei, heute, Süddeutsche).

Das Om suchen, nur so sind die Trainerentlassungen, die Präsidenteneinlassungen und die Managerauslassungen zu verkraften. Daher ist es mir in meinem Nidra für morgen glasklar: Verliert Stevens, kommt Zorniger, gewinnt er, atmen wir durch und die Chance, dass wir es schaffen, steigt enorm. Zorniger kommt dann ab Sommer, ich vertraue ihm und schätze ihn als einen guten Trainer ein (auch wenn sein Berater mit Christian Nerlinger der Ex-Manager des FCB ist).

Habe für morgen, 20:30h, ein Gutmann-Weizen (bestes Hefe der Welt!) kühl gestellt bekommen und freue mich auf das Spiel. Für den Verein zerreißen sich momentan Gentner, Ulreich, Die, Niedermeier und Werner. Sonst viel Mitgerenne, aber wir hoffen das Beste.

Und ich habe schon eingeschlagen, bei einer Relegation gegen Darmstadt, mit nach Darmstadt zu gehen.

Gegen Karlsruhe bin ich auch dabei, da wird Hochsicherheitsspiel wohl neu definiert (ich hoffe nicht!).

„Lieber jetzt 18 als drei Spieltage vor Schluss“

22 Feb

..so sprach ein Freund zu mir, der mich aufbauen wollte. Und er hat Recht.

Am Freitagabend nach dem Spiel war ich – angesichts dieser zweiten Halbzeit – wirklich desillusioniert und begann, diesen hässlichen Gedanken der zweiten Liga an mich heranzulassen. Vor dem Spiel war und ist wieder meine Theorie, wir kommen noch auf einen Relegationsplatz und hauen dann im Hochsicherheitsspiel den KSC erneut in die zweite Liga, ein Baden-Württemberg-Derby, das Labsal für die Seele ist.

In der zweiten Halbzeit gegen den BVB sah man einen VfB, der bemüht war, Einsatz zeigte und sich nie aufgab, aber spielerisch ein Armutszeugnis ablegte und in der Offensive harmloser als eine Kuschelkatze (ja, genau die, die wir immer bei youtube sehen) war. Als dann noch ein Flitzer das „Spiel“ (die Dortmunder stellten ja ebenso das Spielen ein) unterbracht, es aber keiner für nötig hielt, einzugreifen, war der Tiefpunkt erreicht. Marcel Reif (Arbeitsnachweis): „Was ist aus dem VfB Stuttgart geworden?“ und mir lief es eiskalt den Rücken runter. Keine Frage, das Abstiegsgespenst ging um.

Am Samstagmorgen war ich aber bereits wieder voller Hoffnung,

die Fakten: Uns fehlten am Freitag wichtige Spieler, Gentner, Didavi und Rüdiger. Sind die mal wieder dabei und löst Stevens hoffentlich seine zweite Viererkette im Mittelfeld auf (Hlousek und Klein offensiv?), dann sieht die Sache doch deutlich besser aus. Ebenso kann Gruezo noch stärker werden.

Seit Jahren wird ein Leader vermisst, der Hoffnungsschimmer zeigte sich am Freitag: Die, bei jeder seiner Stationen bisher Publikumsliebling und in Basel so billig abgegeben, da er sich mit dem Trainer überwarf, hat das Zeug dazu. Deutlich war ihm beim Spiel seine Aggressivität und Optimismus anzumerken, mehr davon!

Die Abwehr wird stärker, wirklich! Baumgartl hat die letzten vier Spiele die stärksten Zweikampfwerte aller VfBler. Der Aussetzer gegen den BVB hat praktisch nichts geändert am Spielverlauf, da das 2:3 sonst auch nie gefallen wäre. Und Niedermeier, unser Nieder“strecker“, ist kernig abwehrbereit, ich mag den.

Unser Sturm, puh, das weiß ich wirklich nicht, Elfertor? Ecke? Irgendwie eins reinwürgen und hinten dicht, anders geht es jetzt nicht mehr. Mehr Impulse im Mittelfeld und vielleicht (vielleicht!) platzt mal bei Ibisevic der Knoten (ja, da ist viel Hoffnung und Wunsch mit drin).

Die Gegner, daheim gegen BVB, FCB und Gladbach kann man verlieren, es kommen jetzt die Gegner auf Tabellenaugenhöhe: Es ist eigentlich ganz einfach, die Spiele müssen punktetechnisch gut ausfallen und dann klappt das mit der Relegation (Paderborn und Freiburg steigen leider ab, der HSV wünsche ich mir). Haut das nicht hin, hat es der VfB auch in der ersten Liga nicht mehr verdient.

Der Trainer ist gut. Taktisch natürlich brutalmöglichst defensiv, aber was bleibt ihm alles übrig. Die Ansprache, die Erfahrung und das Verkörpern sind eindeutige Pluspunkte für Stevens, während Dutt der good cop ist und in der Öffentlichkeit für Optimismus sorgt.

Und die Fans stehen hinter der Mannschaft, das hat man nach dem Spiel gesehen!

Ja, ich weiß, 5-Euro ins Phrasenschwein, aber die Hoffnung stirbt zuletzt und jetzt gilt es. So einfach ist es.

Ent-Täuschungs-Versuch.

15 Aug

Ich muss zugeben, ich bin enttäuscht.

Als ich am Samstag um kurz nach 18 Uhr den Mönchengladbacher Wellblechpalast betrat, tat ich das in der einigermaßen sicheren Überzeugung, dass ich diesen Ort rund 2 Stunden später als Fan des alleinigen Tabellenführers wieder verlassen würde.

Das neu gewonnene Selbstvertrauen hatte unter Umständen auch mit der Zahl der vorab beim Gladbacher „Stamm“-Griechen (zweimal ist Tradition, oder?) verzehrten Kölsch zu tun, aber eben auch damit, dass keines der Teams mit weißer Weste eine mit uns konkurrierende Tordifferenz aufweisen konnte, nach den Samstagnachmittagspielen. Denn ich rechnete durchaus mit einem Sieg gegen Gladbach, keinem deutlichen, aber einem Sieg. Und der hätte schon gereicht für Platz 1. Aber leider reichte es am Ende dann doch nur zu einem Remis und damit „nur“ zu Platz 4, bzw. relevanter: zu 4 Punkten insgesamt.

Dabei ließ es sich eigentlich gar nicht so sehr schlecht an. Bis auf eine sehr gute Gelegenheit von Reus wenige Sekunden nach Anpfiff, hatte der VfB die Gladbacher Borussia sehr gut im Griff und ließ ihnen in der eigenen Hälfte kaum Raum, um zu ernsthaften Torchancen zu kommen. Die hatte, wie schon vor Wochenfrist überwiegend der VfB für sich zu verzeichnen – leider aber auch mit der selben Schlampigkeit im Abschluss wie vor Wochenfrist.

Allerdings waren die Chancen für den VfB auch weder quantitativ wie qualitativ so stark vorhanden wie  noch gegen Schalke. Denn die Borussia bestätigte ihre starke Defensivleistung aus dem Auftaktspiel mit einer ähnlich konzentrierten und ruhigen Leistung, die es dem VfB eben selten erlaubte seinerseits zu guten Gelegenheiten zu kommen, da die Abseitsfalle der Gladbacher hervorragend funktionierte (bzw. teilweise die Stuttgarter Mittelfeldspieler den Pass einfach zu spät spielten).
Und da auch der VfB, wie erwähnt, defensiv sehr aufmerksam agierte, entwickelte sich im Laufe der ersten 45 Minuten ein zwar gut anzuschauendes Spiel, aber eben auch eines mit eher überschaubarem Unterhaltungswert.

Das änderte sich, obwohl keiner der Trainer wechselte, dann allerdings in der zweiten Hälfte, da der VfB nach dem Wiederanpfiff wesentlich offensiver eingestellt agierte und die Gladbacher schon früher unter Druck setzte, wodurch sich einige gute Gelegenheiten ergaben, vor allem über die linke Seite mit Molinaro und Gentner, sowie später Traoré (insgesamt 9 Flanken versus 4 über rechts). Aber trotz einer Steigerung der Chancenzahl konnte der VfB auch hier wieder nichts zählbares für sich herausholen und lief stattdessen in einen Konter, der zum nicht ganz verdienten Führungstreffer der Gladbacher führte.

Von meinem Platz auf der anderen Seite des Stadions aus habe ich im laufenden Spiel den Elfmeter als richtige Entscheidung so hingenommen. Nach Studium der Bilder im Fernsehen später am Abend sah das schon deutlich anders aus. Marco Reus möchte ich dabei nichtmal einen bewussten Täuschungsversuch unterstellen, da der Zweikampf von Kvist durchaus robust geführt wurde – aber wie es in den Regeln so schön heisst: Im Kampf um den Ball und mit angelegtem Arm.
Wenn man sich die Szene allerdings die Konterszene komplett anschaut, dann gibt es einige Sekunden vorher, so rund 5 Meter vor der Strafraumgrenze ein erstes Zusammentreffen zwischen beiden Spielern, aus dem Reus als Gewinner hervorgeht, weil er in fast identischer Manier Kvist wegrempelt – allerdings mit dem kleinen, feinen Unterschied, dass Reus dabei den Ellenbogen/Arm weit deutlicher nutzt als es der Däne wenige Sekunden darauf tut.

Ich will mich nicht an Schiedsrichterentscheidungen aufhängen, das ist hier bekanntermaßen wirklich selten der Fall, aber die Gesamtszene bietet für mich eben ein perfektes Beispiel für Schiedsrichterschulungen um innerhalb weniger Sekunden den Unterschied zwischen korrektem und inkorrektem Rempeln zu zeigen.
So bleibt es eben als Beispiel haften, wie unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe bei ähnlichen Situationen innerhalb und außerhalb des Strafraums angelegt werden.

Erfreut habe ich dann allerdings die Reaktion des Teams wahrgenommen, die sich nicht von dem unglücklichen Rückstand hat aus der Bahn werfen lassen, sondern in den folgenden Minuten wieder verstärkt angriff und schon kurz darauf im Nachgang einer eigentlich geklärten Ecke aufgrund eines guten Nachsetzens von Kvist gegen  Hanke zum Ausgleichstreffer durch Cacau kam. Nach den durchaus actionreichen Minuten um die 70. herum verflachte das Spiel dann wieder ein wenig, wobei beide Teams zu vereinzelten Gelegenheiten kamen. Auch die gelb-rote Karte für Brouwers veränderte die Dynamik nicht mehr entscheidend, da Gladbach ohnehin ja weit mehr Wert auf die Defensive legte und weitestgehend Offensivaktionen nur in Form von Kontern vornahm.

Unter dem Strich geht das Unentschieden trotz des unglücklichen Zustandekommens sicherlich aber in Ordnung.

Zwar schmerzen die zwei Punkte weniger, aber in Anbetracht der Gesamtsituation kann man zum jetzigen Zeitpunkt mit vier Punkten aus den ersten zwei Saisonspielen durchaus leben. Die „Zufriedenheit“ meinerseits liegt vor allem in den bisherigen Auftritten des Teams begründet.
Mit den Leistungen der vergangenen Spielzeit im Hinterkopf, sowie den zahlreichen Verletzungsfällen der letzten Wochen, musste man schließlich ein großes Fragezeichen hinter die Defensivabteilung stellen. Doch diese hat sich in den beiden Spielen gegen Schalke und Gladbach bisher als erstaunlich zuverlässig präsentiert und deutet an, dass die beiden Verpflichtungen von Maza und Kvist hier zwei Volltreffer gewesen sein könnten. (Rechnet man noch Hajnal und Okazaki dazu, dann wären 4 der letzten 5 Transfers von Bobic Treffer – Traoré noch ausgeklammert – wann hatte ein VfB-Manager das letzte Mal eine solche Quote?).
Zumindest hat man den Eindruck, dass Tasci neben Maza seine Souveränität früherer Jahre wiedergefunden hat und auch Kvist scheint seinen Nebenmann Kuzmanovic in defensiver Hinsicht ganz gut zu ergänzen. Und auch die beiden anderen Puzzlestücke der Defensive, die Aussenverteidiger, zeigen sich bislang mit sehr soliden Leistungen und lassen hinten wenig zu.

Dementsprechend verschiebt sich das Fragezeichen derzeit eher in Richtung Offensive. Im Spiel gegen Schalke waren viele gefährlichere Offensivaktionen aus Standards oder sehr weit aufgerückten Schalkern entstanden, zwei Dinge, die der VfB am Samstag nicht so regelmäßig vorgesetzt bekam, wie noch die Woche zuvor. Dementsprechend stand der VfB zumeist vor der Aufgabe, aus dem Spiel gegen zwei tiefstehende Viererketten Chancen zu erarbeiten – eine Aufgabe, die eventuell noch zu schwierig für dieses Team sein könnte. Nicht umsonst entstand das Tor aus einer Situation, als die Gladbacher Mannschaft gerade im Begriff war, nach einem abgewehrten Eckball auf Konter umzuschalten, und dann aprupt durch Kvists Ballgewinn wieder zurückschalten musste, was die Defensivstruktur lang genug irritierte, um Gentner ausreichend Platz für eine unbedrängte Kopfballvorlage zu geben.
Es wirkte allerdings am Samstag auch so, dass zentrale Offensivspieler wie Hajnal und vor allem Harnik, die Länderspieltripps unter der Woche nicht ganz so gut verkraftet hatten und dementsprechend nicht auf der Höhe ihres Leistungsvermögens waren. Vor allem bei Harnik aber kein Wunder, nachdem er eine Schulterverletzung aus dem Länderspiel mitbrachte. Bringen diese beiden Spieler wieder stärkere Leistungen auf den Platz, dann sollte auch ein Spiel gegen ein so defensivorientiertes Team wie Gladbach mit einem Sieg beendet werden können.

Wenn man aus zwei (mit Pokalspiel drei) Spielen halbwegs seriöse Rückschlüsse ziehen kann, dann erwarte ich in dieser Saison eine Platzierung im oberen Mittelfeld der Liga. Aufgrund der stabil erscheinenden Defensive, sollte man in diesem Jahr mit mehr Siegen gegen Teams rechnen können, gegen die man im letzten Jahr noch verloren oder Remis gespielt hat. Auch weil die Standardsituationen in dieser Saison zu einer ernst zu nehmenderen Waffe geworden sind und so vermutlich die eine oder andere defensivstarke Mannschaft vielleicht knacken kann.
Ob man auch gegen Mannschaften mit viel Klasse in der Offensive mithalten können wird, darüber wird man sicherlich am kommenden Wochenende gegen Leverkusen schon einige Aufschlüsse bekommen. Durch die eher offensive Ausrichtung von Leverkusen könnten sich sicherlich einige Räume für entsprechende Konter ergeben, zumal die Abwehr vor allem gegen Mainz nicht den sattelfestesten Eindruck gemacht hat. Mit Spielern wie Derdiyok, Kießling, Schürrle und Renato Augusto wird vor allem aber die Defensive des VfB zeigen müssen, ob sie die guten Eindrücke bestätigen kann oder ob der solide Auftritt gegen Schalke (immerhin mit Huntelaar, Raul und Holtby mindestens so prominent besetzt) eher dem schwachen Teamspiel der Gelesenkirchener geschuldet war, die sich erst in Halbzeit 2 gegen Köln wirklich freispielen konnten.
Die spannendste Geschichte für die Medien (und zugegeben ein bisschen auch für uns Fans) wird natürlich die „Rückkehr“ von Bernd Leno sein, der ja seit vergangener Woche für einige Monate nach Leverkusen ausgeliehen ist. Es wird interessant zu sehen sein, wie stark er wirklich ist und ob er neben dem für ihn neuen Druck eines Bundesligastammtorhüters auch mit der speziellen Situation eines Spiels bei seinem langjährigen Verein umgehen kann. Gestern wurde er ja von Bremen leider noch überhaupt gar nicht gefordert, so dass man sich noch kein wirkliches Urteil bilden konnte. Aber gut, wir werden es bald sehen.

Unabhängig von der kurzfristigen Aufgabe bin sehr gespannt, wo der Weg in den nächsten 5-6 Wochen genau hinführen wird, aber sicher bin ich mir doch sehr, dass dieser Weg nicht wieder im frühzeitigen Abstiegskampf mündet. Dazu macht das Team momentan einen zu gefestigten Eindruck. Und ich hoffe, dass ich mich diesbezüglich nicht selbst täusche…

 

Tschubby-Tschubby

1 Okt

Bitte was? Gut, da sollte ich wohl etwas weiter ausholen…..ist noch gar nicht so lange her, da musste ich diesen Begriff ständig hören. Mein damaliger Coach benutze ihn geradezu inflationär. Es war sein ganz persönliches Synonym für „HackeSpitze123“ oder besser gesagt „Schönspielerei“. Mit dieser nämlich, so seine Meinung, gewänne man keinen Blumentopf. So weit, so korrekt.  Auch wir hatten damals eine Mannschaft, die man ganz gut mit dem VfB dieser Tage vergleichen konnte. Der Kader war ausgewogen und gut zusammengestellt, die Mischung aus jung und alt passte und wir waren in der Lage, einen gepflegten Ball zu spielen. Doch sehr zum Leidwesen unseres Coaches verließen wir uns zu oft eben genau darauf. Vernachlässigten Grundsätzliches, wie hohe Einsatz-und Laufbereitschaft, Zweikampfhärte, taktische Disziplin. Und verloren. Verloren Spiele gegen Gegner, die wir noch eine Saison zuvor vom Allerfeinsten zerlegt hatten. Und der Trainer tobte…..“Hört endlich auf mit Tschubby-Tschubby, verdammt nochmal!“ – die Kabinenwände wackelten, ich denke, das muss ich nicht weiter ausführen.  Nun denn – es kam der Tag, an dem der Schalter umgelegt wurde.

Auch beim Verein für Schönspielerei Bewegungsspiele  1893 e. V. scheint dieser Tage etwas Ähnliches passiert zu sein. Keine Ahnung was da am Montag gesprochen wurde oder ob der Koch im Vivaldi noch etwas von Alberto Contadors Fleischlieferung übrig hatte – der Mannschaftsabend scheint gefruchtet zu haben. Wenn Mauro Camoranesi plötzlich seine Position hält und in 90 Minuten nicht einmal den Ball mit der Hacke spielt; wenn Christian Molinaro trotz bösem Tritt auf die Zähne beißt und sich ohne zu Murren für die Truppe reinhaut; wenn Christian Gentner auf dem Flügel sein mMn bisher bestes Spiel seit seiner Rückkehr aus der Autostadt macht; wenn Cacau endlich mal gegenüber dem Unparteiischen und seinen Mitspielern die Schnauze hält und versucht sein Spiel zu spielen; wenn Ciprian Marica einem vertändelten Ball hinterher wetzt und ihn sich in der eigenen Hälfte wieder zurückholt; wenn Neuzugänge bei ihrer Premiere aufspielen, als wären sie schon immer da gewesen; wenn die ganze Mannschaft mit dem Siegtorschützen an der Seitenline jubelt – dann darf man mit Fug und Recht behaupten, dass es „Klick“ gemacht zu haben scheint.

Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey!

Der VfB festigte gestern die Tabellenführung in der Europa League, er baute sie dank der Berner Schützenhilfe sogar aus. Sicher, das ist immer eine Momentaufnahme und ja, der Gegner war nicht der Stärkste – aber das zählt heute alles nicht. Denn die hochbezahlten Kicker haben sich – imho erstmals in dieser Saison – auf das Wesentliche beschränkt/konzentriert. Unter hohem Druck, wohlgemerkt. Solide Hausmannskost, wenn man so will. Die Positionen wurden gehalten, jeder hat sich auf seine Aufgabe konzentriert und beschränkt, Wille, Biss, Teamgeist  – all das wurde abgerufen.  Klar, ein kleiner Wackler war dabei, als man sich nach einem Einwurf wie eine Schülermannschaft hat überrumpeln lassen und den Ausgleich hinnehmen musste. Liegt momentan einfach drin, muss man so hinnehmen. Aber die Moral stimmte und schlussendlich hat man das Spiel hochverdient gewonnen. Wenn (ja, ich weiß, der gute alte Konjunktiv) es die Mannschaft nun endlich schafft, dies alles Spiel für Spiel auf den Platz zu bringen, dann wird es peu á peu aufwärts gehen. Man wird nicht vor Rückschlägen gefeit sein, das kann und vor allem darf man nicht erwarten. Aber diese werden die Mannschaft nicht mehr aus der Bahn werfen.

Vor einige Wochen schrieb ich in einem Forum, Frankfurt werde die Initialzündung. Der eigentliche Saisonstart. Gestern (so hoffe ich, sonst muss ich [erneut] zu Kreuze kriechen) wurde ich eines Besseren belehrt.

El Pibe

Die Neuen 2010/11 (3): Christian Gentner

30 Jul

Der dritte in dieser Serie vorgestellte Neueinkauf ist chronologisch betrachtet eigentlich der erste gewesen, schließlich stand der Wechsel von Christian Genter schon offiziell zum Ende der vergangenen Winterpause fest.

Schon damals habe ich diesen Transfer etwas näher beleuchtet und die drei Ebenen dieser Personalie versucht zu analysieren. Das Urteil bleibt nach wie vor im Grunde das Gleiche.

Wirtschaftlich macht der Transfer auf jeden Fall Sinn, da man einen Mittelfeldspieler dieser Stärke nur höchst selten ablösefrei bekommen kann und auch die emotinale Komponente betrachte ich nach wie vor als absolut stimmig (Stichwort: „Rückkehr des verlorenen Sohns“).

Einzig in Bezug auf die sportliche Ebene dieser Verpflichtung war ich mir im Januar nicht sicher und bin es heute auch noch nicht in allerletzter Konsequenz. Wenngleich natürlich in Anbetracht des gestern bekannt gewordenen Verkaufs von Sami Khedira an Real Madrid man hier tatsächlich vermuten könnte, dass man eben jenem absehbaren Verlust schon im Winter vorbeugen wollte.

Denn nun hat man trotz des Verlusts einer Leaderfigur zumindest sportlich nach wie vor eines der am besten besetzten besetzten defensiven Mittelde der gesamten Bundesliga. Zudem mit Christian Gentner (24), Christian Träsch (22) und Zdravko Kuzmanovic (22) ein nach wie vor absolut junges mit nach wie vor viel Potential für die Zukunft.

Die Frage ist dann, wie sich -nun ohne Khedira- Christian Gross entscheiden wird in der Frage der Besetzung. Es scheint sich bislang herauszukristallisieren, dass Träsch gesetzt sein wird, während sich Kuzi und Gentner um den Platz neben ihn streiten werden.

Um an dieser Stelle mal eine gängige Floskel aus der gemeinen Sportjournaille zu verwenden: Gentner könnte in diesem Zusammenhang allerdings „ein Opfer seiner eigenen Flexibilität“ werden.
So wird gemeinhin vermutet, dass Gentner durchaus auch beim VfB auf der Position im linken Mittelfeld spielen könnte. Einerseits fehlt dem VfB da bislang ein adäquater Neuzugang und andererseits hat Gentner ja schon bei Wolfsburg in der Regel im linken Mittelfeld gespielt – und das durchaus stark, hat er sich doch dort damals sogar ins Blickfeld der Nationalmannschaft gespielt.

Ein kleiner aber feiner Unterschied ist allerdings, dass Wolfsburg im Mittelfeld vorwiegend mit einer klassischen Raute agierte, während sich Gross aber eindeutig zur beim VfB dominierenden Philosophie des 4-4-2 mit Doppelsechs bekannt hat. Dementsprechend hat er auch klar geäußert, dass er auf den Aussen im Mittelfeld entsprechend schnelle Flügelspieler sehen möchte – und in das Profil fällt Gentner eigentlich nicht rein.

Eine andere Alternative wäre natürlich nach wie vor die Rückbeorderung Träschs auf die Rechtsverteidigerposition und dementsprechend eine Doppelsechs Gentner & Kuzmanovic. Da dies allerdings schon in der vergangenen Saison eine von vielen vorgebrachte Option war (nur eben mit Khedira & Kuzmanovic), von der Gross quasi nie Gebrauch gemacht hat, halte ich das für eher wenig wahrscheinlich.
Erst recht, wenn der VfB nun auch noch mit Degen einen einigermaßen etablierten Rechtsverteidiger holt.

Dementsprechend bleibt es wohl dabei, dass es auf einen Zweikampf zwischen Kuzmanovic und Gentner um den Platz neben dem defensivstarken Träsch hinauslaufen wird. Gut, immerhin werden wir dank der Europa League Teilnahme, deren endgültige Qualifikation wir dann kommende Woche endgültig klar machen können, nicht wenige Saisonspiele haben, so dass sicherlich alle drei Spieler ihre regelmäßigen Einsätze bekommen zu werden.

Um die Entwicklung Gentners in den vergangenen drei Jahren noch ein bisschen ausführlicher erklärt zu bekommen, habe ich mich zudem noch kurz mit Marvin vom VfLWolfsburgBlog unterhalten.

Christian Gentner kam im Sommer 2007 als Leihspieler zum VfL Wolfsburg und konnte sich recht schnell dort durchsetzen, wurde später (nach seiner Verpflichtung) sogar eine der tragenden Säulen in der Meistermannschaft. Hattest Du damals mit einem derart positiven Verlauf gerechnet als er zum VfL kam?

Keineswegs. Als Gentner noch beim VfB spielte, war er keine Stammkraft. Ich war zwar schon damals von ihm überzeugt, aber ich hätte nicht gedacht, dass er derart wichtig werden würde, zumal das Leihgeschäft im Sommer 2009 enden sollte. Ein Jahr vorher jedoch entschied er sich dafür, beim VfL bleiben zu wollen und unterschrieb einen Vertrag. Ich denke das lag an den doppelt so viel Spielen, die er im Vergleich zur Vorsaison beim VfB absolviert hatte. Er wurde also schon im ersten Jahr zur Stammkraft. Außerdem half er entscheidend mit, den VfL in den UEFA-Cup zu führen. In den nächsten beiden Spielzeiten überzeugte Gentner noch mehr, entwickelte sich kontinuierlich weiter und machte 08/09 & 09/10 in der Liga alle Spiele und glänzte sogar als Vorbereiter. Gentner ist jemand, auf den man sich immer verlassen kann, der kaum mal ein schwaches Spiel zeigt. Dass ich mal so begeistert von ihm sein würde, hatte ich am Anfang nicht erwartet.

Wie bewertest Du nun die Rückkehr zu seinem „Heimatverein“? Ein Verlust für Wolfsburg?

Ein Verlust ist das auf jeden Fall. Wie ich schon angesprochen hatte, absolvierte Gentner zwei Spielzeiten hintereinander jedes Spiel. Zusammengerechnet kommt er in seinen Bundesligaeinsätzen beim VfL auf 35 Scorerpunkte. Für einen Mittelfeldspieler, der sehr mannschaftsdienlich spielt, also auch viel nach hinten arbeitet, eine beachtliche Zahl.
Die Rückkehr an sich ist für den VfL zwar verdammt schade, ich persönlich halte den Wechsel jedoch für nachvollziehbar. Mit dem VfL wurde Gentner zur Stammkraft, qualifizierte sich überraschend für den UEFA-Cup und wurde noch überraschender Deutscher Meister. Jetzt kam eine verschenkte Saison. Ich denke er hat erkannt, dass der nächste Schritt notwendig ist. Damals sah er beim VfL bessere Perspektiven für sich. Diese sieht er nun beim VfB. Denn hier kann er sich international beweisen. Ich denke beim VfL wäre es für ihn schwierig geworden, sich wieder 100%ig neu motivieren zu können. Erst in 2 Jahren könnte er wieder mehr erreichen, als er es nicht ohnehin schon mit dem VfL getan hat. In Stuttgart wird er bessere Möglichkeiten sehen, sich weiterzuentwickeln.

Bei Wolfsburg spielte Gentner ja meist auf der linken Seite der Mittelfeldraute, obwohl seine erklärte Lieblingsposition die im zentralen defensiven Mittelfeld ist. Wo siehst Du seine Stärken? War er so viel schwächer als Josue, um sich gegen ihn durchsetzen zu können?

Schwächer als Josue ist Gentner ganz bestimmt nicht. Er ist schlichtweg ein ganz anderer Spielertyp. Denn im Gegensatz zu Josue ist Gentner im Mittelfeld flexibel einsetzbar. Gentner kann im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden oder auch wie bei uns links außen. Josue hingegen ist ein Spielzerstörer und aufgrund seiner Größe für keine andere Position derart geeignet. Allein deswegen rutschte Gentner auf die linke Außenbahn. Und wie sich herausgestellt hat, war das keine schlechte Entscheidung, zumal er auf seiner angeblichen Lieblingsposition in der Nationalmannschaft nicht wirklich überzeugen konnte.
Alles in allem sehe ich Gentners Stärken in seiner Flexibilität sowie in seiner mannschaftsdienlichen Spielweise. Er spielt offensiv zwar nicht so auffällig wie ein Misimovic, trotzdem weiß er stets zu gefallen, auch im Rückwärtsgang.

Vielen Dank für die ausführliche Beantwortung meiner Fragen! Ich wünsche dem VfL Wolfsburg natürlich auch viel Erfolg für die kommende Saison. Ich bin sehr gespannt, zu was das Team mit den gut klingenden Verstärkungen und mit McLaren in der Lage ist.

Christian Gentner wird in der kommenden Saison die Rückennummer 20 auf seinem Trikot haben, die zuletzt übrigens 2007/08 von Ciprian Marica getragen wurde.