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Die Neuen 2010/11 (1): Marc Ziegler

28 Jul

Marc Ziegler - Der Neue Quelle: vfb.de

Drei Einkäufe hat der VfB bislang für die Saison 2010/2011 getätigt. Wie viele andere VfB-Fans, hoffe auch ich, dass da nocch ein bisschen was nachkommt – und zwar möglichst bald. Bis dahin gilt es allerdings erst einmal noch die bisherigen Transfers vorzustellen, da das schließlich in diesem Blog noch nicht passiert ist. Das wird in den kommenden Tagen aber nachgeholt.

Einer dieser Transfers ist Marc Ziegler, der mit der eindeutigen Maßgabe geholt wurde, zumindest erst einmal keine Rolle für die Startelf zu spielen, sondern den Kader bis auf Weiteres nur in der Breite zu verstärken, da man beim VfB auf Sven Ulreich als Nummer 1 und Erbe von Jens Lehmann setzen möchte.

Dies wird nicht von allen VfB-Fans gut geheissen, aber ich denke, dass der Junge, trotz eines nicht so gut gelungenen Starts in der Profimannschaft unter Armin Veh 2008, als er den glücklosen Raphael Schäfer ersetzte, seine Chance verdient hat.

Hier soll es aber natürlich in erster Linie um Marc Ziegler gehen, der mit Ulreich immerhin schon mal gemein hat, dass auch er relativ überraschend als junges Torwarttalent beim VfB Stuttgart zum Einsatz kam, obwohl eigentlich ein etablierterer Keeper (Eike Immel) diesen Platz innehatte – das war allerdings 1995, ist also schon schlanke eineinhalb Jahrzehnte lang her.

So richtig überzeugen konnte der junge Ziegler damals nicht, auch wenn er eine Saison lang Stammtorhüter war. Doch schon 1996 wurde er dann wiederum durch Franz Wohlfahrt ersetzt, an dem er in den kommenden drei Jahren nicht mehr vorbei kommen sollte. Lediglich 8 Bundesligaeinsätze zwischen ’96 und ’99 konnten für ihn nicht wirklich zufriedenstellend sein, so dass er sich nach insgesamt fünf Jahren beim VfB dann Arminia Bielefeld anschloss.

Auch hier konnte er sich ebensowenig durchsetzen (5 BuLi-Einsätze) wie ein Jahr später bei Bursaspor in der Türkei, von wo er nach einigen Missverständnissen in der Winterpause 2001 dann nach Österreich zum FC Tirol Innsbruck flüchtete. Erst hier konnte er sich erstmals wieder etablieren und sowohl 2001 als auch 2002 österreichischer Meister werden. Ein Wechsel zu Austria Wien brachte ihn dann wieder zurück zur Rolle des Ersatztorhüters, die er mit einer Leihe zu Hannover 96, wo er in der Saison 03/04 Stammkeeper war, versuchte zu überwinden, was aber misslang. 2005 ging es daher weiter zu seinem Jugendverein FC Saarbrücken. Hier startete er zwar als Stammtorhüter in die Zweitligasaison wurde aber nach einem sehr schlecht gelaufenen ersten Drittel auf die ihm schon bekannte Ersatzbank verbannt.

Auch 2006 ging es wieder auf eine Ersatzbank und wieder bei einem Verein, dessen Trikot er schon einmal übergestreift hatte: Arminia Bielefeld, wo er es dieses Mal auf schlanke 4 Einsätze kam.

Erst 2007 trat er dann wieder ein längerfristiges Engagement an, dieses Mal bei den westfälischen Nachbarn aus Dortmund. Auch hier kam er zwar nie über die Rolle der Nummer 2 hinter dem zugegeben sehr starken und konstanten Roman Weidenfeller hinaus, konnte allerdings immer mal wieder während Verletzungen und Sperren von Weidenfeller sein Können unter Beweis stellen und überzeugte dabei auch zumeist.

Nach dem Ablauf seines Vertrags in diesem Sommer kehrt er nun nach einem Dutzend Jahren Wanderschaft wieder zu dem Verein zurück, der ihm damals seinen ersten Bundesligaeinsatz ermöglicht hat und dürfte damit auch vermutlich die letzte Station in seiner langen Vita sein – zumindest was das Wirken als aktiver Spieler angeht. Ziegler ist schließlich schon 34 Jahre alt.

Die Verpflichtung Zieglers in diesem Sommer hatte sicherlich das vorangige Ziel nach Lehmann im letzten Jahr einen ebenfalls erfahrenen Mann an die Seite Ulreichs zu stellen, so dass er auch von dessen reichhaltigen Erfahrungen profitieren kann. Gleichzeitig wollte man aber mit Sicherheit auch einen Torwart haben, der einerseits das Potential hätte, in einem Bundesligateam mit höheren Ambitionen regelmäßig das Tor hüten zu können, andererseits aber auch die Rolle des Ersatztorhüters klaglos akzeptieren würde.

Und da hat der VfB Stuttgart mit Marc Ziegler denke ich den perfekten Spieler für diese Anforderungen gefunden.

Um noch einen besseren Eindruck von den Qualitäten Zieglers zu erhalten, habe ich zudem ein kurzes Interview mit Nick vom BVB-Blog Any Given Weekend geführt, der so freundlich war, mir ein paar Fragen zu beantworten.

Da ich es insgesamt eigentlich immer ganz aufschlussreich finde, was die Fans des Ex-Vereins so über einen Spieler zu sagen zu haben, werde ich mich bemühen diese Interviews für jeden Neueinkauf zu führen – was bei Spielern, die nicht von deutschen Vereinen zu uns wechseln werden, natürlich einigermaßen schwierig ist, daher kann ich da nix versprechen.
[Die Idee ist übrigens schon entstanden bevor nedfuller mit Torsten vom Königsblog ein -sehr lesenswertes- Interview über Heiko Westermann führte – er kam mir da einfach zuvor… Oh, und wie soeben gesehen hat er dann noch direkt ein Interview über Kacar nachgelegt.]

Marc Ziegler hat insgesamt drei Jahre lang bei Euch gespielt, konnte sich aber trotz aus Verletzungen und Sperren resultierenden 23 Einsätzen nie gegen Roman Weidenfeller durchsetzen. Bedauerst Du den Weggang Zieglers zum VfB dennoch oder bist Du froh, dass mit Langerak jetzt ein junger Torwart seine Chance bekommt?

Ich bedauere den Weggang von Ziegler wirklich ein bisschen. Es gab Zeiten, da fand ich ihn stärker als Weidenfeller. Ein Highlight war das gewonnene Pokalspiel gegen Bremen, wo er kurz vor Schluss einen Elfer von Diego hielt. Aber Weidenfeller hat seine schwächere Phase überwunden und war in der letzten Saison zu Recht unumstritten. Mir ist Ziegler als Person aber immer noch sympathischer. Er hat als Nummer 2 nie Probleme gemacht und war, mir fällt jetzt kein besseres Wort ein, einfach ein cooler Typ. Deshalb finde ich es schon ein wenig schade, dass er geht, aber ich kann es nachvollziehen. Und wenn Langerak das bestätigt, was so über ihn berichtet wurde, werden wir noch viel Freude an ihm haben.

Bei seinem Karrierestart beim VfB Stuttgart hat Ziegler damals, als sehr junger Keeper, bei vielen VfB-Fans keinen guten Eindruck hinterlassen, was jetzt noch bei einigen im Gedächtnis feststeckt. Wie würdest seine heutigen Stärken und Schwächen einschätzen?

Ich denke schon, dass da was dran ist, wenn manchmal geschrieben wird, Ziegler sei die beste Nummer 2 der Liga. Er hat sich mit Sicherheit weiterentwickelt in seiner Karriere. Seine Reflexe sind i.d.R. hervorragend und er strahlt Ruhe aus. Ich weiß nicht genau, wieviele Elfmeter er für uns gehalten hat, aber es waren definitiv mehr als bei Weidenfeller. Ziegler macht nicht häufig Fehler, aber es waren zuletzt eben proportional auch mehr als bei Weidenfeller. Wenn er Fehler macht, liegt es meistens am Stellungsspiel oder der Strafraumbeherrschung. Also daran, dass er mal zu weit in einer Ecke steht oder zum falschen Zeitpunkt herauskommt. Das sind aber wie gesagt Ausnahmen.

Würdest Du Ziegler denn zutrauen, sich als Nummer 1 bei einem Bundesligaverein mit Top5-Ambitionen durchzusetzen und eine gute Rolle zu spielen?

Das würde ich ihm sogar noch zutrauen. Ein bisschen Glück gehört dazu, aber er hat die Fähigkeiten. Er müsste die Fehler noch weiter minimieren und ich denke, dazu würde ein bisschen Glück schon reichen, denn oft sind es ja nur Bruchteile von Sekunden zwischen richtiger und falscher Entscheidung. Beim BVB hat er zuletzt länger nicht gespielt, aber mit ein bisschen Spielpraxis würde er vermutlich schnell wieder reinfinden. Ich bin mal gespannt, wer am Ende der Saison bei euch im Tor steht!

Ich auch, glaube aber an die Stärke unseres Eigengewächses. Also, des jetzt jungen Eigengewächses…
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg in der nächsten Saison. Einen Platz knapp hinter uns würde ich Euch auf jeden Fall gönnen. =)

Marc Ziegler wird im Übrigen die Nummer 23 übernehmen, die im letzten Jahr Ulreich Aleks Hleb trug. Sven Ulreich wiederum wird die Nummer 1 auch auf dem Trikot haben.

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Kurzer Faktencheck

8 Jul

Okay, ganz kurz muss ich mich doch nochmal aus der Sommerpause melden.  Denn nachdem ich mich -wider besseren Wissens- kurz in die Niederungen der VfB-Forenwelt und Artikelkommentare gestürzt habe, gibt es dann doch leider etwas, was ich kurz loswerden muss.

Denn aus irgendwelchen mir nicht erklärlichen Gründen wird in den Niederungen des Internets schon wieder akute Panik auf Seiten diverser VfB-Fans geschoben, weil wir noch nicht Messi, Robben und Cristiano Ronaldo verpflichtet haben. So werfen nicht wenige dieser Fans den Vereinsoberen einmal mehr Untätigkeit auf dem Transfermarkt vor und befürchten, dass wir am Ende der Transferphase mal wieder nur das abkriegen, was so liegen geblieben ist.

Aber schauen wir uns das doch mal genauer an – auch wenn ich weiß, dass man Hysterie meistens nur schlecht mit Fakten begegnen kann. Versuchen wir es trotzdem mit einer kleinen Bestandsaufnahme:

Der VfB Stuttgart hat bislang mit mit Christian Gentner einen Mann verpflichtet, der gute Chancen auf regelmäßige Einsätze in der ersten Mannschaft hat, sowie mit Marc Ziegler einen Ersatztorwart und mit Martin Harnik einen talentierten Nachwuchsmann für den Sturm, der wohl vorwiegend als Einwechselspieler seine Gelegnheiten bekommen wird.

Macht unter dem Strich 3 echte Neuzugänge, zu denen sich dann noch mit Cristiano Molinaro und Georg Niedermeier zwei nun fest verpflichtete Leihspieler gesellen, so dass man durchaus von 5 Neueinkäufen für die Profimannschaft sprechen kann, ohne rot werden zu müssen.

Wie sieht es nun aber bei der Konkurrenz aus?

Bayern hat bisher keinen einzigen richtigen Neuzugang, ausser man mag Kroos als einzig wirklich Guten von den zurückkehrenden Leihspielern so bezeichnen.

Der HSV hat bislang einen Kauf auf der Habenseite mit Drobny, sonst ebenfalls nur zurückgekehrte Leihspieler.

Die tollen Hoffenheimer haben bisher mit Mlapa und Starke auch erst zwei Transfers auf ihrem Konto.

Bremen hat bis heute mit Arnautovic und Felix Kroos lediglich zwei Perspektivspieler verpflichtet.

Wie wir steht der VfL Wolfsburg momentan bei drei verpflichteten Spielern (wenn auch ziemlich guten mit Arne Friedrich, Ben Khalifa und seit gestern Simon Kjaer).

Rechnet man Molinaro und Niedermeier nicht zu den Neueinkäufen, dann wäre Borussia Dortmund in der Zahl der Neuverpflichtungen noch „vor“ uns, da sie neben dem viel diskutierten Lewandowski mit Pisczek vom Berliner Grabbeltisch sowie dem neuen Ersatztorwart Mitchell Langerak und Shinji Kagawa auf insgesamt 4 Zugänge kommen.

Von den Topclubs bzw. denen die sich dafür halten, haben also lediglich Schalke und Leverkusen (je 6 Einkäufe) effektiv MEHR Zukäufe getan als der VfB.

Deswegen, liebe VfB-Fans, hört mal bitte auf mit dieser peinlichen Hysterie, der VfB würde nix tun, während alle anderen Vereine dauernd einkaufen.
In Wahrheit sind es bisher lediglich die Vereine der unteren Hälfte (und eben Bayer, sowie die Magath-Schalker mit der großen Geldbörse) die richtig aktiv auf dem Transfermarkt sind.

Aber der Schwabe muss ja bruddeln.

Davon unbelassen bin ich natürlich auch absolut dafür, dass wir noch eine qualitativ hochwertige Verstärkung im linken, offensiven Mittelfeld holen und darüber können wir dann auch gerne reden – aber bitte, wir haben die WM noch nicht einmal zu Ende gespielt, von daher gibt es eben noch überhaupt keinen Anlass jetzt schon wieder in Panik auszubrechen.

Auf der anderen Seite, wir hatten das Thema letztes Jahr ja schon…