Es macht mir keinen Spaß.
Es macht mir keinen Spaß, den Spielen des VfB in der Hinrunde zu folgen.
Und es macht mir keinen Spaß, die Diskussionen zu verfolgen, die sich rund um den VfB im Zuge dessen entspannen. Denn es ist doch ohnehin die gleiche Soße jedes Jahr. Der Kader genügt nicht den Ansprüchen für das internationale Geschäft und durch die Sparmentalität der Vereinsführung treibt man den VfB in den sportlichen Abgrund und wird sich mit Sicherheit auf einen Abstiegskampf einrichten müssen.
Verweist man dann darauf, dass das doch vor einem Jahr genau so gewesen sei, dann wird gerne darauf verwiesen, dass doch jetzt aber die Situation ganz anders und viel schlimmer sei. Jetzt würde dem Kader schließlich wirklich die Qualität fehlen, während die anderen groß aufgerüstet hätten, hat man sich wieder nur mit Zweitliga- und anderen Ergänzungsspielern verstärkt.
Warum schaut man nicht mal nach Hamburg? Da hat man schließlich erst für großes Geld zwei hochkarätige Spieler dazu geholt, von denen einem sogar absolut die Zukunft gehört: David Rozehnal und Marcus Berg!
Oh warte, das war ja letztes Jahr.
Aber gut, lassen wir diese Spielereien mal beiseite, schließlich haben wir mit dem 0:2 gegen Mainz heute zum Auftakt einen ordentlichen Schuss vor den Bug bekommen. Dass Mainz mit den Verstärkungen und dieser Offensivkraft aller Voraussicht nach auch diese Saison sicherlich eher in Richtung erster Tabellenhälfte orientiert sein wird, sei an dieser Stelle mal dahingestellt – relevant für die Beurteilung ist es ohnehin nicht.
Ich weiss, Christian Gross ist bei vielen noch mehr oder weniger sakrosankt, aber die Aufstellung, wie sie sich heute darstellte ist meiner Meinung nach nicht dem entsprechend, was der Kader eigentlich kann.
Hinten hat Ulreich heute einen meiner Meinung nach sehr guten Job erledigt und wenn man ihm was wollen würde, könnte man ihm höchstens beim 2:0 vorwerfen, er sei zu weit vorne gestanden – da musste er aber meines Erachtens eigentlich auch stehen, so wie die Flanke erst mal kam. Letztlich war der Kopfball ein wenig glücklich für Rasmussen, dass er so perfekt hinten rein fiel.
Mit den Aussenpositionen gehe ich soweit auch einigermaßen D’accord in Anbetracht dessen, dass Celozzi noch angeschlagen war und auch wenn Molinaro und Degen auch manchmal heute patzten. Ich denke, wenn das Gesamtkonstrukt besser funktioniert, dann werden auch die beiden wieder mehr glänzen (zumindest mal Molinaro).
Es hakte heute allerdings mehr als gewaltig in der Zentrale unserer Defensive, was irgendwie kein Wunder ist, denn das absolute Prunkstück der letzten Saison war heute personell tutto completti anders besetzt. Im Vergleich zur letzten Saison waren dort vier neue Namen:
In der Innenverteidigung sind Delpierre verletzt und Tasci noch hinter seiner Form zurück, so dass mit Niedermeier und Boulahrouz die nominelle B-Lösung hier antrat. Wo im Vorjahr noch Khedira und Träsch die Zentrale vor der Abwehr sauberhielten waren zudem heute mit Gentner und Kuzmanovic ebenfalls zwei „Neue“ aktiv. Klar, alles talentierte Leute, aber eben doch auch einigermaßen normal, dass es an der Abstimmung hapert.
Was ich in diesem Zusammenhang nicht verstehe (von Seiten Gross), sind vor allem zwei Dinge:
Er mag Boulahrouz ja Tasci zu Beginn vorziehen, weil der in Fitnessproblem hat. Aber spätestens zur Halbzeit muss doch Gross erkennen, dass Boulahrouz ein riesiges Sicherheitsrisiko ist – und allerspätestens dann nachdem er auch das zweite Gegentor mitzuverantworten hat. Dass Tasci da nicht mal eine Option zu sein scheint, beunruhigt mich zunehmend…
Die zweite große Frage, die ich mir stelle ist, warum Gross weder heute noch am vergangenen Donnerstag von der Doppelsechs Kuzmanovic/Gentner abgerückt ist. Nachdem er letztes Jahr noch in Interviews kundtat, dass er Träsch für zu wichtig im defensiven Mittelfeld erachte, als dass er ihn auf der RV-Position „verschwenden“ würde, so spielt Träsch mittlerweile überall – nur nicht als Bestandteil der Doppelsechs.
Gerade heute gegen Mainz, wo teilweise unfassbar große Lücken zwischen Innenverteidigung und Mittelfeld entstanden sind, hätte ein Träsch mit seiner Laufstärke und seiner Zeckigkeit hervorragend neben Kuzmanovic (oder meinetwegen neben Gentner – beide waren ähnlich unauffällig) gepasst, um dies auszustopfen.
Ich kann nur hoffen, dass Gross das auch einsieht, und bald die Aufstellung entsprechend ändert. Audel dürfte schließlich bald auch mal für einen Starteinsatz fällig sein und dann könnte man mit dem Franzosen auf links, sowie Gebhart auf rechts antreten.
Im Sturm könnte ich mit der Variante Cacau/Marica durchaus leben, da Marica einigermaßen auffällig agierte (zumindest in Hälfte eins), allerdings fände ich Harnik eben als Variante für einen Starteinsatz neben Cacau auch mal spannend. Einfach um zu sehen, wie das so zusammen klappt.
Ob diese Änderungen mehr Erfolg bringen würden? Garantieren kann ich das natürlich nicht, aber die Änderungen würden für mich definitiv mehr Sinn ergeben, als es die in meinen Augen eher planlose Wechselei von Gross in der zweiten Halbzeit heute gab.
Das Spiel krankte heute vor allem in der Defensive bei uns, aber bis auf den Rotationswechsel Harnik gegen Degen (wodurch Träsch auf die RV-Position zurückrutschte) wurden nur Offensivwechsel vorgenommen. Das Zentrumsquartett, wo es am meisten haperte, wurde hingegen von Gross komplett unberührt verlassen.
Stattdessen wurde noch mit Gebhart einer der offensiv auffälligsten Spieler rausgenommen, was ich mir ebenfalls nur bedingt erklären kann.
Vielleicht verfolgt ja irgendeinen Masterplan, den ich so noch nicht verstehe und der dann bald zum Tragen kommt. Aber solange er mich nicht vom Gegenteil überzeugt, bleibe ich erst einmal bei der Meinung, dass Gross sich da momentan mit der Aufstellung verzockt und nicht das volle Potential der Mannschaft ausschöpft.
Zudem wird es einfach Zeit, dass Delpierre zurückkehrt…
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