Archiv | September, 2014

Geschmacklos

25 Sept

Dienstag Abend melden die Stuttgarter Nachrichten, dass Bobic nicht im Winter entlassen werden soll, sondern bereits nach dem Dortmund-Spiel.
Am Mittwoch ziehen die StZ, kicker, Spiegel und Süddeutsche nach.
Die Süddeutsche spekuliert bereits über Jens „Bananenflanken“Todt, Michael Zeyer (was macht eigentlich sein Bruder?) oder Ralf Rangnick (es wäre so schön, mal alle ehemaligen Stuttgarter zurückzubringen: Klopp, Tuchel, Rangnick, Gisdol…das wäre die außergewöhnliche Liga der Trainergentlemen).
Bobic weilte bereits in Dortmund, wurde dann zurückberufen und von seiner Demission unterrichtet.

Dieser Stil – nach dem vierten Spieltag und auch getrieben durch Presseindiskretion und Fandruck – ist geschmacklos,
ein VfBler, der vier Jahre für den Verein alles gibt, so aus dem Nest zu werfen, da wird mir als Mitglied übel.
Und diese missglückte Aktion soll mein Vertrauen in den Vorstand und das Präsidium stärken?

Jetzt soll Jens Lehmann angedacht sein, ein Mann, der sich mit Homosexuellen schwer tut und beileibe kein Teamplayer ist..

Bobic raus!?

24 Sept

Die Katastrophensaison steckt noch in allen Knochen und steigt wieder an die Oberfläche – so wirkt es, betrachtet man die Entwicklung in den ersten Wochen der Saison 2014/15. Ein Déjà-vu, gegen das in vielen Bereichen vorgegangen wurde, um es tunlichst zu vermeiden.

Wie die Süddeutsche titelte, hängt jetzt wohl alles vom ehemaligen Meistertrainer ab, der auch von den Fans ausdrücklich ausgenommen wird bei ihrem offenen Brief und der im Sommer für viel Euphorie rund um den Cannstatter Wasen gesorgt hat. Ein Trainer, der in Frankfurt, in Stuttgart und Augsburg gezeigt hat, was er kann. In Hamburg beendete er von sich aus, wohl aus Gründen, die bis heute nicht gelöst sind und in Wolfsburg stolperte er über sein zu großes Selbstvertrauen (Augsburgern darf man das nachsehen:)). Das Anbandeln mit Schalke nach seinem Engagement in Frankfurt und der plötzliche Schwenk irritierte zwar etwas, aber als VfB-Fan nimmt man das gelassen hin, es wirkte fast wie die Heimkehr des verlorenen Sohns, der nun auf allen Ebenen den Verein zu alter Stärke führen würde.

Der Kader gestaltete der Trainer mit, die Sturmmisere (außer Ibisevic nicht viel und momentan garnicht) konnte aber nicht beendet werden, auch missfällt der ständige Einsatz seines Lieblingsspielers Oriol Romeu, der Gruezo (und den ich sehr schätzte) verdrängte. Damit einher ging das einstudierte Spielsystem mit einer Doppelsechs, welches wieder Gentner daran hindert, offensiv aufzutreten. Laut Nachfrage spielt der „Wunschspieler“ Kostic nur wenig, da für ihn das System gewechselt werden müsse. Warum nicht Gruezo wieder als Abräumer auftreten lassen, damit befreit es Gentner von vielen Defensivaufgaben und ermöglicht wiederum Didavi neue Möglichkeiten nach vorne.

Es ist nicht wahr, dass der VfB nur Mittelmaß biete und keine Talente aufbiete:

Rüdiger, Werner, Ulreich (lern doch bitte endlich mitspielen), Leitner, Gruezo, Romeu, Ginzcek, all das sind entwicklungsfähige Spieler, die noch Potenzial haben.Und Hlousek, dies bestätigte mir ein Club-Insider, ist ein Hammerspieler, wenn nur sein Körper mitmache (was einfach bitter ist). Im Team spielen ansonsten gestandene BuLi-Spieler, ein Ibisevic ist jedes Jahr für 10-12 Tore gut, ein Harnik ist ein Fighter, bei der Kaderbildung sehe ich nicht schwarz. Ausnahme mache ich bei unseren Außen, dies passt seit Jahren nicht (wobei Magnin 2007 auch nicht der Oberknaller war) und es wird nicht viel getan, Klein bisher passabel-schüchtern, Rausch/Sakai keine langfristige Lösung.

Zur Person Bobic, die viel Kritik einstecken muss und darf man den Zeitungen glauben, nach dem BVB-Spiel heute entlassen wird. Ich tue mich immer schwer, seine Arbeit von außen zu beobachten, die Lösung mit Schneider als Trainer klang für mich sehr ansprechend und hätte auch getragen, wäre nicht dieses letzte Viertelstundepeck hinzugekommen, was sich verselbstständigte. Leider vergraulte er wohl aber auch im Nachwuchsbereich tolle Trainer (wenn man bedenkt, dass ein Kienle ebenfalls als Co von Jogi im Gespräch war) und hatte die Aufgabe, den Kader finanziell zu verkleinern.

Das jetzt ist sein Kader, und ja, auch Schieber und Okazaki holte er zum VfB, die Torjäger der frischen Saison, also ihm vorzuwerfen, da sei alles schlecht, sehe ich nicht ein, wobei der aktuelle Kader nicht nur Perlen bietet. Zudem – hier sei an ihn als Spieler erinnert – zeigt er sich nicht immer diplomatisch geschickt und hatte sich mit seinem Balakov-Planspiel einen ziemlichen Bock erlaubt, das verzeiht ein Fan wenig. Da der Meistertrainer als sakrosankt gilt (und dem Fan wirklich ein gutes Gefühl gibt), ist der zweitschwächste in der Kette der Manager, ein Präsident Wahler muss jetzt wohl zeigen, dass er auch den harten Mann markieren kann, markige Worte (Z.B. Kurayni) sind ja bereits gefallen, Taten?

Aber auch fällt es wieder schwierig, die Außensicht zu verallgemeinern und damit auf alles zu schließen.

#Auswärtsspiel – bei 11Freunde nur auf der Ersatzbank

21 Sept

Die Fußballzeitschrift „11 Freunde“ hat die wunderbar lesenswerte Rubrik „Auswärtsspiel“. Meinen Artikel zum Erstliga-Spiel auf den Seychellen hat es leider nicht in das Magazin geschafft, aber diese fußballerische Perle möchte ich nicht versanden lassen und so stelle ich sie an dieser Stelle zum Lesen ein:

Seychelles Division One: Saint Louis Suns United – Light Stars FC
Hauptinsel Mahe, 31. August 2013
Stade Linité, ca. 150 Zuschauer

Ein Land, in dem selbst der Wirtschaftsminister eingewechselt wird, scheint ein besonders fußballverrücktes zu sein.

Auf dem Festland in Afrika bekäme die Nationalmannschaft immer die Hucke voll, teilt mir mein Sitznachbar im Stade Linité mit, aber die Vereinsspiele auf den Inseln würden dafür mit umso größerer Leidenschaft ausgetragen. Ein fußballverrücktes Land sind die Seychellen, in den Straßen sieht man die Kinder mit ihren Messi- und Ronaldotrikots den Bällen hinterherflitzen, im Fernsehen laufen Premier-League und Bundesliga und die Spieler der Profiliga, die neben dem Fußballspielen einem Brotberuf nachgehen müssen, geniessen weitreichende Popularität auf den über unzähligen Inseln der Seychellen. Dabei gerät fast jedes Inselduell zu einem Derby (kein Wunder, wenn man mit Viktoria die kleinste Hauptstadt der Welt sein eigen nennt) und auch mein mitteilungsfreudiger, dauerkartenbesitzender Nachbar war mit zwei Spielern des Teams um acht Ecken verwandt. Dies erklärte mir auch, warum es auf der ganzen Insel keine Hausnummern gibt und die Post trotzdem zuverlässig ankommt: man kennt sich, wozu dann eine überflüssige Nummer einführen?

Die Fußballbegeisterung des kleinen Landes merkte man während des Spiels an den mehrstimmigen Gesängen, dem rhythmischen Dauerklatschen und Fußstampfen (die armen Plastiksitze) und der pausenlosen, reinrufenden Dauerkommentierung. Insgesamt herrschte eine familiäre und friedliche Stimmung (Jeder Auswechselspieler, der vom Platz und an Fans vorbeiging, wurde in ein amüsantes Gespräch mit der Haupttribüne verwickelt). Leider verlor sich jedoch die fanatischen Anfeuerungen der Haupttribüne im weiten Rund des doch in die Jahre gekommenen, tristen Betonbunkers. Die 10000 Plätze waren mit einem wackeren Häuflein von ca. 150 Zuschauern besetzt und das trotz eines Eintrittspreises von 5,5€: Das Spiel war das letzte, nur noch unbedeutende, Gruppenspiel, da Saint Louis sich bereits für die K.O.-Runde qualifiziert hatte, während die Lightstars ihr letztes Spiel der Saison bestritten. So machte sich eine zufriedene Stimmung über dem ganzen Stadion breit.

Ähnlich gelöst das Geschehen auf dem Rasen. Die Trainer experimentierten mit vielen Spielern von der Ersatzbank und es spielte sich ein munteres Treiben vor unseren Augen ab. Beide Teams in einer 4-4-2-Aufstellung ließen den nötigen Ernst vermissen und gaben Kunststückchen zum Besten, um den Gegner auf einem Seybrew-Bierdeckel austanzen zu können. Diese Kabinettstückchen endeten meist jedoch mit einem Fehlpass. St. Louis besaß etwas mehr Glück, so dass es mit einem 1:0 in die Kabinen ging. Zur zweiten Halbzeit setzte zustimmendes Gemurmel ein, der Wirtschaftsminister, ein bulliger Kerl Marke Rooney, wurde im defensiven Mittelfeld eingesetzt, der aber nur wenig Durchschlagkraft besaß. Mein Sitznachbar begann ab diesem Zeitpunkt von dieser jungen, aufstrebenden Mannschaft zu schwärmen und rechnete sich schon große Chancen auf die diesjährige Meisterschaft aus, die größten Konkurrenten waren ihm La Passe von der Nachbarinsel Praslin und St. Michel United aus derselben Stadt. Auch vergaß er zum wiederholten Male nicht, auf ihren seit 2001 als Fifa-Schiedsrichter pfeifenden Eddy Maillet hinzuweisen, der auf dem Festland in Afrika wahre Schiedsrichterwundertaten gepfiffen haben soll.

Auf dem Spielfeld entwickelte sich unterdessen ein zielstrebigeres Agieren auf die Tore zu. Die Heimmannschaft schoß aus einer schönen Aktion heraus das 2:0, woraufhin die Lightstars durch Unachtsamkeit in der Heim-Abwehr fünf Minuten später mit dem Anschlusstreffer nachzogen. Die Light Stars standen in dieser Phase durch gekonntes Passspiel dichter vor dem Ausgleich, Saint Louis setzte aber immer wieder Konter, die aber überhastet verhaspelt wurden. Zehn Minuten vor Schluss der Aufreger des Spiels: Nach einem Eckball und Verwirrung im Strafraum ob des Ballbesitzes flog besagtes Objekt einem Verteidiger an den Arm: Elfmeter! Kurz und schmerzlos ließ der Schütze mit einem humorlosen und trockenen Schuss ins linke obere Ecke dem Torwart keine Chance: 2:2.

Jetzt pfühlte sich Saint Louis an der Ehre gepackt und es kam zu wütenden Attacken Richtung Tor der Light Stars. Der Gegenteil trat ein: In der Nachspielzeit lief ein letzter Konter über drei Stationen und ein sehenswerter 25-Meter-Schuss markierte das 3:2 für die Light Stars. Der Schlusspfiff entließ die Zuschauer schiedlich-friedlich nach Hause. Manche schlachtbummelten prompt in die benachbarte Halle zum Damen-Basketball; die Seychellen, ein sportverrücktes Land auf der Weltkarte des Fußballs.

 

Bilder vom Spiel

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Der stolze Betonklotz des Stadium Linite

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Elfmeter

Zuschauer

Kaum gefüllte Haupttribüne

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Tor für die Gäste nach einer Ecke

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Mittelfeldgeplänkel