Archiv | Juli, 2012

Gedanken zur Sommerpause (2)

13 Jul

Dies ist Teil 2 meiner Gedanken zu unserem Kader, so wie er zum momentanen Zeitpunkt ausschaut und wie er aller Voraussicht nach auch zum Saisonstart aussehen wird. Ich empfehle vorher die Gedanken zur Torwartposition und zur Abwehr durchzulesen.

Das defensive Mittelfeld ist die einzige Position im Kader, die effektiv tatsächlich breiter geworden ist im Vergleich zur abgelaufenen Saison. Neben den „Platzhirschen“ William Kvist und Zdravko Kuzmanovic, dem „Edeljoker“ Christian Gentner und dem Dauerreservisten Mamadou Bah zählt nun auch Youngster Raphael Holzhauser ab dieser Saison offiziell zum Profikader.

Hier stimmt für meinen Geschmack sowohl die Breite, als auch die Qualität. Die erste Reihe, die sich bis auf Weiteres aus 2 aus dem erstgenannten Trio zusammensetzen wird hat Bundesligatauglichkeit mehrfach unter Beweis gestellt. Selbst für den Fall, dass Kuzmanovic, um den sich immer mal wieder leise Gerüchte ranken, noch abgegeben werden sollte, würde es noch einigermaßen okay aussehen (auch wenn der Substanzverlust ohne Ersatz spürbar wäre, sofern Holzhauser nicht die hohen Erwartungen bestätigen kann).

Die Breite ist grundsätzlich auch im zentralen offensiven Mittelfeld gegeben, dem im unter Labbadia vorwiegend praktizierten 4-2-3-1-System natürlich eine entscheidende Rolle zukommt. In den vergangenen eineinhalb Jahren hatte diese Position Tamas Hajnal inne, der auch in diese Saison voraussichtlich als Starter gehen wird. Erster Backup war zuletzt meist Christian Gentner, hinzu kommen der Rückkehrer Daniel Didavi, sowie die von den Amateuren hochgezogenen Österreicher Kevin Stöger und der schon erwähnte Raphael Holzhauser, der ebenfalls hier eingesetzt werden kann. Dem gegenüber steht der eher theoretische Verlust von Timo Gebhart, den viele (auch ich) gerne auf der „Zehner“-Position gesehen hätten, der aber zuletzt keine Chancen dort bekam.

Auch hier stellt sich aber die Frage nach der Qualität. Hajnal hat seine lichten Momente, aber tauchte speziell in der vergangenen Rückrunde zu häufig ab und ist mit 31 Jahren auch nicht mehr der jüngste. Auch Christian Gentner erscheint nicht gerade als Optimalbesetzung für die zentrale Position, sondern ist im derzeitigen Spielsystem meines Erachtens besser im defensiven Mittelfeld aufgehoben.

Dementsprechend setzten nicht wenige Fans (und vermutlich auch die Verantwortlichen im Verein) einige Hoffnungen auf die Rückkehr von Didavi, der in Nürnberg starke Leistungen gezeigt hat. Blöd nur, dass dieser nun für quasi die komplette Hinrunde verletzt ausfällt.

Damit bleiben vorerst nur ein 18- und ein 19-jähriger, um Druck auf die Etablierten auszuüben. Klingt theoretisch und in Anbetracht des den beiden Jungs zugesprochenen Talents nicht so verkehrt – blöd nur, dass da ein Trainer ist, der bislang nicht unbedingt als größter Talentförderer dieser Erde aufgefallen ist. Und selbst wenn Bruno plötzlich den jungen Spielern Chancen einräumt, müssen diese eben auch die Erwartungen erfüllen können, die man in sie setzt.

Durch den Ausfall von Didavi wäre dies potentiell eine Position, auf der man noch mal personell nachlegen könnte. Viel aktuelles gibt die Gerüchteküche dazu allerdings in jüngerer Vergangenheit nicht her, so dass zumindest in der Hinrunde höchstwahrscheinlich alles erst mal so weiter geht wie vorher mit Hajnal als Zehner und Gentner als Backup.

Veränderung gab und gibt es dagegen vermutlich auf den Außenbahnen im offensiven Mittelfeld.

Neben dem zuletzt nur als Reservist eingesetzten Gebhart verließ uns schließlich mit dem eigentlichen Mittelstürmer Julian Schieber ein Spieler, der gegen Ende der Saison meist Stammspieler auf dem linken Flügel war, so dass hier eine Vakanz entstanden ist.

Theoretisch kommen einige Spieler für die Position in Frage, wobei ich Shinji Okazaki hier bis auf Weiteres vorne sehe. Daneben ist Ibrahima Traoré eine Option, sofern er den körperlichen Anforderungen der ersten Liga gewachsen ist, was er bisher noch nicht unter Beweis stellen konnte. Ebenfalls ein gelernter Linksaußen ist der Franzose Johan Audel, der aber in den vergangenen zwei Jahren aufgrund diverser Verletzungen quasi keine Pflichtspieleinsätze vorweisen kann und auch jüngst wieder einen kleineren Rückschlag in Form einer Oberschenkelverletzung erlitt.

Nicht viel mehr als eine Notlösung wäre Arthur Boka, der diese Position aber zumindest schon einige Male für den VfB ausgefüllt hat.

Eine weitere Möglichkeit für den linken Flügel hat sich der VfB auf dem Transfermarkt geangelt in Person von Tunay Torun, der neben Sturm auch beide Außenpositionen spielen kann. Ich vermute aber, dass er erst einmal als Backup für den rechten Flügel eingeplant ist, wo ansonsten Martin Harnik, der Spieler der letzten Saison, relativ alleine ist. Kevin Stöger ist eventuell noch eine Alternative für den Flügel, ebenso wie Christopher Hemlein von den Amateuren, der zum Beispiel im Testspiel gegen Heidenheim hier eingesetzt wurde.

Auch hier also abseits von Harnik und Okazaki mehr als genügend offene Fragen, die nur bedingt für Optimismus sorgen, da bis auf diese beiden niemand seine Bundesligatauglichkeit bislang unter Beweis stellen konnte.

Bleibt zu guter letzt noch die Position in der Spitze, wo es mit Vedad Ibisevic einen derzeit ziemlich unumstrittenen Kandidaten gibt, sowie mit Cacau einen mehr als passablen Backup – auch wenn dieser zuletzt eher seltener überzeugen konnte. Zudem gibt es auch um ihn leichte Abwanderungsgerüchte, wenn auch wenig handfestes. Weitere Optionen für diese Position sind Neuzugang Torun, sowie Shinji Okazaki, der diese Position früher in der japanischen Liga regelmäßig bekleidete. Zudem gibt es mit dem 18jährigen Marko Maletic von FC Utrecht einen Kandidaten, den der VfB derzeit als Neuzugang abwägt (wenngleich dieser wohl erst einmal für die Amateure in Frage kommt). Auch Christopher Hemlein von den Amateuren wäre eine Alternative.

Wie ganz zu Beginn von Teil 1 schon geschrieben, ist es womöglich etwas verfrüht, über den Kader jetzt schon zu urteilen. Doch selbst wenn die offiziellen Aussagen des Vereins nicht stimmen, dass man auf dem Transfermarkt nicht mehr aktiv werden wird, wird es kaum so viele Verstärkungen geben, als dass sich das Gesicht der Mannschaft noch entscheidend verändern würde (und wenn, dann werde ich hier Abbitte leisten…).

Unter dem Strich bleiben also jetzt gerade einmal 23 Feldspieler, die offiziell im Profikader stehen, von denen 3 aus der Jugend aufgerückt sind. Zwei der Spieler haben in den vergangenen zwei Spielzeiten zudem so gut wie keine Profieinsätze absolviert und einer fällt für die komplette Hinrunde aus.

Berücksichtigt man dann noch, dass in der Hinrunde im Optimalfall 32 28 Pflichtspiele zu absolvieren sind, dann fällt es in der Tat schwer, mit überschwänglichem Optimismus auf die kommende Saison zu blicken. In der letzten Gesamtsaison hatten wir beispielsweise satte 19 Feldspieler, die auf eine zweistellige Zahl von Bundesligaeinsätzen kamen – und das noch ganz ohne Europa League-Doppelbelastung.

Letztlich muss verdammt viel zusammenlaufen, damit es in der anstehenden Saison tatsächlich erfolgreich läuft. Die erste Elf muss weitestgehend verletzungsfrei bleiben, und die Jungen müssen funktionieren, wenn sie gebraucht werden.

Der einzige Strohhalm, an den ich mich derzeit klammere, heisst Hannover.

Dort hat man es im letzten Jahr geschafft, die Startelf des Vorjahres sehr gut beisammen zu halten, ähnlich wie dies auch bei uns der Fall ist und haben es dann mit der Eingespieltheit, ohne zu große Namen in einem Kader, der nur wenig größer war als unser jetziger, trotz Doppelbelastung ziemlich erfolgreich durch die Saison gebracht. Natürlich ist Bruno kein Mirko und grundsätzlich sind Voraussetzungen, wie Erwartungshaltungen im jeweiligen Umfeld nicht direkt vergleichbar – aber wie gesagt, es ist ein Strohhalm. Und zumindest einen erfolgreichen Saisonstart halte ich nicht für ganz ausgeschlossen – was dann im Herbst und Winter passiert, das muss man schauen.

Die Skepsis wird erst einmal steter Begleiter bleiben…

Gedanken zur Sommerpause (1)

12 Jul

Wenn man sich derzeit so durch die einschlägigen Fankommentare rund um den VfB liest -sei es auf Twitter, Facebook oder in Foren- so ist von Euphorie in Bezug auf die kommende Saison eher wenig zu spüren. Zwar sind die meisten Fans nicht komplett negativ eingestellt, aber eine gewisse Skepsis herrscht doch, an die Erfolge früherer Jahre anknüpfen zu können oder auch „nur“ das Resultat der letzten Spielzeit zu bestätigen.

 

Auch ich kann mich selbst davon derzeit nicht ausnehmen. So gerne ich hier Optimismus versprühen würde, wird mir das in Anbetracht der Gesamtsituation wohl kaum gelingen. Dabei stehen derzeit sowohl hinter der Qualität als auch der Quantität des Teams mindestens jeweils ein großes Fragezeichen, wenn man berücksichtigt, dass es aller Voraussicht nach ein nicht gerade unstressiges Europa League-Gruppenprogramm zusätzlich zu den zwei nationalen Wettbewerben zu bestreiten gibt.

 

Nun ist es derzeit eigentlich noch recht früh, um den Kader abschließend zu beurteilen, aber wenn die Vereinsoberen die Öffentlichkeit und die Medien nicht komplett an der Nase herumführen, dann wird es vermutlich nicht mehr als 2 weitere Neuverpflichtungen geben – wenn überhaupt. Zumal es gut möglich ist, dass diesen Neuverpflichtungen gleichzeitig auch Abgänge gegenüberstehen. Aber gut, dass ist derzeit noch graue Theorie.

 

Schauen wir uns also mal den Kader an, so wie er derzeit bestückt ist.

 

Die vermutlich wenigsten Fragezeichen gibt es auf der Torwartposition. Sven Ulreich hat sich in der vergangenen Spielzeit als unumstrittener Stammtorhüter und Leistungsträger etablieren können und zählt sicherlich zu den 6-8 stärksten Torwächtern der Liga. Dahinter gab es tatsächlich ein bisschen Bewegung im Kader. Nachdem man im Winter schon den langjährigen Ersatzkeeper Alexander Stolz in Richtung Karlsruher SC abgab (und nicht zu vergessen auch Bernd Leno endgültig an Leverkusen verkaufte), entstand eine nominelle Lücke, die nun durch André Weis gefüllt wurde.

Weis wechselte selbst erst vor einem Jahr vom TuS Koblenz in unsere zweite Mannschaft, wo er sich auf Anhieb mit starken Leistungen in den Vordergrund spielte und sich eine Chance bei den Profis verdient hat. Der Dritte im Bunde der Torhüter ist nach wie vor der Oldie Marc Ziegler, der sportlich vermutlich eher keine große Rolle mehr spielen wird.

 

In der Abwehr sieht das Bild schon weitaus uneindeutiger aus.

Mit Matthieu Delpierre, Stefano Celozzi und Khalid Boulahrouz gleich drei Abgänge zu verzeichnen. Alle Abgänge sind für sich genommen nachzuvollziehen, auch wenn basierend auf den Leistungen der vergangenen Saison der Verlust von Boulahrouz durchaus etwas schmerzt. Dem gegenüber stehen gerade mal ein externer Neuzugang in Form von Tim Hoogland, sowie ein „interner“ Neuzugang in Person von Antonio Rüdiger, der in der letzten Saison offiziell noch bei den Amateuren spielte, aber schon ein paar Einsatzminuten bei den Profis sammeln konnte.

 

In der Innenverteidigung schaut es dabei noch ganz okay aus. Mit Serdar Tasci und Georg Niedermeier, sowie Maza hat man drei Leute, die allesamt schon punktuell exzellente Spiele hingelegt haben und unter dem Strich zumindest soliden Ansprüchen genügen. Entscheidend ist auf dieser Position sicherlich, ob Tasci an seine starke letzte Saison anknüpfen kann. Er sollte erst einmal gesetzt sein, daneben dürfte Niedermeier die Nase vorne haben, den Labbadia ja bekanntermaßen gerne mag. Rüdiger dürfte seine Chancen als Backup bekommen, wenn es zu Verletzungen kommt.
Schwierig bis kritisch ist die Lage auf den Aussenverteidigerpositionen. Auch hier stehen derzeit vier Spieler unter Vertrag, wobei Arthur Boka und Cristiano Molinaro wohl für links eingeplant sind, während für die rechte Seite Gotoku Sakai und der für ein Jahr von Schalke ausgeliehene Tim Hoogland bereit stehen. Wobei „bereit stehen“ hier etwas irreführend ist.

So fehlt Tim Hoogland nach diversen Verletzungen und Erkrankungen nahezu komplett die Spielpraxis mit gerade einmal 212 Einsatzminuten in 3 Bundesliga- und einem Europa League-Spielen. Und auch Gotoku Sakai, einer der Senkrechtstarter der letzten Rückrunde, ist zumindest mit einem Fragezeichen behaftet, da er aufgrund einer Olympiaabstellung einen Teil der Saisonvorbereitung verpassen wird. Mal ganz davon abgesehen, dass er überhaupt erst einmal gesund wieder zurückkehren muss aus London…

Läuft alles optimal, dann hat man beide Position zwar doppelt besetzt, aber in Anbetracht der gerade erwähnten Voraussetzungen und der vielen Spiele ist dies nicht gerade als wahrscheinlich einzustufen. Es würde also nicht groß überraschen, wenn es im Laufe der Saison einige Wechselspielchen in der Abwehrreihe geben wird (auch Rüdiger kann bspw. RVT spielen). Auch ist nicht ausgeschlossen, dass der eine oder andere Aussenverteidiger von den Amateuren zumindest kurzzeitig hochbeordert wird. Ein Kandidat wäre da der 18jährige Steffen Lang, von dem man sich einiges verspricht.

 

Neben der Kaderbreite stellt sich aber auf der Aussenverteidigerposition auch dringend die Qualitätsfrage. Molinaro hat ohne Frage einige starke Spiele im VfB-Dress abgeliefert, nimmt sich aber auch gerne mal Auszeiten und wurde nicht umsonst immer mal wieder von anderen Spielern zeitweise verdrängt. In noch ausgeprägterem Maße gilt dies für Arthur Boka, der zu selten über einen längeren Zeitraum gute Leistungen abliefern konnte, als dass man auf ihn als klaren Startelfspieler setzen könnte.

Bei Hoogland ist sicherlich Potential da, aber in Anbetracht der schon erwähnten ewig langen Krankheits- und Verletzungsphasen ist es nicht auszuschließen, dass man mit ihm einen Fehlgriff getätigt hat und einen Spieler ein Jahr lang „durchschleppt“. (Dass er offensichtlich ohne Kaufoption ausgeliehen wurde und nach einer guten Saison sofort wieder weg ist, sei an dieser Stelle mal nicht behandelt – es hat mit der anstehenden Saison schließlich nichts direkt zu tun.)

Der vermutlich stärkste der vier Aussenverteidiger, Sakai, wird, wie schon erwähnt, einen Teil der Saisonvorbereitung verpassen. Zudem ist er mit 21 Jahren noch relativ jung, so dass Schwankungen in seiner Formkurve auch nicht komplett auszuschließen sind.

 

Bleiben alle fit und spielen dauerhaft am oberen Limit ihres Leistungsvermögens, dann müssen wir uns in Sachen Aussenverteidigern sicher nicht hinter vielen Teams der Bundesliga verstecken. Die Frage ist aber eben wie realistisch dies ist. Fallen zwei Spieler gleichzeitig weg, sei es aufgrund einer Formkrise oder einer Verletzung, dann wird es auf dieser Position sehr schnell sehr dünn und könnte sich als einer der Schwachpunkte des Kaders herausstellen.

 

In der Gerüchteküche geistern derzeit noch zwei Namen rum, die lose mit dem VfB in Verbindung gebracht werden. Wobei sich die Personalie Stanislav Manolev (Rechtsverteidiger) vom PSV Eindhoven wohl mit der Verpflichtung von Hoogland erst einmal erledigt hat. Auch der andere Kandidat erscheint mir nur bedingt realistisch: Reto Ziegler, Linksverteidiger, seines Zeichens unter Vertrag bei Juventus Turin – finanziell eher nicht vorstellbar ohne dass man einen anderen Spieler abgibt…

Teil 2 mit Mittelfeld und Sturm sowie einem allgemeinen Ausblick gibt es dann morgen.