Archiv | Dezember, 2009

Schöne Bescherung

21 Dez

Irgendwie passend zum Verlauf der bisherigen Hinrunde, war es doch relativ bezeichnend, dass ich ausgerechnet nur den Teil des Spiels gegen Hoffenheim zu sehen bekam, der quasi symbolisch für die meisten Begegnungen eben jener Hinrunde hatten.

So ca. 12 Minuten nach Anpfiff erreichte ich die Kneipe, in der das Spiel übertragen wurde und sah einen ordentlichen Start des VfB, der kurze Zeit später von einem Tor gekrönt wurde und einen Gegner der kaum etwas tat, als zu verteidigen. Bis er sich dann in der 44. Minute nach vorne bequemte und mit einer seiner ersten Chancen einen Freistoß zugesprochen bekam, der dann auch prompt maßgenau verwandelt wurde. Danach verließ ich entsprechend gelaunt das Lokal in Richtung Abendprogramm (klarer Nachteil des 18.30h-Spiels).

Dass es dann doch zu einem Sieg reichte, wurde mir erst später per SMS in die Kirche geschickt und ließ mich so zumindest doch noch etwas glücklicher in Sachen Fußballerei werden.
Das Ganze bedeutet natürlich auch, dass ich dieses Mal vom Spiel eben nicht so richtig viel mitbekommen habe und dementsprechend möchte ich heute mal wieder auf zwei andere Blogger verweisen, die sich das Spiel jeweils selbst vor Ort im Eisschrank MBA angetan haben:

  • heinzkamke lobt den „Chef“ Sami und bedauert den Verlust personalisierter Fangesänge in der Kurve
  • Steph1893 macht sich hingegen ein paar Gedanken über die Motivation eines Fans in Krisenzeiten

Apropro Sami Khedira: Betrachtet man mal den Punkteschnitt der Bundesligaspiele mit Sami Khedira (liegt bei ca. 1,1 pro Spiel) im Vergleich zum Punkteschnitt der Ligabegegnungen ohne seine Beteiligung (liegt bei etwa 0,67) dann sieht man schon seine ungeheure Bedeutung für die Mannschaft und ihren Erfolg. Das war schließich beinahe ein halber Punkt pro Spiel, der uns ohne Sami „verloren“ ging.

Klar, solche Vergleiche hinken natürlich ein wenig, aber Khedira halte ich auf jeden Fall für unschätzbar wichtig für das Team und bei der neutralen Beurteilung gibt das schon mal ein kleines Indiz. Nimmt man dann noch die von heinzkamke erwähnte Situation oder auch beispielsweise die Aussage von Magnin im Bildinterview („Er ist sehr reif, jemand der sich extrem in die Mannschaft einbringt. Meiner Meinung nach ist er der wichtigste Spieler für die Mannschaft.“), dann ergibt sich schon ein eindeutiges Bild. Hoffen wir mal, dass er verletzungsfrei durch den Rest der Saison gehen wird – dann sollte er bei entsprechend positivem Verlauf für den VfB auch durchaus gute Chancen haben, den Sprung ins WM-Team zu schaffen. Ich würde es mir zumindest sehr wünschen, einerseits für Khedira und andererseits auch für die Nationalelf, da er auch dort eine wichtige Stütze spielen kann und über kurz oder lang auch wird.

Erst einmal steht aber natürlich noch eine Rückrunde an, die möglichst erfolgreich absolviert werden muss. Schließlich befinden wir uns trotz des verdienten Siegs gegen Hoffenheim nach wie vor noch in verhältnismäßig großer Abstiegsgefahr mit lediglich 16 Punkten, nachdem unglücklicherweise Bochum und auch der FC Köln mal wieder gewonnen haben. Ich mache mir wegen eines möglichen Abstiegs zwar keine wirklichen Sorgen mehr, da die Mannschaft genügend Potential hat und mit dem Sieg nun auch ruhiges Arbeiten durch die Winterpause hindurch möglich sein sollte. Aber wir sind eben noch nur auf 15 und punktgleich mit dem Relegationsplatz, daher müssen erst einmal weiter Punkte gegen den Abstieg gesammelt werden.

Für größere Sprünge wird es vermutlich ohnehin nicht reichen, da selbst eine sensationelle Rückrunde wie letzte Saison (mit 39 Punkten) wahrscheinlich nur reichen würde, um einen einstelligen Platz in Sichtweite der europäischen Plätze zu holen, mehr aber eben auch nicht. Vor einem Jahr hatten wir schließlich mit sieben Punkten auch nur einen halb so großen Rückstand auf Platz 5 wie diese Saison.

Daher gilt es, wenn man den Zeichen in der Presse Glauben schenken mag, wohl in dieser Winterpause erstmal darum, den Kader auszumisten und schon mal fit dafür zu machen, dass man in der kommenden Saison lediglich zwei Wettbewerbe zu bestreiten hat. Ludovic Magnin hat sich (aus persönlicher Sicht: leider / aus sportlicher Sicht: berechtigterweise) in Richtung FC Zürich verabschiedet und vermutlich werden weitere Spieler folgen. Besonders im Blickpunkt stehen natürlich die Altlasten Simak und Bastürk, die in dieser Winterpause unter Umständen tatsächlich endlich mal aus dem Kader rauskommen könnten – schade wäre es nicht drum (eher darum, dass sie nie das erreicht haben, was sie u.U. hätten können).

In Sachen Neuerwerbungen steht trotz der jüngsten positiven Entwicklungen von Marica und vor allem Pogrebnyak nach wie vor ein Stürmer ganz oben auf der Liste. Aber nun endlich auch der von mir schon im Sommer geforderte Mann für die Linksverteidigerposition. Zwar hat sich Artur Boka hier in dieser Saison wirklich exzellent geschlagen, aber spätestens durch den Weggang Maricas benötigt man hier natürlich einen neuen Backup. Ich hoffe, man findet einen jungen Spieler, der sich im Schatten von Boka entwickeln kann.

Aber zu den Transfers sicherlich mal mehr in den nächsten Wochen.

Jetzt wünsche ich allen Lesern hier erst einmal ein frohes Fest und angenehme Feiertage im Kreise der Familie oder wem auch sonst immer.

Notwendigkeiten

14 Dez

In einem meiner früheren Leben war ich, für ca. 5 Jahre, mal als Schiedsrichter aktiv, durchaus erfolgreich und überwiegend hat dies auch recht viel Spaß gemacht. Die meiste Zeit davon war ich natürlich dank meines eigenen, jugendlichen Alters im Jugendbereich unterwegs.
Einer dieser Einsätze führte mich damals zu einer Begegnung zwischen den beiden C-Jugend-Mannschaften des VfL Leverkusen und dem entsprechenden Nachwuchs des 1. FC Köln und blieb in meiner Erinnerung deswegen haften, weil ich dort den unfassbarsten, weil unnötigsten Elfmeter zu sehen bekam (und diesen dann natürlich auch pfeifen musste).
Leider kann ich nicht mehr mit Bestimmtheit sagen welche Mannschaft es genau war, aber auf jeden Fall war es ein Eckball, der von der linken Seite in den Strafraum geschlagen wurde. Dieser Eckball gelangte allerdings direkt zu einem Abwehrspieler der ihn daraufhin in Richtung Mittelfeld klärte. Plötzlich allerdings stieg aus dem Gewühl kurz vor der Strafraumgrenze ein anderer Spieler hoch und gab dem Ball mit der Hand einen zusätzlichen Stoß. Blöd nur eben, dass der Spieler zur verteidigenden Mannschaft gehörte. Ich war dermaßen perplex, dass es noch so zwei, drei Sekunden gedauert haben dürfte, bis ich selbst realisierte, was da geschehen war, um dann eben zu pfeifen und auf Strafstoß zu entscheiden. Der Elfmeter wurde dann natürlich verwandet, aber ob es tatsächlich einen entscheidenden Einfluss auf den Ausgang des Spiels hatte, daran kann ich mich leider nicht mehr wirklich erinnern. Es blieb eben lediglich diese unfassbar unnötige Aktion hängen, die zu dem Elfmeter führte.

Zum heutigen Bundesligaspiel des VfB Stuttgart in Mainz lassen sich für mich nun gleich zwei Brücken schlagen.

Die eine Brücke ist eine eher persönliche. Denn während meiner Zeit als Jungschiedsrichter war ich natürlich auch an der Linie bei Seniorenspielen aktiv und dort unter anderem auch zwei Saisons in der Verbandsliga bei einem sehr talentierten Schiedsrichter – der heute nachmittag beim Spiel in Mainz an der Seitenauslinie vor der Gegentribüne im Einsatz war und bis auf eine große Fehlentscheidung in Sachen Abseits in Halbzeit 2 alles richtig gemacht hat.

Die zweite Brücke ist natürlich leichter zu schlagen und geht natürlich über die offensichtliche, weil spielentscheidende Szene, über die jetzt die ganze Bundesligawelt spricht: Lehmanns Tätlichkeit gegen Bancé, die zum Elfmeter geführt hat, der dann den Ausgleich und zwei verlorene Punkte bedeuteten. Und für mich einen dicken Hals der von hier bis nach London reicht.

Tatsächlich war ich in dieser Saison, glaube ich, noch bei keiner unserer zahlreichen Niederlagen und Remis derart sauer, wie es heute abend der Fall war. Klar, frustriert, enttäuscht und verärgert war ich in dieser Hinrunde schon zuhauf nach dem Schlusspfiff in VfB-Spielen – aber derart wütend und sickig war ich tatsächlich noch nicht. Denn es ist mir einfach vollständig unbegreiflich, wie ein Spieler, der die Erfahrung von fast 400 Bundesligaspielen sowie zahlreichen internationalen Einsätzen auf dem Buckel hat, sich derart verhalten und den -unfassbar wichtigen- Sieg der eigenen Mannschaft aufs Spiel setzen kann.

Wenn Lehmann als Torwart einen Spieler foult, der gerade aufs Tor zuläuft, foulen muss, dann kann ich das ja noch nachvollziehen, aber wenn er in einer Situation, wo er selbst den Ball sicher hat und einen Gegenangriff einleiten könnte, dann eine persönliche Rache an Bancé vollziehen muss, dann ist das einfach nur unsagbar dämlich und aus meiner Sicht auch für den Verein, der einen Sieg heute dringend nötig gehabt hätte, eigentlich nicht hinnehmbar.

Bislang habe ich mich ja doch meistens aus sportlicher Sicht vor Lehmann gestellt und ihn selbst heute während des Spiels noch meinen Eltern gegenüber verteidigt mit den Worten: „Er ist zwar sicherlich ein Arschloch, aber er ist eben unser Arschloch.“
Das war nach der Szene, in der er sich die Schulter hielt, nachdem ihn Ivanschitz im Vorbeilaufen leicht touchierte.

Circa 20 Minuten später will und kann ich das so nicht mehr sehen, sondern würde jetzt vielmehr dafür plädieren, Lehmann gar nicht mehr einzusetzen. Ich mein, die Saison ist eh fürs Klo und mit den internationalen Plätzen werden wir dieses Jahr wohl kaum noch etwas zu tun haben. Von daher können wir jetzt ruhig mal experimentieren und schauen, ob es mit Ulreich vielleicht hinhaut. Für den Klassenerhalt sollte es auch mit ihm sicherlich reichen, schließlich kann er uns auch nicht viel mehr Punkte kosten, als ein Lehmann in dieser derzeitigen Gemütsverfassung, bei der man fast vermuten muss, dass er in dieser Woche ganz schwer an seinem Karriereende bastelt. Denn schon seine Aussagen unter der Woche (die mit Sicherheit nicht ganz ohne einen wahren Kern waren, aber doch eben für einen Arbeitgeber auch nicht hinnehmbar) waren alles andere als fördernd für eine weitere gemeinsame Zukunft – von seiner Weigerung die Geldstrafe zu bezahlen, mal ganz zu schweigen.

Aber, eben, ich habe mittlerweile doch auch kein Problem mehr damit, wenn Lehmann sich nun aufs Altenteil begibt und ein paar Hubschrauberflugstunden nimmt oder was auch immer er so gerne machen möchte.

Tja, und nun haben wir fast 800 Wörter geschrieben, aber so gut wie noch gar nichts über das Spiel an sich.

Aber das Problem ist halt leider, dass die Riesenkrawatte, die ich jetzt habe, alles andere überschattet. Und zudem das Spiel an sich eben leider auch kein so richtig gutes war. Und zudem leider auch wieder so ablief, wie sonst fast immer und es dementsprechend auch nicht viel mehr zu beschreiben gibt, als ich es ohnehin schon zu Dutzenden Spielen in diesem Halbjahr geschrieben habe: Gut begonnen, diesmal sogar wieder mit einem frühen Tor, und dann im Laufe der Spieldauer immer weiter nachgelassen bis es dann eben zum Lehmannschen Fallout kam.

Abgesehen von diesem bekannten, generellen Nachlassen hatte ich aber heute eigentlich nicht das Gefühl, dass es schief gehen würde. Zwar stand der VfB in der zweiten Halbzeit nicht mehr ganz so stark in der Defensive, wie noch im ersten Durchgang, wo man eine wirklich konzentrierte Defensivleistung ablieferte, aber man hatte dann doch auch nicht direkt das Gefühl, dass die Mainzer Offensive genügend Gefährlichkeit besitzen, um das Tor tatsächlich zu machen. Dann gab es aber eben erst die Aktion, wo Bancé in überflüssigem Maße Lehmann attackierte (und dafür nicht mal Gelb bekam) und dann halt leider das andere doofe Ding, was zum Elfmeter führte.

Eine negative Erwähnung muss zum Abschluss leider auch noch Pogrebnyak bekommen. Schön, dass er das Tor mal wieder getroffen hat (nach toller Vorarbeit von Boka, der insgesamt wieder eine gute Leistung ablieferte), aber in der zweiten Halbzeit schien er irgendwie erschreckend unmotiviert. Trottete weitestgehend herum und erhielt dann als Höhepunkt noch beinahe einen Platzverweis für ein sehr unnötiges, überhartetes Einsteigen gegen Polanski. Da hätte aus meiner Sicht Gross eigentlich früher reagieren müssen und ihn gegen Cacau oder Schieber austauschen.

Zum Schluss noch ein Wort zu Bancé:
Oscarverdächtig!

Die gleiche Scheisse wie jede Woche

10 Dez

Dem VfB zuzuschauen ist diese Saison wirklich ein Kreuz. (Halbe) Woche für (halbe) Woche spielt sich das gleiche Geschehen auf den Fußballplätzen in Deutschland und europaweit ab, wenn die Mannen mit dem Brustring mit am Ball sind. Erst startet der VfB Stuttgart gut in die Begegnung und hat innerhalb der ersten 20-25 Minuten alles im Griff und mal 2-3, mal 6-8 gute bis sehr gute Torchancen, von denen nur leider keine reingeht. Nach und nach beginnt dann das Spiel so allmählich aus den Händen zu gleiten, so das irgendwann zwischen 10 Minuten vor und 10 Minuten nach der Pause mit einer der ersten Chance der Gegner zum Torerfolg gelangt, gerne auch mal begünstigt durch einen kapitalen Fehler eines Stuttgarter Abwehrspielers. In der Folge zeigt sich der VfB dann erst mal geschockt, bevor er sich dann in den letzten 15, 20 Minuten wieder etwas berappelt und wieder zu einigen Chancen kommt, von denen dann gerne auch noch mal ein Ding an den Pfosten oder die Latte geht, oder sonstige lustige Sachen.

Und auch heute im entscheidenden Champions League Gruppenspiel ging es wieder genauso vonstatten. Der VfB legt los wie die Feuerwehr und hat in den ersten 15 Minuten gleich vier hochkarätige Chancen. Erst bekommt der Vollflop Marica aus rund 5 Metern in der 5. Minute seinen Kopfball nach schöner Flanke von Khedira nicht im rumänischen Kasten unter. Dann wird der Distanzschuss von Träsch noch eben so durch einen Abwehrspieler abgefälscht, dass er links an den Pfosten klatscht. Und in der 11. Minute wird dann unser neuer Stürmerflop Pogrebnyak toll von Khedira eingesetzt, tankt sich wie schon sonst recht häufig sehenswert durch die gegnerische Abwehr, aber wie eben auch sonst so häufig scheitert er dann wieder mal am Abschluss und versucht den Ball durch die Beine des Torwarts zu spielen, der aber diesen durchsichtigen Versuch schnell vereiteln kann. Und auch die weiteren Schussversuche in der 14. und 19. verpassen jeweils ihr Ziel, bevor es dann wieder unvermeidlich abwärts geht und die Rumänen etwas mehr Luft für ihr Spiel bekommen. Und wie es dann eben immer ist, direkt nach der Halbzeitpause die erste Chance für die Rumänen, Boka begeht einen haarsträubenden Fehler und kann Semedo nicht halten, der dann leichtes Spiel hat an Lehmann vorbei einzunetzen. Wie üblich verflacht dann erstmal die Begegnung, bevor dann rund um die 60. Minute die unvermeidlichen zwei Pseudoeinwechslungen in Mittelfeld und Sturm kommen, um zumindest noch was zu retten. Aber die beste Chance geht dann rund 20 Minuten vor Schluss von Gebhart mit einem gefühlvollen Schlenzer nur an das Lattenkreuz und auch Cacau hat bei seinen beiden Versuchen kurz vor dem Abpfiff kein Glück, so dass die Begegnung endet wie fast immer in dieser Saison.

Naja, okay, einen klitzekleinen Unterschied gab es dann heute eben doch. Die erste Torchance wurde direkt verwertet von Marica (Marica!). Die zweite zudem auch von Träsch. Und zu allem Überfluss wurde sogar auch noch die dritte Torchance von Pogrebnyak (Pogrebnyak!) eingenetzt.

Ich mein, es ist wirklich unfassbar absurd. Du schmeisst den Trainer raus, holst nen Neuen und es ändert sich quasi nix, ausser dass dieses kleine, beschissene Quäntchen Glück, das Dir wochen-, nein monatelang abging, plötzlich so mir nichts, dir nichts einfach mal wieder da ist. Klar, insgesamt war einfach mehr Selbstvertrauen, mehr Drive und Leidenschaft im ganzen Spiel, aber ob man das allein auf den Trainerwechsel führen kann oder darauf, dass eben die ersten drei Torschüsse allesamt IM gegnerischen Kasten landeten, kann man eben nicht genau festhalten.

Natürlich freue mich sehr, dass wir gewonnen haben, das Achtelfinale der Champions League erreicht und die Mannschaft endlich mal wieder ansehnlichen Tempofussball gespielt hat und eine Partie weitestgehend unter Kontrolle hatte. Aber es bleibt doch auch irgendwie ein bitterer Beigeschmack an der ganzen Sache.
Klar, das Spiel heute hatte nix mit der Bundesliga zu tun, aber so wie man heute aufgetreten ist, denke ich, dass eine Trendwende in der Liga definitiv in erreichbarer Nähe ist. Doch das alles lässt mich auch ein wenig nachdenklich zurück, wenn man darüber nachdenkt, dass zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres ein zuvor erfolgreich mit der Mannschaft arbeitender Trainer rausgeschmissen werden musste, damit eben jenes nahezu identische Spielermaterial wieder kämpfen, beissen, kratzen, laufen und verdammt nochmal Fußball spielen. Das kann doch eigentlich nicht sein.

Nun ja, in ein paar Wochen hat sich dieses Gefühl vielleicht wieder gelegt und ich kann der Mannschaft wieder unbelastet zujubeln. Jetzt aber bin ich doch insgesamt ein wenig irritiert.

Danke Markus, Willkommen Herr Gross

7 Dez

Da geht man einmal kurz ins Stadion zur Beobachtung der Konkurrenz (Köln vs. Bremen – Kurzfazit: Es spielen auch noch andere Mannschaften schlechten Fußball…) und schon hat der eigene Verein einen neuen Trainer.

Dass dieser neue Trainer Christian Gross heißt, bewerte ich persönlich -um die Katze direkt mal aus dem Sack zu lassen- erst einmal positiv. Es war, von den gehandelten Kandidaten eigentlich die logischste Option, mit Ausnahme von Marcel Koller – allerdings erwähnte Erwin Staudt im Anschluss an die PK des heutigen Abends, dass ein Kriterium war, einen Trainer zu holen, der noch nicht für die Bundesliga „verbrannt“ ist, sondern ein frisches, hungriges Gesicht.

Gut, im Zusammenhang von Gross‘ Gesicht mit frisch zu sprechen ist vielleicht nicht die glücklichste Formulierung, aber der Gedankengang dahinter ist schon nachvollziehbar. Mit einem Trainer wie Koller hätte man sich beispielsweise einen Trainer geholt, der schon ein wenig das Image des „Kleinvereintrainers“ in Deutschland hat mit Köln und Bochum. Für das Umfeld wäre das vermutlich nicht das richtige Signal gewesen, wie es jetzt ein Trainer ist, der Erfahrungen in Champions League und Premier League (wenn auch nur relativ kurz und gegen den Abstieg bei Tottenham) aufweisen kann.

Weiters wurden noch einige Kandidaten genannt, die sich hauptsächlich aus Ex-VfB-Spielern rekrutierten, wie z.B. Franco Foda, das Duo Bobic/Balakow oder auch der unvermeidliche Buchwald, der sich mittlerweile selbst zu einem schwäbischen Matthäus disqualifiziert hat. All diese Kandidaten haben aber in meinen Augen vor allem eines gemeinsam: Ihnen fehlt es doch noch zu sehr an Erfahrung im Trainergeschäft und damit wären sie, meines Erachtens, zu nah am Profil des jungen Trainers Babbel.

Was hingegen benötigt wird in der derzeitigen Situation ist ein Trainer, der ein gewisses Maß an Autorität verstrahlen kann und die Mannschaft mit entsprechender Härte wieder auf Kurs bringt – denn die Spieler bringen derzeit leider einfach nicht die Leistung, die sie abrufen könnten. Und dieses Profil bringt Christian Gross dem Vernehmen nach wohl mit und ist daher auch aus diesem Grund anscheinend eine gute Wahl.

Was man aber natürlich dazu sagen muss, ist der Aspekt, dass neue Trainer, vor allem wenn sie verhältnismäßig unbeschriebene Blätter wie Gross in Deutschland sind, in erster Linie mal „Projektionsflächen“ für die Hoffnungen, Wünsche und Sehnsüchte sind, da sie eben so unbelastet sind.
Schauen wir mal, ob er dies auch erfüllen kann.

Zu diskutieren gilt es natürlich die Umstände, die zur Entlassung Babbels geführt haben, und damit auch das Wirken der Vereinsführung.

Dass die heftigen Proteste vor, nach und teilweise auch während des Duells gegen Bochum zu einem derart schnellen Einknicken der Vereinsführung in der Trainerfrage geführt haben, war schon ein wenig erschreckend und ist mit einem bitteren Beigeschmack versehen, wenn man die Aussagen von letzter Woche im Hinterkopf hat („Jobgarantie für Babbel bis zur Winterpause“). Dieser Aspekt wird sehr kritisch beim Kollegen Kamke kommentiert.

Sehr kritisch finde ich persönlich auch die deutliche, teils harsche Art und Weise, mit der nicht nur Babbel, sondern auch der jetzt noch aktive Vorstand, die Vorkommnisse des gestrigen Nachmittags und Abends kommentiert haben. Natürlich war das Verhalten, von dem was man hier aus dem Kölner Exil so mitbekommen hat, teilweise alles andere als astrein, und ich habe ja selbst meine Meinung dazu kundgetan, dass mangelnde Unterstützung während eines so wichtigen Spiels eigentlich herzlich dämlich ist. Dennoch hätte man heute abend nicht so zentral und so schwerpunktmäßig in der Pressekonferenz auf die Fans einschlagen dürfen, denn der Frust bei uns Fans ist nun mal lange Zeit gegoren und das Team hat lange Unterstützung bekommen. Ein oder zwei Sätze zum Thema von Babbel hätten es meines Erachtens auch getan.

Zu guter Letzt, auch wenn es eigentlich einen eigenen Thread verdient gehabt hätte, gilt es sicher noch die Personalie Heldt zu diskutieren. Ich finde es ehrlich gesagt überraschend, dass er auch diesen Trainerwechsel überlebt hat, da doch für viele das Schicksal Heldts eng mit dem von Babbel verbunden zu sein schien.
Zudem ist Heldt unter den VfB-Fans mehr als umstritten und viele kreiden ihm Transfers wie die von Bastürk, Simak und natürlich vor allem Marica an. Aber auch vereinsintern sah es nicht unbedingt so aus, als ob er eindeutig fest im Sattel sitzen würde, wie nicht zuletzt die relativ lange Hängepartie ums Aufrücken in den Vorstand zeigte, die dann letztlich in dieser Sommerpause mit der Nominierung Heldts als Vorstand Sport beendet wurde.

Ich hätte, im Sinne eines umfassenden und eindeutigen Schnitts eine Entlassung Heldts wohl auch befürwortet, da das vermutlich die beste Möglichkeit gewesen wäre, um einen klaren Reboot zu starten. Mit dem schlechten Standing Heldts in vielen Teilen der Fans und auch in Hinblick auf die Tatsache, dass man mit Gross (scheinbar) so schnell klar war, wäre das jetzt eine halbwegs gute Gelegenheit gewesen, um weiteren Ballast loszuwerden und dennoch bis auf weiteres handlungsfähig zu bleiben. Heldt würde ich momentan als eine Art „lame duck“ bezeichnen, der es äusserst schwer haben wird, sich bald ein positives Standing zurückzuerarbeiten. Im Grunde müssen alle seine Winterpausentransfers und auch die Verpflichtungen, die er dann im kommenden Sommer tätigen wird (sollte er dann noch da sein) absolute Volltreffer sein. Weitere teure Flops wie Marica oder möglicherweise Pogrebnyak (der in der Rückrunde noch Chancen hat, das Gegenteil zu beweisen) kann er sich keinesfalls mehr leisten.

Jetzt gilt es aber erst einmal den Blick auf das Tagesgeschäft zu werfen, schließlich steht am Mittwoch beim Einstand von Gross direkt mal das vermutlich wichtigste Spiel der Saison an mit dem „Finale“ gegen Urziceni. Es wird spannend sein, zu sehen, welche Spieler und welches System gespielt wird, vor allem aber mit welcher Einstellung die Mannschaft auftreten wird. Ich kann nur hoffen, dass der Wechsel zu Gross auf die Mannschaft einen ähnlich befreienden Effekt haben wird, wie es vor gut einem Jahr der Wechsel von Veh zu Babbel hatte. Enorm wichtig wäre es.

Zu guter Letzt gilt es natürlich noch Markus Babbel zu danken, für eine geniale Rückrunde und für insgesamt tolle fünf Jahre beim VfB. Ich wünsche ihm sehr viel Glück und Erfolg beim Bestehen der Trainerprüfung, und dann hoffentlich eine baldige Stelle als Trainer im Profibereich.

Achja, Rolf Fringer ist Österreicher, nicht Schweizer. Das nur mal so am Rande. Tja, war wohl nix mit dem Klugscheissen. Fringer hat beide Nationalitäten.

Wenn die Futterluke bis zur Kapazitätsgrenze gefüllt ist.

5 Dez

Im Laufe der vergangenen Woche habe ich in diesem Blog versucht Optimismus zu predigen und mich bemüht der umfassenden Untergangsstimmung im Umfeld des VfB Stuttgart etwas entgegenzusetzen. Warum mich der Mut nach wie vor nicht gänzlich verlassen hatte, konnte ich selbst nicht so richtig greifen und auch jetzt glaube ich noch fest daran, dass wir zumindest den Abstieg in dieser Saison vermeiden werden können. Alleine – das ist nicht der Anspruch an meine Mannschaft! Doch zu mehr wird es eben in dieser Spielzeit auf nationaler Ebene keinesfalls reichen.

Denn auch heute lief es wieder mal brechreizerregend schlimm im Heimspiel gegen Bochum.

Die erste Halbzeit war dabei ein Kick wirklich unterirdischer Güteklasse mit einem VfB, der nach vorne nur in den ersten fünf Minuten zwei brauchbare Aktionen zeigte und im weiteren Verlauf hauptsächlich ratlos und verunsichert durch das Mittelfeld stümperte. Besonders erschreckend war an dieser Halbzeit allerdings, dass die an sich extrem harmlosen Bochumer beinahe unbehelligt durch das Mittelfeld durchkamen und so zwei wirklich dicke Chancen erspielen konnten, die aber jeweils noch vereitelt werden konnten. Im Grunde logisch, dass Babbel dann frühzeitig wechselte und die offensiv- wie defensivschwache Mittelfeldzentrale austauschte, indem er erst Kuzmanovic durch Elson ersetzte, so dass fortan in einer Raute gespielt wurde, und dann auch noch Celozzi für Hitzlsperger brachte, dessen 6er-Position dann vom heute insgesamt gut spielenden Träsch übernommen wurde.
Super Coaching könnte man sagen – blöd nur, dass diese beiden Wechsel jeweils durch Oberschenkelverletzungen erzwungen wurden (haben die Idioten sich nicht richtig warm gemacht???). Zu hoffen bleibt natürlich, dass Kuzi am Mittwoch gegen Urziceni wieder dabei sein wird, auch wenn er in seiner knappen halben Stunde Auftritt nicht so richtig pralle war.

In der ersten Halbzeit war es dass dann eigentlich auch schon an Berichtenswertem, vielleicht noch davon abgesehen, dass es auch auf Bochumer Seite zwei längere Verletzungsfälle gab, die aber allesamt weiterspielen konnten. Abstiegskampf halt.

Die zweite Hälfte begann erst ähnlich übersichtlich wie vor dem Pausenpfiff, doch dann legte der VfB auf einmal etwas an Tempo zu und kam, vor allem auch dank einem bemühten Elson zu einigen kleineren Gelegenheiten und drückten die Bochumer in deren Hälfte zurück. Positiv an dieser Phase hervorzuheben ist sicherlich vor allem, dass auf einmal die Standardsituationen wieder gefährlichere Situationen heraufbeschworen. Dementsprechend war es dann auch schon fast logisch, dass dem Führungstreffer in der 63. durch Tasci (natürlich kein Stürmer…) ein Eckball vorausging.

Das war zu diesem Zeitpunkt durchaus verdient und obwohl bei den Fans im Stadion durchaus nach wie vor eine, sagen wir es freundlich, unterkühlte Atmosphäre herrschte, war ich auf der heimischen Couch doch halbwegs happy, schließlich brauchst Du einfach solche Dreckssiege, um da unten raus zu kommen.

Was sich dann aber im Anschluss an dieses Tor plötzlich auf dem Platz abspielte, hat mich schlichtweg schockiert.

Nachdem sie in der zweiten Halbzeit bis zu Tascis Treffer nicht eine einzige Offensivaktion gezeigt hatten, übernahmen die Bochumer allmählich immer mehr das Ruder, während der VfB den Offensivschwung der vorangegangenen Minuten nahezu völlig verloren hatte und sich scheinbar so eine Art „Angst vor dem Sieg“ breitmachte. Die wenigen Situationen, die man vorne noch hatte wurden dann zumeist relativ überhastet vergeben oder schlampig ausgeführt und in der Defensive agierte man zunehmend fahriger, so dass die Bochumer das Spiel wieder mehr in Richtung Stuttgarter Tor verlagern konnte.

Als dann in der 81. Minute aber Klimowicz noch mit einer sehr harten Roten Karte das Feld verlassen musste, hätte man eigentlich annehmen können, dass dies nun doch endlich reichen könnte, um den wichtigen Sieg, der vorläufig für Platz 14 genügt hätte, nach Hause zu bringen. Doch wieder hatte ich die Rechnung ohne den schwäbischen Wirt gemacht und die Hektik in der Abwehr griff immer weiter um sich, obwohl die Bochumer eigentlich nicht so stark drückten. Und dennoch kam erst Sestak in der 87. Minute zu einer Riesenchance, die schon der Ausgleich hätte sein können, und dann konnte Freier relativ unbedrängt durch das Mittelfeld dribbeln, bevor er gerade mal 22 Meter vor dem Tor noch von unserem Neukapitän Delpierre umgerannt wurde.

Dass der daraus resultierende Freistoß selbstverständlich ganz hervorragend von Christian Fuchs (wer zur Hölle ist das eigentlich??) getreten wird und unhaltbar in dem Winkel unseres Tores einschlägt war dann irgendwie zwingend logisch und passt zum Rest dieser Saison, an der mir mittlerweile die Freude komplett vergangen ist (zumal ich auch im Managerspiel die Führung abgeben dürfte nachdem ich aus purem Optimismus gleich vier Stuttgarter aufgestellt hatte).

Mit Abpfiff des Spiels brach sich der angestaute Frust bei den Fans endgültig Bahn. War die Stimmung während des Spiels schon bestenfalls gespenstisch und in den schlimmeren Momenten offen feindselig, so endete das Spiel erst in einem gellenden Pfeifkonzert, das dann in ausufernde Protestaktion vor dem Stadion mündete. Mal schauen, was die beiden Stadiongänger heinzkamke und Alexis zu berichten haben.

Während ich diesen Blogeintrag verfasse, sind gerade zudem Gerüchte in der Sportschau aufgetaucht, nach denen Horst Heldt wohl zurücktreten wird. Mal schauen, ob es passiert. Meine Sehnsucht nach Kontinuität wird wohl allem Anschein nach weiterhin unerfüllt bleiben.

Wie schon geschrieben: Diese Saison macht keinen Spaß.

PS: Okay, einen kleinen Hoffnungsschimmer zum Abschluss doch noch – die Mainzer, unser nächster Gegner, verlieren gerade 2:0 gegen Frankfurt, die wir damals mit 3:0 aus deren Stadion gefegt hatten! Der Sieg in Mainz dürfte uns so gut wie sicher sein! Yeah! Vau-Vau-Vau-Eff-Beh!