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Der linke Hleb.

2 Mär

Nachdem am vergangenen Wochenende Aliaksandr Hleb sehr eindeutig geäußert hat, dass er in der kommenden Saison keinesfalls mehr das Trikot des VfB Stuttgart überstreifen wird und er generell mehrfach in der jüngeren Vergangenheit seine Unzufriedenheit kundgetan hat (u.a. in einem sehr seltsam anmutenden Sky-Interview vor dem Barcelona-Spiel), ist das Thema „Hleb“ bei der Berichterstattung rund um den VfB derzeit natürlich gerne im Fokus.

Und auch unter uns Fans wird es momentan durchaus leidenschaftlich diskutiert, inwieweit das tatsächlich ein Verlust wäre. Wobei diskutiert eigentlich der falsche Ausdruck ist, denn insgesamt ist man sich doch eher einig, dass man hier den guten alten Spruch „Wer nicht will, der hat schon“ anwenden kann, da Hleb eigentlich nie die hohen in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen konnte.

Die Enttäuschung ist natürlich in erster Linie vor allem deshalb so groß, weil sich eigentlich alle Fans tierisch über die Rückkehr eines der besten Spieler der letzten 20 Jahre gefreut hatten. Klar herrschte, auch bei mir, ein kleines bisschen Skepsis vor, angesichts des kolportierten schlechten Fitnesszustands, den er aus Spanien mitbrachte. Aber spätestens als er im CL-Qualifikationsspiel gegen Timisoara dieses Sahnesolo auspackte, das uns letztlich den Sieg und damit die Zugangsberechtigung zur Königsklasse brachte, waren diese Bedenken mehr oder weniger fortgewischt. Stattdessen hatte ich ernsthafte Hoffnungen, dass mit dem entsprechenden Training und der Spielpraxis auch die Fitness und Kondition wieder zurückkehren würden.

Leider sollte sich diese Hoffnung aber im weiteren Verlauf der Saison nie wirklich erfüllen. Und jetzt, wo wir mittlerweile 2/3 der Saison hinter uns haben, kann man sicherlich mit Fug und Recht behaupten, dass er dieses -von uns Fans erhoffte- Niveau auch nie mehr erreichen wird. Ganz einfach weil ihm augenscheinlich der Mumm, der Biss, die Selbstdisziplin fehlt, um sich derart reinzuhauen, dass er körperlich fit genug ist, um ein 90 Minuten-Spiel voll durchzupowern.

Und das ist ja das ärgerliche daran, dass sich Hleb momentan ständig und überall beklagt man ließe ihn beim VfB nicht durchspielen: Die Auswechslungen nach einer Stunde haben absolut ihren Grund! Denn so bemüht er sich -manchmal- auch dann noch zeigt, so häufig unterlaufen ihm nach einer gewissen Spieldauer einfach kontinuierlich Fehlpässe und leichte Ballverluste, die ebenso regelmäßig zu gefährlichen Situationen gegen den VfB führen.

Klar, ich kann es verstehen, dass Hleb spielen will – aber dann muss er das eben auch mit den entsprechenden Basics unterfüttern. Aber wenn er es nicht kann, dann muss er eben auch damit leben, nach einer Stunde ausgewechselt zu werden und hat verdammt noch mal damit aufzuhören, rumzujammern.

Aber gut, ich schweife ab.

Denn, so sehr mich das Verhalten ärgert und so sehr ich enttäuscht bin von seiner mangelnden Disziplin, hatte ich eben doch das Gefühl, dass Hleb auf seine Art und Weise dem VfB nichtsdestotrotz hilft und die Qualität der linken Seite definitiv verbessert hat.

Klar, das sollte selbstverständlich sein bei einem Spieler seiner Güte- und Gehaltsklasse, dennoch sollte man es zumindest nicht negieren.

Angeregt durch eine kurze Diskussion bei angedacht und der dortigen Rückfrage von heinzkamke ob es denn tatsächlich so sei wie von mir und dem anderen Leser el pibe behauptet, dass wir auf der linken Seite mittlerweile mittlerweile mehr Offensivgefahr zeigen, habe ich mir das dann einmal näher angeschaut.

Und siehe da: Der VfB Stuttgart hat tatsächlich 15 seiner bislang 34 erzielten Tore durch Spielzüge über die linke Seite erspielt bzw. erzwungen.

Torverteilung VfB Stuttgart in der Saison 2009/10 (bis ST24)

Die restlichen 19 Tore hingegen verteilen sich mit etwas Abstand relativ gleichmäßig auf die rechte Seite (9 Tore) bzw. Aktionen durch die Mitte (10 Tore).

Das alleine sagt natürlich noch nicht so viel aus, aber wenn man dann noch hinzunimmt, dass er an 9 dieser Treffer zumindest indirekt beteiligt war, dann bekommt schon eine genauere Vorstellung davon, dass er durchaus eine gewisse Rolle im Offensivspiel einnimmt. Zumindest weitaus mehr als es die nackte Bilanz von lediglich 2 tatsächlichen Assists aussagen würde.

Besonders interessant wird es allerdings, wenn man die Links/Mitte/Rechts-Bilanz in den jeweiligen Trainerphasen unter Babbel bzw. unter Gross vergleicht.

Denn ganz eindeutig kann man feststellen, dass Hleb unter Gross ziemlich aufgeblüht ist. Nicht nur, dass in wirklich jedem Spiel unter Gross mindestens ein Tor über links erzielt wurde, ganze 8 von Hlebs Torbeteiligungen fielen allesamt in eben diese 9 Spiele, ebenso wie beide Torvorlagen.

Ohnehin schaut die Bilanz unter Babbel signifikant anders aus, als unter Gross: Bei Babbel wurden lediglich 4 Tore über links erspielt bzw. erzwungen, während es auf links derer 5 und durch die Mitte sogar nur 3 Treffer waren. Mit Gross auf der Bank gelang man hingegen satte 11x über links zum Torerfolg, solide 7x durch die Mitte und nur 4x über rechts.

Ein weiterer spannender Blick lohnt sich aber auch auf die Rückrunde an sich zu werfen, denn -das wurde vorab schon sinnvollerweise von heinzkamke angemerkt- seit der Winterpause hat der VfB ja in Cristiano Molinaro einen neuen Linksverteidiger in der Stammelf, der schon mit einigen Offensivaktionen auf sich aufmerksam machen konnte.

Denn die Hälfte der 18 in der Rückrunde erzielten Treffer wurden über die linke Seite herausgespielt – 5x war hier Molinaro im Laufe des Spielzugs mit am Ball, einmal sogar als direkter Vorlagengeber.

Man kann also zum Einen behaupten, dass mit Gross grundsätzlich eine Verschiebung des Offensivspiels zur Linkslastigkeit hin eingesetzt hat und zum Anderen, dass Hleb mit Molinaro endlich einen Partner gefunden hat, der die linke Seite zu einer echten Waffe hat werden lassen.

Diese Schlüsse liegen zwar natürlich nahe, aber sie sagen natürlich noch recht wenig aus, wie sehr die Verpflichtung Hlebs tatsächlich das Offensivspiel des VfB beeinflusst hat.
Daher lag es natürlich auch relativ nahe, mal einen Blick auf die vorangegangene Saison zu werfen und zu schauen, wie es denn dort aussah mit dem Offensivspiel.

Ich hatte da schon so eine Vermutung. Dass sie aber derart krass ausfiel, war dann doch auch für mich etwas überraschend:

Von insgesamt 63 Toren, die man in der Saison erzielte, fielen mehr als die Hälfte, nämlich 32, nach Spielzügen und Aktionen durch die Mitte!
Die restlichen Treffer teilen sich hingegen relativ gleichmäßig auf die beiden Flügel auf – 16 über Rechts, 15 über die linke Seite.

Torverteilung VfB Stuttgart in der Saison 2008/09

Torverteilung VfB Stuttgart in der Saison 2008/09

Das dürfte sicherlich unter anderem mit der großen individuellen Klasse von Gomez zu tun haben, aber auch mit einem wesentlich stärker als dieses Jahr aufgelegten Thomas Hitzlsperger.

Man kann also demnach einen eindeutigen Shift erkennen bei den Torerfolgen des VfB und auch wenn man einen Blick auf die Spielschwerpunkte bei den generellen Vorwärtsbewegungen wirft (was ich bisher nur punktuell getan habe), dann zeigt sich schon ein verhältnismäßig klares Bild.

Keine Frage, das sind alles nur Indizien, die keinen wirklich zwingenden Schluss auf eine große Wichtigkeit Hlebs für das Team zulassen, aber es sind doch schon ein paar bemerkenswerte Aspekte, die man nicht ganz vergessen sollte, wenn man momentan über Alex Hleb diskutiert.

PS: Man verzeihe mir meine stümperhaften Grafikversuche, aber mir mangelt es hier leider etwas am Handwerkszeug.

PPS: Bei der Recherche habe ich mich auf die Analyseseiten bei http://www.bundesliga.de verlassen, teilweise unterstützt durch die Spielberichte bei http://www.kicker.de und Zusammenfassungen bei youtube, wo notwendig.

Von Adhemar bis Zivkovic: Die Bilanz schwäbischen Handelns ’97-’09

24 Aug

In der vergangenen Woche hatte probek die spannende Idee, mal einen Überblick über die Transfers des FC Bayern München in den letzten Jahren zu geben und diese qualitativ einzuordnen, um eine gewisse Aussagekraft über das Transfergebaren der eigenen Mannschaft zu erhalten.

Da es gerade in dieser Sommerpause in den VfB-Fan-Foren teils sehr heiss her ging in der Bewertung der Aktionen des VfB-Managements und grundsätzlich der Tenor herrschte, dass der VfB in den vergangenen Jahren fast nur Nulpen auf dem Transfermarkt kauft und dies meist nur durch Glück mit eigenen Talenten kompensiert wurde, lag es dementsprechend nahe, mal einen näheren Blick auf die Transferbilanz des VfB zu werfen.

Also habe ich mir am gestrigen Abend mal ein wenig Zeit genommen und eine Reise in die teilweise doch sehr dunkle Vergangenheit (Didi, Zaharievski, Adhemar, etc.) schwäbischer Einkaufsbemühungen gewagt.
Die Recherche auf www.transfermarkt.de brachte insgesamt 113 Neuverpflichtungen für die Profimannschaft zu Tage, von denen allerdings nur 75 Spieler tatsächlich „echte“ externe Einkäufe waren, während in den 12 Spielzeiten insgesamt 38 Spieler versucht wurden aus der Jugend oder der zweiten Mannschaft in den Profikader zu integrieren.

Dazu aber mehr nach dem Klick.