In den vergangenen vier Jahren zählte der VfB Stuttgart mit den Platzierungen 1, 6, 3 und 6, dem Erreichen eines DFB-Pokalfinals, sowie der jeweils zweimaligen Qualifikation für Champions League und UEFA-Cup (bzw. Europa League) unbestreitbar zu den absoluten Topclubs des deutschen Profifussballs. Einhergehend damit war zudem eine (weitere) wirtschaftliche Gesundung und ein kontinuierlicher Anstieg der durchschnittlichen Zuschauerzahl (mit baubedingter Ausnahme der letzten Saison). So kann man insgesamt in der Zeit seit 2006 von einer richtiggehenden Erfolgsgeschichte im Schwabenländle sprechen.
Relativ eng verbunden ist dieser Erfolg sicherlich unbestreitbar mit einem Namen: Horst Heldt.
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Heldt - Der Ex-Manager in spe (Quelle: vfb.de)
Nach rund 4 Jahren als Spieler stieg er in der Winterpause 2006 zum Sportdirektor auf und konnte sich schon einen Monat später einen Namen machen, indem er den damaligen Trainergott Giovanni Trappatoni kickte und im Zuge dessen seinen Favoriten Armin Veh beim Vorstand durchsetzte – der dann ja bekanntermaßen in der Saison darauf, der ersten kompletten Saison mit Heldt als Sportdirektor, Deutscher Meister mit dem VfB wurde und das Pokalfinale erreichte.
Auch als Veh wegen Erfolgslosigkeit gefeuert werde musste, verhielt er sich relativ geschickt und fällte die richtige Entscheidung mit der Beförderung seines Intimus Babbel, der die Mannschaft auf Platz 3 und wieder in die Champions League brachte. Dementsprechend war die Beförderung Heldts in den Vorstand des VfB eine durchaus angebrachte Belohnung in dessen Zug Heldt auch direkt mal seinen Vertrag um vier Jahre bis 2013 verlängern ließ.
Und selbst die Trennung von eben jenem mit ihm befreundeten Babbel, die durchaus nicht wenigen zu lange dauerte, bachte ihm allgemein durchaus noch einigermaßen viel Respekt ein, zumal Nachfolger Gross dem Team dann wieder ordentlich Leben einhauchen konnte.
Wie oben erwähnt also im Grunde alles eine richtig schöne Erfolgsgeschichte.
Und doch hat sich Horst Heldt nun entschieden, das Weite zu suchen und sein Glück bei einem Verein zu suchen, der in der abgelaufenen Saison zwar bedeutend besser abgeschlossen hat als der VfB – was aber gleichzeitig auch eher die Ausnahme darstellt. Von den gemeinhin in der Presse kolportierten immensen finanziellen Problemen, mit denen dieser Verein zu kämpfen hat, mal ganz zu schweigen. Das kann ich ohnehin nicht wirklich beurteilen, so als Aussenstehender… (Sollte allerdings nur die Hälfte daran wahr sein, was so berichtet wird, dann… Nuja…)
Nun fühlt er sich also „unterbezahlt und nicht genügend wertgeschätzt“, wenn man der einschlägigen Presse Glauben schenken darf, die die Meldung am Mittwoch vergangener so mir nichts, dir nichts platzen ließ.
Das ist insofern schon mal relativ aufrichtig, dass er tatsächlich erwähnt, dass es ihm zu wenig Kohle ist, die er in Stuttgart verdient. Da ich keine Ahnung habe, welche Zahl auf seiner monatlichen Gehaltsabrechnung so erscheint (größer als meine wird sie sicherlich sein), kann man da natürlich ganz schwierig etwas zu sagen. Es erscheint vor dem Hintegrund der -kolportierten- Finanzlage der Schalker allerdings schon ein wenig kurios, dass er sich dann ausgerechnet für diesen Verein entscheidet. Aber wer bin ich, da zu urteilen?
Das Thema mit der Wertschätzung ist dann allerdings noch mal ein ganzes Stück komplexer.
Ich muss ihm insofern sicherlich recht geben, dass er bei den Fans nie die riesige Wertschätzung erfahren hat, die man in Anbetracht der durchaus großen Erfolge in seiner Amtszeit als Aussenstehender vielleicht vermuten könnte. So trägt er bei vielen Fans eher weniger schmeichelnde Spitznamen wie „Der KFZ-Lehrling“ oder „Shopping-Hotte“ und auch wenn Heldt vermutlich eher selten die diversen Internetforen durchliest, so wird er sicherlich durchaus auch mitbekommen haben, dass das Fanvolk nicht einheitlich alles gutheisst, was er in den vier Jahren beim VfB so geleistet hat.
Das hängt einerseits natürlich mit den Saisonverläufen zusammen, die zwar am Ende alle immer ein durchaus akzeptables Ergebnis hervorbrachten mit der jeweiligen Qualifikation fürs internationale Geschäft, aber zwischendurch auch immer wieder leichte bis mittelschwere Depressionen auf Seiten der Fans verursachten. Wenn man im Laufe der Saisons jeweils immer wieder droht in die Bedeutungslosigkeit der Plätze um Hannover und Frankfurt zu fallen (oder wie in dieser Spielzeit sogar noch schlimmer bei Bochum und Nürnberg), dann fordert das natürlich Fragen heraus, schließlich muss es doch für eine Mannschaft eigentlich möglich sein eine Saison mal annähernd konstant zu spielen.
Und da kommen wir dann natürlich direkt zum zweiten Thema und dem was Heldt am häufigsten vorgeworfen wird: Seine Qualitäten bei der Kaderzusammenstellung.
In seiner ersten richtigen Transferphase schuf er mit der Verpflichtung von Danijel Ljuboja direkt einen verhältnismäßig teuren Problemfall, der den VfB noch über Jahre beschäftigen sollte, trotz mehrerer Leihen. Dennoch war diese erste Transferphase einigermaßen erfolgreich, gingen so doch mit Pardo, Osorio, Hilbert und Boka gleich vier Spieler auf „sein“ Konto, die dem Verein über Jahre hinweg sehr wichtig sein sollten (plus Da Silva mit Abstrichen für eine Saison).
Das „Grauen“ vieler Fans begann dann so richtig allerdings erst im Jahr darauf, als er zumindest mitverantwortlich im Sommer ’07 für zwei Transfers war, die Unmengen an Geld verschlungen haben, ohne einen halbwegs adäquaten Gegenwert erzielt zu haben: Die Verpflichtungen von Yildiray Bastürk und Ciprian Marica, der zwar zumindest allmählich ins Rollen zu kommen scheint, aber seinerzeit eben eine Rekordablöse gekostet hat. Und auch die Verpflichtungen von Gledson und Raphael Schäfer in der selben Saison stellten sich eher als Missverständnise heraus.
Auch im Jahr darauf gab es mit Simak einen Transfer, der von vielen Fans sehr kritisch gesehen wurde (vor allem im Zusammenhang mit der vorherigen Bastürk-Verpflichtung), während er gleichzeitig mit Gentner und Beck zwei junge talentierte Spieler ziehen ließ, die nicht wenige Fans sehr gerne weiter mit dem Brustring auflaufen hätten sehen wollen.
Erneut ein Verkauf erhitzte im letzten Jahr dann wieder viele (wenn nicht fast alle) Fan-Gemüter und zwar der Rekord-Transfer von Mario Gomez. Zwar kann man hier für den eigentlichen Verkauf nicht viel an Heldt meckern (auch wenn es viele taten, weil die Ablöse für viele zu niedrig erschien), aber viel Streit und Ärger auf Fanseite entzündete sich dann erneut an der in den Augen vieler sehr unzufriedenstellend gelaufenen Nachfolgersuche, die als ein langes Hickhack mit vielen Namen und wenig Ergebnissen (ich sach nur Ba, Huntelaar, Helmes, Love, etc.) erschien und bei der Heldt nicht die glücklichste Figur ablieferte.
Mit dem Einkauf Pogrebnyaks konnten diese wütenden Seelen denn auch nur mittelprächtig abgekühlt werden.
Und trotz all dieser Dinge, die ihm zumindest von Teilen der Fans angekreidet wurde, muss man es doch auch einfach so sehen, dass ein Manager immer auch eine streitbare Figur ist, vermutlich sein muss. Ich nehme mal an, dass selbst der Bremer Manager Klaus Allofs unter den eigenen Fans nicht immer nur Zustimmung bekommt für seine Entscheidungen. Ich sag nur Carlos Alberto.
Aber das ist eigentlich völlig normal, schließlich hat kein Fußballmanager der Welt eine 100% reine Weste was Erfolge bei Transfers angeht.
So oder so, war ich persönlich eigentlich immer recht zufrieden mit Heldt als Manager – die Bilanz unter dem Strich stimmte, wie oben geschildert, ja eben doch immer.
Nichtsdestotrotz gab es etwas, was auch mich immer leicht irritierte. Mit relativ großer Regelmäßigkeit tauchten nämlich durchaus immer wieder Gerüchte auf, die ihn mit anderen Vereinen in Verbindung brachten, wie beispielsweise schon früher mit Schalke, mit dem Hamburger SV oder auch zu Magath-Zeiten mit Wolfsburg.
Das alleine wäre dabei nicht sonderlich irritierend, denn so läuft nun mal das Geschäft und ich habe es meistens auf die Medien abgeschoben, die doch eh nur für Unruhe sorgen wollen. Irritiert hat mich dabei vor allem, dass es bei keinem dieser Gerüchte, sofern ich das recht rekapituliere, mal ernsthafte Dementis von Seiten Heldt gegeben hat. Stattdessen scheint Heldt das im Gegenteil immer ganz recht gewesen zu sein, um den eigenen Marktwert zu erhöhen.
Nun hat ihm das Schachern intern wohl scheinbar nicht mehr ausgereicht und er scheint sich jetzt entschieden zu haben, sein Glück woanders zu suchen. Schade, aber so ist es dann wohl.
Es wird natürlich schon einige dreckige Wäsche gewaschen, die über das hinausgeht, was ich in diesem Eintrag erwähnt habe, aber das ist bei der Art und Weise des Abgangs natürlich kaum anders zu erwarten.
Der VfB muss sich nun aber -neben der Frage der Ablösesumme, die auf jeden Fall nötig sein MUSS, liebe Schalker- vor allem mit der Neubesetzung seiner Position befassen müssen – zu einer Zeit, in der eben jener Manager eigentlich mit am aktivsten sein müsste. Noch einmal explizit vielen Dank dafür, Herr Heldt.
Namen machen in der Presse schon einige die Runde, wobei sich mit Fredi Bobic ein relativ klarer Favorit herauskristallisiert zu haben scheint, gefolgt von Andreas Müller – dem Ex-Schalker.
Ginge es nur um die beiden Namen würde ich relativ klar für Bobic votieren, da ich die Rogon-Kungeleien von Müller keinesfalls beim VfB haben möchte. Allerdings muss es Bobic aus meiner Sicht auch nicht wirklich sein – auch wenn ich nicht viel mehr gegen ihn einzuwenden habe, als dass ich seinen Erfahrungen aus Bulgarien nicht wirklich traue, ausreichend Qualifikation zu sein.
Daneben geistern natürlich die Namen diverser alter VfB-Haudegen durch die Gazetten, wie beispielsweise Buchwald oder Müller, wo es mich zugegeben tendentiell aber eher schüttelt. Vor allem bei ersterem.
Mein persönlicher Favorit wäre im Übrigen, wenn ein neuer Manager denn VfB-Stallgeruch haben muss, Gerhard Poschner, der insgesamt einen ganz guten Job bei Real Saragossa gemacht zu haben scheint und sich dort sicherlich einige Erfahrungen und ein gewisses Netzwerk aufbauen konnte. Eine weitere Alternative mit der ich vielleicht leben könnte wäre wohl Jan Schindelmeiser, der Ex-Hoffenheim-Manager. Hier stellt sich allerdings die Frage, ob er sich in die beim VfB vorhandenen Strukturen neben Jochen Schneider & Co einordnen könnte, oder ob er von Hoffenheim nicht zu viele Freiheiten gewohnt ist.
Durch diese Personalie hat die VfB-Sommerpause auf jeden Fall mal wesentlich mehr Farbe bekommen, als man es vorher von ihr erwarten konnte. Nötig war das nicht, aber damit müssen wir jetzt scheinbar leben. Eine komplett ruhige Sommerpause wäre ja auch zu schön gewesen.
Dennoch werde ich mich jetzt erst einmal bis auf Weiteres wieder in den Sommerschlaf begeben und mit dem Bloggen weitermachen, wenn es in Richtung Bundesligastart geht. Bis dahin wird es hier -sollte es nicht große Ereignisse geben- erst einmal wieder ruhig bleiben (mit einer Ausnahme).
Daher wünsche ich weiterhin viel Spaß beim Rest der WM. Auf einen klaren Sieg gegen Argentinien!
Schlagwörter: Erwin Staudt, FC Schalke 04, Felix Magath, Horst Heldt, VfB Stuttgart
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