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Welcher Klub ist der Depp? – Ein Interview mit den Clubfans United

28 Sept

Hallo, ich bin es. Der Blogautor. Die Älteren unter Ihnen werden sich vielleicht noch erinnern. In den letzten Wochen und Monaten hat es etwas an der Motivation gefühlt mich Blog-Ebene mit dem auseinandersetzen, was derzeit rund um den Verein so passiert. Alleine schon, weil ich im Zweifelsfalle eh wieder den selben Scheiss schreiben würde, den ich vor einem, vor zwei, vor drei Jahren hier geschrieben habe.
Neben meinem fleissig (manche würden sagen: spam-artig) befüllten Twitteraccount habe ich mich allerdings zuletzt auch in zwei Podcasts bei Sportradio360 und bei den Bremer Kollegen von gruenweiss.org meine Meinungen zur Situation des VfB breitgetreten. Allerdings noch eher verhalten.

Nun steht nach dem (wieder mal) schlechtesten Saisonstart aller Zeiten direkt das nächste Duell an, diesmal mit dem 1. FC Nürnberg zur Abwechslung ein Gegner, der das Spieler vorher auch verloren hat. Über diese Begegnung zweier leicht bis stark kriselnder Teams habe ich mich im Vorfeld der Begegnung mit Alex von den Clubfans United unterhalten.

Alex‘ Fragen an mich und meine Antworten kann hier nachlesen, wer mag.

 

Nach einem überraschend starken Auftakt mit u.a. dem respektablen Unentschieden gegen den Meister aus Dortmund schien mir der FCN auf einem ziemlich guten Weg zu sein. Am vierten Spieltag ging ich entsprechend davon aus, dass man im Duell der Überraschungsteams mit Frankfurt die Nase vorn haben würde. Allerdings folgten dann zuletzt zwei Niederlagen gegen die Eintracht und gegen das zuletzt gegen Hoffenheim unterlegene Hannover. Was ist passiert, dass der positive Schwung auf einmal weg zu sein scheint?

Darauf gibt es eine klare Antwort: „Wir haben keine Ahnung!“ – Frankfurt war eigentlich noch ein ganz flottes Spiel, das man nicht verlieren hätte müssen, aber Hannover war ein kollektiver Blackout, den man so lange nicht gesehen hat. Hätte Hannover jetzt noch guten Fußball gespielt, wäre es wahrscheinlich richtig bitter geworden, so begnügten sie sich mit den Geschenken. Klar wusste man, dass es für Teams wie den Club mal Höhen und Tiefen geben würde, aber das war so schon heftig. Bleibt zu hoffen, dass ein Ausschlag nach oben ebenso überraschend möglich ist – oder wenigstens die Rückkehr zur Normalität.

Insgesamt scheint aus dem 1. FC Nürnberg in den letzten zwei Jahren ein sehr solider Mittelfeldklub geworden zu sein mit den Platzierungen 6 und 10. Oft gelobt wird dabei die für Club-Verhältnisse (wenn man mal an frühere Zeiten denkt) doch recht ruhige und sachliche Führung für die in erster Linie nach Aussen hin Martin Bader und natürlich Trainer Dieter Hecking stehen. Wie bewertest Du Hecking als Trainer?

Hecking passt derzeit einfach perfekt zur Philosophie des Vereins. Er hat die Vorgaben der Jobbeschreibung verinnerlicht und ist als Trainer in der Lage deren Umsetzung zu betreiben. Hecking pflegt den Pragmatismus, verwehrt sich stoisch gegen übertriebene Lobhudeleien wie auch fränkischen Pessimismus, und hat am Ende jeder Saison bisher immer mit (fast) allem Recht gehabt. Das macht ihn für Nürnberg derzeit so wertvoll. Martin Bader ist dagegen der Spiritus rector des Gesamtkonstrukts. Seit er in Nürnberg ankam verfolgte er seine Idee konsequent und mit kleinen, aber beharrlichen Schritten. Auch vor dem Hintergrund der Club-Geschichte mit grandiosen Aufs und Abs und schon mehrfach am Rande des Abgrunds balancierend, hat Bader den Weg der Konsolidierung eingeschlagen. Wesentliche Bausteine sind: Entschuldung, Verbesserung der Infrastruktur, Investition in die Jugend. Seine weiteren Pläne: Stadionneu- oder –umbau, Verbesserung bei Vermarktung und Sponsoring, langfristige Etablierung in der Liga und Verbreiterung der Basis (Mitglieder und Fans). Dass der Weg bis hierher gut gelang, lag vor allem an den Ergebnissen unter Hecking und dem stetigen Klassenerhalt. Ob der Weg so konstant weiter gehen kann, das muss der sportliche Erfolg (sprich: Klassenerhalt) sichern.

Denkst Du, dass Hecking auch bei einem „größeren“ Verein, also einem mit höheren Ambitionen, funktionieren kann?

Eine gar nicht so einfache hypothetische Frage. Hecking hat gezeigt, dass er eine Mannschaft stabilisieren, dass er junge Spieler entwickeln und mit begrenzten Mitteln viel erreichen kann. Der ganz große Wurf gelang ihm aber auch in Nürnberg noch nicht, obwohl man manchmal fast schon dran schnupperte. Immer wieder fällt die Mannschaft dann in ein Loch, wenn etwas zum Greifen nah scheint. Kurzum: Es wäre sicher interessant herauszubekommen, ob das (auch) an Hecking liegt, oder ob er schlicht mit dem vorhandenen Material schon das maximale herausholte. Gern würden wir das mit dem FCN herausfinden, wenn die Mannschaft tatsächlich mit Spielern wie Kiyotake langfristig verstärkt und ergänzt werden kann. Aber in Nürnberg hat man schon mal einem soliden Trainer den Laufpass gegeben, weil man meinte, er wäre nicht der richtige für höhere Ambitionen: Willi Entenmann. Nach seiner Entlassung stieg man dann übrigens ab.

Martin Bader hatten wir schon kurz angesprochen. Er scheint aus der früheren Primadonna einen recht nüchternen Verein gemacht zu haben. Nervt es als Fan nicht ein wenig, dass aus finanziellen Zwängen Jahr für Jahr wichtige Spieler nur geliehen werden und sich so keine wirkliche Identität bilden kann? Oder gilt hier „Der Erfolg heiligt die Mittel“?

Die Sache mit den Leihen ist (bis auf Polter) ja nun bereits Geschichte. Aber selbst wenn, dann heiligt der Erfolg durchaus das Mittel: Wenn du eben nicht genug Geld hast, um dir die Qualität zu kaufen, dann musst du sie entweder selbst schaffen (Jugendarbeit, was Zeit braucht) oder Leihen. Und wohin der FCN will ist offensichtlich, bis dahin sind Leihen ein probates Mittel, denn ohne Qualität reicht es eben nicht und mit ständigen Abstiegen kommt man nie aus dem Kreislauf raus. Schwierig ist es eher für den Fan, jedoch weniger wegen fehlender Identifizierung mit dem Verein (da war auch Didavi und Schieber untadelig!), sondern weil man das schale Gefühl hat für andere Vereine Werte aufzubauen, ohne davon zu profitieren, was natürlich so nicht stimmt (siehe: Erfolg der letzten Jahre). Die breite Masse der Fans trägt den Kurs Martin Baders bedingungslos mit, auch weil wir wissen, woher wir kommen. Dass vor allem die Zwischenhochs Begehrlichkeiten wecken, die dann zu Enttäuschungen führen, das gehört nun mal dazu.

Mit Timo Gebhart habt Ihr in diesem Sommer einen Spieler von uns geholt, der stets großes Potential angedeutet hatte, aber es bei ihm aus unterschiedlichen Gründen nicht zum Durchbruch reichte. Nun sitzt er auch bei Euch wieder nur auf der Bank. Liegt das nur am bockstarken Auftreten des anderen Neuzugang Kiyotake oder wie macht sich Gebhart bisher?

Timo Gebhart ist für mich ein sehr guter Transfer gewesen. Dass es mit ihm nicht einfach werden würde, war aber auch klar. Aber sonst hättet ihr ihn auch kaum abgegeben oder andere Vereine zugegriffen. Wir müssen solche Transfers machen, gerade wenn nicht sicher ist, ob der Spieler den nächsten Schritt machen kann (wie Esswein, wie Okotie, wie Mak). Das ist unser Revier. Manchmal hat man damit Erfolg (Chandler, Wollscheid), manchmal muss man eingestehen, dass es nicht klappt (Okotie), eine Alternative zum Versuch gibt es aber nicht für uns. Um Gebhart einzuschätzen muss man seine Geschichte kennen: Riesentalent, Highflyer, international gespielt, dann plötzlich macht der Körper zicken und der Trainer lässt ihn fallen – was muss das für einen Spieler für ein Schlag ins Kontor Selbstvertrauen gewesen sein. Hecking ist aber der richtige Trainer für ihn. Wie auch bei Esswein wird Gebhart behutsam gefördert und gefordert, solange bis er wieder an dem Punkt sein wird, an dem er schon mal war: Auf dem Sprung nach ganz oben. Ob er es dann schafft, das entscheidet der Spieler dann ganz allein durch seine Leistung und in seinem Kopf.

Gibt es Spieler außer Kiyotake auf die der VfB am kommenden Wochenende besonders achten sollte? Wer spielt sich bislang bei Euch noch so in den Vordergrund?

Nach Hannover sind wir gar nicht mehr so sicher, ob wir überhaupt jemanden im Vordergrund haben. Aber Frust mal beiseite: Kiyotake kann sicher allein durch seine Standards ein Spiel entscheiden – und auf diese Standards und unsere Kopfball-starken Leute, die auch aus Mittelfeld und Innenverteidigung da mit rein gehen, wird sicher zu achten sein. Mak und Esswein haben schon mehrfach angedeutet, dass sie einer Mannschaft „weh tun“ können, aber sind auch genau so oft den Nachweis schuldig geblieben, es konstant anbieten zu können.

Wo im Kader besteht am ehesten ein Problem für Euch? Ein bisschen habe ich aus der Distanz den Eindruck, dass die Sturmspitze mit Pekhart und Polter nicht die unbedingte Torgefahr ausstrahlt, auch wenn die bisherige Ausbeute der Saison durchaus okay ist.

Unser Spiel ist darauf angelegt, dass ein Pekhart/Polter vorne arbeitet und Räume schafft, die dann die offensive Dreierreihe dahinter nutzen können. Entweder um den Abschluss zu suchen, aufzulegen oder Standards zu provozieren, die dann immer für Gefahr sorgen. Wenn allerdings aus dem Mittelfeld nichts kommt, ist der Stoßstürmer vorne die „ärmste Sau“ am Platz. Unser „größtes Problem“ sehe ich derzeit aber wo anders: Dem Spielaufbau. Die neuformierte Defensive ist zu wacklig, um die Offensive unterstützen zu können. Immer wieder sorgen böse Fehlpässe für heikle Situationen und wenn sich mal ein Außenverteidiger nach vorne einschaltet, brennt hinten nach Ballverlust der Baum. Simons und Balitsch als 6er sind auch nicht gerade die Strategen für Angriffstaktiken, so dass man immer zwar stets bemüht aber doch ratlos wirkt, wenn der Gegner die offensive Dreierkette aus dem Spiel nimmt und selbst wenig Fehler macht. Bisher half da meist dann nur ein Standard, oder es ging eben gehörig in die Hose.

Wohin wird es für den FCN in dieser Saison noch gehen? Ist vielleicht sogar mal ein Angriff auf Platz 6 möglich, wenn alles gut zusammenläuft?

Wir hatten allein in der Saison schon gefühlt die Hand an der Schale und sind in der Gemütslage derzeit fast schon wieder abgestiegen. Vielleicht ist das aber auch normale Fan-Mentalität. Aber davon ganz unbeeindruckt ist ein Mittelfeldplatz Ziel und Anspruch, ob dann Platz 9 oder 13. Für alles andere muss es schon extrem gut laufen (oder schlecht) – und dann spielen da ja auch noch 17 andere Vereine mit.

Zu guter Letzt die obligatorische Frage: Wie lautet Dein Tipp fürs Spiel?

3:1 für den Club. Weil man endlich wieder ein Heimspiel gewinnen muss und der VfB der richtige Gegner sein könnte. Alles andere ist aber auch denkbar. Man kann beide Teams überhaupt nicht einschätzen wie sie mit der Situation umgehen. Vieles wird vom Spielverlauf abhängen, von Kleinigkeiten wie einem frühen Fehlpass, einer verpassten Chance, einer erlittenen Ungerechtigkeit, wie bspw. im Spiel gegen Frankfurt, die einem kurz die Konzentration raubt. Es spielen 11 Menschen gegeneinander – das sollte man nie vergessen – da kann im Prinzip alles passieren, wenn ein Ball im Spiel ist. Und am Montag biste dann plötzlich wieder der gefeierte Held, weil man plötzlich wieder oben anklopft oder – in eurem Fall – den Sprung ins Mittelfeld schaffte. Und dann erinnert sich in ein paar Wochen keiner mehr daran, warum man vor dem Spiel damals eigentlich alles so oder so eingeschätzt hatte.

Vielen Dank für das Interview, Alex und auf ein gutes Spiel!

Gedanken zur Sommerpause (2)

13 Jul

Dies ist Teil 2 meiner Gedanken zu unserem Kader, so wie er zum momentanen Zeitpunkt ausschaut und wie er aller Voraussicht nach auch zum Saisonstart aussehen wird. Ich empfehle vorher die Gedanken zur Torwartposition und zur Abwehr durchzulesen.

Das defensive Mittelfeld ist die einzige Position im Kader, die effektiv tatsächlich breiter geworden ist im Vergleich zur abgelaufenen Saison. Neben den „Platzhirschen“ William Kvist und Zdravko Kuzmanovic, dem „Edeljoker“ Christian Gentner und dem Dauerreservisten Mamadou Bah zählt nun auch Youngster Raphael Holzhauser ab dieser Saison offiziell zum Profikader.

Hier stimmt für meinen Geschmack sowohl die Breite, als auch die Qualität. Die erste Reihe, die sich bis auf Weiteres aus 2 aus dem erstgenannten Trio zusammensetzen wird hat Bundesligatauglichkeit mehrfach unter Beweis gestellt. Selbst für den Fall, dass Kuzmanovic, um den sich immer mal wieder leise Gerüchte ranken, noch abgegeben werden sollte, würde es noch einigermaßen okay aussehen (auch wenn der Substanzverlust ohne Ersatz spürbar wäre, sofern Holzhauser nicht die hohen Erwartungen bestätigen kann).

Die Breite ist grundsätzlich auch im zentralen offensiven Mittelfeld gegeben, dem im unter Labbadia vorwiegend praktizierten 4-2-3-1-System natürlich eine entscheidende Rolle zukommt. In den vergangenen eineinhalb Jahren hatte diese Position Tamas Hajnal inne, der auch in diese Saison voraussichtlich als Starter gehen wird. Erster Backup war zuletzt meist Christian Gentner, hinzu kommen der Rückkehrer Daniel Didavi, sowie die von den Amateuren hochgezogenen Österreicher Kevin Stöger und der schon erwähnte Raphael Holzhauser, der ebenfalls hier eingesetzt werden kann. Dem gegenüber steht der eher theoretische Verlust von Timo Gebhart, den viele (auch ich) gerne auf der „Zehner“-Position gesehen hätten, der aber zuletzt keine Chancen dort bekam.

Auch hier stellt sich aber die Frage nach der Qualität. Hajnal hat seine lichten Momente, aber tauchte speziell in der vergangenen Rückrunde zu häufig ab und ist mit 31 Jahren auch nicht mehr der jüngste. Auch Christian Gentner erscheint nicht gerade als Optimalbesetzung für die zentrale Position, sondern ist im derzeitigen Spielsystem meines Erachtens besser im defensiven Mittelfeld aufgehoben.

Dementsprechend setzten nicht wenige Fans (und vermutlich auch die Verantwortlichen im Verein) einige Hoffnungen auf die Rückkehr von Didavi, der in Nürnberg starke Leistungen gezeigt hat. Blöd nur, dass dieser nun für quasi die komplette Hinrunde verletzt ausfällt.

Damit bleiben vorerst nur ein 18- und ein 19-jähriger, um Druck auf die Etablierten auszuüben. Klingt theoretisch und in Anbetracht des den beiden Jungs zugesprochenen Talents nicht so verkehrt – blöd nur, dass da ein Trainer ist, der bislang nicht unbedingt als größter Talentförderer dieser Erde aufgefallen ist. Und selbst wenn Bruno plötzlich den jungen Spielern Chancen einräumt, müssen diese eben auch die Erwartungen erfüllen können, die man in sie setzt.

Durch den Ausfall von Didavi wäre dies potentiell eine Position, auf der man noch mal personell nachlegen könnte. Viel aktuelles gibt die Gerüchteküche dazu allerdings in jüngerer Vergangenheit nicht her, so dass zumindest in der Hinrunde höchstwahrscheinlich alles erst mal so weiter geht wie vorher mit Hajnal als Zehner und Gentner als Backup.

Veränderung gab und gibt es dagegen vermutlich auf den Außenbahnen im offensiven Mittelfeld.

Neben dem zuletzt nur als Reservist eingesetzten Gebhart verließ uns schließlich mit dem eigentlichen Mittelstürmer Julian Schieber ein Spieler, der gegen Ende der Saison meist Stammspieler auf dem linken Flügel war, so dass hier eine Vakanz entstanden ist.

Theoretisch kommen einige Spieler für die Position in Frage, wobei ich Shinji Okazaki hier bis auf Weiteres vorne sehe. Daneben ist Ibrahima Traoré eine Option, sofern er den körperlichen Anforderungen der ersten Liga gewachsen ist, was er bisher noch nicht unter Beweis stellen konnte. Ebenfalls ein gelernter Linksaußen ist der Franzose Johan Audel, der aber in den vergangenen zwei Jahren aufgrund diverser Verletzungen quasi keine Pflichtspieleinsätze vorweisen kann und auch jüngst wieder einen kleineren Rückschlag in Form einer Oberschenkelverletzung erlitt.

Nicht viel mehr als eine Notlösung wäre Arthur Boka, der diese Position aber zumindest schon einige Male für den VfB ausgefüllt hat.

Eine weitere Möglichkeit für den linken Flügel hat sich der VfB auf dem Transfermarkt geangelt in Person von Tunay Torun, der neben Sturm auch beide Außenpositionen spielen kann. Ich vermute aber, dass er erst einmal als Backup für den rechten Flügel eingeplant ist, wo ansonsten Martin Harnik, der Spieler der letzten Saison, relativ alleine ist. Kevin Stöger ist eventuell noch eine Alternative für den Flügel, ebenso wie Christopher Hemlein von den Amateuren, der zum Beispiel im Testspiel gegen Heidenheim hier eingesetzt wurde.

Auch hier also abseits von Harnik und Okazaki mehr als genügend offene Fragen, die nur bedingt für Optimismus sorgen, da bis auf diese beiden niemand seine Bundesligatauglichkeit bislang unter Beweis stellen konnte.

Bleibt zu guter letzt noch die Position in der Spitze, wo es mit Vedad Ibisevic einen derzeit ziemlich unumstrittenen Kandidaten gibt, sowie mit Cacau einen mehr als passablen Backup – auch wenn dieser zuletzt eher seltener überzeugen konnte. Zudem gibt es auch um ihn leichte Abwanderungsgerüchte, wenn auch wenig handfestes. Weitere Optionen für diese Position sind Neuzugang Torun, sowie Shinji Okazaki, der diese Position früher in der japanischen Liga regelmäßig bekleidete. Zudem gibt es mit dem 18jährigen Marko Maletic von FC Utrecht einen Kandidaten, den der VfB derzeit als Neuzugang abwägt (wenngleich dieser wohl erst einmal für die Amateure in Frage kommt). Auch Christopher Hemlein von den Amateuren wäre eine Alternative.

Wie ganz zu Beginn von Teil 1 schon geschrieben, ist es womöglich etwas verfrüht, über den Kader jetzt schon zu urteilen. Doch selbst wenn die offiziellen Aussagen des Vereins nicht stimmen, dass man auf dem Transfermarkt nicht mehr aktiv werden wird, wird es kaum so viele Verstärkungen geben, als dass sich das Gesicht der Mannschaft noch entscheidend verändern würde (und wenn, dann werde ich hier Abbitte leisten…).

Unter dem Strich bleiben also jetzt gerade einmal 23 Feldspieler, die offiziell im Profikader stehen, von denen 3 aus der Jugend aufgerückt sind. Zwei der Spieler haben in den vergangenen zwei Spielzeiten zudem so gut wie keine Profieinsätze absolviert und einer fällt für die komplette Hinrunde aus.

Berücksichtigt man dann noch, dass in der Hinrunde im Optimalfall 32 28 Pflichtspiele zu absolvieren sind, dann fällt es in der Tat schwer, mit überschwänglichem Optimismus auf die kommende Saison zu blicken. In der letzten Gesamtsaison hatten wir beispielsweise satte 19 Feldspieler, die auf eine zweistellige Zahl von Bundesligaeinsätzen kamen – und das noch ganz ohne Europa League-Doppelbelastung.

Letztlich muss verdammt viel zusammenlaufen, damit es in der anstehenden Saison tatsächlich erfolgreich läuft. Die erste Elf muss weitestgehend verletzungsfrei bleiben, und die Jungen müssen funktionieren, wenn sie gebraucht werden.

Der einzige Strohhalm, an den ich mich derzeit klammere, heisst Hannover.

Dort hat man es im letzten Jahr geschafft, die Startelf des Vorjahres sehr gut beisammen zu halten, ähnlich wie dies auch bei uns der Fall ist und haben es dann mit der Eingespieltheit, ohne zu große Namen in einem Kader, der nur wenig größer war als unser jetziger, trotz Doppelbelastung ziemlich erfolgreich durch die Saison gebracht. Natürlich ist Bruno kein Mirko und grundsätzlich sind Voraussetzungen, wie Erwartungshaltungen im jeweiligen Umfeld nicht direkt vergleichbar – aber wie gesagt, es ist ein Strohhalm. Und zumindest einen erfolgreichen Saisonstart halte ich nicht für ganz ausgeschlossen – was dann im Herbst und Winter passiert, das muss man schauen.

Die Skepsis wird erst einmal steter Begleiter bleiben…

Gedanken zur Sommerpause (1)

12 Jul

Wenn man sich derzeit so durch die einschlägigen Fankommentare rund um den VfB liest -sei es auf Twitter, Facebook oder in Foren- so ist von Euphorie in Bezug auf die kommende Saison eher wenig zu spüren. Zwar sind die meisten Fans nicht komplett negativ eingestellt, aber eine gewisse Skepsis herrscht doch, an die Erfolge früherer Jahre anknüpfen zu können oder auch „nur“ das Resultat der letzten Spielzeit zu bestätigen.

 

Auch ich kann mich selbst davon derzeit nicht ausnehmen. So gerne ich hier Optimismus versprühen würde, wird mir das in Anbetracht der Gesamtsituation wohl kaum gelingen. Dabei stehen derzeit sowohl hinter der Qualität als auch der Quantität des Teams mindestens jeweils ein großes Fragezeichen, wenn man berücksichtigt, dass es aller Voraussicht nach ein nicht gerade unstressiges Europa League-Gruppenprogramm zusätzlich zu den zwei nationalen Wettbewerben zu bestreiten gibt.

 

Nun ist es derzeit eigentlich noch recht früh, um den Kader abschließend zu beurteilen, aber wenn die Vereinsoberen die Öffentlichkeit und die Medien nicht komplett an der Nase herumführen, dann wird es vermutlich nicht mehr als 2 weitere Neuverpflichtungen geben – wenn überhaupt. Zumal es gut möglich ist, dass diesen Neuverpflichtungen gleichzeitig auch Abgänge gegenüberstehen. Aber gut, dass ist derzeit noch graue Theorie.

 

Schauen wir uns also mal den Kader an, so wie er derzeit bestückt ist.

 

Die vermutlich wenigsten Fragezeichen gibt es auf der Torwartposition. Sven Ulreich hat sich in der vergangenen Spielzeit als unumstrittener Stammtorhüter und Leistungsträger etablieren können und zählt sicherlich zu den 6-8 stärksten Torwächtern der Liga. Dahinter gab es tatsächlich ein bisschen Bewegung im Kader. Nachdem man im Winter schon den langjährigen Ersatzkeeper Alexander Stolz in Richtung Karlsruher SC abgab (und nicht zu vergessen auch Bernd Leno endgültig an Leverkusen verkaufte), entstand eine nominelle Lücke, die nun durch André Weis gefüllt wurde.

Weis wechselte selbst erst vor einem Jahr vom TuS Koblenz in unsere zweite Mannschaft, wo er sich auf Anhieb mit starken Leistungen in den Vordergrund spielte und sich eine Chance bei den Profis verdient hat. Der Dritte im Bunde der Torhüter ist nach wie vor der Oldie Marc Ziegler, der sportlich vermutlich eher keine große Rolle mehr spielen wird.

 

In der Abwehr sieht das Bild schon weitaus uneindeutiger aus.

Mit Matthieu Delpierre, Stefano Celozzi und Khalid Boulahrouz gleich drei Abgänge zu verzeichnen. Alle Abgänge sind für sich genommen nachzuvollziehen, auch wenn basierend auf den Leistungen der vergangenen Saison der Verlust von Boulahrouz durchaus etwas schmerzt. Dem gegenüber stehen gerade mal ein externer Neuzugang in Form von Tim Hoogland, sowie ein „interner“ Neuzugang in Person von Antonio Rüdiger, der in der letzten Saison offiziell noch bei den Amateuren spielte, aber schon ein paar Einsatzminuten bei den Profis sammeln konnte.

 

In der Innenverteidigung schaut es dabei noch ganz okay aus. Mit Serdar Tasci und Georg Niedermeier, sowie Maza hat man drei Leute, die allesamt schon punktuell exzellente Spiele hingelegt haben und unter dem Strich zumindest soliden Ansprüchen genügen. Entscheidend ist auf dieser Position sicherlich, ob Tasci an seine starke letzte Saison anknüpfen kann. Er sollte erst einmal gesetzt sein, daneben dürfte Niedermeier die Nase vorne haben, den Labbadia ja bekanntermaßen gerne mag. Rüdiger dürfte seine Chancen als Backup bekommen, wenn es zu Verletzungen kommt.
Schwierig bis kritisch ist die Lage auf den Aussenverteidigerpositionen. Auch hier stehen derzeit vier Spieler unter Vertrag, wobei Arthur Boka und Cristiano Molinaro wohl für links eingeplant sind, während für die rechte Seite Gotoku Sakai und der für ein Jahr von Schalke ausgeliehene Tim Hoogland bereit stehen. Wobei „bereit stehen“ hier etwas irreführend ist.

So fehlt Tim Hoogland nach diversen Verletzungen und Erkrankungen nahezu komplett die Spielpraxis mit gerade einmal 212 Einsatzminuten in 3 Bundesliga- und einem Europa League-Spielen. Und auch Gotoku Sakai, einer der Senkrechtstarter der letzten Rückrunde, ist zumindest mit einem Fragezeichen behaftet, da er aufgrund einer Olympiaabstellung einen Teil der Saisonvorbereitung verpassen wird. Mal ganz davon abgesehen, dass er überhaupt erst einmal gesund wieder zurückkehren muss aus London…

Läuft alles optimal, dann hat man beide Position zwar doppelt besetzt, aber in Anbetracht der gerade erwähnten Voraussetzungen und der vielen Spiele ist dies nicht gerade als wahrscheinlich einzustufen. Es würde also nicht groß überraschen, wenn es im Laufe der Saison einige Wechselspielchen in der Abwehrreihe geben wird (auch Rüdiger kann bspw. RVT spielen). Auch ist nicht ausgeschlossen, dass der eine oder andere Aussenverteidiger von den Amateuren zumindest kurzzeitig hochbeordert wird. Ein Kandidat wäre da der 18jährige Steffen Lang, von dem man sich einiges verspricht.

 

Neben der Kaderbreite stellt sich aber auf der Aussenverteidigerposition auch dringend die Qualitätsfrage. Molinaro hat ohne Frage einige starke Spiele im VfB-Dress abgeliefert, nimmt sich aber auch gerne mal Auszeiten und wurde nicht umsonst immer mal wieder von anderen Spielern zeitweise verdrängt. In noch ausgeprägterem Maße gilt dies für Arthur Boka, der zu selten über einen längeren Zeitraum gute Leistungen abliefern konnte, als dass man auf ihn als klaren Startelfspieler setzen könnte.

Bei Hoogland ist sicherlich Potential da, aber in Anbetracht der schon erwähnten ewig langen Krankheits- und Verletzungsphasen ist es nicht auszuschließen, dass man mit ihm einen Fehlgriff getätigt hat und einen Spieler ein Jahr lang „durchschleppt“. (Dass er offensichtlich ohne Kaufoption ausgeliehen wurde und nach einer guten Saison sofort wieder weg ist, sei an dieser Stelle mal nicht behandelt – es hat mit der anstehenden Saison schließlich nichts direkt zu tun.)

Der vermutlich stärkste der vier Aussenverteidiger, Sakai, wird, wie schon erwähnt, einen Teil der Saisonvorbereitung verpassen. Zudem ist er mit 21 Jahren noch relativ jung, so dass Schwankungen in seiner Formkurve auch nicht komplett auszuschließen sind.

 

Bleiben alle fit und spielen dauerhaft am oberen Limit ihres Leistungsvermögens, dann müssen wir uns in Sachen Aussenverteidigern sicher nicht hinter vielen Teams der Bundesliga verstecken. Die Frage ist aber eben wie realistisch dies ist. Fallen zwei Spieler gleichzeitig weg, sei es aufgrund einer Formkrise oder einer Verletzung, dann wird es auf dieser Position sehr schnell sehr dünn und könnte sich als einer der Schwachpunkte des Kaders herausstellen.

 

In der Gerüchteküche geistern derzeit noch zwei Namen rum, die lose mit dem VfB in Verbindung gebracht werden. Wobei sich die Personalie Stanislav Manolev (Rechtsverteidiger) vom PSV Eindhoven wohl mit der Verpflichtung von Hoogland erst einmal erledigt hat. Auch der andere Kandidat erscheint mir nur bedingt realistisch: Reto Ziegler, Linksverteidiger, seines Zeichens unter Vertrag bei Juventus Turin – finanziell eher nicht vorstellbar ohne dass man einen anderen Spieler abgibt…

Teil 2 mit Mittelfeld und Sturm sowie einem allgemeinen Ausblick gibt es dann morgen.

Standarddiskussion unterm Flutlichmast

20 Feb

Mittlerweile ist es gut ein Vierteljahr her seit ich zum letzten Mal gebloggt habe. Eine lange Zeit mit insgesamt 10 Bundesligaspielen, in der viel passiert ist – und dann auch wieder nicht so viel.

Kurioserweise haben wir in diesem Zeitraum in besagten zehn Partien zwar kümmerliche und eigentlich absolut lächerliche 8 (in Worten ACHT!) Punkte geholt, sind aber dennoch in der Tabelle vom 7. nur auf den 9. Rang gefallen. Und selbst der Rückstand auf das internationale Geschäft ist „nur“ um einigermaßen überschaubare 7 Punkte gewachsen in dieser Zeit.

Diese oberflächlich nicht dramatisch wirkende Entwicklung ist es wohl, was den Verein bisher davon abgehalten hat, den in den letzten Jahren schon fast zur Tradition gewordenen personellen Schnitt  vorzunehmen.

Das Problem ist allerdings, wenn man den Blick auf das Geschehen auf dem Platz wendet, wo nicht mal im Ansatz eine positive Entwicklung in der Mannschaft zu beobachten ist. Und auch das Drumherum ist kaum dazu angetan, Hoffnung für die gebeutelte Fanseele auf eine baldige und entscheidende Verbesserung zu geben.

Spielerisch, wie kämpferisch lässt die Mannschaft zwischenzeitlich zwar immer mal wieder aufblitzen zu was sie in der Lage ist -das war am 12. Spieltag gegen Mainz ebenso der Fall wie gestern gegen Hannover-, aber niemals über ein ganzes Spiel, geschweige denn über zwei Begegnungen in Folge.
Offensiv spielt das Team mittlerweile vollkommen ausrechenbar, ohne einen Funken von Inspiration oder Dynamik (das Hertha-Spiel klammere ich da mal etwas aus). Hier und da blitzt mal ein wenig Spielwitz auf aber kaum so, dass man von einem geordneten, durchdachten Spielaufbau oder gar einem Offensivkonzept sprechen könnte.

Zunehmende Defensivschwächen

Das war zu Beginn dieser Saison zwar nicht großartig anders, aber abgesehen davon, dass man eben im Verlauf eines halben Jahres doch etwas Entwicklung erwarten können sollte in solchen Bereichen, kommt noch ein zweiter Faktor hinzu, der mir und vermutlich allen Fans erhebliches Kopfzerbrechen bereitet:
Neben der biederen Offensive ist auch die im Herbst noch sehr standfeste Defensive zu einem Schatten ihrer selbst verkommen ist. Von den mittlerweile 32 Gegentoren haben wir 20 (!) in den letzten 10 Spielen kassiert. Vergleicht man das mit den 8 Gegentoren aus den ersten 10 Saisonspielen, dann muss man zu dem Schluss kommen, dass hier etwas drastisch in die falsche Richtung läuft.

Natürlich hinkt der Vergleich etwas, da die Gegner nur zum Teil die selben waren. Aber ein Gegentorschnitt von 2 Toren pro Spiel muss bei den Vereinsverantwortlichen die Alarmglocken schrillen lassen! Hochgerechnet auf die Saison hat nur der Tabellenletzte SC Freiburg einen schlechteren Gegentorschnitt. In den letzten 10 Begegnungen gibt es sogar kein einziges Team, das mehr Gegentore kassiert hat. Und überhaupt nur 2 Vereine (die schon erwähnte Hertha mit 4 und Kaiserslautern mit 5), die in diesem Zeitraum weniger Punkte als wir geholt haben.

Ein Faktor bei den Gegentoren, das wurde gestern auch der breiten deutschen Fußballwelt deutlich gemacht, ist in dieser Saison (gefühlt aber auch schon im Jahr zuvor unter Gross!) das Thema Standardsituation. Von den insgesamt 32 Gegentoren wurden 15 per Standard in oder am Strafraum erzielt: 8 nach einer Ecke, 3 nach einem Freistoß, 4 durch Elfmeter.
Auch hier wird die Negativentwicklung wieder drastisch deutlich, wenn man nur einen Blick auf die Rückrunde wirft: Von den nun 12 Gegentoren in 5 Spielen sind alleine 7 durch Standards gefallen! Schon vor dem Hannoverspiel waren es übrigens 4 von 8 – da verzerrt der Auftritt gestern nur bedingt. Falls das jemand anmerken möchte…

Nun gehört es im Fußball wie im echten Leben dazu, dass bestimmte Dinge Schwächen sind. Die Gretchenfrage hüben wie drüben ist dabei aber, wie man als Verantwortlicher mit diesen Schwächen umgeht und was man tut, um diese zu beheben.

Und an diesem Punkt liegt nun der sprichwörtliche Hase im Pfeffer.

Betrachtet man nämlich die Aussagen der Verantwortlichen, also Bobic und vor allem die Aussagen des sportlichen Übungsleiters Labbadia, dann entstehen große Zweifel daran, ob tatsächlich an diesen offensichtlichen Schwächen gearbeitet wird. Schon nach dem Schalke-Spiel (1:3) am 18. Spieltag wurden die 2 Gegentore durch Standardsituationen quasi als „höhere Gewalt“ eingestuft (dazu hätte sich übrigens noch ein 3. gesellt, dass fälschlicherweise wegen Abseits abgepfiffen wurde).
Nun, einen Monat später, hat man erneut 3 Tore nach Standardsituationen eingefangen und wieder wird von Vereinsseite die Bedeutung solcher Gegentore heruntergespielt, indem sich anschließend unser Cheftrainer hinstellt und sagt, man habe ja ohne die Standards gut gespielt.

Natürlich sind externe Aussagen und internes Handeln zwei verschiedene Paar Schuhe, aber hier werden meiner Meinung nach falsche Signale von oben an die Mannschaft gesendet, der so vermittelt wird, dass sie eigentlich nicht viel falsch gemacht hätte. Ich kann nur inständig hoffen, dass hier im Training anders gearbeitet wird, als es nach aussen kommuniziert wird, durch Aussagen wie „Wir müssen das Spiel abhaken und vergessen“. Das geflügelte Wort „Aus seinen Fehlern lernen“ kommt doch nun mal nicht von ungefähr…

„Ein leichter Gegner“

Doch diese Hoffnung wird neben der oben aufgezeigten Negativentwicklung und eben den externen Aussagen unserer Führungspersonen auch noch durch einen weiteren Aspekt stetig ausgehöhlt:
Die Aussagen der Gegner.

Nach dem Rückrundenauftakt saß Schalke-Stürmer Huntelaar Abends im Aktuellen Sportstudio und sprach auf Nachfrage von einem „leichten Spiel“. Mönchengladbachs Mittelfeldstar Marco Reus erwähnte nach dem 3:0-Sieg bei uns, dass man einfach nur seinen „Stiefel hätte runterspielen müssen“.  Und auch Hannovers Coach Mirko Slomka gab gestern Aussagen von sich, die man getrost als schallende Ohrfeigen für unsere sportliche Leitung interpretieren kann: „Die Stuttgarter haben in den letzten Spielen eine extreme Variante der Raumdeckung praktiziert. Das haben wir analysiert und bei den Standards ausgenutzt.“

Wie kann es sein, dass wir für den Gegner offenbar so ausrechenbar sein und im Grunde schon beinahe verspottet werden (für die glattgebügelten Interview-Verhältnisse der Bundesliga)?

In ein ähnliches Horn stößt übrigens auch die wie üblich exzellente taktische Analyse des Hannover-Spiels auf spielverlagerung.net:

Nach der Analyse des EL-Spiels und Slomkas Aussage, Spielmacher Hajnal die „Luft zum Atmen“ zu nehmen, hätte der VfB sich im Vorfeld der Partie auf das 4-3-1-2 und die damit verbundenen Chancen und Risiken einstellen können. Dass dies offenbar nicht in ausreichender Weise geschehen ist, stimmt zumindest nachdenklich.

Es ist ja nicht einmal so, als würden wir stets im gleichen System oder mit dem gleichen Personal auftreten. In der Rückrunde haben wir nie zweimal hintereinander mit derselben Startaufstellung gespielt, zwischendurch sogar das System von 4-2-3-1 auf 4-4-2 und wieder zurück auf 4-2-3-1 gewechselt (Systemwechsel innerhalb der Begegnungen noch aussen vor). Und dennoch haben die Gegner laut eigener Aussage keine Schwierigkeiten ihr Spiel durchzuziehen?? Wie gesagt, das Personal wird ja auch stets durchgewechselt. Werfen wir nochmal einen Blick zehn Spieltage zurück: Vergleicht man die Startelf aus Mainz mit der Startaufstellung in Hannover so wurden satte 5 Feldspieler ausgetauscht!

Ohne jetzt zu sehr in das Thema gehen zu wollen (das gebührt eigentlich eines eigenen Eintrags und würde hier den Rahmen sprengen):
Absolut bezeichnend ist es, dass wir nicht einen einzigen Spieler mit mehr als drei Einsätzen haben, der nach 1989 geboren ist! Und der eine Spieler mit drei Einsätzen ist Christopher Hemlein, der auf wahnwitzige 55 Spielminuten zwischen dem 10. und 12. Spieltag kam. So viel zum viel beschworenen „Stuttgarter Weg“ und der so gerne aufs Schild gehobenen Jugendförderung… Aber wie gesagt, das würde jetzt zu weit führen.

Ich denke, jeder versteht den Punkt und worauf ich hinaus will.

Wie geht es weiter?

Am kommenden Wochenende trifft die Mannschaft nun auf den Tabellenletzten SC Freiburg, die in der Rückrundentabelle sogar mittlerweile einen Platz vor uns rangieren. Danach geht es gegen den Rhetorik-Champions League-Aspiranten Hamburger SV, die sportlich auch etwas hinter den von Fink formulierten Ansprüchen hinterherhinken und mit der Nordderby-Niederlage auch etwas Gepäck mit sich herumschleppen – aber in der Tabelle der letzten 10. Spieltage immerhin 6. sind.
Anschließend steht mit Kaiserslautern ein Gegner auf dem Programm, bei dem es noch(?) erstaunlich ruhig ist, angesichts der sportlichen Talfahrt.

Meine Vermutung ist, dass die geschäftsüblichen Mechanismen irgendwann innerhalb dieser drei Spiele greifen werden, und Bruno dem Arbeitsmarkt wieder zugänglich gemacht werden wird – sollten nicht wider (meinem) Erwarten mindestens 6 Punkte in diesen drei Partien geholt werden und die Niederlage (vermutlich beim HSV) nicht allzu bitter ausfallen.

Sollten weniger Punkte geholt werden, kann ich mir nicht vorstellen, dass Bruno Labbadia im Duell gegen seinen Vor-Vor-Vorgänger bei Hoffenheim noch an der Seitenlinie steht.

Die Frage ist halt, was eine vorzeitige Trennung vom Trainer bringt? Dass wir bei 8 Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze noch unten reinrutschen ist zwar sicherlich nicht ganz ausgeschlossen, allerdings erwecken die Konkurrenten in der unteren Tabellenhälfte allesamt keinen wirklich stabileren Eindruck als das der VfB derzeit tut. Ich kann es mir zumindest nicht vorstellen, dass nicht drei Teams hinter uns landen, selbst wenn man in Cannstatt so weitermacht wie bisher.

Die 8 Punkte Rückstand auf Rang 6 bzw. 7, die für das internationale Geschäft qualifizieren würden, sind wiederum auch nicht unüberbrückbar. Es ist letztlich „nur“ nötig, in den letzten 12 Spielen drei Siege mehr als Leverkusen oder Hannover einzufahren. Blöderweise hat man in den letzten Wochen gegen keines dieser beiden Teams gewinnen können und auch so erscheint es derzeit eher unrealistisch, dass man an sie rankommt (in der Hinrunde haben alle drei Teams zwischen Spieltag 6 und 17 quasi identisch viele Punkte geholt).

Die T-Frage

Nach den vorangegangenen Ausführungen dürfte relativ klar sein, dass ich eine längerfristige Zusammenarbeit mit Bruno Labbadia für wenig sinnvoll halte. Dazu sprechen mittlerweile einfach zu viele Faktoren gegen ihn.

Stellt sich also die Frage, ob man ihn jetzt schon los wird, oder ob man im Sommer eine Trennung vollzieht.

Die Trennung im Sommer würde bedeuten, dass man diese Saison quasi abhakt und „auslaufen“ lässt. Dafür hätte man den Vorteil, dass man für den Sommer die Position des Cheftrainers nicht unter Zeit- und Mediendruck neubesetzen muss, sondern sich zur Abwechslung mal etwas Gedanken machen kann über Konzepte und Ausrichtung.
Sollte man sich allerdings dazu entschließen, diesen Weg zu gehen, dann sollte Verein Labbadia davon „überzeugen“, sich im letzten Saisondrittel konsequenter der Jugendförderung zu verschreiben.

Die zweite und in Stuttgart quasi schon übliche Variante wäre es, Labbadia umgehend rauszuschmeissen und versuchen, sofort durch einen neuen Cheftrainer Impulse zu setzen, um durch eine Aufholjagd die Lücke zu Platz 6/7 noch schließen zu können. Hier stellt sich die Frage, wen man derzeit auf dem Trainermarkt verpflichten kann und sowohl die kurzfristige, als auch die langfristige Perspektive zutraut. Man kann natürlich hier einiges gewinnen, wenn es gelingt die Saison im internationalen Geschäft abzuschließen, aber es droht selbstverständlich die Gefahr einmal mehr einen übereilten Fehlgriff zu machen.

Daneben existiert natürlich noch das „Berliner Modell“, bei der man eine eindeutige Übergangslösung einstellt mit dem klaren Auftrag die Saison mit Anstand zu Ende zu bringen, um dann im Sommer einen Neuanfang zu starten. Das wäre die Option, die man ziehen müsste, wenn man a) diese Saison abhakt und b) Bruno Labbadia es nicht schaffen sollte, sich einer Jugendförderung zu verschreiben bzw. sich mit der klaren Ansage, im Sommer weg zu sein, nicht mehr ausreichend motivieren kann.

Das mögen naive Wünsche eines Fans sein, der keine Ahnung von der Realität hat, aber ein Weiterwurschteln wie bisher kann nicht die Lösung sein.

Aktion Libero.

16 Nov

Ein Spiel dauert neunzig Minuten. Zumindest im besten Fall, für schwule Profifußballer dauert das Versteckspiel ein Leben lang: Keiner wagt es, seine Homosexualität offen zu leben. So schön Fußball auch ist – Ressentiments halten sich in seinem Umfeld hartnäckig.

Ein unerträglicher Zustand! Ob jemand schwul  ist, oder rund, oder grün, das darf keine Rolle spielen. Wir alle sollten ein bisschen besser aufpassen – auf unsere Worte, unser Denken, unsere Taten: Die Freiheit jedes Einzelnen ist immer auch die eigene Freiheit.

Wir schreiben in unseren Blogs über Sport, und unsere Haltung ist eindeutig: Wir sind gegen Homophobie. Auch im Fußball.