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„Es wird ein enges Spiel.“

28 Aug

Was ich von unserem morgigen Duell mit der Borussia aus Dortmund erwarte, hatte ich ja jüngst schon recht klar gemacht. Es muss Änderungen geben und auch wenn es durch die Erkrankung von Philipp Degen auf der Rechtsverteidigerposition jetzt richtig dünne aussieht, hoffe ich doch, dass eben diese Änderungen mitbeinhalten, dass Träsch endlich ins defensive Mittelfeld rückt.

Wie die Lösungen dann auf der Rechtsverteidigerposition aussehen? Keine Ahnung, die Optionen sind vermutlich Boulahrouz, Patrick Funk oder notfalls auch Artur Boka. Aber gut, ich bin ja ohnehin nicht der Trainer…

Festhalten kann man sicherlich, dass der Verlierer der Begegnung sich ernsthaft mit dem Wörtchen „Fehlstart“ auseinander setzen darf, denn schließlich haben auch die Dortmunder einen einigermaßen ernüchternden Start in die Liga hingelegt mit einer spielerisch recht klaren Niederlage gegen zugegebenermaßen sehr spielstarke Leverkusener.

Zumindest hat allerdings die Abwehr von Dortmund nicht so sattelfest ausgehen, als dass man sie nicht knacken könnte. Gerade die linke Seite mit Schmelzer sah einigermaßen anfällig aus, so dass ein erneut starker Gebhart dort vielleicht Unheil anrichten könnte. Fragezeichen ist selbstredend wie es in unserer eigenen Defensive aussieht und ohne deutlichen Leistungssprung wird es da sicher schwierig werden. Immerhin, auch die Dortmunder hatten letzten Sonntag gegen Leverkusen noch erhebliche Abstimmungsprobleme zwischen Mittelfeld und Sturm, so dass Barrios einigermaßen in der Luft hing.

Von den Potentialen und Schwachpunkten beider Teams her, vermute ich mal einen relativ offenen Schlagabtausch, der in einigermaßen vielen Toren enden dürfte. Hoffen wir mal, dass mehr Bälle im Netz hinter Weidenfeller als hinter unserem Ulreich.

Anders sieht das natürlich der gemeine BVB-Fan und da wir hier natürlich ausgewogen und fair sein wollen, interessiert uns selbstverständlich auch die „Gegenseite“. Daher gibt es heute mal wieder ein kurzes, kompetentes Interview mit dem freundlichen Nick aus dem sehr lesenswerten BVB-Blog mit dem immer wieder zu beneidenden Titel Any Given Weekend.
Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Einzug in die Gruppenphase der Europa League. Das Spiel gegen Agdam habe ich leider nicht sehen können und nichts darüber gelesen: Hat man mit einer B-Elf gespielt oder kann uns der nur knappe 1:0-Sieg in Baku Hoffnungen für Sonntag geben, dass der Fehlstart gegen Leverkusen nicht nur ein einfacher Ausrutscher war?

Danke! Ich habe das Spiel ab der 30. Minute im Netz verfolgt. Jürgen Klopp hat die bestmögliche Mannschaft spielen lassen. Es war kein besonders gutes Spiel – ich hatte allerdings den Eindruck, dass der Boden dafür mitverantwortlich war. Kurzpassspiel hat einfach nicht richtig funktioniert, immer wieder sind Bälle versprungen. Deswegen sind sowohl die Abwehr als auch die Offensive oft auf Nummer sicher gegangen und haben hohe Bälle geschlagen. Der BVB ist sicher nicht ans Limit gegangen, hat aber die zweite Hälfte dominiert und das Tor von Barrios kurz vor Schluss war verdient. Angesichts des Bodens und des Hinspielergebnisses würde ich keine Schlüsse für Sonntag aus dem Spiel ziehen.

Mit Lewandowski und Kagawa hat man ja zwei sehr interessante Spieler verpflichten können, deren Start beim BVB irgendwie umgekehrt proportional zu ihrem eigentlichen Markt verlief. Wie beurteilst Du die beiden und wie hat sich in Deinen Augen generell die Transferpolitik Eures Vereins auf den Kader ausgewirkt?

Es ist schon komisch, wie der Start bei Kagawa und Lewandowski verlaufen ist. Was ich von Kagawa gehört habe („flexibel, dribbelstark, torgefährlich) war vielversprechend, aber natürlich hätte auch ich gedacht, dass er etwas Anpassungszeit an den europäischen Fußball braucht. Vielleicht sind die Unterschiede aber gar nicht mehr so groß. Der Eindruck bisher ist jedenfalls sehr positiv: Kagawa ist sehr kreativ und kann sowohl außen als auch zentral spielen. Bei Lewandowski gehen viele Beobachter davon aus, dass er sich noch nicht ganz an die Position gewöhnt hat, die Klopp ihn spielen lässt, nämlich als zurückgezogenen Stürmer oder sogar Nummer 10. Klopp hat gesagt, die Unterschiede seien marginal, aber aus der polnischen Liga ist es Lewandowski schon gewöhnt, ganz vorne zu spielen. Für Kagawa wie für Lewandowski gilt natürlich, dass es noch sehr früh ist, um etwas Belastbares zu sagen. In den Testspielen hat Lewandowski das ein oder andere Tor gemacht und vielleicht muss man wie bei Barrios eben ein paar Pflichtspiele abwarten.

Insgesamt hat der BVB mit den bisher vier Neuverpflichtungen den Kader in der Breite gestärkt. Vor allem im offensiven Mittelfeld ist die Konkurrenz jetzt sehr groß. Alle Positionen, mit Ausnahme der von Nuri Sahin, sind mit Spielern ähnlicher Qualität doppelt besetzt.

Und welche Erwartungen hast Du an die Saison, gerade im Hinblick auf die Dreifachbelastung? Besteht vielleicht auch die Gefahr, dass sich ein Motivator wie Klopp irgendwann erschöpft?

Wie sich die Mehrfachbelastung auswirkt ist die große Frage. Es ist schwer einzuschätzen. Ich bin zumindest optimistisch, dass eventuelle Ausfälle besser kompensiert werden können als letztes Jahr. Natürlich hat die Konkurrenz teilweise viel mehr Geld in die Hand genommen, um sich zu verstärken, aber ich denke, dass die Geschlossenheit und die Ruhe, die seit Klopps Amtsantritt in Dortmund herrschen, wieder ausreichen könnten, um besser besetzte Clubs hinter uns zu lassen.

Klopp ist ja nicht nur ein Motivator, sondern auch ein moderner Trainer, ein guter Fußballlehrer mit taktischem Verständnis. Insofern denke ich nicht, dass er enden wird wie Peter Neururer. Man sollte ihn allerdings auch nicht überhöhen, darf keine Wunderdinge erwarten. Weil Klopp da ist, heißt das noch lange nicht, dass der BVB als nächstes um die Champions League-Plätze mitspielt. Der Trainer kann auch nur mit den Spielern arbeiten, die da sind und er wird aus unseren Leuten keinen Robben oder Diego formen können.

Um an das Thema aus Frage 1 anzuknüpfen – wie schätzt Du die Chancen Eurer Topf 3-Mannschaft gegen unser Topf 1-Team ein am Sonntag ?

Ich denke auf jeden Fall, dass es deutlich besser wird als beim letzten Besuch in Stuttgart! Glück bei der Auslosung ist das eine – am Sonntag müsste vom VfB schon deutlich mehr kommen als in den letzten Spielen. Ich glaube, es wird ein enges Spiel, umkämpft, nicht unbedingt ein gutes. Wenn die bisher auch nicht perfekte BVB-Defensive gut steht, wird vorne irgendjemand ein Tor machen, im Zweifel Lucas Barrios. Und dann traue ich uns was zu, denn mMn wirkt der BVB alles in allem eingespielter.

Und der obligatorische Ergebnistipp?

Auch wenn in Stuttgart meistens mehr Tore fallen: Diesmal ein 1:0 für den BVB.

Vielen Dank für das Interview und auf ein hoffentlich schönes Spiel am Sonntag!

Auch ich habe mich kurz interviewen lassen und meine Meinungen findet Ihr dementsprechend drüben bei Nick.

Die Neuen 2010/11 (5): Philipp Degen

13 Aug
Philipp Degen, Eidgenosse - Quelle: vfb.de

Philipp Degen, Eidgenosse Quelle: vfb.de

Vergangenen Sonntag wurde der vierte Neuzugang vom VfB Stuttgart bekanntgegeben: Philipp Degen wird für ein Jahr auf Leihbasis das Trikot mit dem Brustring überstreifen und die Anfield Road gegen den Cannstatter Wasen austauschen.

Damit wurde dann der Transfer bekanntgegeben, der von den bisherigen wohl unter den eigenen Fans der umstrittenste ist und auf das größte Maß an Skepsis trifft.
Denn eigentlich ist umstritten auch das falsche Wort, denn der überwiegende Grundtenor ist eben, dass der 2 Jahre lang vorwiegend verletzt gewesene oder auf der Bank gesessene Rechtsverteidiger eigentlich keine Verstärkung für den VfB Stuttgart sein kann. Zumal er bei seiner erstem Periode in der Bundesliga, bei der Dortmunder Borussia, auch nicht den allerbesten Eindruck hinterlassen hatte.

Daher habe ich mich entschieden heute mal statt eine Gesamtanalyse zu machen, einfach nur mal die Top 5 Gründe zu bringen, warum die Ausleihe von Degen eben doch eine gute Idee ist. Für die Gegenargumente gibt es dann weiter unten wieder ein Interview mit einem Blogger des Ex-Vereins – und natürlich sind dafür auch noch die Kommentare offen, so dass sich gerne auch ein paar BVB-Fans hier gegen zu Degen äussern können…

Nun aber meine 5 Gründe, warum es gut ist, Degen jetzt im Team zu haben.

1) Sein Alter

Dank der Verluste diverser älterer Spieler, ist das durchschnittliche Alter des Teams rasant nach unten gegangen – zumal zwei der ersten drei Neuzugänge mit 21 und 24 Jahren darüber hinaus auch noch sehr jung waren. Um also zu vermeiden, dass man nun (und bei potentiellen Schwächephasen) dauernd zu hören bekommt, dass die Mannschaft einfach zu jung sei, tut jeder zusätzliche Spieler, der über dem Durchschnittsalter liegt (momentan: 25,625 Jahre), absolut Not.

2) Seine Erfahrung

Klar, die Jahre in Liverpool waren absolut nicht von Erfolg geprägt, sondern eher dem Gegenteil. Aber in Anbetracht des Verlusts an Europapokal- und Länderspielen, die der Kader durch die diversen Abgänge zu verkraften hat, kann Degen mit seinen Erfahrungen (vielleicht auch weil sie so negativ waren) sicherlich auch sehr hilfreich für die vielen jungen Leute im Team sein.

3) Er ist Rechtsverteidiger

Durch den Weggang von Osorio und die relativ sichere Beorderung von Träsch auf die Position im zentralen Mittelfeld haben wir hier, auch in Anbetracht der bislang nicht wirklich unter Beweis gestellten Qualitäten von Boulahrouz auf dieser Position, einen klaren Mangel an entsprechender Kadertiefe. Dem wurde nun Abhilfe geschaffen mit der Verpflichtung von Degen. Und dadurch, dass es nur eine Leihe ist, ergibt sich nun die Chance für Celozzi, dass er sich entweder noch ein Jahr in seinem Schatten weiterentwickelt – oder jetzt doch schon den Durchbruch schafft.

4) Seine Vorgeschichte mit Gross

Der Durchbruch gelang Philipp Degen Anfang dieses Jahrtausends beim Schweizer Club FC Basel – der zu dieser Zeit vom jetzigen VfB-Coach Christian Gross trainiert wurde. Seine stärkste Zeit, die in der er dann eben auch in das Visier von Bundesligist Borussia Dortmund, erlebte er also unter dem Mann, der ihn jetzt wieder haben wollte und trainieren wird. Das ist sicherlich für mich (und auch für die meisten anderen VfB-Fans) das einzige wirklich ernsthafte Pro-Argument.

5) Er ist Schweizer

Der Schweizer an sich ist ja Rudeltier und fühlt sich erst so richtig wohl, wenn er Landsmänner (so genannte „Eidgenossen“) um sich scharen kann – wie man ja eindeutig an der Neubesetzung des Trainerpostens der zweiten Mannschaft sehen konnte. Daher kann es für das Wohlbefinden unseres Trainergotts eigentlich nur positiv sein, dass wir nun neben Zdravko Kuzmanovic auch noch einen weiteren Mann im Kader haben, den Gross zum abendlichen Fondue-Essen einladen kann.

Aber nun habe ich auch wirklich genug Advocatus Diaboli gespielt – anstrengend genug war es jedenfalls, sich das obige aus den Fingern zu saugen. Daher wollen wir nun mal, wie angekündigt, jemand anders sprechen lassen, denn auch dieses Mal habe ich wieder einen Blogger des abgebenden Vereins gefunden, der mir für ein paar Fragen zur Verfügung stand.

Freundlicherweise hat sich Redfloyd vom Liverpool FC-Blog „Have you ever been to Liverpool?“ bereiterklärt, uns seine Meinung über Degen kund zu tun. Die Übersetzung stammt natürlich von mir und sollte, denke ich, einigermaßen akkurat gelungen sein. Sicherheitshalber packe ich die englischen Originalantworten auch noch mal unten in die Kommentare. Bei der Übersetzung fiel mir zudem auf, dass wir bei Frage 4 wohl ein wenig aneinander vorbei geredet haben. Aber sei’s drum…

13 Einsätze in 2 Jahren für die Profimannschaft, 5 davon nur als Einwechselspieler, sind eine relativ verheerende Bilanz für einen Profifußballer in seinen besten Jahren. Verletzungen, starke Konkurrenz, zu schwache Leistungen – was, denkst Du, ist der Grund dafür, dass sich Degen nie in der ersten Mannschaft von Liverpool etablieren konnte?

Ich denke, der Hauptgrund, dass Degen sich nie im Profiteam etablieren konnte, waren seine Verletzungen. Er begann direkt mit einem Rippenbruch in seinem ersten (Vorbereitungs)Spiel für uns, zu denen sich dann auch noch Probleme mit dem Mittelfuß gesellten. Daher muss ich fair zu ihm sein und annehmen, dass ihm, wenn er mal zum Einsatz kam, oft Spielpraxis fehlte oder er sich an das neue Team gewöhnen musste. Obwohl er in der abgelaufenen Saison meistens fit war, gab ihm Rafa [Rafael Benitez, jetzt Ex-Coach – Anm. d. Red] zudem nie über mehrere Spiele am Stück, die Gelegenheit sich zu zeigen, was es ihm offensichtlich schwer machte, sein Leistungsvermögen zu zeigen. Was er wirklich bei uns hätte erreichen können ist fraglich, da er so viel Zeit auf OP-Tischen verbracht hat, aber ich schätze, dass es nicht gereicht hätte um dauerhaft in der Startaufstellung zu stehen.

War denn alles schlecht oder hat er zumindest mal die Qualitäten angedeutet, warum ihn Liverpool überhaupt verpflichtet hat?

Nicht wirklich. Als Degen verpflichtet wurde, erzählte man uns, dass er gerne nach vorne geht. Unglücklicherweise erlebten wir dadurch die Probleme, die wir jetzt noch teilweise mit Glen Johnson haben.
Auch wenn seine Vorstöße ohnehin oftmals auf Kosten der Defensive gehen, so hatte man oftmals sogar den Eindruck, als wenn er erst gar nicht verteidigen will oder sogar nicht kann?
Das Ergebnis, ähnlich wie bei Johnson, war, dass er häufig Gegentore dadurch verschuldete, dass er nicht nah genug beim Gegner war oder generell einfach zu weit vorgerückt war. Dazu gab es zu häufig zu leichte Ballverluste. Alles Anzeichen dafür dass es ihm entweder an Selbstvertrauen mangelte oder einfach daran, dass er grundsätzlich Schwierigkeiten hatte, sich an das Niveau der Premier League zu gewöhnen.

In Stuttgart war seine Position bislang von einem vielversprechenden aber noch unkonstanten 21 Jährigen besetzt, der in 18 der 34 Saisonspiele im letzten Jahr in der Startelf stand. Daher scheint es zumindest nicht ausgeschlossen, dass Degen auch bei uns wieder auf der Bank landet. Wie hat er sich bei Euch verhalten? Haben wir damit zu rechnen, dass er meckern und kritisieren wird, wenn er unzufrieden mit seiner Situation ist?

Ich würde mich ja an den Youngster halten – er klingt nach einem wesentlich besseren Plan für die Zukunft.
Natürlich sollte es immer dem Spieler vorbehalten sein, zu beindrucken, sich zu ruhig zu verhalten und sich selbst in die Startelf zu spielen, sich „unersetzbar“ zu machen. Degen’s Verhalten wirkte auf jeden Fall in Ordnung, selbst wenn er gar nicht im Team war. Seine Äusserungen in Interviews waren vernünftig und pragmatisch, und konzentrierten sich darauf, sich selbst verbesseren zu wollen oder die Verletzungen überwinden zu wollen. Er folgte eben nicht dem Beispiel von Yossi Benayoun, der sich stets beklagte, wenn er nicht aufgeboten wurde.
Ich glaube er wollte wirklich unbedingt gute Leistungen zeigen, aber gerade gegen Ende schien sein Selbstvertrauen vermutlich schon sehr gelitten zu haben. Es ist nicht leicht, in ein Team zurückzukehren und dann ins Spiel zu kommen, wenn es ohnehin insgesamt absolut nicht gut läuft, wie es bei uns in der letzten Saison der Fall war.
Kurzum, es funktionierte alles einfach nicht gemeinsam und letztlich ist dem Verein wohl nun auch die Geduld ausgegangen.

Falls Du es Dir zutraust: Denkst Du, dass Philipp Degen die Chance hat, sich selbst als Startplatzkandidat bei einem Verein mit Europa League Ambitionen und gelegentlichen Champions League-Auftritten zu etablieren?

Wenn er es will, ja. Er hatte einiges Pech bei und kam nie richtig in die Gänge, was nicht gleichbedeutend damit ist, dass man ihn nun komplett abschreiben sollte. Vielleicht war es ja das Beste, dass er nun gewechselt hat?
Er braucht jedenfalls eine solche Veränderung, regelmäßige Einsätze in der ersten Mannschaft, mehrere Einsätze am Stück, um sein Selbstvertrauen wiederzugewinnen. Und, beim besten Willen, ich glaube nicht, dass Roy Hodgson in der Lage wäre, ihm dies bei Liverpool garantieren zu können.
Vielleicht, wenn er bei Euch gut spielt, dann könnte er eine weitere Chance erhalten, aber ich bin mir relativ sicher, dass Hodgson seine eigenen Pläne hat und Degen, teilweise unverschuldet, hat nicht wirklich genug getan, als dass er unbedingt ein Teil dieser Pläne sein müsste.
Trotz allem wünsche ich ihm viel Glück und hoffe, dass Stuttgart von ihm profitieren kann.

Vielen Dank!

Philipp Degen wird beim VfB die Nummer 2 auf seinem Rücken tragen.

Die Neuen 2010/11 (1): Marc Ziegler

28 Jul

Marc Ziegler - Der Neue Quelle: vfb.de

Drei Einkäufe hat der VfB bislang für die Saison 2010/2011 getätigt. Wie viele andere VfB-Fans, hoffe auch ich, dass da nocch ein bisschen was nachkommt – und zwar möglichst bald. Bis dahin gilt es allerdings erst einmal noch die bisherigen Transfers vorzustellen, da das schließlich in diesem Blog noch nicht passiert ist. Das wird in den kommenden Tagen aber nachgeholt.

Einer dieser Transfers ist Marc Ziegler, der mit der eindeutigen Maßgabe geholt wurde, zumindest erst einmal keine Rolle für die Startelf zu spielen, sondern den Kader bis auf Weiteres nur in der Breite zu verstärken, da man beim VfB auf Sven Ulreich als Nummer 1 und Erbe von Jens Lehmann setzen möchte.

Dies wird nicht von allen VfB-Fans gut geheissen, aber ich denke, dass der Junge, trotz eines nicht so gut gelungenen Starts in der Profimannschaft unter Armin Veh 2008, als er den glücklosen Raphael Schäfer ersetzte, seine Chance verdient hat.

Hier soll es aber natürlich in erster Linie um Marc Ziegler gehen, der mit Ulreich immerhin schon mal gemein hat, dass auch er relativ überraschend als junges Torwarttalent beim VfB Stuttgart zum Einsatz kam, obwohl eigentlich ein etablierterer Keeper (Eike Immel) diesen Platz innehatte – das war allerdings 1995, ist also schon schlanke eineinhalb Jahrzehnte lang her.

So richtig überzeugen konnte der junge Ziegler damals nicht, auch wenn er eine Saison lang Stammtorhüter war. Doch schon 1996 wurde er dann wiederum durch Franz Wohlfahrt ersetzt, an dem er in den kommenden drei Jahren nicht mehr vorbei kommen sollte. Lediglich 8 Bundesligaeinsätze zwischen ’96 und ’99 konnten für ihn nicht wirklich zufriedenstellend sein, so dass er sich nach insgesamt fünf Jahren beim VfB dann Arminia Bielefeld anschloss.

Auch hier konnte er sich ebensowenig durchsetzen (5 BuLi-Einsätze) wie ein Jahr später bei Bursaspor in der Türkei, von wo er nach einigen Missverständnissen in der Winterpause 2001 dann nach Österreich zum FC Tirol Innsbruck flüchtete. Erst hier konnte er sich erstmals wieder etablieren und sowohl 2001 als auch 2002 österreichischer Meister werden. Ein Wechsel zu Austria Wien brachte ihn dann wieder zurück zur Rolle des Ersatztorhüters, die er mit einer Leihe zu Hannover 96, wo er in der Saison 03/04 Stammkeeper war, versuchte zu überwinden, was aber misslang. 2005 ging es daher weiter zu seinem Jugendverein FC Saarbrücken. Hier startete er zwar als Stammtorhüter in die Zweitligasaison wurde aber nach einem sehr schlecht gelaufenen ersten Drittel auf die ihm schon bekannte Ersatzbank verbannt.

Auch 2006 ging es wieder auf eine Ersatzbank und wieder bei einem Verein, dessen Trikot er schon einmal übergestreift hatte: Arminia Bielefeld, wo er es dieses Mal auf schlanke 4 Einsätze kam.

Erst 2007 trat er dann wieder ein längerfristiges Engagement an, dieses Mal bei den westfälischen Nachbarn aus Dortmund. Auch hier kam er zwar nie über die Rolle der Nummer 2 hinter dem zugegeben sehr starken und konstanten Roman Weidenfeller hinaus, konnte allerdings immer mal wieder während Verletzungen und Sperren von Weidenfeller sein Können unter Beweis stellen und überzeugte dabei auch zumeist.

Nach dem Ablauf seines Vertrags in diesem Sommer kehrt er nun nach einem Dutzend Jahren Wanderschaft wieder zu dem Verein zurück, der ihm damals seinen ersten Bundesligaeinsatz ermöglicht hat und dürfte damit auch vermutlich die letzte Station in seiner langen Vita sein – zumindest was das Wirken als aktiver Spieler angeht. Ziegler ist schließlich schon 34 Jahre alt.

Die Verpflichtung Zieglers in diesem Sommer hatte sicherlich das vorangige Ziel nach Lehmann im letzten Jahr einen ebenfalls erfahrenen Mann an die Seite Ulreichs zu stellen, so dass er auch von dessen reichhaltigen Erfahrungen profitieren kann. Gleichzeitig wollte man aber mit Sicherheit auch einen Torwart haben, der einerseits das Potential hätte, in einem Bundesligateam mit höheren Ambitionen regelmäßig das Tor hüten zu können, andererseits aber auch die Rolle des Ersatztorhüters klaglos akzeptieren würde.

Und da hat der VfB Stuttgart mit Marc Ziegler denke ich den perfekten Spieler für diese Anforderungen gefunden.

Um noch einen besseren Eindruck von den Qualitäten Zieglers zu erhalten, habe ich zudem ein kurzes Interview mit Nick vom BVB-Blog Any Given Weekend geführt, der so freundlich war, mir ein paar Fragen zu beantworten.

Da ich es insgesamt eigentlich immer ganz aufschlussreich finde, was die Fans des Ex-Vereins so über einen Spieler zu sagen zu haben, werde ich mich bemühen diese Interviews für jeden Neueinkauf zu führen – was bei Spielern, die nicht von deutschen Vereinen zu uns wechseln werden, natürlich einigermaßen schwierig ist, daher kann ich da nix versprechen.
[Die Idee ist übrigens schon entstanden bevor nedfuller mit Torsten vom Königsblog ein -sehr lesenswertes- Interview über Heiko Westermann führte – er kam mir da einfach zuvor… Oh, und wie soeben gesehen hat er dann noch direkt ein Interview über Kacar nachgelegt.]

Marc Ziegler hat insgesamt drei Jahre lang bei Euch gespielt, konnte sich aber trotz aus Verletzungen und Sperren resultierenden 23 Einsätzen nie gegen Roman Weidenfeller durchsetzen. Bedauerst Du den Weggang Zieglers zum VfB dennoch oder bist Du froh, dass mit Langerak jetzt ein junger Torwart seine Chance bekommt?

Ich bedauere den Weggang von Ziegler wirklich ein bisschen. Es gab Zeiten, da fand ich ihn stärker als Weidenfeller. Ein Highlight war das gewonnene Pokalspiel gegen Bremen, wo er kurz vor Schluss einen Elfer von Diego hielt. Aber Weidenfeller hat seine schwächere Phase überwunden und war in der letzten Saison zu Recht unumstritten. Mir ist Ziegler als Person aber immer noch sympathischer. Er hat als Nummer 2 nie Probleme gemacht und war, mir fällt jetzt kein besseres Wort ein, einfach ein cooler Typ. Deshalb finde ich es schon ein wenig schade, dass er geht, aber ich kann es nachvollziehen. Und wenn Langerak das bestätigt, was so über ihn berichtet wurde, werden wir noch viel Freude an ihm haben.

Bei seinem Karrierestart beim VfB Stuttgart hat Ziegler damals, als sehr junger Keeper, bei vielen VfB-Fans keinen guten Eindruck hinterlassen, was jetzt noch bei einigen im Gedächtnis feststeckt. Wie würdest seine heutigen Stärken und Schwächen einschätzen?

Ich denke schon, dass da was dran ist, wenn manchmal geschrieben wird, Ziegler sei die beste Nummer 2 der Liga. Er hat sich mit Sicherheit weiterentwickelt in seiner Karriere. Seine Reflexe sind i.d.R. hervorragend und er strahlt Ruhe aus. Ich weiß nicht genau, wieviele Elfmeter er für uns gehalten hat, aber es waren definitiv mehr als bei Weidenfeller. Ziegler macht nicht häufig Fehler, aber es waren zuletzt eben proportional auch mehr als bei Weidenfeller. Wenn er Fehler macht, liegt es meistens am Stellungsspiel oder der Strafraumbeherrschung. Also daran, dass er mal zu weit in einer Ecke steht oder zum falschen Zeitpunkt herauskommt. Das sind aber wie gesagt Ausnahmen.

Würdest Du Ziegler denn zutrauen, sich als Nummer 1 bei einem Bundesligaverein mit Top5-Ambitionen durchzusetzen und eine gute Rolle zu spielen?

Das würde ich ihm sogar noch zutrauen. Ein bisschen Glück gehört dazu, aber er hat die Fähigkeiten. Er müsste die Fehler noch weiter minimieren und ich denke, dazu würde ein bisschen Glück schon reichen, denn oft sind es ja nur Bruchteile von Sekunden zwischen richtiger und falscher Entscheidung. Beim BVB hat er zuletzt länger nicht gespielt, aber mit ein bisschen Spielpraxis würde er vermutlich schnell wieder reinfinden. Ich bin mal gespannt, wer am Ende der Saison bei euch im Tor steht!

Ich auch, glaube aber an die Stärke unseres Eigengewächses. Also, des jetzt jungen Eigengewächses…
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg in der nächsten Saison. Einen Platz knapp hinter uns würde ich Euch auf jeden Fall gönnen. =)

Marc Ziegler wird im Übrigen die Nummer 23 übernehmen, die im letzten Jahr Ulreich Aleks Hleb trug. Sven Ulreich wiederum wird die Nummer 1 auch auf dem Trikot haben.

Sorgenfrei

1 Feb

Ich muss zugeben, auf das Duell gegen die Dortmunder Mannschaft, mit zehn ungeschlagenen Pflichtspielen im Gepäck nach Stuttgart angereist, war ich quasi „heiss wie Frittenfett“. Und dass das Duell diese hohen Erwartungen dann auch noch weitestgehend erfüllen konnte, ist da natürlich überaus erfreulich.

Weitaus unerfreulicher war nur, dass ich leider gar nichts von dem Spiel mitbekommen konnte, da ich statt die Partie verfolgen zu können, unglücklicherweise auf der Messe Boot in Düsseldorf diverse Menschen davon überzeugen musste, dass Tauchen in den Florida Keys eine richtig tolle Sache ist (das war zumindest überwiegend leicht).

Dementsprechend war ich dann also auf die Nachberichterstattung im TV angewiesen und war doch äusserst enttäuscht, von der Art und Weise, wie das Spiel im SWR bei SiD aufbereitet wurde. Gut, zumindest, um die Tore mal zu sehen reichte es dann doch – gab ja immerhin 5, dazu noch den verschossenen Elfmeter und zwei, drei gute Chancen. Da ist die angepeilte Laufzeit dann eben leider schon vorbei.

Für weitere Eindrücke, Meinungen und Einschätzungen gibt es dann ja aber noch diverse Foren und Online-Artikel, so dass ich zumindest einen halbwegs brauchbaren Eindruck vom Spielverlauf und den einzelnen Leistungen der Spieler bekommen konnte.

Basierend auf diesen Eindrücken scheint es wohl tatsächlich eine sehr gute Leistung des VfB gewesen zu sein, zumindest über weite Strecken des Spiels. Lustigerweise kommt man, wenn man den diversen Augenzeugen Glauben schenken darf, unter dem Strich wieder auf rund 60 Minuten wirklich guter Leistung. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass diesmal nicht wie in den letzten Begegnungen die erste Stunde am Stück gut gespielt wurde und dann der Einbruch samt zittern folgte, sondern man die Phasen guter Leistung, diesmal etwas übers Spiel verteilte und den Durchhänger auf die Zeit rund um den Pausenpfiff legte.

Spannend im Zusammenhang mit diesem Spiel zu beobachten, wird mit Sicherheit sein, wie Trainer Gross mit der Aufstellung des Teams in den nächsten Wochen umgehen wird. In der vergangenen Woche hatte ich das ja schon mal kurz thematisiert, vor allem im Bezug auf die beiden Personalien Delpierre und Kuzmanovic.

Der Franzose ist ja nun mal durch Babbel als neuer Kapitän eingesetzt worden und diese Entscheidung wurde dann im Nachhinein auch durch Gross mitgetragen. Den Kapitän nun nach der Gesundung auf der Bank sitzen zu lassen? Politisch gesehen eigentlich eher schwierig. Sportlich allerdings muss man sagen, dass das Duo Tasci/Niedermeier in der Rückrunde zunehmend besser harmoniert und mit bislang 2 kassierten Gegentoren sehr stabil steht und es eben aus der Sicht eigentlich keinen Grund gibt eine Änderung vorzunehmen.

Der andere Fall, Kuzmanovic ist dann allerdings noch etwas komplexer, da es nicht nur darum geht, dass ein Spieler einen anderen ersetzt, sondern der Einsatz von Kuzi vermutlich weitere Änderungen im Kader nach sich ziehen würde. Denn Kuz auf seiner angestammten Position im zentralen Mittelfeld einzusetzen würde bedeutend, dass entweder Khedira oder Träsch, die beide zuletzt gut bis sehr gut aufspielten, weichen müssten. Vermutlich würde es den zuletzt sogar stärkeren Spieler dabei treffen mit Träsch, da dieser eben auch auf der rechten Seite in Mittelfeld oder Abwehr gut spielen kann. Ursprünglich war dies sogar meine bevorzugte Variante, so dass Träsch den im Gesamtvergleich leicht abfallenden Celozzi ersetzen würde.

Nachdem ich allerdings heute gesehen habe, welch negative Auswirkungen es auf das zuletzt so starke Dortmunder Gebilde hatte, dass Hummels für Bender von seiner zuletzt äusserst starken Innenverteidigerposition ins defensive Mittelfeld rücken musste, sehe ich das ganze nicht mehr so eindeutig, wie noch zuvor. Ob es für den BVB heute besser gelaufen wäre, wenn Kloppo einfach nur Bender durch jemand anders ersetzt hätte, statt sein etabliertes, starkes Innenverteidigerpärchen auseinanderzureissen, ist natürlich pure Spekulation – aber es lässt mich doch eher zweifeln, ob es tatsächlich eine gute Idee wäre, das derzeit so prima funktionierende Zentrum des Teams zu trennen.

Nichtsdestotrotz hat Kuzi natürlich heute wieder einmal eindrucksvoll seine Ambitionen auf einen Startelf unterstrichen, als er kurz nach seiner Einwechslung mit einem großartigen, schlitzohrigen Freistoß das Ruder für den kurz zuvor etwas schwächelnden VfB wieder herumriss.

Wenn ich es anhand der wenigen Bilder richtig gedeutet habe, ist diesmal Kuzmanovic tatsächlich nach seiner Einwechslung auf die Position am rechten Flügel gegangen (Kann das jemand bestätigen?). Auch wenn das nicht seine bevorzugte Position ist und er vermutlich nicht die Idealbesetzung dafür darstellt (auch aus Sicht von Gross) wäre das vielleicht die Variante, die man kommende Woche gegen Nürnberg mal ausprobieren sollte.

Die haben zwar am Wochenende einen deutlichen 3:1 Sieg gegen Hannover eingefahren – aber eben auch „nur“ gegen Hannover und in der momentanen Form des Teams wäre das sicherlich einen Versuch wert. Aber schauen wir mal.

Rein tabellarisch haben wir tatsächlich auch diese Woche wieder einen Schritt nach oben getan und am dritten Spieltag in Folge mindestens ein anderes Team überholen können. Sollte am kommenden Samstagabend ein weiterer Sieg folgen, werden wir, wenn einer aus dem Trio Hoffenheim, Mainz und Frankfurt patzt, sogar zum ersten Mal seit dem vierten Spieltag wieder auf einem einstelligen Tabellenplatz ankern können. Und das wär doch schon mal eine feine Sache.

Dennoch sollte man bei allem positiven Verlauf nach wie vor nicht in allzu übertriebene Hoffnungen ausbrechen, da wir jetzt erst einmal quasi offiziell im Mittelfeld (oder auch: Niemandsland) der Tabelle angekommen sind, bei 8 Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz. Nach oben, sprich Platz 5, sind es allerdings noch satte 10 Punkte Rückstand, die mir selbst bei gerade etwas schwächelnden Hamburgern etwas zu viel erscheinen. Es geht also in der Tat erst einmal vor allem darum, einfach guten, ansprechenden Fußball zu zeigen. Alles andere wird sich dann schon fügen.