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Der frühe Sprung

30 Jul

Nun ist es endlich offiziell, was die Spatzen schon seit Wochen von spanischen und deutschen Dächern gepfiffen haben: Sami Khedira wechselt mit sofortiger Wirkung vom provinziellen VfB Stuttgart in die große, weite Fußballwelt zum glorreichen Real Madrid, dem Champions League Achtelfinal-Dauerabonnent.

Mach es gut, Sami! - Quelle: vfb.de

Mach es gut, Sami! - Quelle: vfb.de

Okay, das war jetzt etwas sehr spitzzüngig, denn trotz der anhaltenden Endrundenflaute der Königlichen in der Champions League ist der spanische Hauptstadtclub natürlich nach wie vor eine der Topadressen im europäischen Vereinsfußball.

Gemeinhin wird jetzt von vielen gesagt: Der Schritt kommt zu früh für diesen jungen Spieler. Er wäre besser noch beim VfB geblieben, da die Gefahr jetzt doch zu groß sei, dass er scheitern würde und sich nicht bei Madrid durchsetzen kann.

Natürlich, diese Gefahr besteht. Die besteht aber auch noch in ein, zwei oder mehr Jahren, wenn er entsprechend länger beim VfB gespielt hätte.

Die Chance, dank der Aufmerksamkeit, die die WM generiert hat, jetzt zu einem solchen nominellen Topclub zu wechseln ist aber einfach zu groß, als dass man sie jetzt nicht nutzen sollte. Denn, wenn man ehrlich ist, wird die Möglichkeit in Zukunft vermutlich eher wieder kleiner werden, dass er noch mal ein Angebot von Real Madrid bekommen wird, da es nun mal nicht klar ist, ob Madrid auch im nächsten Jahr wieder interessiert wäre oder dass er in zwei Jahren bei der EM sich wieder derart ins Rampenlicht spielen kann. Ein kleiner Muskelfaserriss im Juni 2012 und schon wäre das wieder hinfällig.

Dementsprechend finde ich, dass es aus Khediras Sicht der absolut richtige Schritt ist, jetzt zu Madrid zu wechseln. Schließlich hat er jetzt nicht nur das weltweite Interesse auf seiner Seite, was ihm bei den Gehaltsverhandlungen sicherlich zugute kam, sondern er hat zudem auch mit Mourinho einen Trainer (und was für einen), der ihn dort haben will. Darüber hinaus herrscht bei Madrid zwar eine starke, aber eben keine übermächtige Konkurrenzsituation auf seiner Position. Klar, Xabi Alonso ist dort so gesetzt, wie es gesetzter sicherlich nicht geht. Aber die Position neben dem Spanier dürfte für ihn erreichbar sein, da mit Gago und Co Spieler dort vorhanden sind, mit denen Khedira sich sicherlich messen kann.

Auch für den Verein ist das vermutlich die beste Lösung, wenn die 12-14 Mio Ablöse, die in der Presse kolportiert werden, stimmen. Eine Vertragsverlängerung stand bei den Ambitionen Khediras höchstwahrscheinlich ohnehin nicht zur Debatte, so dass ein zweistelliger Millionenbetrag zum jetzigen Zeitpunkt bei noch einem Jahr Restvertragslaufzeit sicherlich nahezu optimal war.

Sportlich ist man auf Khediras Position schließlich ausreichend aufgestellt mit den nur geringfügig minder talentierten Träsch, Kuzmanovic und Gentner.

Die größere Frage ist nun wer das Vakuum ausfüllen kann, dass nun in Sachen Leaderrolle nach dem Wechsel Khediras in der Teamhierarchie bleibt. Ich bin aber recht optimistisch, dass das jetzige Personal das auffangen kann. Schließlich haben alle drei 6er-Kandidaten hier schon positive Eindrücke hinterlassen.

Ein interessanter Fingerzeig war allerdings gestern im EL-Qualispiel die Berufung von Timo Gebhart zum Kapitän – das hätte ich so nicht erwartet, aber mag wohl auch ein Indiz dafür gewesen sein, dass Gross dem gerne mal etwas zu verspielten Mittelfeldakteur einen Stammplatz in der kommenden Saison zugedacht hat. Gestern hat er dieses Vertrauen auf jeden Fall gerechtfertigt und war für mich bester Mann beim VfB, da beinahe jede Offensivaktion über ihn lief.

Nichtsdestotrotz werden die 12-14 Millionen Euro in Kürze reinvestiert werden und das aller Voraussicht nach vorwiegend auf den Außenpositionen im Mittelfeld. Ich bin gespannt, wer von den gehandelten Kandidaten Traoré, Ayew und Dszudszak den Weg zum VfB machen wird.
Die Personalie Degen wurde hier ja schon mal kurz diskutiert und ich halte sie nach wie vor nicht für absolut notwendig, zumal Celozzi auch gestern wieder einen ganz guten Eindruck hinterließ. Aber gut, wenn es tatsächlich nur ein Leihgeschäft werden sollte, könnte ich damit wohl leben.

Achja, einen weiteren Pluspunkt gibt es auch noch für den Transfer von Khedira zu Real Madrid: Er geht nicht zu den Bayern. Das hätte ich meinem Lieblingsspieler wirklich nur schwer verzeihen können.

Umso schlimmer natürlich, dass mit Träsch jetzt schon direkt der nächste Spieler von der Bild mit den Bayern in Verbindung gebracht wird…

Sami wünsche ich auf jeden Fall alles Gute und viel Erfolg bei den Königlichen. Es würde mich wirklich sehr freuen, wenn sich ein VfB-Spieler mal wieder international im großen Stil durchsetzen könnte! Vielleicht sehen wir ihn in 10 Jahren dann ja mal wieder im Trikot mit dem Brustring zum Ausklang einer großen Karriere…

Sautrieb 2009 #01: Klaas-Jan Huntelaar.

7 Jul

Da sich momentan im Stuttgarter Kader noch nicht so viel tut und getan hat, saugt man als Fan natürlich begierig alles auf, was sich die Presse in diesen Zeiten so zusammenschreibselt. Viele Säue wurden dabei in den vergangenen Wochen seit Saisonende schon durch das Dorf getrieben, ohne dass wirklich substantielles dabei rumkam (nehmen wir den seit gestern offiziell geplatzten Jovanovic-Transfer mal aus).

Heute rückte dann der nächste Kandidat bei der einheimischen Presse in den Fokus: Klaas-Jan Huntelaar, holländischer Nationalmannschaftsstürmer in Diensten Real Madrids.

Und wie das bei so glamourösen Namen dann gerne mal ist, springt auch gleich so ziemlich jedes Medienorgan mit auf den Zug auf: Unter anderen Spox, Eurosport, Sat1, sport1.de, bild.de, ZDF, Stuttgarter Nachrichten, Stuttgarter Zeitung, irgendwann auch die dpa und sogar das altehrenwerte Handelsblatt (die übrigens vor vier Jahren auch mal einen sehr untrüglichen Riecher bei der Verpflichtung von Luis Figo zum VfB bewiesen hatte).

Sämtliche dieser Berichte bezogen sich dabei allerdings alle auf lediglich eine einzige Quelle: Einen Bericht der spanischen Zeitung Marca, die von einem kaum abzulehnenden Angebot über ca. 20 Mio. vom VfB an die Madrilenen sprach.

Das erscheint mir dann doch insgesamt -auch wenn der Marca durchaus eine gewisse Nähe zu Real unterstellt werden darf- sehr zweifelhaft und nicht so richtig glaubwürdig, solange es keine andere eigenständige Quelle für einen solchen Transfer gibt.

Von der sportlichen Seite braucht man über den 25jährigen Huntelaar wohl keine großen Diskussionen führen – 176 Tore in 248 Profieinsätzen sprechen eine ziemlich gute Sprache, selbst wenn er zuletzt bei Real keine große Rolle spielte.

Die Frage, die sich sicherlich vor allem stellt, ist, ob sich ein Transfer für den VfB finanziell darstellbar ist, d.h. ob ein Gesamtpaket aus Ablösesumme (vermutlich irgendwo zwischen 20-25 Mio. €), Jahresgehalt (sicherlich über 5 Mio. €) und Handgeld für Stuttgart tragbar ist und auch innerhalb der jetzigen Gehaltsstruktur vertretbar ist.

Als zweites großes Fragezeichen kommt natürlich hinzu, ob sich Huntelaar überhaupt vorstellen kann von den glamourösen Galaktischen ins beschauliche Ländle zu wechseln, oder ob es nicht eher einer der auch gehandelten Topklubs, wie Manchester United oder AC Mailand werden wird.

Eine solche Verpflichtung würde mein Herz natürlich höher schlagen lassen und auch ein deutliches Zeichen an den Rest des Kaders senden (ganz davon ab, dass es für die Bundesliga ein echter Gewinn wäre), aber die Erwartungen hieran sollte man als Fan dann doch nicht zu hoch schrauben.