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Standarddiskussion unterm Flutlichmast

20 Feb

Mittlerweile ist es gut ein Vierteljahr her seit ich zum letzten Mal gebloggt habe. Eine lange Zeit mit insgesamt 10 Bundesligaspielen, in der viel passiert ist – und dann auch wieder nicht so viel.

Kurioserweise haben wir in diesem Zeitraum in besagten zehn Partien zwar kümmerliche und eigentlich absolut lächerliche 8 (in Worten ACHT!) Punkte geholt, sind aber dennoch in der Tabelle vom 7. nur auf den 9. Rang gefallen. Und selbst der Rückstand auf das internationale Geschäft ist „nur“ um einigermaßen überschaubare 7 Punkte gewachsen in dieser Zeit.

Diese oberflächlich nicht dramatisch wirkende Entwicklung ist es wohl, was den Verein bisher davon abgehalten hat, den in den letzten Jahren schon fast zur Tradition gewordenen personellen Schnitt  vorzunehmen.

Das Problem ist allerdings, wenn man den Blick auf das Geschehen auf dem Platz wendet, wo nicht mal im Ansatz eine positive Entwicklung in der Mannschaft zu beobachten ist. Und auch das Drumherum ist kaum dazu angetan, Hoffnung für die gebeutelte Fanseele auf eine baldige und entscheidende Verbesserung zu geben.

Spielerisch, wie kämpferisch lässt die Mannschaft zwischenzeitlich zwar immer mal wieder aufblitzen zu was sie in der Lage ist -das war am 12. Spieltag gegen Mainz ebenso der Fall wie gestern gegen Hannover-, aber niemals über ein ganzes Spiel, geschweige denn über zwei Begegnungen in Folge.
Offensiv spielt das Team mittlerweile vollkommen ausrechenbar, ohne einen Funken von Inspiration oder Dynamik (das Hertha-Spiel klammere ich da mal etwas aus). Hier und da blitzt mal ein wenig Spielwitz auf aber kaum so, dass man von einem geordneten, durchdachten Spielaufbau oder gar einem Offensivkonzept sprechen könnte.

Zunehmende Defensivschwächen

Das war zu Beginn dieser Saison zwar nicht großartig anders, aber abgesehen davon, dass man eben im Verlauf eines halben Jahres doch etwas Entwicklung erwarten können sollte in solchen Bereichen, kommt noch ein zweiter Faktor hinzu, der mir und vermutlich allen Fans erhebliches Kopfzerbrechen bereitet:
Neben der biederen Offensive ist auch die im Herbst noch sehr standfeste Defensive zu einem Schatten ihrer selbst verkommen ist. Von den mittlerweile 32 Gegentoren haben wir 20 (!) in den letzten 10 Spielen kassiert. Vergleicht man das mit den 8 Gegentoren aus den ersten 10 Saisonspielen, dann muss man zu dem Schluss kommen, dass hier etwas drastisch in die falsche Richtung läuft.

Natürlich hinkt der Vergleich etwas, da die Gegner nur zum Teil die selben waren. Aber ein Gegentorschnitt von 2 Toren pro Spiel muss bei den Vereinsverantwortlichen die Alarmglocken schrillen lassen! Hochgerechnet auf die Saison hat nur der Tabellenletzte SC Freiburg einen schlechteren Gegentorschnitt. In den letzten 10 Begegnungen gibt es sogar kein einziges Team, das mehr Gegentore kassiert hat. Und überhaupt nur 2 Vereine (die schon erwähnte Hertha mit 4 und Kaiserslautern mit 5), die in diesem Zeitraum weniger Punkte als wir geholt haben.

Ein Faktor bei den Gegentoren, das wurde gestern auch der breiten deutschen Fußballwelt deutlich gemacht, ist in dieser Saison (gefühlt aber auch schon im Jahr zuvor unter Gross!) das Thema Standardsituation. Von den insgesamt 32 Gegentoren wurden 15 per Standard in oder am Strafraum erzielt: 8 nach einer Ecke, 3 nach einem Freistoß, 4 durch Elfmeter.
Auch hier wird die Negativentwicklung wieder drastisch deutlich, wenn man nur einen Blick auf die Rückrunde wirft: Von den nun 12 Gegentoren in 5 Spielen sind alleine 7 durch Standards gefallen! Schon vor dem Hannoverspiel waren es übrigens 4 von 8 – da verzerrt der Auftritt gestern nur bedingt. Falls das jemand anmerken möchte…

Nun gehört es im Fußball wie im echten Leben dazu, dass bestimmte Dinge Schwächen sind. Die Gretchenfrage hüben wie drüben ist dabei aber, wie man als Verantwortlicher mit diesen Schwächen umgeht und was man tut, um diese zu beheben.

Und an diesem Punkt liegt nun der sprichwörtliche Hase im Pfeffer.

Betrachtet man nämlich die Aussagen der Verantwortlichen, also Bobic und vor allem die Aussagen des sportlichen Übungsleiters Labbadia, dann entstehen große Zweifel daran, ob tatsächlich an diesen offensichtlichen Schwächen gearbeitet wird. Schon nach dem Schalke-Spiel (1:3) am 18. Spieltag wurden die 2 Gegentore durch Standardsituationen quasi als „höhere Gewalt“ eingestuft (dazu hätte sich übrigens noch ein 3. gesellt, dass fälschlicherweise wegen Abseits abgepfiffen wurde).
Nun, einen Monat später, hat man erneut 3 Tore nach Standardsituationen eingefangen und wieder wird von Vereinsseite die Bedeutung solcher Gegentore heruntergespielt, indem sich anschließend unser Cheftrainer hinstellt und sagt, man habe ja ohne die Standards gut gespielt.

Natürlich sind externe Aussagen und internes Handeln zwei verschiedene Paar Schuhe, aber hier werden meiner Meinung nach falsche Signale von oben an die Mannschaft gesendet, der so vermittelt wird, dass sie eigentlich nicht viel falsch gemacht hätte. Ich kann nur inständig hoffen, dass hier im Training anders gearbeitet wird, als es nach aussen kommuniziert wird, durch Aussagen wie „Wir müssen das Spiel abhaken und vergessen“. Das geflügelte Wort „Aus seinen Fehlern lernen“ kommt doch nun mal nicht von ungefähr…

„Ein leichter Gegner“

Doch diese Hoffnung wird neben der oben aufgezeigten Negativentwicklung und eben den externen Aussagen unserer Führungspersonen auch noch durch einen weiteren Aspekt stetig ausgehöhlt:
Die Aussagen der Gegner.

Nach dem Rückrundenauftakt saß Schalke-Stürmer Huntelaar Abends im Aktuellen Sportstudio und sprach auf Nachfrage von einem „leichten Spiel“. Mönchengladbachs Mittelfeldstar Marco Reus erwähnte nach dem 3:0-Sieg bei uns, dass man einfach nur seinen „Stiefel hätte runterspielen müssen“.  Und auch Hannovers Coach Mirko Slomka gab gestern Aussagen von sich, die man getrost als schallende Ohrfeigen für unsere sportliche Leitung interpretieren kann: „Die Stuttgarter haben in den letzten Spielen eine extreme Variante der Raumdeckung praktiziert. Das haben wir analysiert und bei den Standards ausgenutzt.“

Wie kann es sein, dass wir für den Gegner offenbar so ausrechenbar sein und im Grunde schon beinahe verspottet werden (für die glattgebügelten Interview-Verhältnisse der Bundesliga)?

In ein ähnliches Horn stößt übrigens auch die wie üblich exzellente taktische Analyse des Hannover-Spiels auf spielverlagerung.net:

Nach der Analyse des EL-Spiels und Slomkas Aussage, Spielmacher Hajnal die „Luft zum Atmen“ zu nehmen, hätte der VfB sich im Vorfeld der Partie auf das 4-3-1-2 und die damit verbundenen Chancen und Risiken einstellen können. Dass dies offenbar nicht in ausreichender Weise geschehen ist, stimmt zumindest nachdenklich.

Es ist ja nicht einmal so, als würden wir stets im gleichen System oder mit dem gleichen Personal auftreten. In der Rückrunde haben wir nie zweimal hintereinander mit derselben Startaufstellung gespielt, zwischendurch sogar das System von 4-2-3-1 auf 4-4-2 und wieder zurück auf 4-2-3-1 gewechselt (Systemwechsel innerhalb der Begegnungen noch aussen vor). Und dennoch haben die Gegner laut eigener Aussage keine Schwierigkeiten ihr Spiel durchzuziehen?? Wie gesagt, das Personal wird ja auch stets durchgewechselt. Werfen wir nochmal einen Blick zehn Spieltage zurück: Vergleicht man die Startelf aus Mainz mit der Startaufstellung in Hannover so wurden satte 5 Feldspieler ausgetauscht!

Ohne jetzt zu sehr in das Thema gehen zu wollen (das gebührt eigentlich eines eigenen Eintrags und würde hier den Rahmen sprengen):
Absolut bezeichnend ist es, dass wir nicht einen einzigen Spieler mit mehr als drei Einsätzen haben, der nach 1989 geboren ist! Und der eine Spieler mit drei Einsätzen ist Christopher Hemlein, der auf wahnwitzige 55 Spielminuten zwischen dem 10. und 12. Spieltag kam. So viel zum viel beschworenen „Stuttgarter Weg“ und der so gerne aufs Schild gehobenen Jugendförderung… Aber wie gesagt, das würde jetzt zu weit führen.

Ich denke, jeder versteht den Punkt und worauf ich hinaus will.

Wie geht es weiter?

Am kommenden Wochenende trifft die Mannschaft nun auf den Tabellenletzten SC Freiburg, die in der Rückrundentabelle sogar mittlerweile einen Platz vor uns rangieren. Danach geht es gegen den Rhetorik-Champions League-Aspiranten Hamburger SV, die sportlich auch etwas hinter den von Fink formulierten Ansprüchen hinterherhinken und mit der Nordderby-Niederlage auch etwas Gepäck mit sich herumschleppen – aber in der Tabelle der letzten 10. Spieltage immerhin 6. sind.
Anschließend steht mit Kaiserslautern ein Gegner auf dem Programm, bei dem es noch(?) erstaunlich ruhig ist, angesichts der sportlichen Talfahrt.

Meine Vermutung ist, dass die geschäftsüblichen Mechanismen irgendwann innerhalb dieser drei Spiele greifen werden, und Bruno dem Arbeitsmarkt wieder zugänglich gemacht werden wird – sollten nicht wider (meinem) Erwarten mindestens 6 Punkte in diesen drei Partien geholt werden und die Niederlage (vermutlich beim HSV) nicht allzu bitter ausfallen.

Sollten weniger Punkte geholt werden, kann ich mir nicht vorstellen, dass Bruno Labbadia im Duell gegen seinen Vor-Vor-Vorgänger bei Hoffenheim noch an der Seitenlinie steht.

Die Frage ist halt, was eine vorzeitige Trennung vom Trainer bringt? Dass wir bei 8 Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze noch unten reinrutschen ist zwar sicherlich nicht ganz ausgeschlossen, allerdings erwecken die Konkurrenten in der unteren Tabellenhälfte allesamt keinen wirklich stabileren Eindruck als das der VfB derzeit tut. Ich kann es mir zumindest nicht vorstellen, dass nicht drei Teams hinter uns landen, selbst wenn man in Cannstatt so weitermacht wie bisher.

Die 8 Punkte Rückstand auf Rang 6 bzw. 7, die für das internationale Geschäft qualifizieren würden, sind wiederum auch nicht unüberbrückbar. Es ist letztlich „nur“ nötig, in den letzten 12 Spielen drei Siege mehr als Leverkusen oder Hannover einzufahren. Blöderweise hat man in den letzten Wochen gegen keines dieser beiden Teams gewinnen können und auch so erscheint es derzeit eher unrealistisch, dass man an sie rankommt (in der Hinrunde haben alle drei Teams zwischen Spieltag 6 und 17 quasi identisch viele Punkte geholt).

Die T-Frage

Nach den vorangegangenen Ausführungen dürfte relativ klar sein, dass ich eine längerfristige Zusammenarbeit mit Bruno Labbadia für wenig sinnvoll halte. Dazu sprechen mittlerweile einfach zu viele Faktoren gegen ihn.

Stellt sich also die Frage, ob man ihn jetzt schon los wird, oder ob man im Sommer eine Trennung vollzieht.

Die Trennung im Sommer würde bedeuten, dass man diese Saison quasi abhakt und „auslaufen“ lässt. Dafür hätte man den Vorteil, dass man für den Sommer die Position des Cheftrainers nicht unter Zeit- und Mediendruck neubesetzen muss, sondern sich zur Abwechslung mal etwas Gedanken machen kann über Konzepte und Ausrichtung.
Sollte man sich allerdings dazu entschließen, diesen Weg zu gehen, dann sollte Verein Labbadia davon „überzeugen“, sich im letzten Saisondrittel konsequenter der Jugendförderung zu verschreiben.

Die zweite und in Stuttgart quasi schon übliche Variante wäre es, Labbadia umgehend rauszuschmeissen und versuchen, sofort durch einen neuen Cheftrainer Impulse zu setzen, um durch eine Aufholjagd die Lücke zu Platz 6/7 noch schließen zu können. Hier stellt sich die Frage, wen man derzeit auf dem Trainermarkt verpflichten kann und sowohl die kurzfristige, als auch die langfristige Perspektive zutraut. Man kann natürlich hier einiges gewinnen, wenn es gelingt die Saison im internationalen Geschäft abzuschließen, aber es droht selbstverständlich die Gefahr einmal mehr einen übereilten Fehlgriff zu machen.

Daneben existiert natürlich noch das „Berliner Modell“, bei der man eine eindeutige Übergangslösung einstellt mit dem klaren Auftrag die Saison mit Anstand zu Ende zu bringen, um dann im Sommer einen Neuanfang zu starten. Das wäre die Option, die man ziehen müsste, wenn man a) diese Saison abhakt und b) Bruno Labbadia es nicht schaffen sollte, sich einer Jugendförderung zu verschreiben bzw. sich mit der klaren Ansage, im Sommer weg zu sein, nicht mehr ausreichend motivieren kann.

Das mögen naive Wünsche eines Fans sein, der keine Ahnung von der Realität hat, aber ein Weiterwurschteln wie bisher kann nicht die Lösung sein.

Erwarten.

3 Aug

In unserer deutschen Sprache hat man ja schon ein paar schöne Begriffe. Das Wort „erwarten“ zum Beispiel hat doch eine gewisse, schlichte Schönheit – und man kann es zudem durchaus mehrfach verwenden.

Und gerade zum jetzigen Zeitpunkt findet eben dieses Wort durchaus häufig Gebrauch.
So kann ich es meinerseits kaum noch erwarten, dass die Bundesliga-Saison endlich wieder losgeht. Aber erfreulicher Weise hat das Warten bald ein Ende und ich werde schon am Samstag dem VfB in seinem endlich komplett renovierten Zuhause meine Aufwartung machen. Dass ich auf eine gute Wartung der Anlagen hoffe, ist in diesem Zusammenhang sicherlich selbstredend.

Die spannendere Frage und auf der sicherlich die Ungeduld beruht, mit der der Saisonstart herbeigesehnt wird, ist aber natürlich vor allem: „Was kann, was darf, was muss ich von meinem Verein erwarten?“

Im Bezug auf den VfB bin ich mir da doch eher unsicher, was die Beantwortung dieser Frage angeht.

Natürlich sind die „Rahmenbedingungen“ grundsätzlich schon mal etwas positiver als sie in den vergangenen Jahren waren. Zum einen sind wir das lästige Thema „Baustelle“ los und haben endlich wieder ein komplettes und erstmals reines Fußballstadion, das nach allem, was man so hört, wirklich sehr gelungen sein soll.
Der zweite äußere Einfluss ist erstmal eigentlich kein erfreulicher, denn schließlich spielen wir in dieser Saison erstmals seit vielen Jahren nicht mehr international mit. Aber sieht man es positiv, dann hat man eben die sehr zeitintensive und finanziell wenig attraktive Belastung durch die Europa League endlich los und kann sich auf die Bundesliga und die paar Spiele im Pokal konzentrieren, was zumindest theoretisch die Chance auf Erfolg in der Liga und eben im Pokal erhöhen sollte.

Der wesentlich relevantere Aspekt ist aber mit Sicherheit die Antwort auf die Frage nach der sportlichen Qualität.

Wie in den vorangegangenen zwei Jahren hat man mit Träsch auch in diesem Jahr wieder einen deutschen Nationalspieler verloren, der eine relativ zentrale Rolle im Spiel des VfB einnahm. Zwar glaube ich, dass er im Gegensatz zu Gomez und Khedira keine so große sportliche Lücke hinterlassen wird, allerdings summiert sich der Aderlass natürlich auf Dauer.

Immerhin hat man für Träsch dieses Mal schon frühzeitig einen Ersatz gefunden, der die Lücke im defensiven Mittelfeld neben Zdravko Kuzmanovic mehr als adäquat füllen können sollte – sofern die Vorschusslorbeeren für den Dänen William Kvist stimmen.

Das größte Fragezeichen in Sachen Qualität dürften die meisten Fans allerdings ohnehin auf einer anderen mit Träsch verbundenen Position ausmachen: Die Position des Rechtsverteidigers.

Im Frühjahr, als es um eine Vertragsverlängerung mit Christian Träsch ging, wurde ihm vom Verein angeblich eine „Garantie“ für dauerhafte Einsätze als Rechtsverteidiger angeboten – um ihm, laut Verein, die Chancen auf einen Stammplatz in der Nationalelf zu erhöhen, da das defensive Mittelfeld der Nationalelf doch weitaus stärker besetzt ist.
Dass dies Träsch nicht so geschmeckt haben soll, der sich wohl eher im Mittelfeld sieht, soll hier nicht Thema sein – schließlich ist er ja so oder so wegen der besseren sportlichen P€rsp€ktiv€ nach Wolfsburg gewechselt.

Allerdings hat der Verein offensichtlich ja erkannt, dass es auf der Rechtsverteidigerposition endlich eine konstante und qualitativ hochwertige Lösung benötigt. Doch obwohl Träsch (und ja übrigens auch Patrick Funk) eben weg ging hat man anschließend trotzdem nichts mehr unternommen, um dort nachzulegen. Stattdessen geht man mit dem im letzten Jahr (noch?) nicht überzeugenden Stefano Celozzi und dem gelernten Innenverteidiger Khalid Boulahrouz in die Saison.

Das alleine birgt schon ein gewisses qualitatives Risiko. Erschwerend hinzu kommt nun die in den letzten Wochen extrem verschlimmerte Personallage in der Innenverteidigung. Nach den langfristigen Verletzungen von Delpierre, Niedermeier und auch Bicakcic hat man nun eigentlich nur noch zwei Spieler, die eigentlich als Innenverteidiger für das erste Team eingeplant sind: Der jüngst auch von einer kleineren Verletzungen geplagte Serdar Tasci, sowie die mexikanische Neuverpflichtung Maza, dem vom Trainerteam eigentlich erstmal noch „Trainingsrückstand“ bescheinigt worden war. Dazu plant man voraussichtlich Patrick Bauer als Backup – 18 Jahre jung, mit der Referenz von insgesamt 72 Minuten dritte Liga, verteilt auf drei Einsätze (darunter immerhin 57 Minuten nach Einwechslung am ersten Spieltag dieser Saison).

Dieser Zustand wird wohl noch für rund zwei Monate so anhalten in Anbetracht der Länge der Verletzungen von Niedermeier, Delpierre und Bicakcic. Dementsprechend wird man wohl Boulahrouz auch regelmäßiger in der Innenverteidigung einsetzen müssen, was dann im Umkehrschluss dem qualitativen Problem auf rechts noch eine quantitative Dimension hinzufügt.

Daher muss nach logischem Ermessen der Verein auf dem Transfermarkt eigentlich zwingend noch einmal aktiv werden, obwohl man das eigentlich quasi ausgeschlossen hatte. Ich stimme den Aussagen von Bobic und Labbadia zumindest insoweit zu, dass es wirtschaftlich und auch sportlich eher sinnlos wäre, wenn man nun weitere Innenverteidiger „auf Vorrat“ holt. Ansonsten hat man spätestens zur Rückrunde tatsächlich das gegenteilige Problem, dass man ohne internationales Geschäft auf einmal mit bis zu acht Innenverteidigern dasteht.
Der vernünftigste Schritt wäre daher das zu machen, was man in den Augen vieler Fans schon vor Wochen hätte man sollen, nämlich einen zusätzlichen, vernünftigen Rechtsverteidiger zu holen, der (und das ist wichtig) möglichst unmittelbar eingesetzt werden kann.

Immerhin steht die linke Abwehrseite relativ gut da, mit Molinaro und Boka, von denen der Italiener erst einmal gesetzt sein dürfte. Und auch Youngster Sven Ulreich dürfte im Tor bis auf weiteres unumstritten sein und im Gegensatz zum letzten Jahr nicht noch eine weitere Baustelle im Defensivverbund darstellen.

Auch die Doppelsechs im Mittelfeld dürfte nach allem was man von Aussen bisher beurteilen kann mit dem K+K-Duo (Kvist und Kuzmanovic) sowie den vermutlichen Back-Ups Gentner und Mamadouh Bah bis auf Weiteres gut besetzt sein und so vielleicht etwas Stabilität bescheren.

Die zweite, große Sollbruchstelle im Kader ist die Zehner-Position. Zwar hat man mit Tamas Hajnal eine Lösung fest verpflichten „müssen“, die als Startelfspieler die meisten Skeptiker überzeugt haben dürfte (mich mit eingeschlossen). Aber neben der Frage, ob er die Leistungen der Rückrunde überhaupt konservieren kann, ist vor allem das Problem, dass es für ihn im aktuellen Kader keinen wirklich adäquaten Ersatz geben. Gentner, als vermutlich erster Ersatz, ist in Sachen Kreativspiel bestenfalls eine Notlösung. Die andere, vermutlich interessantere Option ist Timo Gebhart, dem ich prinzipiell zutrauen würde auf dieser Position eine gute Rolle zu spielen – allerdings laboriert er nach wie vor an den Folgen einer hartnäckigen Verletzung. Damit ist er bestenfalls mittelfristig eine Alternative.
Achja, Cacau ist auch eine Option. So in der Theorie zumindest.

Zwar sind auch die anderen Positionen im Offensivbereich mit leichten Fragezeichen verbunden, aber als wirkliches Problem erachte ich eigentlich nur die Zehnerposition. Auf den Flügeln im Mittelfeld, ebenso wie im Sturm, ist es eher eine Frage von „Wer spielt letztlich von den Optionen“. Die Optionen, die vorhanden sind, sind aber allesamt einigermaßen vielversprechend.

Auf dem rechten Flügel ist der Topscorer der letzten Saison natürlich erst einmal gesetzt, der Hamburger Österreicher Martin Harnik. Gebhart wäre hier potentiell vermutlich erster Ersatz, aber auch hier muss man erst einmal sehen, wann er wieder gesund wird.

Auf der linken Seite ist es zumindest nominell fast schon überfüllt: Okazaki, Traoré, Audel, Gentner, Boka und auch Gebhart sind hier vom Prinzip her Optionen – auch wenn man die nicht unbedingt alle da sehen will.
Gesetzt ist (sofern nach Knöchelverletzung wieder fit) erst einmal der diesjährige Winterpausentransfer Shinji Okazaki, der in der Rückrunde weitestgehend überzeugen konnte, wenn auch nicht unbedingt als Vollstrecker. Zudem hat man mit Ibrahima Traoré in diesem Sommer einen Spieler verpflichtet, der tatsächlich auch nominell auf dem Flügel beheimatet ist. Bei ihm stellt sich sicherlich die Frage, ob er den Anforderungen der ersten Liga körperlich gewachsen ist. Zudem bin ich mir nicht ganz sicher, ob er nicht potentiell ein Sicherheitsrisiko ist, mit seinem Spielstil.
Mit Johan Audel wurde ja schon vor einem Jahr ein nomineller Flügelspieler verpflichtet, allerdings hat er bislang die schlimmste Befürchtungen erfüllt, die man nach Lesen diverser Meinungen über ihn haben musste: Verletzungsanfällig as verletzungsanfällig can. Von daher ist sein Name hier eher der Form halber gelistet – bis auf Weiteres.
Ähnliches gilt für die Namen Gentner, Gebhart und Boka, die eigentlich eher auf anderen Positionen benötigt werden bzw. zuhause sind.

Auch im Sturm herrscht für unsere Verhältnisse ein regelrechtes Gedränge. Bis auf weiteres ist Cacau hier die erste Option. Im Pokalspiel bei Wehen wirkte er allerdings etwas verloren und ohne rechte Bindung zum Spiel – es könnte also mal wieder den schlechten Cacau geben, der uns in den nächsten Wochen erwartet. In dem Fall dürfte Pavel Pogrebnyak regelmäßiger zu Einsätzen kommen, zumindest bis Julian Schieber wieder von seiner Verletzung vollständig genesen ist. Ich bin gespannt, wann und ob er sich durchsetzen kann. Die Chancen wird er bekommen, denke ich.
Hinter den drei erwähnten Stürmern wären zudem auch Harnik und Okazaki in der Lage dort zu spielen – bei letzterem bin ich ja nach den Aussagen von japanischen Fans immer noch davon überzeugt, dass er dort ohnehin besser aufgehoben sein dürfte als auf dem Flügel…

Die voran beschriebenen Einschätzungen basieren natürlich alle auf der Annahme, dass weiterhin ein 4-2-3-1 das System der Wahl bleibt. Zwar wurde laut Vorbereitungsberichterstattung auch durchaus mal mit einem 4-4-2 experimentiert, aber das sehe ich irgendwie noch nicht als regelmäßige Option. Ohnehin hätte es aus meiner Sicht ja eher Sinn gemacht, wenn man schon ein 4-4-2 einübt, dann nicht mit einer Raute im Mittelfeld, sondern mit zwei defensiven Mittelfeldspielern, um so eine Alternative zu haben für den Fall, dass Hajnal mal ausfällt. Aber gut, was weiss ich schon? Bin ja nur Blogger.

Nun gut. Soweit also mal meine Gedanken zum aktuellen Kader.

Ein Saisonvorschau-Kadereinschätzung-Ausblick-Text kommt natürlich auch nicht umhin, das Thema „Trainer“ zumindest kurz zu erwähnen. Viel Hohn und Spott prasselte bei der Verpflichtung Bruno Labbadias über uns herein, bevorzugt natürlich aus dem Umfeld des Bayer-Werks, sowie aus Ost-Bremen. Aber auch insgesamt wurde diese Personalentscheidung ja doch eher mit Häme begleitet.

Und auch ich kann nach wie vor eine gewisse Skepsis gegenüber Labbadia nicht komplett verhehlen. Was aber nur zum Teil mit seiner Person und seiner Historie zu tun hat, sondern mindest ebenso viel mit unserer eigenen jüngeren Vergangenheit, in der sich Bad Cannstatt nicht eben als trainerfreundliche Umgebung herausgestellt hat. Ein beliebter Kommentar von Optimisten ist in dieser Hinsicht ja gerne der Verweis auf „Minus mal Minus ergibt Plus“.
Das hat durchaus einen gewissen Charme, auch wenn ich leichte Zweifel habe, dass es so simpel ist. Wir wissen ja schließlich alle, dass Fußball keine Mathematik ist…

So bleibt es letztlich mal wieder der Zeit vorbehalten zu zeigen, ob Labbadia den bei seinen vorangegangenen Stationen üblichen Einbruch nach anfänglichen Erfolgen dieses Mal vermeiden kann. Und die Spieler müssen zeigen, dass sie nach einer Rückrunde mit Erfolg nicht wieder zu schnell in einen Status der Selbstzufriedenheit fallen. Und der Verein muss zeigen, dass er einen Trainer mit der Mannschaft arbeiten lassen kann, ohne durch unglückliche Aussagen Unruhe reinzubringen.

Der erste Prüfstein wartet an diesem Samstag zur offiziellen Saison- und Stadioneröffnung in Form der Schalker auf Labbadia und seine Mannen. Keine leichte Aufgabe, aber dennoch hoffe ich (natürlich und wie jedes Jahr, nein, jede Woche) auf einen Sieg. Alleine schon, weil uns dann nicht ausgerechnet (!) Marica abgeschossen hätte – Alptraumszenario.

Aber okay. Hauptsache es geht jetzt endlich los und das Warten hat ein Ende.

Der Neue: Fredi Bobic

27 Jul
Neuer Sportdirektor beim VfB Stuttgart: Fredi Bobic - Quelle: vfb.de

Neuer Sportdirektor beim VfB Stuttgart: Fredi Bobic Quelle: vfb.de

Einen Hehl habe ich hier und an anderen Stellen daraus ja nie gemacht, dass mein Favorit auf die Nachfolge von Horst Heldt ganz klar Gerhard Poschner ist.Von Aussen betrachtet stellte Poschner für mich die beste Mischung aus Stallgeruch, Erfahrung auf Managerebene, internationaler Erfahrung mit entsprechendem Netzwerk und auch Medientauglichkeit dar.

Aber ich sitze eben „aussen“, während man sich „innen“, im Kreise der Vereinsführung offenbar recht schnell darauf verständigt hatte, dass man die beste entsprechende Mischung mit Fredi Bobic gefunden hat. So würde ich es auf jeden Fall deuten, dass schon seit einigen Wochen Bobic von der Presse als klarer Favorit gehandelt wurde, auch wenn man darüber hinaus wohl dennoch ernsthafte Verhandlungen auch mit anderen Kandidaten (Andreas Müller, Karl-Heinz Riedle und eben Poschner) geführt hat.

Dementsprechend war es dann also nicht mehr so richtig überraschend, als der VfB auf der heutigen Pressekonferenz eben jenen Fredi Bobic als neuen Sportdirektor des Vereins verkündete.

Der erste Gedanke, der sich mir aufdrängte war, dass wir uns nun nicht mehr so wirklich über das Schalker Verhalten beschweren können – schließlich haben wir ebenfalls einem Verein seinen Manager trotz laufenden Vertrages weggeschnappt. Die wohl existierende Klausel, dass Chernomorets Burgas Bobic bei Angeboten von deutschen Bundesligisten gehen lassen wird, ist dabei dann eben letztlich nur ein formaler Unterschied, der dem ganzen höchstens etwas weniger Geschmäckle verleiht.

Aber gut, so ist nun mal das Geschäft und der Große frisst nun mal den Kleinen… Oder so ähnlich…

In der Berichterstattung der Journaille, aber auch in den Diskussionen vieler VfB-Fans konzentriert sich derzeit nun einiges auf den wohl großen Unterschied zwischen Bobic und seinem Vorgänger Heldt, nämlich der, dass für Bobic der VfB immer eine „Herzensangelegenheit“ war, während Horst Heldt nie richtig im Verein als „einer von uns“ akzeptiert worden ist und seinerseits für ihn der VfB aber eben auch nie *die* Bedeutung gehabt hätte. Exemplarisch sei dafür dieser Artikel der Süddeutschen genannt.

Mich befällt bei solchen Artikeln und auch entsprechenden Kommentaren von VfB-Fans ehrlich gesagt ein bisserl Skepsis, denn ich hoffe nicht, dass die Vereinsverbundenheit nicht auch für die VfB-Oberen das ausschlaggebende Argument für eine Berufung Bobics als Sportdirektor gewesen ist. Denn das wäre mir dann doch etwas wenig.

Immerhin, etwas mehr Erfahrung vorweisen kann er zum Amtsantritt auf jeden Fall schon mal als sein Vorgänger zum vergleichbaren Zeitpunkt, der ja frisch von der Ersatzbank in die Verwaltung wechselte.
Eine abgeschlossene Ausbildung als Einzelhandelskaufmann, diverse Praktika und Hospitanzen im Vereinsfußball und im Medienbereich liegen hinter ihm, sowie das oben schon angesprochene Engangement bei Chernomorets Burgas in Bulgarien, wo man hoffenheimesk mit enorm viel Geldeinsatz einen Profifußballclub mit internationel Ambitionen aus der grünen Wiese stampfte. Dazu betreibt er -zumindest namentlich- noch eine Sportsbar, sowie gemeinsam mit seinem Berater ein Sportartikelgeschäft im Stuttgarter Raum.

Die große Frage, die sich für mich stellt, ist die Frage, wie das Netzwerk des Fredi Bobic aussieht. Schließlich ist das für mich die Kernkompetenz für einen Sportdirektor, der bei Spielertransfers nicht nur involviert sondern auch aktiv sein soll. Mangelndes kaufmännisches Knowhow kann man sich sicherlich immer noch sehr schnell mit etwas gesundem Menschenverstand aneignen (glaubt mir, ich habe BWL studiert) und auch eine halbwegs smarte Präsenz vor der Kamera kann man schnell erlernen (wobei das beim nun Ex-Ex-DSF-Spieltagsanalytiker ja ohnehin kein Problem ist). Aber die Entwicklung eines internationalen Netzwerks von relevanten Kontakten ist eben etwas, was man nicht mal eben so herzaubern kann. Und da bin ich mir eben nicht sicher, ob Fredi Bobic trotz einer Karriere in mehreren Ländern ein relevantes Kontaktnetzwerk aufbauen konnte, mit den Stationen Stuttgart, Dortmund, Hannover und Berlin in Deutschland, sowie Bolton und Riejeka (plus Burgas jetzt) international.

Um es kurz zu machen: Ein gewisses Maß an Skepsis begleitet meinerseits diese Personalie und die werde ich wohl auch erst einmal nicht so schnell los werden. Aber ich werde Bobic selbstverständlich eine Chance geben und nur das Beste wünschen. Chancen sich zu profilieren wird er in naher Zukunft ja zur Genüge bekommen, schließlich stehen mit der Personalie Khedira sowie den möglichen Zugängen von Degen, Ayew und Traoré sowie erstmals auch ernsthafter von Dszudzsak (Eindhoven) jede Menge wichtiger Entscheidungen an, die eine gewisse Zeitsensitivität besitzen.

Immerhin beruhigt es mich sehr zu wissen, dass nach wie vor mit Jochen Schneider ein Mann gleichberechtigt an Bobic‘ Seite stehen wird, der nicht nur mittelerweile ein großes Maß an Erfahrungen als Manager sammeln konnte, sondern auch ein erfreuliches Symbol der Kontinuität in Reihen der Vereinsführung darstellt. Er wird sich da sicherlich auch um die Aus- und Weiterbildung von Bobic kümmern – so wie er es vermutlich schon bei Heldt getan hat…

Achja, damit wir das Buzzword auch noch abhaken können, ohne den momentan kein Artikel über diese Personalie auskommt: Magisches Dreieck. So.

Das Neue, Der Neue, Die Neuen

21 Jul

Ein altbekannte, deutsche Redewendung lautet „Alles neu macht der Juli“ – naja, zumindest so ähnlich.

Im Fußball stimmt das zumindest in der Regel so ungefähr, denn das ist häufig der Monat in dem die Vereine so richtig in die Vorbereitung für die neue Saison einsteigen und dementsprechend viele personelle Weichen gestellt werden.

So natürlich auch beim VfB Stuttgart und so natürlich auch hier im Blog.

Dem aufmerksamen Leser dieses Blogs (und jetzt auch den Feed-Abonnenten) wird es sicherlich schon aufgefallen sein, dass ich die Sommerpause genutzt habe, um dem Blog ein neues Aussehen zu verpassen. Das neue Design macht den Blog hoffentlich etwas aufgeräumter und besser lesbar, ein Kritikpunkt, der schon von dem einen oder anderen Leser vorgebracht wurde.

Ein Umzug auf eine eigene Domain und damit ein wirklich „eigener“ Blog ist übrigens momentan nicht geplant, da ich die Notwendigkeit derzeit nicht sehe sondern mit wordpress.com als Plattform eigentlich sehr zufrieden bin. Aber mal schauen, vielleicht wage ich mich im nächsten Jahr in der Sommerpause mal da ran.

Auch beim VfB wird wie erwähnt kräftig an den Weichenstellungen für die nahende Saison gebastelt – auch wenn sich die Ergebnisse bislang noch im überschaubaren Rahmen bewegen.

Der Neue auf der Managerposition soll laut Aussagen auf der Mitgliederversammlung in den nächsten Tagen vorgestellt werden und ein ehemaliger Bundesligaprofi sein. Angeblich wird derzeit mit 5 Kandidaten ernsthaft verhandelt, wobei laut diversen Medienberichten die beiden Ex-VfB’ler Fredi Bobic und Gerhard Poschner momentan die Favoriten seien.

Ich könnte mit beiden Kandidaten wohl mehr oder weniger leben, wobei allerdings Poschner mein eindeutiger Favorit wäre. Im Gegensatz zu Bobic, der ja zur Zeit noch in der bulgarischen Provinz ein hoffenheimeskes Projekt gemeinsam mit seinem alten Spezi Krassimir Balakov hochzieht, hat Poschner sich zumindest zwei Jahre lang als Sportdirektor eines Vereins in einer europäischen Topliga bewähren können.

Nicht, dass ich es Bobic nicht zutrauen würde, auf der Managerposition auch eine gute Rolle zu spielen – aber neben dem Erfahrungsvorsprung, den Poschner ihm gegenüber aufweist, denke ich auch dass Poschner dank seiner Tätigkeit bei Real Saragossa vermutlich über das etwas hochwertigere Netzwerk im internationalen Fußball verfügt. Ein sicherlich nicht zu unterschätzender Vorteil auf der Position.

Aber egal ob es Poschner oder Bobic (oder doch jemand anders) wird, denke ich, dass wir wirtschaftlich und von den Strukturen her zumindest so gut aufgestellt sind, dass wir, auch dank der Person Jochen Schneider, weiterhin eine gute Rolle in der Bundesliga spielen dürften. Die Bekanntgaben über den wirtschaftlichen Zustand und die Bestätigung auf der Mitgliederversammlung, dass man weiterhin vernünftig wirtschaften will, kann ich zumindest nur begrüßen.

Achja, vielleicht kann man es ja mal mit einer Doppellösung Poschner/Bobic probieren. Und wenn man dann noch Marco Haber vom 1. FC Kaiserslautern loseisen könnte, dann könnte man vielleicht sogar wieder versuchen einen Angriff auf die Musikcharts zu starten…

Auch im Bereich der Neuverpflichtungen hat sich seit der Sommerpause noch nicht allzu viel Neues getan, schließlich stehen die Transfers von Martin Harnik und Marc Ziegler schon seit geraumer Zeit fest, Christian Gentners Verpflichtung wurde sogar schon im vergangenen Winter bekannt.

Dementsprechend wird es so allmählich mal Zeit, mich darum zu kümmern die Neuen im VfB-Dress hier vorzustellen, was in den nächsten Tagen hier geschehen wird. Und ja, damit ist die Sommerpause hier im Blog dann auch beendet und hier wird es dementsprechend wieder etwas aktiver werden.

Ich hoffe natürlich, dass ich nicht allzu lange warten muss, um neben diesem Trio auch noch ein bis drei weitere Neueinkäufe hier vorstellen zu können. Die Gerüchteküche kocht momentan zumindest auf recht hoher Flamme.

Die Verpflichtung von Ibrahima Traoré vom FC Augsburg steht ja schon seit längerem auf der Agenda, auch wenn sich immer noch nichts Entscheidendes in dieser Hinsicht zu bewegen scheint. Meiner Meinung nach wäre es aber auf jeden Fall ein Transfer, der sehr zu befürworten wäre und eindeutig das Potential hätte, eine Lösung mit Zukunft im linken Mittelfeld zu sein.

Seit kurzem auch verstärkt im Fokus der Medien sind zudem noch zwei weitere Spieler, die mit dem VfB in Verbindung gebracht werden. Mit André Ayew von Olympique Marseille ist darunter einer der Shooting Stars der WM, der mir bei seinen Auftritten für Ghana sehr gut gefallen hat und für den kolportierten Betrag von 1 Mio. € sicherlich ein absolutes Schnäppchen wäre, wenn er die Leistungen der WM bestätigen kann. Mit 20 Jahren ist er zudem auch noch extrem jung und sollte seine besten Jahre noch vor sich haben. Als Allrounder im offensiven Mittelfeld wäre er zudem eine weitere vielversprechende Ergänzung, um das Flügelspiel zu beleben.

Mit Philipp Degen ist seit heute noch ein weiterer Spieler ins Gespräch gebracht worden, der allerdings auf einer Position spielt, die bislang noch nicht sonderlich beachtet wurde beim Thema Neueinkäufe. Mit immerhin 27 Jahren ist er dabei ein angenehmer Kontrapunkt zu den eher jungen Spielern, die sonst so mit dem VfB in Verbindung gebracht werden und könnte damit ein wenig mehr Erfahrung in die ansonsten recht junge Mannschaft bringen, die ja doch die Verluste einiger routinierter Spieler zu verkraften haben wird. Die Frage stellt sich natürlich in Bezug auf sein Leistungsvermögen, in Anbetracht dessen, dass er nach seiner insgesamt recht starken Zeit bei Dortmund nun zwei Jahre lang beim FC Liverpool kaum ein Bein auf den Boden bekommen hat, sondern meist nur auf der Bank und dem Trainingsplatz aktiv war.

Spannender scheint aber alles in allem derzeit für die Medien natürlich zu sein, was mit Sami Khedira in der nahen Zukunft passieren. Real Madrids Interesse darf als gesichert gelten, wobei dann heute auf einmal Berichte über einen angeblichen Vorvertrag beim FC Bayern München in diversen Medien auftauchten – etwas was kurioserweise auch schon bei Mario Gomez behauptet worden war…

Ein ablösefreier Wechsel zu den Bayern im Sommer 2011 wäre dabei so ziemlich der Super-GAU für wohl die allermeisten VfB-Fans, inklusive mir. Daher hoffen wir mal, dass das einfach nur eine reine Ente ist.

Der Heldt vom Erdgasfeld

2 Jul

In den vergangenen vier Jahren zählte der VfB Stuttgart mit den Platzierungen 1, 6, 3 und 6, dem Erreichen eines DFB-Pokalfinals, sowie der jeweils zweimaligen Qualifikation für Champions League und UEFA-Cup (bzw. Europa League) unbestreitbar zu den absoluten Topclubs des deutschen Profifussballs. Einhergehend damit war zudem eine (weitere) wirtschaftliche Gesundung und ein kontinuierlicher Anstieg der durchschnittlichen Zuschauerzahl (mit baubedingter Ausnahme der letzten Saison). So kann man insgesamt in der Zeit seit 2006 von einer richtiggehenden Erfolgsgeschichte im Schwabenländle sprechen.

Relativ eng verbunden ist dieser Erfolg sicherlich unbestreitbar mit einem Namen: Horst Heldt.

Der Ex-Manager in spe [Q: vfb.de]

Heldt - Der Ex-Manager in spe (Quelle: vfb.de)

Nach rund 4 Jahren als Spieler stieg er in der Winterpause 2006 zum Sportdirektor auf und konnte sich schon einen Monat später einen Namen machen, indem er den damaligen Trainergott Giovanni Trappatoni kickte und im Zuge dessen seinen Favoriten Armin Veh beim Vorstand durchsetzte – der dann ja bekanntermaßen in der Saison darauf, der ersten kompletten Saison mit Heldt als Sportdirektor, Deutscher Meister mit dem VfB wurde und das Pokalfinale erreichte.

Auch als Veh wegen Erfolgslosigkeit gefeuert werde musste, verhielt er sich relativ geschickt und fällte die richtige Entscheidung mit der Beförderung seines Intimus Babbel, der die Mannschaft auf Platz 3 und wieder in die Champions League brachte. Dementsprechend war die Beförderung Heldts in den Vorstand des VfB eine durchaus angebrachte Belohnung in dessen Zug Heldt auch direkt mal seinen Vertrag um vier Jahre bis 2013 verlängern ließ.

Und selbst die Trennung von eben jenem mit ihm befreundeten Babbel, die durchaus nicht wenigen zu lange dauerte, bachte ihm allgemein durchaus noch einigermaßen viel Respekt ein, zumal Nachfolger Gross dem Team dann wieder ordentlich Leben einhauchen konnte.

Wie oben erwähnt also im Grunde alles eine richtig schöne Erfolgsgeschichte.

Und doch hat sich Horst Heldt nun entschieden, das Weite zu suchen und sein Glück bei einem Verein zu suchen, der in der abgelaufenen Saison zwar bedeutend besser abgeschlossen hat als der VfB – was aber gleichzeitig auch eher die Ausnahme darstellt. Von den gemeinhin in der Presse kolportierten immensen finanziellen Problemen, mit denen dieser Verein zu kämpfen hat, mal ganz zu schweigen. Das kann ich ohnehin nicht wirklich beurteilen, so als Aussenstehender… (Sollte allerdings nur die Hälfte daran wahr sein, was so berichtet wird, dann… Nuja…)

Nun fühlt er sich also „unterbezahlt und nicht genügend wertgeschätzt“, wenn man der einschlägigen Presse Glauben schenken darf, die die Meldung am Mittwoch vergangener so mir nichts, dir nichts platzen ließ.

Das ist insofern schon mal relativ aufrichtig, dass er tatsächlich erwähnt, dass es ihm zu wenig Kohle ist, die er in Stuttgart verdient. Da ich keine Ahnung habe, welche Zahl auf seiner monatlichen Gehaltsabrechnung so erscheint (größer als meine wird sie sicherlich sein), kann man da natürlich ganz schwierig etwas zu sagen. Es erscheint vor dem Hintegrund der -kolportierten- Finanzlage der Schalker allerdings schon ein wenig kurios, dass er sich dann ausgerechnet für diesen Verein entscheidet. Aber wer bin ich, da zu urteilen?

Das Thema mit der Wertschätzung ist dann allerdings noch mal ein ganzes Stück komplexer.

Ich muss ihm insofern sicherlich recht geben, dass er bei den Fans nie die riesige Wertschätzung erfahren hat, die man in Anbetracht der durchaus großen Erfolge in seiner Amtszeit als Aussenstehender vielleicht vermuten könnte. So trägt er bei vielen Fans eher weniger schmeichelnde Spitznamen wie „Der KFZ-Lehrling“ oder „Shopping-Hotte“ und auch wenn Heldt vermutlich eher selten die diversen Internetforen durchliest, so wird er sicherlich durchaus auch mitbekommen haben, dass das Fanvolk nicht einheitlich alles gutheisst, was er in den vier Jahren beim VfB so geleistet hat.

Das hängt einerseits natürlich mit den Saisonverläufen zusammen, die zwar am Ende alle immer ein durchaus akzeptables Ergebnis hervorbrachten mit der jeweiligen Qualifikation fürs internationale Geschäft, aber zwischendurch auch immer wieder leichte bis mittelschwere Depressionen auf Seiten der Fans verursachten. Wenn man im Laufe der Saisons jeweils immer wieder droht in die Bedeutungslosigkeit der Plätze um Hannover und Frankfurt zu fallen (oder wie in dieser Spielzeit sogar noch schlimmer bei Bochum und Nürnberg), dann fordert das natürlich Fragen heraus, schließlich muss es doch für eine Mannschaft eigentlich möglich sein eine Saison mal annähernd konstant zu spielen.

Und da kommen wir dann natürlich direkt zum zweiten Thema und dem was Heldt am häufigsten vorgeworfen wird: Seine Qualitäten bei der Kaderzusammenstellung.

In seiner ersten richtigen Transferphase schuf er mit der Verpflichtung von Danijel Ljuboja direkt einen verhältnismäßig teuren Problemfall, der den VfB noch über Jahre beschäftigen sollte, trotz mehrerer Leihen. Dennoch war diese erste Transferphase einigermaßen erfolgreich, gingen so doch mit Pardo, Osorio, Hilbert und Boka gleich vier Spieler auf „sein“ Konto, die dem Verein über Jahre hinweg sehr wichtig sein sollten (plus Da Silva mit Abstrichen für eine Saison).

Das „Grauen“ vieler Fans begann dann so richtig allerdings erst im Jahr darauf, als er zumindest mitverantwortlich im Sommer ’07 für zwei Transfers war, die Unmengen an Geld verschlungen haben, ohne einen halbwegs adäquaten Gegenwert erzielt zu haben: Die Verpflichtungen von Yildiray Bastürk und Ciprian Marica, der zwar zumindest allmählich ins Rollen zu kommen scheint, aber seinerzeit eben eine Rekordablöse gekostet hat. Und auch die Verpflichtungen von Gledson und Raphael Schäfer in der selben Saison stellten sich eher als Missverständnise heraus.

Auch im Jahr darauf gab es mit Simak einen Transfer, der von vielen Fans sehr kritisch gesehen wurde (vor allem im Zusammenhang mit der vorherigen Bastürk-Verpflichtung), während er gleichzeitig mit Gentner und Beck zwei junge talentierte Spieler ziehen ließ, die nicht wenige Fans sehr gerne weiter mit dem Brustring auflaufen hätten sehen wollen.

Erneut ein Verkauf erhitzte im letzten Jahr dann wieder viele (wenn nicht fast alle) Fan-Gemüter und zwar der Rekord-Transfer von Mario Gomez. Zwar kann man hier für den eigentlichen Verkauf nicht viel an Heldt meckern (auch wenn es viele taten, weil die Ablöse für viele zu niedrig erschien), aber viel Streit und Ärger auf Fanseite entzündete sich dann erneut an der in den Augen vieler sehr unzufriedenstellend gelaufenen Nachfolgersuche, die als ein langes Hickhack mit vielen Namen und wenig Ergebnissen (ich sach nur Ba, Huntelaar, Helmes, Love, etc.) erschien und bei der Heldt nicht die glücklichste Figur ablieferte.
Mit dem Einkauf Pogrebnyaks konnten diese wütenden Seelen denn auch nur mittelprächtig abgekühlt werden.

Und trotz all dieser Dinge, die ihm zumindest von Teilen der Fans angekreidet wurde, muss man es doch auch einfach so sehen, dass ein Manager immer auch eine streitbare Figur ist, vermutlich sein muss. Ich nehme mal an, dass selbst der Bremer Manager Klaus Allofs unter den eigenen Fans nicht immer nur Zustimmung bekommt für seine Entscheidungen. Ich sag nur Carlos Alberto.

Aber das ist eigentlich völlig normal, schließlich hat kein Fußballmanager der Welt eine 100% reine Weste was Erfolge bei Transfers angeht.

So oder so, war ich persönlich eigentlich immer recht zufrieden mit Heldt als Manager – die Bilanz unter dem Strich stimmte, wie oben geschildert, ja eben doch immer.

Nichtsdestotrotz gab es etwas, was auch mich immer leicht irritierte. Mit relativ großer Regelmäßigkeit tauchten nämlich durchaus immer wieder Gerüchte auf, die ihn mit anderen Vereinen in Verbindung brachten, wie beispielsweise schon früher mit Schalke, mit dem Hamburger SV oder auch zu Magath-Zeiten mit Wolfsburg.

Das alleine wäre dabei nicht sonderlich irritierend, denn so läuft nun mal das Geschäft und ich habe es meistens auf die Medien abgeschoben, die doch eh nur für Unruhe sorgen wollen. Irritiert hat mich dabei vor allem, dass es bei keinem dieser Gerüchte, sofern ich das recht rekapituliere, mal ernsthafte Dementis von Seiten Heldt gegeben hat. Stattdessen scheint Heldt das im Gegenteil immer ganz recht gewesen zu sein, um den eigenen Marktwert zu erhöhen.

Nun hat ihm das Schachern intern wohl scheinbar nicht mehr ausgereicht und er scheint sich jetzt entschieden zu haben, sein Glück woanders zu suchen. Schade, aber so ist es dann wohl.

Es wird natürlich schon einige dreckige Wäsche gewaschen, die über das hinausgeht, was ich in diesem Eintrag erwähnt habe, aber das ist bei der Art und Weise des Abgangs natürlich kaum anders zu erwarten.

Der VfB muss sich nun aber -neben der Frage der Ablösesumme, die auf jeden Fall nötig sein MUSS, liebe Schalker- vor allem mit der Neubesetzung seiner Position befassen müssen – zu einer Zeit, in der eben jener Manager eigentlich mit am aktivsten sein müsste. Noch einmal explizit vielen Dank dafür, Herr Heldt.

Namen machen in der Presse schon einige die Runde, wobei sich mit Fredi Bobic ein relativ klarer Favorit herauskristallisiert zu haben scheint, gefolgt von Andreas Müller – dem Ex-Schalker.

Ginge es nur um die beiden Namen würde ich relativ klar für Bobic votieren, da ich die Rogon-Kungeleien von Müller keinesfalls beim VfB haben möchte. Allerdings muss es Bobic aus meiner Sicht auch nicht wirklich sein – auch wenn ich nicht viel mehr gegen ihn einzuwenden habe, als dass ich seinen Erfahrungen aus Bulgarien nicht wirklich traue, ausreichend Qualifikation zu sein.

Daneben geistern natürlich die Namen diverser alter VfB-Haudegen durch die Gazetten, wie beispielsweise Buchwald oder Müller, wo es mich zugegeben tendentiell aber eher schüttelt. Vor allem bei ersterem.

Mein persönlicher Favorit wäre im Übrigen, wenn ein neuer Manager denn VfB-Stallgeruch haben muss, Gerhard Poschner, der insgesamt einen ganz guten Job bei Real Saragossa gemacht zu haben scheint und sich dort sicherlich einige Erfahrungen und ein gewisses Netzwerk aufbauen konnte. Eine weitere Alternative mit der ich vielleicht leben könnte wäre wohl Jan Schindelmeiser, der Ex-Hoffenheim-Manager. Hier stellt sich allerdings die Frage, ob er sich in die beim VfB vorhandenen Strukturen neben Jochen Schneider & Co einordnen könnte, oder ob er von Hoffenheim nicht zu viele Freiheiten gewohnt ist.

Durch diese Personalie hat die VfB-Sommerpause auf jeden Fall mal wesentlich mehr Farbe bekommen, als man es vorher von ihr erwarten konnte. Nötig war das nicht, aber damit müssen wir jetzt scheinbar leben. Eine komplett ruhige Sommerpause wäre ja auch zu schön gewesen.

Dennoch werde ich mich jetzt erst einmal bis auf Weiteres wieder in den Sommerschlaf begeben und mit dem Bloggen weitermachen, wenn es in Richtung Bundesligastart geht. Bis dahin wird es hier -sollte es nicht große Ereignisse geben- erst einmal wieder ruhig bleiben (mit einer Ausnahme).

Daher wünsche ich weiterhin viel Spaß beim Rest der WM. Auf einen klaren Sieg gegen Argentinien!