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„Es wird ein enges Spiel.“

28 Aug

Was ich von unserem morgigen Duell mit der Borussia aus Dortmund erwarte, hatte ich ja jüngst schon recht klar gemacht. Es muss Änderungen geben und auch wenn es durch die Erkrankung von Philipp Degen auf der Rechtsverteidigerposition jetzt richtig dünne aussieht, hoffe ich doch, dass eben diese Änderungen mitbeinhalten, dass Träsch endlich ins defensive Mittelfeld rückt.

Wie die Lösungen dann auf der Rechtsverteidigerposition aussehen? Keine Ahnung, die Optionen sind vermutlich Boulahrouz, Patrick Funk oder notfalls auch Artur Boka. Aber gut, ich bin ja ohnehin nicht der Trainer…

Festhalten kann man sicherlich, dass der Verlierer der Begegnung sich ernsthaft mit dem Wörtchen „Fehlstart“ auseinander setzen darf, denn schließlich haben auch die Dortmunder einen einigermaßen ernüchternden Start in die Liga hingelegt mit einer spielerisch recht klaren Niederlage gegen zugegebenermaßen sehr spielstarke Leverkusener.

Zumindest hat allerdings die Abwehr von Dortmund nicht so sattelfest ausgehen, als dass man sie nicht knacken könnte. Gerade die linke Seite mit Schmelzer sah einigermaßen anfällig aus, so dass ein erneut starker Gebhart dort vielleicht Unheil anrichten könnte. Fragezeichen ist selbstredend wie es in unserer eigenen Defensive aussieht und ohne deutlichen Leistungssprung wird es da sicher schwierig werden. Immerhin, auch die Dortmunder hatten letzten Sonntag gegen Leverkusen noch erhebliche Abstimmungsprobleme zwischen Mittelfeld und Sturm, so dass Barrios einigermaßen in der Luft hing.

Von den Potentialen und Schwachpunkten beider Teams her, vermute ich mal einen relativ offenen Schlagabtausch, der in einigermaßen vielen Toren enden dürfte. Hoffen wir mal, dass mehr Bälle im Netz hinter Weidenfeller als hinter unserem Ulreich.

Anders sieht das natürlich der gemeine BVB-Fan und da wir hier natürlich ausgewogen und fair sein wollen, interessiert uns selbstverständlich auch die „Gegenseite“. Daher gibt es heute mal wieder ein kurzes, kompetentes Interview mit dem freundlichen Nick aus dem sehr lesenswerten BVB-Blog mit dem immer wieder zu beneidenden Titel Any Given Weekend.
Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Einzug in die Gruppenphase der Europa League. Das Spiel gegen Agdam habe ich leider nicht sehen können und nichts darüber gelesen: Hat man mit einer B-Elf gespielt oder kann uns der nur knappe 1:0-Sieg in Baku Hoffnungen für Sonntag geben, dass der Fehlstart gegen Leverkusen nicht nur ein einfacher Ausrutscher war?

Danke! Ich habe das Spiel ab der 30. Minute im Netz verfolgt. Jürgen Klopp hat die bestmögliche Mannschaft spielen lassen. Es war kein besonders gutes Spiel – ich hatte allerdings den Eindruck, dass der Boden dafür mitverantwortlich war. Kurzpassspiel hat einfach nicht richtig funktioniert, immer wieder sind Bälle versprungen. Deswegen sind sowohl die Abwehr als auch die Offensive oft auf Nummer sicher gegangen und haben hohe Bälle geschlagen. Der BVB ist sicher nicht ans Limit gegangen, hat aber die zweite Hälfte dominiert und das Tor von Barrios kurz vor Schluss war verdient. Angesichts des Bodens und des Hinspielergebnisses würde ich keine Schlüsse für Sonntag aus dem Spiel ziehen.

Mit Lewandowski und Kagawa hat man ja zwei sehr interessante Spieler verpflichten können, deren Start beim BVB irgendwie umgekehrt proportional zu ihrem eigentlichen Markt verlief. Wie beurteilst Du die beiden und wie hat sich in Deinen Augen generell die Transferpolitik Eures Vereins auf den Kader ausgewirkt?

Es ist schon komisch, wie der Start bei Kagawa und Lewandowski verlaufen ist. Was ich von Kagawa gehört habe („flexibel, dribbelstark, torgefährlich) war vielversprechend, aber natürlich hätte auch ich gedacht, dass er etwas Anpassungszeit an den europäischen Fußball braucht. Vielleicht sind die Unterschiede aber gar nicht mehr so groß. Der Eindruck bisher ist jedenfalls sehr positiv: Kagawa ist sehr kreativ und kann sowohl außen als auch zentral spielen. Bei Lewandowski gehen viele Beobachter davon aus, dass er sich noch nicht ganz an die Position gewöhnt hat, die Klopp ihn spielen lässt, nämlich als zurückgezogenen Stürmer oder sogar Nummer 10. Klopp hat gesagt, die Unterschiede seien marginal, aber aus der polnischen Liga ist es Lewandowski schon gewöhnt, ganz vorne zu spielen. Für Kagawa wie für Lewandowski gilt natürlich, dass es noch sehr früh ist, um etwas Belastbares zu sagen. In den Testspielen hat Lewandowski das ein oder andere Tor gemacht und vielleicht muss man wie bei Barrios eben ein paar Pflichtspiele abwarten.

Insgesamt hat der BVB mit den bisher vier Neuverpflichtungen den Kader in der Breite gestärkt. Vor allem im offensiven Mittelfeld ist die Konkurrenz jetzt sehr groß. Alle Positionen, mit Ausnahme der von Nuri Sahin, sind mit Spielern ähnlicher Qualität doppelt besetzt.

Und welche Erwartungen hast Du an die Saison, gerade im Hinblick auf die Dreifachbelastung? Besteht vielleicht auch die Gefahr, dass sich ein Motivator wie Klopp irgendwann erschöpft?

Wie sich die Mehrfachbelastung auswirkt ist die große Frage. Es ist schwer einzuschätzen. Ich bin zumindest optimistisch, dass eventuelle Ausfälle besser kompensiert werden können als letztes Jahr. Natürlich hat die Konkurrenz teilweise viel mehr Geld in die Hand genommen, um sich zu verstärken, aber ich denke, dass die Geschlossenheit und die Ruhe, die seit Klopps Amtsantritt in Dortmund herrschen, wieder ausreichen könnten, um besser besetzte Clubs hinter uns zu lassen.

Klopp ist ja nicht nur ein Motivator, sondern auch ein moderner Trainer, ein guter Fußballlehrer mit taktischem Verständnis. Insofern denke ich nicht, dass er enden wird wie Peter Neururer. Man sollte ihn allerdings auch nicht überhöhen, darf keine Wunderdinge erwarten. Weil Klopp da ist, heißt das noch lange nicht, dass der BVB als nächstes um die Champions League-Plätze mitspielt. Der Trainer kann auch nur mit den Spielern arbeiten, die da sind und er wird aus unseren Leuten keinen Robben oder Diego formen können.

Um an das Thema aus Frage 1 anzuknüpfen – wie schätzt Du die Chancen Eurer Topf 3-Mannschaft gegen unser Topf 1-Team ein am Sonntag ?

Ich denke auf jeden Fall, dass es deutlich besser wird als beim letzten Besuch in Stuttgart! Glück bei der Auslosung ist das eine – am Sonntag müsste vom VfB schon deutlich mehr kommen als in den letzten Spielen. Ich glaube, es wird ein enges Spiel, umkämpft, nicht unbedingt ein gutes. Wenn die bisher auch nicht perfekte BVB-Defensive gut steht, wird vorne irgendjemand ein Tor machen, im Zweifel Lucas Barrios. Und dann traue ich uns was zu, denn mMn wirkt der BVB alles in allem eingespielter.

Und der obligatorische Ergebnistipp?

Auch wenn in Stuttgart meistens mehr Tore fallen: Diesmal ein 1:0 für den BVB.

Vielen Dank für das Interview und auf ein hoffentlich schönes Spiel am Sonntag!

Auch ich habe mich kurz interviewen lassen und meine Meinungen findet Ihr dementsprechend drüben bei Nick.

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