Tag Archives: 1. FC Köln

Eine heisse Trinkschokolade…

21 Feb

…hätte ich mir gestern so gegen Ende der zweiten Halbzeit gewünscht, denn es war -trotz zeitweilig strahlendem Sonnenschein- doch sehr frisch im Kölner RheinEnergie-Stadion. Zumal ich dann irgendwann auch nicht mehr so windgeschützt saß, wie noch zu Beginn des Spiels, da sich mit zunehmender Spieldauer auch die Zuschauerreihen um mich rum zusehends lichteten.

Da ich aber nur Kölsch zur Verfügung hatte, musste ich mich halt darauf konzentrieren, mich am Ergebnis des Spiels zu erwärmen – und das klappte dann doch ziemlich gut, fuhr der VfB an diesem Nachmittag doch tatsächlich den höchsten Sieg dieser Saison ein.

Und -damit halte ich nicht hinter dem Berg- das tat richtig, richtig gut!

Denn nach den Erfahrungen aus dem Hinspiel, die einen der absoluten Tiefpunkte der Hinrunde markierten (sportlich wie persönlich) und vielleicht auch sowas wie den Beginn des kompletten Zerfalls, an dessen Ende die Demission Babbels stand, war am gestrigen Tag definitiv Wiedergutmachung dringend notwendig.

Dementsprechend freute es mich doch auch sehr, dass ausgerechnet ein Mann spielentscheidend war, der beim Hinspiel noch eine eher unglückliche Rolle gespielt hatte: Jens Lehmann.

Natürlich ist Toreschiessen insgesamt sehr wichtig und bei einem so hohen Sieg konzentriert sich die Berichterstattung naturgemäß auf etwas anderes als den Torhüter. Dennoch wird mir in der allgemeinen Berichterstattung über das Duell mit den Kölnern die exzellente Leistung unseres Keepers viel zu wenig gewürdigt. Denn wäre Lehmann gestern nicht so hervorragend aufgelegt gewesen, dann hätte das Spiel in Köln doch ein ganzes Stück anders laufen können, schließlich muss man sagen, dass der FC an diesem Nachmittag nämlich eigentlich nicht so viel schlechter war, wie es das Endergebnis aussagt.

So gab es locker drei wirklich gute Phasen der Kölner, in denen sie auf einen Treffer drängten, in denen aber jeweils entweder ein Abwehrbein rettete, häufiger aber noch der Nationaltorhüter a.D. blendend reagierte und Gegentreffer vereitelte. So war es unmittelbar vor dem 0:1, als Novakovic sich (per Foul, wenn ich es richtig gesehen habe) gegen Delpierre durchsetzte und Lehmann mit einem genialen Reflex parierte. So war es auch kurz vor dem 0:3, als wiederum Lehmann der Sieger im direkten Duell mit Novakovic blieb. Und so war es dann eben auch in den 5-10 Minuten nach der Halbzeitpause, als die Kölner mit etwas Aufwind durch das 1:3 kurz vor der Pause aus der Kabine kamen, aber dem zarten Optimismus doch eben auch durch Lehmanns Paraden schnell der Zahn gezogen wurde.

Das merkte man auch an den Reaktionen der in meiner Nähe sitzenden Köln-Fans, die mit dem 1:3 noch leicht versöhnt werden konnten, aber schon kurz nach der Pause zunehmend verzweifelter wurden. Und als dann auch noch Pogrebnyak nach schöner Flanke von Hilbert den wirklichen Knockout mit dem 4:1 für Stuttgart erzielte, verließen sehr viele der besten Fans der Welt doch schon beinahe fluchtartig das Stadion.

Ganz im Gegensatz natürlich zu den Fans im VfB-Fanblock, wo das einzige was ging die Oberkörperbekleidung einiger Vorsänger war. Die Freude über das tolle Spiel des VfB wollte schließlich gebührend gefeiert werden und das tat man im Gästeblock wie auch in den angrenzenden Blöcken sehr lautstark und sehr andauernd – wie ohnehin die Stimmung durch die VfB-Fans während des ganzen Spiels doch ziemlich erstklassig war. Hat mir gut gefallen.

[Vorsicht: Jetzt kommt ein Delling!]

Sehr gut gefallen hat mir im Übrigen auch Matthieu Delpierre nach seinem doch sehr kritisch beurteilten Comeback im HSV-Spiel vergangene Woche. Zwar hatte er in Halbzeit eins zwei Situationen, in denen er gegen Novakovic nicht ganz glücklich aussah, aber er hatte eben bestimmt 5x soviele Situationen, in denen er sich absolut souverän und oftmals unspektakulär behauptete, und entweder durch geschicktes Stellungsspiel oder aber clevere Antizipation, den Ball vom Gegner ablaufen konnte. Das war hervorragend, zumal auch sein Nebenmann Tasci gestern wieder eine blitzsaubere Leistung abliefern konnte.

Einziger Schwachpunkt in der Defensive, da auch Molinaro auf Links wieder eine einwandfreie Leistung defensiv wie offensiv (toll vor dem 0:1 im Zusammenspiel mit Hleb) ablieferte -den einen Stockfehler bei der Ballannahme vernachlässigen wir mal-, war hingegen einmal mehr Stefano Celozzi auf der Rechtsverteidigerposition. Zwar ist er sehr bemüht in der Vorwärtsbewegung und auch hinten durchaus engagiert, aber er lässt sich eben einfach zu häufig überlaufen, da sein Stellungsspiel noch nicht so sitzt. Deswegen sah eben auch Delpierre nicht immer so glücklich aus, da er eben in den angesprochenen Situationen gegen Novakovic darunter zu leiden hatte, dass der FC über rechts durchbrechen konnte, weil Celozzi nicht optimal stand bzw. etwas zu fahrlässig agierte.

Unser Mittelfeld war heute insgesamt, trotz des Kantersiegs relativ unauffällig wie ich fand, was vor allem für die Zentrale, bestehend aus Träsch und Kuzmanovic gilt, der den verletzten Khedira ersetzte. Hleb auf links zeigte seinen einen obligatorischen Sahnepass, der Molinaro die Möglichkeit gab, das 0:1 aufzulegen. Darüber hinaus bemüht, aber an manchen Stellen leider auch wieder zu verspielt, gerade nach dem Seitenwechsel, was dann unvermeidlich zum obligatorischen Wechsel nach der Stundenmarke gegen Hilbert führte.
Wie üblich verspielt war auch Gebhart, allerdings doch mit durchaus ordentlicher Konsequenz in seinem Spiel, so dass es mich gestern nicht sonderlich zur Verzweiflung vertrieb. Erst im Schlussviertel des Spiels wurde es etwas viel für meinen Geschmack, wie auch das Team insgesamt nach dem 4:1 etwas sehr verspielt wurde – aber immerhin hatte man nach wie vor den Drang zum Tor, was mir gut gefiel.

Sehr zufrieden war ich übrigens auch insgesamt mit den Wechseln von Gross an diesem Tag. Hatte mir in der Halbzeit noch überlegt, dass ich mir wünschen würde, dass Gross sowohl Rudy als auch Schieber die Gelegenheit gibt, noch ein paar Minuten Spielzeit bekommen. Nach der oben schon angesprochenen Einwechslung von Hilbert kamen dann diese beiden jungen Spieler mit den Sprechchorkompatiblen Namen tatsächlich und vor allem Rudy konnte sich in einigen Szenen wieder ganz gut einsetzen, wenn auch letzten Endes keine seiner Flanken oder Torschussversuche fruchteten. Schieber hingegen fiel vor allem durch seine hässliche Goldmetallic-Haarfarbe auf, sowie dadurch, dass er sehr abseitsverdächtig spielte – allerdings hatte er effektiv auch nur 7 Minuten auf dem Platz, von daher wäre es ungerecht hier ein weitreichenderes Urteil zu fällen.

Ein positiver Nebenaspekt ist, dass, auch wenn das schon in den Bereich der Spekulation abgleitet, Gross tatsächlich von vorheherein und auch nach dem Wechsel von Schieber für Pogrebnyak beim 4-4-2-System blieb. Ich würde daher vermuten, dass das Experiment mit dem 4-5-1 erst einmal für gescheitert erklärt worden ist und damit für das Barcelona-Spiel hoffentlich tatsächlich nicht mehr in Erwägung gezogen wird.

Die Frage ist natürlich, wie Gross in Sachen Personal verfahren wird und ob Marica wieder den Weg zurück in die Startelf finden wird, oder ob sich unser Coach doch dafür entscheidet mit dem gleichen Personal wie in Köln anzutreten. Dass er sich an Osorio als Rechtsverteidiger probiert, daran glaube ich zumindest nicht. Es erscheint mir dann doch eher so, als ob Gross an Celozzi mehr glaubt, als wir Fans es tun. Vertrauen wir ihm diesbezüglich einfach mal.

Zu guter Letzt noch ein liebes Dankeschön an Alexis von my life. my love. my blog. für das nette Mittagessen im Vorfeld des Spiels. Hat mich sehr gefreut, ein weiteres Mitglied der kleinen VfB-Bloggergemeinde kennenzulernen!

Damit bin ich dann auch am Ende meiner Spielbesprechung, auch wenn ich irgendwie das Gefühl habe, irgendetwas relevantes vergessen habe zu erwähnen…

Der Hinrunden-Rückrunden-Vergleich: +10 Punkte, +13 Tore

brustring zum Nachhören

23 Sept

Seit dem Bundesligastart entsteht ungefähr im Zweiwochenrhythmus in der Müchner Küche des geschätzten Bloggerkollegen probek ein Podcast zum Thema Fußball im Allgemeinen und der Bundesliga im Speziellen.

Viele tolle Blogger haben schon ihre fundierten Meinungen zu ihren Vereinen und anderen Themen dort per Skype- oder Telefonzuschaltungen kundgetan – und gestern gelang es auch mir mich mal soweit aufzudrängen, dass probek auch mich zur aktuellen Stuttgarter „Krise“ interviewte. Und auch wenn ich nix wirklich Neues erzählen konnte, so konnte ich mir doch zumindest ein bisschen Selbsttherapie betreiben (und die Gesamtdauer des Podcasts auf eine absurde Dauer hochschrauben =)).

Neben mir äusserten sich auch noch mars zur Wiedergeburt des 1. FC Köln und Torsten Wieland zur sportlichen, wie wirtschaftlichen Situation des FC Schalke. Darüber hinaus gibt es noch einen interessanten Einspieler von Jürgen Kalwa zum Magazin „Spielmacher“, das von mehreren Bloggern quartalsweise herausgegeben wird.

Viel Spaß beim Hören.

Ab ca.    1:40min – 1. FC Köln
Ab ca. 24:40min – FC Schalke 04
Ab ca. 50:40min – VfB Stuttgart (<- das bin ich)
Ab ca. 73:40min – Einspieler „Spielmacher“

Kommentare zum Podcast an sich bitte zentral bei probek.
Inhaltliches Feedback zu meinen Ansichten kann natürlich auch gerne hier gegeben werden.

Bundesliga 09/10, ST06: 1. FC Köln.

21 Sept

Am Samstag um 17.18h stand ich in der Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena in der Cannstatter Kurve zwischen lauter sich in die Arme fallenden und jubelnden Menschen. Grundsätzlich wäre das ja eigentlich sehr wünschenswert gewesen und vor ein paar Wochen, als die Pläne für den Stadionbesuch reiften hätte ich mir das auch so in etwa gewünscht.

Blöderweise hat dann aus logistischen Gründen ein mich begleitender Freund die Tickets besorgt – seines Zeichens Dauerkarteninhaber beim 1. FC Köln. So stand ich dann am Samstag eben mittendrin im Block 40, einem Teil des temporären Gästefanblocks in der sich im Umbau befindlichen MBA. Und hatte die Fresse gestrichen voll, konnte meinen Frust aber nicht wirklich laut rausschreien, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, als ich dies schon vor Spielbeginn tat, als die aufmerksame Security meinen VfB-Schal entdeckte und einkassierte (immerhin: sehr freundlich und er wurde nicht weggeschmissen, sondern nach Spielschluss wieder abholbar).

Grundsätzlich habe ich als nicht absolut fanatischer Mensch ja wirklich kein Problem in einem fremden Fanblock zu stehen und gerade bei den Kölnern macht das so an sich schon sehr viel Spaß, da es stimmungstechnisch nun mal grundsätzlich klasse ist. Aber wenn es sich beim Gegner um den eigenen Verein handelt, dann muss man schon seeehr viel Selbstdisziplin an den Tag legen. Zu viel für meinen Geschmack, so dass ich dieses Experiment mit Sicherheit nicht noch mal wiederholen werde. Auch wenn meine Gefühlslage mit hoher Wahrscheinlicheit jetzt etwas anders aussähe, hätten wir nicht so unfassbar schlecht gespielt und uns von den bisher sieglosen Kölnern blamieren lassen.

Andererseits hätte man damit natürlich rechnen können. Schließlich sind wir im eigenen Stadion schon seit 1996 gegen den FC im eigenen Stadion sieglos und auch in meinem Beisein sind die Duelle beider Vereine immer zu meinem Missfallen ausgegangen. Von daher hätte ich es wohl besser wissen sollen…

Aber kommen wir, auch wenn es schmerzhaft wird, mal zum Spiel selbst, schließlich kann und darf die Historie nicht eine solche Nicht-Leistung wie an eben diesem Samstag gegen Köln rechtfertigen. Sonst könnte man ja gleich feststellen, dass man vor rund einem Jahr an gleicher Stelle noch drei Tore gegen den FC kassiert hatte…

Eine Parallele zum letzten Jahr war allerdings, dass man erneut die Domstädter zu den Toren förmlich einlud. Waren es damals noch Lehmann, Hitzlsperger und Hilbert, die den Kölnern die Bälle vorlegten, so waren es diesmal eine Kooperation des Grauens in der Stuttgarter Hintermannschaft und -erneut- Lehmann, die sich innig um Aufbauarbeit an geschundenen kölschen Seelen bemühten.
Während Lehmanns Ausflug kurz vor Schluss zwar ärgerlich und auch ein bisschen peinlich war, so war dieses Gegentor irgendwie noch zu verzeihen. War ja zu dem Zeitpunkt dann auch schon irgendwie egal. Wirklich gruselig und grauhaarfördernd war allerdings das Verhalten vor dem ersten Gegentor. Erst verpeilt Tasci das richtige Timing für den Rückpass zu Lehmann (der seinem Innenverteidiger aber auch hätte entgegen kommen können), um die Situation spielerisch zu lösen (was nicht grundsätzlich negativ ist – nur manchmal ist der einfachere, rustikale Weg halt der bessere), bringt dabei durch seinen halbguten Pass Christian Träsch in die Bredouille, der sich seinerseits dann an der Aussenlinie vom wesentlich wacheren Ehret abkochen lässt. Nach dessen passgenauer Flanke auf den durch die restlichen schwäbischen Verteidiger alleingelassenen Freis sieht Lehmann dann zwar nicht glücklich aus, aber ihm in der Situation einen Vorwurf zu machen, halte ich für ungerechtfertigt. Natürlich im Gegensatz zur Entstehung des zweiten Tors, denn wenn er schon derart weit aus dem Kasten rauskommt, dann muss er, salopp formuliert, entweder Ball oder Gegner wegwichsen. Sich aber so naiv zu verhalten, kann nur mit purem Frust auf Seiten des beinahe 60jährigen Torhüters erklärt werden.

Beide Situationen allerdings können immer mal wieder vorkommen, auch wenn sie es nicht sollten. Zumal man außer in diesen Momenten, nur noch in zwei weiteren Situationen defensiv schlecht aussah, darüber hinaus aber insgesamt ganz gut stand. Vor allem Artur Boka muss ich hier mal lobend hervorheben, nachdem ich auf unsere Linksverteidiger ja gerne immer eindresche. Aber auch sein Pendant auf Rechts, Christian Träsch, hat mir erneut wieder mal ziemlich gut gefallen.

Und damit sind wir dann im Grunde auch schon am Ende der positiven Erwähnungen auf Seiten des Stuttgarter Personals. Denn vor allem was offensiv passiert ist, war erschreckend harm- und kopflos. Zwar hatte man verhältnismäßig viel Ballbesitz, aber gegen die dicht gestaffelte Kölner Defensive fand man zu keinem Zeitpunkt ein wirkliches Rezept. Der Ball wurde da vorwiegend ratlos hin und her geschoben und wenn dann Gebhart (schon die 4. Gelbe Karte im sechsten Spiel!) oder Hilbert mal frei auf Außen bedient wurden, dann fand im Grunde keine einzige Flanke einen Spieler im weißen Trikot. Und das muss halt sein, wenn man gegen so massiv stehende Kölner mit Kurzpassspiel nicht durchkommt. Oder wenn auch die Standards keinerlei Gefahr ausstrahlen.

Es fehlt, gerade ohne einen Hleb, einfach das Gran Kreativität und Genialität, das man haben muss, um eine 9 Mann-Defensive zu knacken. Aber es fehlt vor allem, und das schon seit Saisonbeginn, die Verzahnung von Mittelfeld und Sturm. Da fehlt es nach wie vor an der Harmonie, um ein flüssiges Offensivspiel aufziehen zu können, so dass man immer wieder erstaunt feststellen muss, wie sehr die beiden Stürmer nach hinten arbeiten, um sich die Bälle selbst nach vorne zu holen. Natürlich ist es beeindruckend, wenn sich ein Cacau und ein Pogrebnyak immer wieder bis in die eigene Hälfte zurückfallen lassen, um dort um den Ball zu kämpfen, aber eigentlich kann und darf es nicht sein, dass dies der Dauerzustand ist, schließlich sollen diese beiden vorne sein, um Tore zu erzielen. Nur fehlt es da eben an der Unterstützung aus dem Mittelfeld, in deren Zentrale dieses Mal Kapitän Hitzlsperger eine Denkpause bekam, nach zuletzt schwachen Leistungen.

Das Duo Kuzmanovic und Khedira legte allerdings auch keine Glanzleistung an den Tag. Kuzi war dabei ein ganz brauchbarer Ersatz für Hitz, spielte er doch die weitestgehend selben Querpässe wie der deutsche Nationalspieler – nur bringt dieser eben in jedem Spiel, selbst bei schwacher Gesamtleistung, immer wieder zwei bis drei Pässe gefährlich in die Spitze und an den Mann. Von unserem serbischen Neueinkauf habe ich das am Samstag leider nicht gesehen (wenngleich sich das noch ändern kann und hoffentlich auch wird). Leider hat auch Khedira nicht die früher so oft gesehene Präsenz auf den Platz gebracht, sondern blieb ebenfalls konsternierend unauffällig.

Ohnehin war das sicherlich eines der Hauptprobleme und der Aspekt, der mir, auch für die Zukunft, die größten Sorgen bereitete: Das ganze Spiel der Stuttgarter blieb irgendwie unauffällig, leblos und vor allem leidenschaftslos. Auch wenn die Intensität teilweise in Halbzeit 2 etwas zunahm und man rund eine Viertelstunde vor Schluss mal etwas Druck auf die Kölner ausübte, so waren die Stuttgarter Spieler irgendwie teilnahmslos. Kaum ein Aufbäumen war zu spüren, niemand setzte mal ein Zeichen. Es wurde so gut wie überhaupt nicht miteinander gesprochen, niemand versuchte einmal seine Mitspieler aufzurütteln.

Die Frage ist nun eben, wer dieser Spieler sein kann und die Mannschaft aufrüttelt und führt. Und ob Babbel die Mannschaft zusammenbringen und ihr das Leben einhauchen kann, das nötig ist, um den schlechten Saisonstart nicht zu einer wirklich gefährlichen Krise werden zu lassen. Diese Fragen zu beantworten gelingt mir leider nicht, aber zumindest liegt die durchaus gute Möglichkeit vor dem VfB das Umfeld erst einmal zu beruhigen:
Am Mittwoch steht das Pokalspiel in Lübeck an, wo man gewinnen muss und auch eigentlich relativ problemlos können müßte. Danach gehts am Samstag gegen die zwar momentan gut aufgelegten Frankfurter, die man aber eigentlich von der Qualität her schlagen können sollte, ebenso wie den rumänischen Meister aus Urziceni beim CL-Auswärtsspiel am darauffolgenden Dienstag. Das sind drei Siege, die ebenso machbar wie notwendig erscheinen und wirklich extrem wichtig für einen halbwegs ruhigen weiteren Saisonverlauf wären. Gerade in den beiden Pokalwettbewerben sind sie ein Muss, um eine ansonsten unvermeidlich erscheinen Trainerdiskussion zu vermeiden (die ich wirklich nicht haben will), aber auch ein Bundesligasieg wäre mal wieder sehr angebracht, um dort nicht schon jetzt völlig den Anschluss nach vorne zu verlieren. Man kann sich schließlich nicht jedesmal auf eine gute Rückrunde verlassen – zumal Platz 15 nun wirklich grausam ist, auch schon zum jetzigen Zeitpunkt der Saison.

Noch bin ich halbwegs optimistisch für die Zukunft des VfB in dieser Saison. Rational begründen kann ich meinen Optimismus allerdings nicht, sondern es ist eher ein irgendwie diffuses Vertrauen in eine für mich nach wie vor bestehende sportliche Qualität des Kaders. Ich hoffe, dieses Vertrauen wird in Bälde bestätigt. Zumindest ist die Abkehr vom bedingungslosen Prinzip der Rotation schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Denn es fehlt eben an einer Eingespieltheit, vor allem im Offensivbereich.

Zu guter Letzt: Noch ein Dank an den „Intellektuellenbloggerheinzkamke für das gemeinsame Suhlen im Selbstmitleid nach dem Spiel…

Hirngabel undercover: MitLeiden im FC Fanblock

18 Aug

Gemeinhin würde man mich wohl nicht als „wahren Fan“ bezeichnen, schließlich besuchte im letzten Jahr nur zwei Spiele meines Vereins im Stadion (und das war dann auch noch ein Spitzenwert im letzten Jahrzehnt). Ich habe noch nicht mal ein Sky-Abo und wenn ich Sky schaue, dann meistens die Konferenz aller stattfindenden Ligaspiele. Und das letzte Mal, dass ich in einem echten Fanblock im Stadion stand, war 1997 – und das war ausgerechnet im Block von Hertha BSC Berlin beim Auswärtsspiel in Kaiserslautern (ein Erlebnis, das mich zu meinem einzigen je geschriebenen Leserbrief trieb, der dann tatsächlich auch noch in der SportBild veröffentlich wurde).

Am vergangenen Samstag war es dann aber mal wieder soweit und ich betrat tatsächlich den Fanblock eines Stadions – und auch dieses Mal war es ein Spiel ohne Beteiligung meines Vereins, denn es handelte sich um das RheinEnergie Stadion, wo sich der Meister Wolfsburg beim heimischen FC die Ehre gab.

Zum 1. FC Köln kann ich eine gewisse Zuneigung sicherlich nicht verleugnen, ist es doch der Club der Stadt, in der ich geboren bin und in der ich jetzt lebe, auch wenn die Beziehung insgesamt  durch eine gewisse „ironische Distanz“ geprägt ist. Über weite Strecken meines Lebens konnte man diesen Verein schließlich nicht so richtig ernst nehmen und das fällt mir auch heute noch immer ein bisschen schwer.

Eines muss man dem Effzeh aber sicherlich lassen und das ist die exzellente Stimmung, die im Stadion bei Fußballspielen zumeist herrscht und wenn man dies, wie ich am Samstagabend, hautnah direkt im Block S1/2 erlebt, dann gibt es da, glaube ich, wenige Stadien in der Bundesliga und vielleicht auch weltweit, die hier mithalten können. Alleine schon der Einlauf der Mannschaften zur Vereinshymne (nur echt mit kölschem Text auf der Leinwand) ist wirklich ein absolutes Gänsehauterlebnis – und nicht umsonst die einzige Vereinshymne, die ich auch ausserhalb von Stadien gerne mal lauthals mitsinge (jaja, da geht sie noch weiter dahin, die VfB-Fan-Credibility…).

Die Stimmung im Stadion zu Spielbeginn unter den rund 90% FC-Fans kann man wohl guten Gewissens als „verhalten optimistisch“ bezeichnen. Auch wenn der Kölner gerne zum Größenwahn neigt, so machte man sich trotz angeblicher „Poldimania“ keine allzu großen Hoffnungen auf den ersten Saisonsieg an diesem sommerlichen Abend. Auch zur Halbzeitpause, nach dem man einige gute Angriffe und eine durchaus stabile Defensive der eigenen Truppe zu sehen bekam, war das häufigste Urteil „Erstaunlich gutes Spiel“, ohne aber das man in allzu große Euphorie verfiel.

Gut, diese kam dann allerdings ganz schnell auf, als nur 4 Minuten nach Wiederanpfiff, der schon in der ersten Halbzeit sehr positiv aufgefallene, Fabrice Ehret mit einem unwiderstehlichen Antritt einen dicken Bock von Madlung ausnutzte und direkt vor der Kölner Südtribüne mit einer artistischen Grätsche den Ball zur nicht unverdienten Führung einnetzte.

Damit brachen natürlich einige Dämme auf den Rängen und Euphorie machte sich allerorten breit, zumal das Spiel daraufhin an Fahrt gewann und von einem ansehnlichen zu einem wirklich erstklassigen Spiel mutierte. Die Wolfsburger kamen durch das Gegentor nun doch endlich auf Touren und konnten endlich mal ihre Offensive ans Wirbeln bringen, während dadurch auf der anderen Seite immer wieder Räume zum Kontern entstanden, was dem Kölner Team durchaus entgegenzukommen scheint mit Spielern wie Maniche, Podolski und Ehret. In dieser Phase machte das Spiel wirklich richtig viel Spaß, da es tatsächlich mehr oder weniger auf des Messers Schneide stand und es so schien als ob das nächste Tor eine Entscheidung bringen könnte.

Und so war es dann auch, aber leider nicht so wie es sich die FC-Fans wünschten, da u.a. Podolski mit einer gut herausgearbeiteten Chance nicht erfolgreich war, während auf der anderen Seite dann eben der Knoten platzte und Dzeko da stand wo ein Stürmer stehen musste. Dass dann keine 100 Sekunden später ein Eigentor von Womé dazu führte, dass man umgehend auch noch in Rückstand geriet, brach scheinbar sowohl dem Team als auch dem Publikum vollständig das Rückgrat. Denn während zuvor fast durchgängig gesunken, geschunkelt und gehüpft wurde, machte sich nun Konsternierung (oder wie auch immer das Nomen heisst…) und Depression allerorten breit.

Die restlichen 15 Minuten waren für den VfL dann im Grunde nur noch Formsache, da nicht nur die Stimmung im Stadion sondern auch der Wille im Team weg war und Wolfsburg so relativ leichtes Spiel gegen nun kraft- und irgendwie orietntierungslose Kölner hatte.

Bei den Fans begann man sich nun darauf zu versteifen, den Frust am unfassbar schlechten Schiedsrichter Kinhöfer (der eine wirklich blitzsaubere Leistung ablieferte) zu entladen oder auch wahlweise an der Einwechslung von Ishiaku, während ein Teil der Fans noch ein paar letzte verzweifelte Hoffnungskörner an den Einsatz des rekonvaleszenten Novakovic versucht zu heften. Ein Schimmer, der sich dann spätestens mit dem 3:1 durch Martins wieder zerschlug.

Insgesamt hatte ich wirklich einen sehr vergnüglichen Fußballsamstag, bei dem ich im Übrigen auch dem neuen Spielplan eine durchaus positive Seite abgewinnen konnte: Nachmittags ging es erst in eine Kneipe, wo wir uns die Nachmittagskonferenz um 15:30h anschauten, bevor wir uns dann auf den Weg ins Stadion machten, um das „Topspiel“ zu sehen. Klar, man kann vieles an der neuen Spieltagsgestaltung negativ sehen, aber als Stadionzuschauer des 18.30h-Spiels sind die neuen Anstoßzeiten eigentlich echt cool. Okay, als Entzerrung wären 30 Minuten mehr, also Anstoß um 19 Uhr vielleicht nicht verkehrt, aber auch so funktioniert das wirklich prima.

Fußballerisch bleibt noch festzuhalten, dass mir die Wolfsburger mit ihrer unterkühlten Leistung doch ziemlich imponiert haben. Lange sehr zurückhaltend agiert, aber als es dann hart auf hart kam, konnten sie die offensive Qualität in wirklich beeindruckender Manier auf den Platz bringen. Klar, das war nicht unfehlbar und hätte bei einem 2:0 durch Poldi auch ins Auge gehen können – aber selbst dann wäre ich mir nicht sicher, ob es nicht doch gelungen wäre, das Spiel zumindest auszugleichen.
Für den FC seinerseits bleibt erstmal unter dem Strich eine weitere Niederlage, aber eben auch ein Spiel, aus dem man eigentlich einiges an Selbstvertrauen ziehen kann. So zumindest sahen es die meisten Fans und man kann nur hoffen, dass es so auch die Spieler sehen. Emminent wichtig wird es sein, am kommenden Wochenende 3 Punkte gegen Frankfurt zu holen, da sie der einzige nicht ganz so stark eingestufte Gegner sind, in einem Auftaktprogramm, das sich gewaschen hat: Dortmund, Wolfsburg, Hamburg, Schalke, Stuttgart, Leverkusen, Bayern – was sich liest wie die Liste der Meisterschaftskandidaten sind tatsächlich die anderen sieben Gegner neben Frankfurt an den ersten acht Spieltagen. Ein Auftaktprogramm direkt aus der Hölle.
Dabei würde ich dem FC sogar einiges an Qualität bescheinigen wollen. Besonders Maniche scheint eine absolute Verstärkung zu sein, wenn er bald an Kondition nachlegen kann. Wie der die Bälle im Mittelfeld verteilt, erste Sahne. Im Zusammenspiel mit Podolski und dem bald wieder komplett fitten Novakovic kann das einige Teams wirklich vor erhebliche Probleme stellen. Mit der Rückkehr von Geromel hätte man gemeinsam mit Mohammad, der am Samstag wirklich sehr positiv aufgefallen ist, ein wirklich starkes Innenverteidigerduo, das hinten für noch mehr Stabilität sorgen könnte. Ähnlich wie der VfB hat man allerdings auf linken Aussenverteidigerposition ein Qualitätsdefizit, da Womé nicht wirklich höheren Ansprüchen genügt.

Zu guter Letzt noch ein generelles Wort:
Ich glaube nicht, dass der Fanblock wirklich etwas für mich ist. Man ist doch irgendwie sehr häufig mit Feiern, Schunkeln, Singen und Hüpfen beschäftigt, wodurch zumindest bei mir die Konzentration aufs Spiel phasenweise etwas litt. Vielleicht hing es damit zusammen, dass es mehr oder weniger das erste Mal war und dementsprechend neu, aber ich konzentriere mich doch im Allgemeinen ganz gerne auf das Spiel selbst, wenn ich im Stadion bin. Und das kann man auf einer „ruhigeren“ Tribüne doch irgendwie besser. Zumal die Fanblöcke oftmals den Nachteil haben, dass die Sicht von dort meist nicht die allerbeste ist, zumindest wenn man den Wunsch hat, möglichst das ganze Spielfeld zu überblicken.
Ich will es nicht für ausgeschlossen halten, dass ich das nicht wiederholen werde, gerade beim Effzeh, und ich werde mir auch sicherlich irgendwann mal ein VfB-Spiel im eigenen Block anschauen, aber ich glaube mein Platz ist irgendwie auf den „normalen“ Tribünen…