Operation L.E.V.

6 Apr

Jetzt ist dieses Fenster hier schon seit gut einer halben Stunde geöffnet und doch ist das Textfeld immer noch leer.

Das ist ein Phänomen, das mir natürlich durchaus bekannt ist. Allerdings kommt es vorwiegend dann zustande, dass ich einfach gefrustet und deswegen sprachlos bin. Jetzt ist das aber ein wenig anders, da mir gerade einfach nichts sonderlich sinnvolles einfällt, weil ich einfach irgendwie zufrieden bin, weils einfach läuft. Läuft, wie immer.

Ich mein, wieviel leichter wäre es jetzt ein HSV-Fan zu sein und zu bloggen? Da könnte man sich jetzt schön über den eigenen Einbruch auslassen, über die Unzulänglichkeiten eines Labaddia oder den Ausraster eines eigenen Spielers nach dem üblen Fehlverhalten eines (oder mehrerer?) Fans.

Oder wenn man jetzt Leverkusen-Fan wäre. Da könnte man ebenfalls über den eigenen Einbruch philosophieren. Oder den eigenen Frust auf angeblich schlechte Schiedsrichterleistungen reflektieren (so wie die allseits beliebte Tante Käthe).

Oder wenn man Schalke-Fan wäre. Da könnte man sich damit auseinandersetzen, dass die Bäume selbst unter Gärtner Magath nicht in den Himmel wachsen und schreiben, dass man aber dennoch eigentlich zufrieden sei, weil solche Leistungen von der jungen Mannschaft ja eh vorher nicht erwartet wurden.

Oder wenn man Bayern-Fan wäre. Da könnte man… ach was, da sonnt man sich sowieso immer nur in Selbstgefallen. 😉

Oder wenn man Bremen-Fan wäre. Da könnte man sich mal wieder drüber aufregen, wie unfähig die eigene Abwehr ist, die es wieder einmal zu versauen scheint, dass man es doch nicht in die Champions League schafft.

Oder wenn man Frankfurt-Fan wäre. Da könnte man dann einen ellenlangen Text darüber schreiben, wie toll die eigene Mannschaft ist, wie toll Skibbe ist und wie toll Fußball im Allgemeinen ist. Momentan.

Oder wenn man FC-Fan wäre. Da könnte man direkt ganze Romane schreiben, über das Drama, das sich da am Samstagabend wieder einmal im heimischen Stadion abgespielt hat. Da könnte man mal fein analysieren, wieso es in dieser von Cliquenbildung verseuchten Mannschaft so überhaupt nicht stimmt, wann Soldo den Trainerstuhl endlich räumen wird, wieso ein Mondragon da nur zurücktrottet und was das mit und von Podolski eigentlich überhaupt sein soll.

Oder wenn man Hertha-Fan wäre. Da könnte man die Hoffnung, die eigentlich schon weg schien, wieder aufleben lassen und sich fragen, was eigentlich das wahre Gesicht dieser Truppe ist, die sich teilweise seelenlos abschlachten lässt und teilweise dann doch auf einmal wieder sehr anständige Leistungen bringt.

Oder wenn man Hannover-Fan wäre. Da könnte man im Grunde dasselbe schreiben, wie als Hertha-Fan.

Oder wenn man Hoffenheim-Fan wäre. Da könnte man sich fragen, was eigentlich schief gelaufen ist, dass man jetzt Hoffenheim-Fan ist.

Aber, ach, lassen wir das.

Schließlich bin ich nun mal Anhänger des VfB Stuttgart und da gibt es momentan halt einfach nicht so wirklich viel zu schreiben. Denn es passiert ja auch dieses Jahr wieder im Grunde mehr oder weniger dasselbe, wie man es schon kennt. VfB spielt Scheisse in der Hinrunde, schmeisst den Trainer raus, berappelt sich, erfährt dann noch mal ein, zwei, drei Rückschläge, nur um dann am Ende plötzlich doch wieder im internationalen Geschäft zu stehen, während die anderen Vereine dumm aus der Wäsche gucken und nicht wissen, was und wie das genau jetzt eigentlich passiert ist.

Klar, ganz so einfach ist das natürlich nicht und wird es auch nicht werden. Denn weder sind wir bislang auf einem Platz, der für die Teilnahme am internationalen Geschäft berechtigt, noch mangelt es derzeit an entsprechender Konkurrenz um die begehrten Fleischtopfränge.

Im Gegenteil, derzeit sind es wohl so viele Vereine wie schon lange nicht mehr, die sich um Platz 6 aufwärts schlagen, nachdem am vergangenen Wochenende eben nicht nur Stuttgart  Ambitionen angemeldet hat sondern auch Frankfurt mit einem beeindruckenden Sieg gegen den früheren Vizemeisterschaftsanwärter Leverkusen, sowie der Noch-Meister aus Wolfsburg mit einem ebenso eindrucksvollen Kantersieg gegen die früheren Wunderspieler aus Sinsheim. Und gerade die Mannschaft aus VW City kennt sich ja durchaus ebenfalls mit Aufholjagden in der Rückrunde aus.

Was bleibt nun also uns als VfB-Fans zu sagen nach einem Sieg gegen „nur“ Borussia Mönchengladbach? Festzuhalten bleibt sicherlich, dass wir zum zweiten Mal in Folge einen Rückstand gedreht haben. Festzuhalten bleibt ebenso, dass wir den Ausfall gleich zweier, nein, im Grunde sogar dreier Stammspieler verkraftet haben, mit den Verletzungen von Khedira und Hleb, sowie der Gelbsperre unseres besten Stürmers Cacau.

Alleine diese beiden Aspekte sagen mir eigentlich, dass diese Mannschaft definitiv reif dafür ist, im Kampf um die Europa League ein sehr gewichtiges Wörtchen mitzureden, zumal eben entscheidende Konkurrenten auch einfach mit sich selbst beschäftigt sind.

Aber schauen wir uns mal kurz die Tabellensituation und die Gegner im Detail an.

Bayern wird mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nach dem Erfolg gegen die Schalker auch den Rest der Saison dergestalt zu Ende bringen können, dass an einer weiteren Meisterschaft wohl kein Weg vorbei führt.
Die Schalker wiederum haben mich am Samstag zwar sehr enttäuscht, aber ich denke doch, dass sie stabil genug sind, um den zweiten Platz noch bis zum Ende der Saison zu verteidigen, zumal auch das Restprogramm nicht übermäßig hart ist.

Die Dortmunder wiederum, die wir ja ironischerweise vor einigen Wochen noch aus der Baustelle am Neckar gefegt haben (naja, oder so ähnlich), erscheinen mir mittlerweile so stark und stabil, dass sie durchaus den Sprung auf Platz 3 schaffen können, auf jeden Fall aber Platz 4 erreichen werden.

Werder Bremen ist wurscht. Die zählen nicht, weil sie sich eh schon durch den Pokal für die EL qualifiziert haben. Sie werden also entweder 4. oder 5., wodurch Platz 6 zum EL-Platz wird – oder nicht, was bedeutet, dass wir sie überholen und dann ists ja auch vollkommen egal.

Dann steckt da oben ja noch der TSV Bayer 04 Leverkusen mit drin und damit kommen wir nun nach fast 1000 Wörtern auch endlich mal zu der Überschrift dieses Beitrags.

Denn man muss ja immer beim Branchenführer lernen. Und wenn wir eins von den Bayern gelernt haben, dann dies, dass man möglichst weit die Fresse aufreisssen sollte, wenn man sich in engen Duellen befindet.

Dementsprechend rufe ich heute offiziell die Operation L.E.V.! aus.

Und diese Operation bedeutet: Leverkusen einholen, verdammt!
(Zugegeben, an dem V hätte ich noch etwas feilen müssen, aber kreative Slogans sind leider nicht meine Stärke)

Nun habe ich ja per se nichts gegen Bayer Leverkusen, deswegen das bitte nicht persönlich nehmen. Die dürften schließlich der Verein sein, den ich neben dem VfB und dem FC am häufigsten in meinem Leben im Stadion gesehen habe – schließlich haben sie damals immer Hunderte, um nicht zu sagen, Tausende von Tickets für ihre Bundesliga und CL-Spiele verschenkt, wovon ich recht häufig profitiert habe. (Das waren die Zeiten in denen sie selbst das kleine Stadion nicht ausverkauft bekommen haben)

Aber in einer Situation mit soviel Konkurrenz muss man halt schauen, wo man bleibt und selbst ohne Hamburg, die scheinbar die Saison schon abgehakt haben und sich voll auf den Gewinn des Europa League-Titel konzentrieren (was ich aus mehrfacher Sicht nur begrüßen könnte), sowie natürlich auf die Frage, wieviele Brandherde kann ein Trainer entfachen, ohne gefeuert zu werden, wird es mit Frankfurt und vor allem Wolfsburg schon eng genug.

Schaut man sich aber nun mal die kommenden Wochen an, dann wird ganz deutlich, dass Leverkusen, soweit sie jetzt auch noch entfernt sind, schon bald in Schlagdistanz sein werden. Am kommenden Wochenende setzt es nämlich erst mal für Leverkusen eine Pleite gegen Bayern, die entweder euphorisiert sind nach einem Sieg gegen United oder aber in einer „Jetzt erst recht“-Stimmung nach einer Klatsche in Manchester.
Eine Woche später geht es dann schon ins direkte Duell zwischen Stuttgart und Leverkusen und schwupps sind es schon wieder nur noch drei Punkte Rückstand auf die Pillendreher.

Nun habe ich gestern Nachmittag im Überschwang der Gefühle und im Unwissen über den Restspielplan meinem guten Freund Tobias, seines Zeichens Leverkusen-Fan, an den Kopf geworfen, dass wir sie am vorletzten Spieltag überholen. Bei genauerer Betrachtung habe ich dann allerdings feststellen müssen, dass dies erst am 34. Spieltag der Fall sein wird. Nun gut, man kann sich ja auch mal irren.

Dementsprechend werden wir damit am Ende 5. hinter Bremen, sowie Dortmund bekommt als Trostpflaster dafür, einen Platz hinter Schalke zu landen, die CL-Qualifikation.

Blöd, dass halt leider noch alle Spiele gespielt werden müssen und insbesondere wir auch unsere Partien gewinnen müssen. Und mit Hertha haben wir kommenden Samstag nicht nur ein Team im Aufwind vor der Brust, sondern unglücklicherweise auch ein Auswärtsspiel bei dem wir in den letzten Jahren nie gut aussahen. In Anbetracht der ewig langen Dreipunktelosigkeit im Berliner Olympiastadion, könnte man von sowas wie einem Angstgegner sprechen.

Aber diesmal fehlt ja die Ostkurve und sowieso sind Serien dazu da gebrochen zu werden. Und Realismus Pessimismus hat in diesem Beitrag ohnehin nix zu suchen.

Zu guter Letzt, für sachdienliche Hinweise von Stadiongängern, inwieweit die eingewechselten Spieler Celozzi und vor allem Schieber tatsächlich die Aussenpositionen im Mittelfeld eingenommen haben oder ob eventuell das Spielsystem verändert wurde, wäre ich sehr dankbar!

Der Hinrunden-Rückrunden-Vergleich: +18 Punkte; +18 Tore

14 Antworten to “Operation L.E.V.”

  1. steff April 6, 2010 um 5:31 pm #

    vielen tausend dank für deine berichte, finde sie einfach als vfb fan klasse, macht tausendmal mehr spass wie kicker, stz,bild etc.

    gruss und zetzt ran an das projekt l. e. v.

    ……………jaaaaaaaaaaaaaaaaaaa der vfb………………

    steff

  2. hirngabel April 6, 2010 um 5:37 pm #

    Oh, vielen Dank für die Blumen. Da werd ich ja fast rot wie der Brustring im Gesicht. =)

    Freut mich, dass Dir die Texte gefallen. Da weiss man dass sich die Mühe lohnt!

  3. Mütze April 6, 2010 um 10:38 pm #

    Dafür, dass du nicht weißt, was du schreiben willst, ist wieder mal ein fulminanter und ausführlicher Beitrag draus geworden. Weiter so!

  4. el pibe April 7, 2010 um 8:23 am #

    kann mich den vorpostern nur anschliessen. s.a.u.g.u.t.

    zu deiner frage: ja, dem war so. cello für hilbert auf LOM war einer der bizzarsten wechsel, dich ich seit längerer zeit gesehen habe. aber ging gut. schieber ging (offiziell) auf ROM, wobei ich eher einen systemswitch auf ein 4-3-3 gesehen habe. man könnte also sagen, respekt, unser kurzgeschorener coach hat cojones. denn beim stand von 0:1 den dritten stürmer zu bringen, das hat was.

  5. Ute April 7, 2010 um 8:30 am #

    „Operation L.E.V. – Leverkusen einholen, verdammt!“

    Sehr schön Marcel, ich musste herzhaft lachen über deine Kreativität 🙂
    Find ich toll geschrieben mit den „Oder wenn man X-Fan wäre…“, Daumen nach oben.

    Und was das Spiel in Berlin angeht, zu dem ich natürlich fahren werde (1,5 Stunden Anfahrt – kein Stadion ist näher an Leipzig dran), so denke ich natürlich ebenso an die grausame Statistik, in der Hoffnung, dass aus 18 sieglosen Jahren keine 19 Jahre werden. Aaaaaber, und das sei auch erwähnt, wir haben auch schon seit 10,5 Jahren nicht mehr in München gewonnen, tatatataaaa 😀

    Liebe Grüße nach Köln! 🙂

    Ute

  6. hirngabel April 7, 2010 um 1:11 pm #

    Hach Kinners, dat geht ja runter wie Öl heute… Vielleicht sollte ich in Zukunft doch mehr Polemik in meine Beiträge einbauen… =)

    @el pibe
    Naja, wenn man so will, dann ist ja Celozzi ja zumindest kein komplett unbekannter auf der linken Bahn, da er, wenn mich meine Erinnerung nicht ganz trübt ja auch bei den Gelbfüßlern desöfteren Linksverteidiger gespielt hat. Von daher ist der Sprung eins weiter nach vorne gar nicht sooo abwegig – die Position wurde ja auch schon ab und an mit Boka besetzt und auch auf der anderen Seite hat Träsch sich schon mal auf der ROM-Position versuchen dürfen – aber gut, der ist ja ohnehin so ein Allrounder, dass es nur noch eine Frage der Zeit zu sein scheint, bis er ins Blickfeld gerät, um die Nachfolge von Lehmann anzutreten…

    Viel spannender finde ich aber, dass Du tatsächlich ein 4-3-3 erkannt zu haben glaubst. Denn ich hatte ja schon in meinen Kaderplanungstexten diese Möglichkeit zart angesprochen für nächste Saison. Bei so viel hochkarätigen Sechsern mit Defensiv- UND Offensivpotential, wie wir sie nächste Saison womöglich verfügbar haben, wäre das durchaus eine Variante, die eine Option in den Gedankenspielen unsere „Coachjacks“ sein müsste.

    Allerdings wäre dann wiederum eine Sturmreihe Schieber – Pogrebnyak – Marica dann wiederum eine … sagen wir mal … eher unorthodoxe Lösung, die sich mir persönlich für nächste Saison nicht aufdrängen würde. Wobei: Zumindest gegen Gladbach hats ja jetzt scheinbar funktioniert.

    Das war auf jeden Fall der Hintergrund meiner obigen Frage, da eine zumindest zeitweilige Systemumstellung für nächste Saison sicherlich auch nochmal zusätzliche Personalfragen aufwirft, was Transfers im Sommer angeht. Von daher Danke für Deine Beobachtungen.

    @Ute
    Dann hoffe ich mal, dass Du uns in Berlin genauso viel Glück bringen wirst, wie in Köln. Oder meinetwegen auch eine Nummer kleiner – Hauptsache Serie brechen und 3 Punkte mitnehmen. Der Sieg gegen Bayern, wie auch die grundsätzliche Verfassung (physisch wie psychisch) sollte eigentlich ja genügend Anlass zu geben, den Berlinern ordentlich den Schneid abzukaufen.
    Hinzu kommt ja, dass die Hertha diese Saison tatsächlich ein ernsthaftes Heimproblem hat und lediglich einen ihrer 5 Saisonsiege im Olympiastadion geholt hat (und das gegeben, mit Verlaub gesagt, nur Hannover).

    Die Chancen sind gut. Auch um in der Operation L.E.V.! am Samstag schon einen entscheidenden Schritt voranzukommen. =)

  7. heinzkamke April 9, 2010 um 11:01 am #

    Da habe ich die Dinge ausnahmsweise mal ganz anders wahrgenommen als el pibe [ betrifft nicht die Qualität des Textes 😉 ]:

    Bei Gebharts Auswechslung ging Hilbert nach rechts auf dessen Position und Schieber übernahm im linken offensiven Mittelfeld, wo er sich allerdings nur schwer zurechtfand. Als dann Hilbert augenscheinlich angeschlagen war und phasenweise nur noch sehr unrund lief, brachte Gross Celozzi für das rechte offensive Mittelfeld, wo er sich ganz passabel schlug. Einen Systemwechsel habe ich nicht gesehen.

  8. hirngabel April 9, 2010 um 11:29 am #

    Jaaa, er lebt noch. =)

    Mhmm, tja, wem soll ich jetzt Glauben schenken? Eine Umstellung auf 4-3-3 wäre mir irgendwie sympathischer…
    Nuja, mal schauen, vielleicht kommt ja am Wochenende gegen Hertha wieder eine ähnliche Situation zustande. Die personellen Voraussetzungen sind ja durchaus ähnlich, da sowohl Khedira als auch Hleb wohl nicht dabei sein werden.

    Übrigens, die Aktion von unseren Ultras, morgen in den ersten 15 Minuten zu schweigen, finde ich nicht gut. Das ist viel zu nah an einer Solidarisierungsaktion mit den Hertha-Idioten, die das Spielfeld gestürmt haben – und das ist nicht okay, selbst wenn es vielleicht so nicht gedacht war.

    Aber gut, ich bin ja auch kein Fußballromantiker, sondern Fußballpragmatiker.

  9. heinzkamke April 9, 2010 um 12:30 pm #

    🙂

    Hab das mit der Solidarisierungsaktion erst vor einer halben Stunde mitbekommen und bisher nur Auszüge der CC-Website gelesen. Sehe es auch kritisch.

  10. hirngabel April 9, 2010 um 2:05 pm #

    Ist auch glaube ich erst heute wirklich offiziell geworden, die Geschichte.

    Sehr schwierige Kiste, weil es einfach ein sehr schmaler Grat ist und ich befürchte, dass das einzige was hängen bleiben wird, ein diffuses Gefühl, dass sich „die VfB-Fans“ mit den „auf den Platz stürmenden Hertha-Idioten“ solidarisiert haben. Übrigens, das sind „die VfB-Fans“, die ja schon vor ein paar Monaten mit Halsabschneidergesten und Böllern die eigene Mannschaft bedroht haben.

    Das mag so vom CC nicht gemeint sein, aber ich bin mir fast sicher, dass es so interpretiert werden wird. Und das gefällt mir überhaupt nicht.

    Mal ganz abgesehen von der allgemeinen Hybris diverser Ultras, die sich in diesem Zusammenhang wieder schön herauslesen lässt. Immerhin, bspw. im StZ/N-Forum sind die Kritiker der Aktion durchaus in der Überzahl.

    Spannend auf jeden Fall, dass die derzeit sich (teils wieder) entzündenden Grabenkämpfe zwischen „Krawall-Ultras“ und „Sportschau-Fans“ doch frappierend dem ähneln, was vor kurzem auch rund um das Spiel St. Pauli gegen Hansa diskutiert wurde. Wenngleich das mit dem teils körperlichen Aussperren natürlich noch einmal eine andere Dimension hatte. Wobei ich gespannt auf die Reaktionen bin, was passiert, falls Teile des Blocks doch Stimmung machen. Und sowieso was passiert, wenn in Minute 9 das 1:0 für uns fiele…

    Aber naja, Gedankenspiele eines Sesselfurzers und Sportschau-Fans, also eines VfB-Fans zweiter Klasse. =)

  11. Schwob April 9, 2010 um 2:40 pm #

    Hybris ist genaus das Wort, was mir in dem Zusammenhang auch einfällt. Wenn der CC auf seiner Homepage in etwa schreibt, dass sie den Verein durch ihren Boykott rund um das Bochum-Spiel wieder in die richtige Richtung gebracht haben (oder so ähnlich habe ich es zumindest interpretiert), finde ich das ziemlich anmaßend. Denn ich bin mir einerseits sicher, dass es auch ohne die Fanproteste rund um das Spiel damals den Trainerwechsel gegeben hätte, und andererseits waren die Aktionen der „Fans“ dort grenzüberschreitend.

    Ich fand früher den Ultra-Gedanken mitsamt der Stimmungsmache (Gesänge, Choreos, Fahnen etc) ganz gut, denn er hat m.E. frischen Wind in die Kurven gebracht, aber der Machtanspruch, die immergleiche Dauerbeschallung und die Krawalle/Böller, Überfälle auf rivalisierende Grupperungen etc. nerven doch mittlerweile ziemlich. Mich zumindest.

  12. hirngabel April 9, 2010 um 3:06 pm #

    Jep, diese Bezugnahme auf die Fanproteste rund um das Bochum-Spiel und die damit in Verbindung gesetzte Selbstbeweihräucherung im Sinne von „Wir haben den Verein wieder auf die richtige Bahn gebracht“ ist mir auch extremst bitter aufgestoßen und zeigt meiner Meinung nach ganz deutlich wie entrückt die Denke dort zumindest bei Teilen der Wortführer mittlerweile ist.

    Zum Verhalten der Ultras im Stadion kann ich selbst ja gar nicht viel sagen, da ich nun mal kein Stadiongänger bin, wenngleich ich natürlich gerne im Stadion Fußball gucke.
    Aber im Internet kommt man ja mit Mitgliedern dieser Fangruppierungen zwangsläufig häufiger in Kontakt und da geht es mir einfach unfassbar auf den Senkel, dass das eigene Ultra-Sein zum Idealtypus des Fandaseins hochstilisiert wird, während alle anderen im Grunde keine richtigen Fans sind.

    Und das ist immer wieder ein absoluter Schlag in die Fresse für mich und Fans wie mich. Ich bin seit verdammten 18 Jahren Anhänger des VfB Stuttgart, obwohl ich rund 400km von Stuttgart entfernt geboren und aufgewachsen bin, inmitten von Anhängern von Köln, Gladbach, Leverkusen, Bayern, Dortmund, Bremen, Schalke, usw. Diese Standfestigkeit muss man nun mal auch irgendwie aufbringen und kommt nicht von irgendwoher – aber das wird eben mit Gesinnungen wie der oben zitierten leider gerne völlig negiert und man wird dann eben selbst zum Fan zweiter Klasse degradiert.
    Das ist es, was mir ganz persönlich an der Ultra-Kultur so unsagbar auf den Piss geht. Wobei es natürlich bei weitem kein CC- oder VfB-spezifiisches Problem, sondern es ist ja bei allen Vereinen mit Fankultur von Bayern München bis Werder Bremen genauso oder so ähnlich, wie man jetzt beim oben schon erwähnten St. Pauli-Beispiel sehr gut sehen konnte, als ich mich mal ein wenig durch die entsprechenden Blogeinträge und Kommentare dort durchlas.

    Natürlich ist die Grundidee eines organisierten Supports durchaus und nach wie vor sehr gut und tut stimmungsmäßig natürlich gut. Das Problem ist nur eben, dass Relationen und Realitätsbezüge verloren gehen und auch eine „spontanere Stimmungskultur“ zumindest teilweise natürlich (unt)erdrückt wird. Aber gut, da kommen wir dann eben wieder in den Bereich, in dem ich mich nicht so gut auskenne, mangels allzu regelmäßiger Stadionbesuche.

    Ein exzellenter, wenn auch vollkommen polemisierender Beitrag gab es zum Thema übrigens zuletzt vom Trainer. Absolut lohnenswert übrigens auch die Kommentare und die dort aufgeführten Argumente der Ultras. Meine Lieblingsargumentations..äh..kette ist übrigens:
    „Wenn ihr keinen Dauersupport wollt, wollt ihr also ein totes Stadion und hättet am liebsten keine anderen Fans drin.“

    „Gegen den modernen Fußball“ my ass…

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